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Den Jugendlichen stehen heute zwei gut ausgebaute Ausbildungswege zur Verfügung: der schulische Weg über die Maturitätsschule einerseits

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I 024/2005 ERZ 1. Juni 2005 48C Interpellation

1841 Seiler, Bönigen (SP)

Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am: 14.02.2005

Revision der Gesetzgebung über die Maturitäts- und Diplommittelschulen Zukunft der Diplommittelschulen

Mit der Gesetzesrevision wird beabsichtigt, die Bestimmungen des Diplommittelschulgesetzes in ein einziges Gesetz für Maturitäts- und Fachmittelschulen zu vereinheitlichen.

Die Diplommittelschulen werden dabei zu dreijährigen Fachmittelschulen mit Fachmaturität umgebaut.

In diesem Zusammenhang wird der Regierungsrat um die Beantwortung folgender Fragen ersucht:

1. Den Jugendlichen stehen heute zwei gut ausgebaute Ausbildungswege zur Verfügung:

der schulische Weg über die Maturitätsschule einerseits; der Weg über die Berufslehre mit der Möglichkeit zum Erwerb der Berufsmaturität anderseits.

Welchen Zweck erfüllt unter diesen Voraussetzungen die Diplommittelschule heute und künftig?

2. Welche Konsequenzen würden sich aus einem Verzicht auf die Führung von Di- plommittelschulen ergeben?

3. Mit welchen Einsparungen ist bei einer vollständigen Aufhebung von Diplommittel- schulen zu rechnen.

Antwort des Regierungsrates

Die Tertiarisierung von Berufsausbildungen unter anderem im Gesundheitsbereich führt dazu, dass zweijährige Diplommittelschulausbildungen künftig schweizweit nicht mehr als Vorbildung zu den Ausbildungsgängen im Gesundheitsbereich anerkannt werden. Da für verschiedene der neu tertiarisierten Berufsausbildungen auf der Sekundarstufe II nicht genügend zubringende Ausbildungsplätze zur Verfügung stehen, ist ein Verzicht auf die Diplommittelschulen unmöglich. Der Grosse Rat hat aus diesen Überlegungen am 12.

Februar 2003 die Motion Morgenthaler „Anpassung und Neuausrichtung der Diplommittelschule (DMS)“ als Postulat überwiesen.

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Auf Grund dieser Ausgangslage hat der Regierungsrat am 18. Juni 2003 die Führung von dreijährigen Kursen im deutschsprachigen Kantonsteil beschlossen, verbunden mit einer sorgfältigen Evaluation dieses Ausbildungsangebots (RRB 1741). In Folge dieses Regierungratsbeschlusses ist der Umbau der Diplommittelschulen zu dreijährigen Fachmittelschulen mit Fachmaturität (FMS) bereits erfolgt, die ersten Klassen haben den neuen Ausbildungsgang im August 2004 begonnen. Dieser Umbau ist also nicht Gegenstand der Revision der Mittelschulgesetzgebung.

Die Zusammenlegung der Gesetzgebung ist aber für die Umsetzung zeitgemässer und effizienter Führungsstrukturen notwendig. Künftig werden alle deutschsprachigen FMS als Abteilungen von Gymnasien geführt. Unterschiedliche Regelungen in der Gesetzgebung etwa bezüglich Schulleitungen, Lehrerkonferenzen oder Schulkommissionen sind dabei wenig sinnvoll. Deshalb ist bei der Gesetzesrevision ein Zusammenführen der rechtlichen Vorgaben zu gemeinsamen Erlassen vorgesehen. Zudem wird für die Führung der FMS lediglich eine „Kann-Formulierung“ vorgeschlagen. Damit kann die Flexibilität im Hinblick auf die Ausbildung für Gesundheitsberufe gewahrt bleiben.

