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Archiv "Manila— Palmen, Reis und blauer Himmel" (24.10.1974)

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Hinweise • Anregungen

REISE

Manila

Palmen, Reis und blauer Himme

Jeepneys, bunt wie Zirkuspferde, beherrschen die Straßen

Manila, wirtschaftlicher Mittelpunkt der Philippinen, 333 Jahre unter spanischer Herrschaft, übt sich in glanzvoller Moderne. Man streift seine Slums ab, als seien sie toter Schlamm. Die Ärmsten der Armen werden einfach in eigens für sie er- stellte Siedlungen gesteckt, zehn Quadratmeter pro Familie. Nur ge- legentlich an den Ausfallstraßen findet man noch die Gettos der Verelendung, aber selbst die Armut ist auf den Philippinen ohne Schmutz, Waschen ist hier eine Leidenschaft, die Hemden sind Fet- zen, die Kleider zerfranst, aber ihre Farben leuchten. Reinlichkeit und Blumen feiern Triumphe. Wäsche flattert über Schutthalden, auf de- nen Kinder spielen, und Blumenra- batten geben ihren Segen dazu.

Wer ein Stück Papier wegwirft, zahlt 10 Pesos. 12 Pesos sind ein Tageslohn.

Kompositionen in Beton und Glas Daneben die Ayala, Prunkstraße der Reichen, angelegt, um Macht und Pracht eines einzigen Mannes zu zeigen. Kompositionen in Beton und Glas: Wächter stehen vor den Türen, Sperrgitter riegeln die Sei- tenstraßen ab; nur wer sich aus- weist, wird eingelassen in die Bur- gen derer, die das Elend verban- nen, um sich vor seinem Anblick zu erlösen. Das gibt ihnen Frieden, den Verbannten aber kaum Zufrie- denheit. Einst galt in Manila nur als gesellschaftsfähig, wer „intra mu- ros" wohnte. Es scheint, als wolle man ein neues Intramuros bauen, da der zweite Weltkrieg das alte, die 1571 von den Spaniern errich- tete und mit Mauern umgebene In- nenstadt, zerstörte.

Im Omnibus über Land: An der Straße Zäune aus geschlitzten Au- toreifen, weiß gemalt, vor dem vol- len vielfarbenen Grün der Reisfel- der, Palmhaine und Bananenplan- tagen. In den Reisfeldern — Recht- ecke, bald aus trübem Wasser, bald aus graubraunem Schlamm, dann wieder aus grünenden Pflanzen

— stampfen Büffel, wühlen Pflüge, gehen Bauern im Schatten breit- randiger Hüte, wasserbespritzt, schlammverkrustet, schweißüber- strömt; endlos weit der blaue Him- mel über ihnen, weiße Wolken an den Horizont über blaue Berge ge- tupft, die Sonne ein strahlender Kern, der keine Farbe verwischt, der nur Licht ausgießt und Schat- ten zeichnet, die Tiefe geben.

Für zehn Pfennig quer durch Manila

Siedlungen — von Palmfächern überweht — liegen an der Straße;

Jeepneys, rot, gelb, chromüberla- den, fähnchengeziert, bunt wie Ka- russellpferde, beherrschen die Stra- ßen; 25 000 dieser frisierten ameri- kanischen Geländewagen gibt es in Manila, umgerechnet vier Mark ver- dient ein Fahrer am Tag, umge- rechnet 10 Pfennig kostet eine Fahrt quer durch die Stadt. Kaska- den aus Grün, gemustert mit gel- ben Blättern, mit Schattenfeldern und mit Blüten in Rot und Weiß, umfassen jedes Haus. Ladenreihen säumen den Weg; Obst, Gemüse, Kokosnüsse, Kleider, Waren aller Art zu Haufen getürmt auf den The- ken, Bananen hängen in dichten Büscheln von den Decken. Men- schen flanieren, schwatzen, gehen ihrem Tagewerk nach; Tiergesich- ter mit breiten Backenknochen, die

Winterfahrten mit MS „Europa"

Kennen Sie Cap Haitien im Norden der Trauminsel Haiti?

Haben Sie schon einmal einen

„planteur-drink" auf Martinique ver- sucht?

