DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
Aus Bund und Ländern
BÄK-Vorstand fordert höhere Löhne im Gesundheitswesen-Ost
KÖLN. Der Vorstand der Bundesärztekammer hat die Tarifvertragsparteien drin- gend aufgefordert, die Löhne und Gehälter der Ärzte, Schwestern und Pfleger in den neuen Bundesländern umgehend nachhaltig anzu- heben. Nach den bereits er- folgten Lohn- und Gehaltser- höhungen bei Bahn und Post, der beabsichtigten Anpas- sung der Arzneimittelpreise und bei den bereits vielfältig erfolgten Lohnerhöhungen in der Privatwirtschaft sei eine gleiche Erhöhung in allen Gesundheitseinrichtungen dringlich, um einer Abwande- rung in andere Berufe oder in die alten Bundesländer ent- gegenzuwirken.
Außerdem richtete der Vorstand der Bundesärzte- kammer die dringende Bitte an den Bundesarbeitsmini- ster, durch eine Änderung des Sozialgesetzbuches VI sicherzustellen, daß alle Ar-.
beitgeber den Arbeitgeber- anteil zu berufständischen Versorgungseinrichtungen in gleicher Weise zu leisten ha- ben wie zur gesetzlichen Ren- tenversicherung. WZ
Herzchirurgie:
Drei weitere „Zentren"
MAINZ. Neben den be- reits bestehenden Herzzen- tren in Mainz (Universitäts- klinik) und in Kaiserslautern (Städtisches Krankenhaus) werden in Rheinland-Pfalz (Koblenz, Trier und in Lud- wigshafen) drei weitere Herz- zentren eingerichtet. Der Standort in Koblenz ist nicht, wie irrtümlich in Heft 1/2 1991 gemeldet wurde, der Städtische Kemperhof, son- dern das Bundeswehr-Zen- tralkrankenhaus.
Wie das rheinland-pfälzi- sche Ministerium für Umwelt und Gesundheit zur Ent-
scheidung vom 10. Dezember 1990 mitteilt, werde das Land Rheinland-Pfalz die herzchir- urgische Versorgung von Zi- vilpatienten am Bundeswehr- krankenhaus vertraglich si- chern. Das Städtische Kran- kenhaus in Ludwigshafen werde voraussichtlich noch 1991 den Operationsbetrieb aufnehmen können; dies gel- te auch für das Brüderkran- kenhaus in Trier. EB
Trauerfeier zur Beisetzung von Präparaten
FRANKFURT. Den Grundsatz ethischer Bindung in der wissenschaftlichen For- schung hat der hessische Mi- nister für Wissenschaft und Kunst, Dr. Wolfgang. Ger- hardt, in Frankfurt unterstri- chen. Gerhardt - sprach bei ei- ner Trauerfeier zum Geden- ken an die Opfer der NS-Dik- tatur. Anlaß der Gedenkstun- de war die Beisetzung von Präparaten aus den Bestän- den hessischer Universitäten, die in der Zeit der nationalso- zialistischen Herrschaft ge- fertigt wurden und bei denen nicht ausgeschlossen werden könne, daß sie von Opfern des NS-Terrors stammen.
Die Fachschaften Medizin in Frankfurt/Main, Gießen und Marburg haben in die- sem Zusammenhang die me- dizinischen Fakultäten aufge- fordert, sich in der Lehre und in Form von Forschungsauf- trägen mit der nationalsozia- listischen Vergangenheit aus- einanderzusetzen (vergleiche Deutsches Ärzteblatt Heft 6/1989 und 10/1989). EB
Prävention ist Sache des Arztes
MÜNCHEN. Die heraus- ragende Rolle des Arztes als
„Präventionsbotschafter" hat der bayerische Sozialminister Dr. Gebhard Glück vor dem 30. Bayerischen Internisten- Kongreß hervorgehoben.