Zu Frage 1)

Der Stellenwert und die Frage des weiteren Bedarfs nach einer dreijährigen FMS sollen in den nächsten Jahren durch eine Evaluation des neuen Bildungsgangs geprüft werden. Der Schlussbericht der Evaluation soll im Jahr 2012 vorliegen. In der Zwischenzeit wird der Kanton Bern über eine FMS verfügen, die mit den Angeboten der übrigen Kantone der deutschen Schweiz vergleichbar ist und einen Beitrag leistet, um den sich abzeichnenden Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal zu entschärfen. Die Frage ist im Gesamtzusammenhang der neuen Bildungssystematik (NBS) im Gesundheitswesen zu sehen.

Das Konzept NBS umfasst die Schaffung der neuen Berufslehre Fachangestellte/r Gesundheit (FAGE) auf der Sekundarstufe II (mit und ohne Berufsmatur) sowie die Tertiarisierung der heutigen Diplomausbildungen entweder auf Stufe Höhere Fachschule (HF) oder auf Stufe Fachhochschule (FH).

Mit der Tertiarisierung der Diplomausbildungen stellt sich die Frage der Zubringer, einerseits auf dem berufsgestützten und anderseits auf dem schulgestützten Weg. Das Mengengerüst im Konzept NBS stellt sich wie folgt dar:

- FAGE: Rund 500 Lehrverhältnisse/Jahr

- Diplomausbildungen HF (Pflege und medizinisch-technische/therapeutische Berufsbildungen): Rund 550 Studierende/Jahr

- Diplomausbildungen FH (Ergotherapie/Physiotherapie/Studiengang Pflege für 40 Personen): Rund 110 Studierende/Jahr

Als Zubringer zu den Diplomausbildungen ergeben sich folgende Zahlen:

- FAGE-Ausbildung: Rund 330 - Gymnasium und FMS: Rund 220 - Andere Berufsabschlüsse: Rund 90

Aus diesen Zahlen geht hervor, dass die FMS (rund 100 Abschlüsse) als Zubringerin zur Tertiärstufe für knapp einen Sechstel der Auszubildenden dienen muss. Aus Sicht des Regierungsrates ist es ebenfalls zentral, verschiedene Zugangswege zu den Diplomausbildungen zu haben, damit für diese Berufsbildungen - und in besonderem Masse für die Pflege - genügend Nachwuchs vorhanden ist. Damit keine Einbrüche in den Ausbildungszahlen entstehen, ist darum eine mittel- bis langfristige Planung unabdingbar.

Zu Frage 2)

Als Zubringer für die tertiären Berufsbildungsabschlüsse im Gesundheitswesen können in den nächsten Jahren nicht genügend Ausbildungsplätze Fachangestellte Gesundheit (FAGE) zur Verfügung gestellt werden. Mittelfristig wären deshalb ohne FMS im Bereich Gesundheit Engpässe bei der Rekrutierung von Auszubildenden für die Höheren Fachschulen und Fachhochschulen zu erwarten. Dies würde die angespannte

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Personalsituation im Gesundheitswesen weiter verschärfen. Für die Nachwuchssicherung im Gesundheitswesen ist die FMS darum unabdingbar.

Zu Frage 3)

Bei der Ausgestaltung des neuen FMS-Lehrgangs wurde in hohem Mass darauf geachtet, die Kosten pro Ausbildungsjahr tiefer zu halten als bei der bisherigen DMS-2 -Ausbildung.

Die effektiven Kosten für den ganzen Ausbildungsgang bei 7 Parallelklassen, davon 2 im französischsprachigen Kantonsteil, fallen deshalb um rund Fr. 300'000.- niedriger aus als bei der Behandlung der Motion Morgenthaler im Februar 2003 noch angenommen wurde.

Im Folgenden werden die direkten Kosten des FMS-Lehrgangs verglichen mit den direkten Kosten von möglichen anderen Ausbildungsgängen. Direkte Kosten sind die Lohnkosten der Lehrkräfte für den Unterricht sowie die durch die Gesundheits- und Fürsorgedirektion (GEF) für die Nettokosten der betrieblichen Ausbildung ausgerichtete Entschädigung. Die indirekten Kosten z.B. für Schulleitungen, Schulsekretariate, Betriebskosten, Investitionen usw. dürften auf Grund der identischen Ausbildungsdauer nur unwesentliche Abweichungen enthalten und fallen für die FMS gering aus, da die FMS im deutschsprachigen Kantonsteil als Abteilungen von Gymnasien geführt werden.