Sind Sie in Yukatan schon einmal mit dem Schiff angekommen?

Diese drei Seefahrtsattraktionen sind nur einige von vielen auf den Winterfahrten der „Europa".

Mit einem guten deutschen Schiff zu verreisen, auf einem schwim- menden, behaglichen Zuhause neue Ziele anzusteuern, exotische Inseln und farbenfrohe Häfen zu sehen, dazu noch interessante Exkursio- nen zu machen, eine bessere Wei- se, den kalten, feuchten Tagen zu entwischen, dürfte es kaum geben.

Ein erstklassiger Service verwöhnt den Gast, eine gute Reiseleitung weiß auf jede Frage eine Antwort, und ein erfahrener Kapitän sorgt dafür, daß die Reise nautisch be- stens verläuft.

Der Prospekt für die Winterfahrten des bekannten Kreuzfahrtenschif- fes MS „Europa" liegt vor.

hier abtrennen einsenden an ÄRZTE-REISE-ZENTRUM HAPAG-LLOYD REISEBÜRO GmbH

5 Köln 1, Hohenzollernring 1-3 Telefon 02 21 / 2 00 21 Ich interessiere mich für die Win- terkreuzfahrten des MS „Europa".

Arztstempel/Telefon

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 43 vom 24. Oktober 1974 3131

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Leserdienst

Hinweise • Anregungen

Manila

Zähne weiß, voll, oft wulstig die Lippen, der Rahmen schwarzes Haar; Bilder der Wärme, der Ver- spieltheit, Fröhlichkeit und Freude.

Waschen wird groß geschrieben Die Wohnungen stehen auf Pfäh- len, unter ihnen scharren Hühner, wühlen Schweine. Die Wände sind oft aus Palmzweigen kunstvoll ge- flochten, dann wieder hängt ein- fach nur Wedel neben Wedel. Der Boden der Wohnungen: ein Beam- busgitter, mit der fasrigen Außen- haut von Kokosnüssen auf Hoch- glanz poliert, durchlässig für allen Schmutz. Palmgeflecht trennt Kü- che, Eßraum, Vorraum und Schlaf- raum voneinander. Herd ist ein Tisch mit Lehmdecke und Lehm-

höckern für die Töpfe. Waschen wird wie überall auch in der Dör- fern groß geschrieben. Jede besse- re Familie hat eine eigene Wasch- frau, fünf Pesos, nicht ganz zwei Mark kann sie am Tag verdienen.

Täglich wird das Hemd gewech- selt, täglich das Kleid; Wäsche flat- tert unaufhörlich in den Gärten, zwischen den Häusern, auf Balko- nen und in Fenstern.

Am Wegrand Reis auf Tüchern zum Trocknen gebreitet. Kinder kauern davor, wenden ihn mit den Händen.

Anderorts Flächen, groß wie Ten- nisplätze, voller Reis. Männer mit hölzernen Schiebern gehen über sie hin, häufeln die Körner, breiten sie wieder aus, streichen sie wie- der glatt, stehen in der grellen Sonne, fassen die trockenen Kör- ner in Schütten, heben sie hoch, lassen sie niederrieseln, Staub weht, Spreu fliegt. Andere, schweißüberströmt, die Ärmel zu- gebunden, Kopf und Nacken mit Tüchern verhängt, schleppen Säk- ke voll Reis über schmale Pfade, durch Wasser und über wankende Stege aus nur einem einzigen Palmstamm zur Straße. Bis zu drei Ernten schenkt das Jahr.

