A 2502 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 109|
Heft 50|
14. Dezember 2012ARZNEIMITTELKOMMISSION
Im Zeichen des AMNOG
Frühe Nutzenbewertung, Lieferengpässe, Interessenkonflikte: Die Mitglieder der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft haben ein arbeitsreiches Jahr hinter sich. Ihren Vorstand bestätigten sie mit großer Mehrheit im Amt.
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harmafirmen wollen Geld ver- dienen, Ärzte ihre Patienten optimal behandeln. Was kein Wider- spruch sein muss, ist häufig einer.Für die Ärzteschaft benennt vor al- lem die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) im- mer wieder die Fehlentwicklungen und fordert Kurskorrekturen ein. So auch auf ihrer Mitgliederversamm- lung am 7. Dezember.
„Bereits im Sommer dieses Jah- res haben wir vor den Auswirkun- gen von Lieferengpässen – vorwie- gend bei intravenös zu verabrei- chenden, generisch verfügbaren Arzneimitteln – gewarnt. Doch we- der aus der Politik noch aus der pharmazeutischen Industrie gab es eine adäquate Reaktion“, sagte der AkdÄ-Vorsitzende Prof. Dr. med.
Wolf-Dieter Ludwig. Es gehe dabei auch um lebensnotwendige Medi- kamente, mit denen in der Vergan- genheit vor allem in der Krebs - behandlung große Erfolge erzielt worden seien. „Bei diesen Medika- menten wissen wir genau, wie und dass sie wirken – ganz anders als bei vielen neuen Wirkstoffen. Wir können deshalb nicht auf sie ver- zichten und auch nicht akzeptieren, dass sie heute zeitweilig nicht zur Verfügung stehen“, betonte Ludwig
und forderte, analog zu den USA, ein Register, in dem die Hersteller rechtzeitig einen Lieferengpass melden und auch die Gründe für diesen nennen müssen. Er kritisier- te, dass die Koalition eine Passage aus der aktuellen 16. Novelle des Arzneimittelgesetzes entfernt habe, mit der die zuständigen Behörden die Hersteller dazu hätten verpflich- ten können, bestimmte Arzneimittel entsprechend ihrem Bedarf konti- nuierlich zur Verfügung zu stellen.
Kürzlich habe nun ein erstes Ge- spräch über die Versorgungseng- pässe im Bundesgesundheitsminis- terium stattgefunden. „Ich hoffe, dass die Politik endlich das Pro- blem ernst nimmt und geeignete Maßnahmen ergreift“, so Ludwig.
„Die Arbeit ist nicht umsonst“
Dieses Jahr stand für die AkdÄ vor allem im Zeichen des Arz - neimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG). Das AMNOG räumt der AkdÄ das Recht ein, Stellungnah- men zur frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel abzugeben – lässt ihr dafür jedoch lediglich drei Wochen Zeit. „Wir haben zu knapp 40 Prozent der vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bewerteten neuen
Wirkstoffe eine Stellungnahme ab- gegeben. Mehr wird mit den derzei- tigen personellen Kapazitäten in der Geschäftsstelle der AkdÄ nicht möglich sein“, berichtete Ludwig.
Dennoch sei es sehr wichtig, neue Arzneimittel aus Sicht der Ärzte- schaft zu bewerten. Und die Arbeit sei nicht umsonst. „Es ist durchaus schon geschehen, dass unsere An- sicht im Beschluss des Gemeinsa- men Bundesausschusses berück- sichtigt wurde“, betonte Ludwig.
Zudem hat die AkdÄ in diesem Jahr die „Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten“ bei Mitglie- dern der Kommission verabschie- det, denen zufolge alle Mitglieder dazu verpflichtet werden, ihre Be- ziehungen zu Pharmafirmen oder Medizinprodukteherstellern offen- zulegen. „Wichtig ist dabei, dass sie nicht selbst bewerten, ob die Bezie- hungen einen Einfluss auf ihr Tun haben, sondern dass sie ausnahms- los alles offenlegen und die Bewer- tung anderen überlassen“, betonte der Sprecher der Arbeitsgruppe In- teressenkonflikte der AkdÄ, Prof.
Dr. med. Klaus Lieb.
Zur turnusmäßigen Wahl kandi- dierte der bisherige Vorstand er- neut und wurde mit großer Mehr- heit im Amt bestätigt. Ludwig bleibt Vorsitzender, Prof. Dr. med.
Ursula Gundert-Remy stellvertre- tende Vorsitzende. Den Vorstand komplettieren auch künftig der Saarbrücker Gastroenterologe Prof.
Dr. med. Daniel Grandt, der Bremer Pharmakologe Prof. Dr. med. Bernd Mühlbauer und der Freiburger All- gemeinmediziner Prof. Dr. med.
Wilhelm Niebling. Gundert-Remy dankte den Mitgliedern der Kom- mission für das gute Wahlergebnis:
„Es gibt uns für unsere weitere Tä- tigkeit einen großen Rückhalt.“
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Falk Osterloh Der neue Vor-
stand ist der alte:
Wilhelm Niebling, Bernd Mühlbauer, Ursula Gundert- Remy, Wolf-Dieter Ludwig und Daniel Grandt (von links nach rechts) nach ihrer Wiederwahl.
Foto: Georg J. Lopata