Es ergeben sich folgende Vergleichszahlen für je 7 volle Klassen für jeweils den gesamten Ausbildungsgang:

Ausbildungsgang Kostenart Direkte Kosten

FMS Gehaltskosten 5,01 Mio.

Total 5,01 Mio.

Gymnasium Gehaltskosten 6,42 Mio.

Total 6,42 Mio.

FAGE mit BMS 1 Gehaltskosten 2,92 Mio.

(lehrbegleitende Berufsmaturität mit weniger Präsenz im

Ausbildungsbetrieb)

Entschädigung an Lehrbetriebe 3,36 Mio.

Total 6,28 Mio.

FAGE mit BMS 2 Gehaltskosten 3,34 Mio.

(zusätzliches schulisches Ausbildungsjahr zum Erwerb der Berufsmaturität nach Abschluss der Lehre)

Entschädigung an Lehrbetriebe 0,92 Mio.

Total 4,26 Mio.

FAGE ohne BMS Gehaltskosten 1,72 Mio.

Entschädigung an Lehrbetriebe 0,92 Mio.

Total 2,64 Mio.

Welche finanziellen Mehr- oder Minderbelastungen bei einer Aufhebung der FMS sich ergeben, lässt sich nicht schlüssig beantworten, da nicht bekannt ist, welche Ausbildungswege die Jugendlichen ohne FMS nehmen würden. Es können lediglich dazu Annahmen getroffen werden und daraus mit Hilfe der erwähnten Zahlen die Auswirkungen berechnet werden:

- Würden die Jugendlichen allesamt ein Gymnasium oder eine Lehre als FAGE mit integrierter Berufsmaturität (BMS) durchlaufen, müsste gemäss obiger Tabelle im Vergleich zur FMS-Ausbildung mit Mehrkosten von ca. 25% gerechnet werden. Auf Grund der Tatsache, dass es sich bei den FMS-Schülerinnen und -Schüler um schulisch interessierte, intellektuell leistungsfähige Auszubildende handelt, dürfte dieses Szenario realistisch sein.

- Würden die Jugendlichen alle eine Lehre als FAGE absolvieren und danach die BMS2 besuchen, so könnte maximal mit Einsparungen von 15% gerechnet

werden. Diese Einsparungen verringern sich, wenn die Kosten der häufig belegten Vorbereitungskurse für eine BMS2 oder allenfalls vorher besuchte 10. Schuljahre

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mitberücksichtigt werden. Auch nicht berücksichtigt ist die Tatsache, dass dieser Ausbildungsweg verglichen mit einer FMS-Ausbildung oder einer FAGE-Lehre mit integrierter BMS ein Jahr länger dauert und die Ausgebildeten dem

Gesundheitswesen somit ein Jahr weniger lang produktiv zur Verfügung stehen.

- Würden die Jugendliche allesamt eine FAGE-Lehre ohne BMS absolvieren, so würden sich Einsparungen von 50% ergeben. Diese Zahl verkleinert sich, je mehr Jugendliche vor der Lehre ein berufsvorbereitendes Schuljahr absolvieren oder nach der Lehre einen BMS-Lehrgang besuchen.

Insgesamt lässt sich ausgehend von den obigen Szenarien und dem Profil der Schülerinnen und Schüler in einer FMS vermuten, dass die Ausbildungskosten beim Verzicht auf die Führung der FMS leicht höher ausfallen dürften als bei der Weiterführung dieses Ausbildungsgangs.

Bei den Alternativszenarien mit einer Schliessung der FMS unter gleichzeitiger Eröffnung zusätzlicher FAGE-Klassen ist zu berücksichtigen, dass diese gar nicht realisierbar sind, da die für den Bedarf der Gesundheitsberufe benötigte Anzahl an Lehrstellen kurz- und mittelfristig nicht zur Verfügung steht.

An den Grossen Rat

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