Am Pagsanjan, zwei Autostunden von Manila entfernt, warten Boote, schmale Einbäume; einer hat einen Außenbordmotor, schleppt ein hal-

bes Dutzend anderer stromauf- wärts zu den Stromschnellen. Links

und rechts steile Lehmufer. Palm- haine, soweit man sehen kann, und soweit man sehen kann, gehören sie einem einzigen Mann, einem aus der Fünf-Prozent-Schicht, der alles gehört. Lilien blühen im stil- len Wasser, Bäume hängen weit über, stehen wie Schirme vor der Sonne. Frauen am Ufer schlagen Wäsche, Inseln aus Kokosschalen treiben, Schilf wächst mitten im Strom, Waldkulissen schieben sich, Rauch quillt, zieht im Wind, hinter der Biegung ein Dorf. Kinder spie- len am Ufer, planschen im Wasser, winken. Der Fluß gabelt sich, sil- bern spielt die Sonne auf den Wel- len, blitzendes Licht schießt in die Augen. Windungen, Palmstämme, weiß angeleuchtet, hoch im Blau ihre Fächer, bewegt im Wind, glän- zend in der Sonne, ihr Schatten spielt auf dem Buschwerk tief unter ihnen.

Zu den Stromschnellen des Pgasanjan

Die Ufer treten zusammen, steigen steil himmelan, Moose klettern an ihnen hoch, Farne hängen an ihnen herab, feuchtschwarz ragen die Wände, Bäume weit oben, Zweige, Blätter wie Filigran vor dem Him- mel. Luftwurzeln, Lianen langen herunter, von Blättern umwunden, fangen Licht, spielen mit dem Licht.

Wasserfälle stürzen, sprühen Gischt, zerfliegen zu Staub. Dann Stromschnellen, Steine, Quader, gewaltige Kiesel quer über den Fluß. Das Wasser schäumt über sie, umtost sie, braust, dröhnt. Die Ruderer springen aus den Booten, stemmen sich gegen den Stein, treiben, ziehen, zerren, stoßen die Boote gegen den Strom, glänzen vor Nässe, ihre Muskeln spielen, Wasser perlt auf ihrer tiefbraunen Haut, ihr Atem geht schwer. Eine Tour schaffen sie am Tag, drei in der Woche, mehr ist zuviel. Ihr Lohn: zehn Pesos, zwanzig Pesos, umgerechnet höchstens sieben Mark am Tag.

Abend im Pagsanjan Rapids Hotel:

Spanien im Urwald. Zum Fluß hin ein Fenster, groß wie eine Tür, Rahmen für kunstvolles schmiede- eisernes Gitterwerk. Blaßgrün Was- ser und Palmenwald dahinter. Kin- der singen und tanzen während des Abendessens: Bauchtanz in Miniform. Wladimir, der Junior, vielleicht vier Jahre alt, ist maulig.

Spanische Folklore im philippinischen Hotel

Nach dem Abendessen spanische Tänze, nicht so vollendet wie in den Nachtclubs von Manila, dafür echter. Boß ist die Lehrerin des Dorfes, Tänzer und Tänzerinnen ihre Schüler. Wein verwandelt die Bilder. Wladimir erwählt eine hol- ländische Walküre. Gesichter verwi- schen. Die Kinder schenken Blu- men. Letzter spanischer Tanz.

Lichter verlöschen, Kerzen bren- nen einsam. Wer den Tag noch nicht enden will, hockt um den letzten Tisch. Hinter dem Gitter rauscht der Fluß, rauschen Palmen, Mondschein liegt im Garten, Be- trunkene planschen im Swimming- pool. Die Nacht ist warm, das Bett wie ein Schiff, die Sterne sind wie silberne Nadelköpfe am tiefblauen Himmel. Seufzt der Wind, flü- stert der Fluß. Adieu ihr Boote. Auf Wiedersehen, ihr Palmen. Was sieht, wer reist? Der eine vergange- ne Kunst, der andere gegenwärtige Menschen, der dritte nur Fort- schritt und der vierte nur Scher- ben. Alles das gibt es hier; drei Schritte vorwärts und zwei zurück, aber hungern wird wohl so schnell niemand. Wladimir, hellhäutig, blond, blauäugig und schon jetzt ein derber Brocken, gemessen an den zierlichen Philippinen-Mäd- chen, wohnt wie in einem Traum.

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Besuche auf den Philippinen bringt das Fernreisen-Programm von TS- Touropa-Scharnow für Winter 74/

75. Weitere Auskünfte erteilen alle Reisebüros mit entsprechender Vertretung unter ihnen das Ärzte- Reise-Zentrum Köln, Hohenzollern- ring 1-3. H. Lauterbach

3132 Heft 43 vom 24. Oktober 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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