Glück verwies auf die Ergeb-
nisse einer Studie, die im Auftrag seines Ministeriums erstellt worden war. Danach nannten 46 Prozent der mehr als 1000 befragten Bürgerin- nen und Bürger im Alter von 20 bis 49 Jahren den Arzt an erster Stelle der besten und glaubwürdigsten Präventions- vermittler. Mit deutlichem Abstand folgt auf Platz zwei das Fernsehen mit 15 Pro- zent.
Das bayerische Präventi- onsprogramm, sagte Sozial- minister Glück weiter, setze auf diese Leitbildfunktion des Arztes. So sei die Intensivie- rung der Multiplikatoren- schulung zu präventiven The- men ein Kernpunkt der ärztli- chen Fortbildung im Freistaat Bayern. Der Gesundheitsvor- sorge insgesamt messe die Staatsregierung eine heraus- gehobene Bedeutung zu. EB
Diabetiker-Schulung ist unverzichtbar
BAD LAUTERBERG.
Die qualifizierte Diabetiker- Schulung ist auch innerhalb der ambulanten Betreuung eine unabdingbare Aufgabe.
Sie ist wesentlich für eine hö- here Lebenserwartung und für die Kostenentwicklung im lebenslangen Betreuungspro- zeß. Deshalb sollte die Lei- stung in den EBM-Katalog aufgenommen werden. Diese
Klinik Waldheim:
Untersuchungs- ausschuß eingesetzt
DRESDEN. Den Miß- brauch der psychiatrischen Klinik Waldheim durch die politische Justiz der DDR soll ein Untersuchungsausschuß klären Ihm gehören sächsi- sche Landtagsabgeordnete sowie Juristen und Psychiater aus Westdeutschland und dem europäischen Ausland an, meldete vor kurzem die Nachrichtenagentur ADN.
Geprüft werden soll, welche Patienten aufgrund politi- scher Urteile in die Klinik bei Leipzig eingeliefert wurden.
Auffassung teilten Diabetes- Experten aus ganz Deutsch- land, die sich kürzlich im Harz zu einem Erfahrungs- austausch trafen.
In bezug auf die neuen Bundesländer wurde gefor- dert, daß trotz der dortigen Umstrukturierungen kein Va- kuum in der Betreuung von Diabetikern entstehen dürfe.
Außerdem will die Deutsche Diabetes-Gesellschaft einen Ausschuß „Diabetikerbetreu- ung in Arztpraxis und Polikli- nik" einrichten. EB
BÄK-Kongresse als Weiterbildungsmaß- nahmen anerkannt
KÖLN. Die beiden inter- nationalen Fortbildungskon- gresse, die die Bundesärzte- kammer in Davos (10. bis 22.
März) und Meran (24. März bis 5. April) veranstaltet, sind von folgenden Bundeslän- dern als Arbeitnehmer-Wei- terbildungsmaßnahme („Bil- dungsurlaub") anerkannt worden: Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfa- len, Schleswig-Holstein.
Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein haben zu- dem auch das „Forum" (16.
bis 19. Januar in Köln) als Weiterbildungsmaßnahme
anerkannt. EB
Der Sozialminister Sachsens, Hans Geisler (CDU), kündig- te außerdem ein Konzept zur künftigen psychiatrischen Be- handlung in dem Kranken- haus an.
Die Klinik soll durch die ehemalige Staatssicherheit zur Inhaftierung von Regime- gegnern benutzt worden sein.
Im August hatte eine Un- tersuchungskommission des DDR-Gesundheitsministeri- ums zwölf Fälle von Gehirn- operationen oder Sterilisatio- nen an Waldheimer Patien- ten bekanntgemacht. Gegen den früheren Leiter der Kli- nik leitete die Staatsanwalt- schaft Leipzig im Sommer ein Verfahren ein. afp A-176 (24) Dt. Ärztebl. 88, Heft 4, 24. Januar 1991