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Archiv "Kombinierte Budgets: BPI befürchtet Verrechnung mit den Arzthonoraren" (27.10.1995)

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POLITIK LEITARTIKEL

Kombinierte Budgets

BPI befürchtet Verrechnung mit den Arzthonoraren

Der Begriff „kombinierte Budgets" gewinnt in der gesundheitspolitischen Diskussi- on zunehmend an Bedeutung. Auch der Bundesverband der Pharmazeutischen In- dustrie (BPI) bezieht entsprechende Modelle in seine Überlegungen zur dritten Stu- fe der Gesundheitsreform ein. Der Verband fürchtet vor allem mögliche Wechsel- beziehungen zwischen dem ärztlichen Honorar und den veranlaßten Leistungen.

p

rofessor Dr. Hans Rüdiger Vogel sieht die Kassenärzte derzeit in einer fatalen Zwick- mühle. Sie müssen mit einem Arzneimittelbudget zurechtkommen, das sie selbst nicht steuern können, für dessen Einhaltung sie jedoch haft- bar gemacht werden sollen. In der Diskussion um gangbare Alternati- ven nahm der Vorsitzende des Bun- desverbandes der Pharmazeutischen Industrie in Dresden Stellung zu der Forderung nach sogenannten kombi- nierten Budgets. Das ärztliche Hono- rar und die Kosten für Heilbehand- lungen dürften nicht aus einem ge- meinsamen Finanzbudget bezahlt werden, forderte Vogel. „Der Arzt muß seine Therapieentscheidung un- beeinflußt von eigenen wirtschaftli- chen Interessen fällen können."

Wenn der Patient auch nur den Ver- dacht hegen könne, der Arzt spare zu- gunsten des eigenen Einkommens an der Behandlung, werde das Vertrau- ensverhältnis massiv beeinträchtigt.

Kombinierte Budgets kann sich der BPI dennoch vorstellen — aller- dings nur unter Ausschluß des ärztli- chen Honorars. Vogel sagte, daß der Bundesverband der Pharmazeuti- schen Industrie einer Verknüpfung der einzelnen vom Arzt verordneten Leistungen zu einem gemeinsamen Budget grundsätzlich positiv gegen- überstehe. Beispielhaft nannte er Kli- nikeinweisungen oder Heil- und Arz- neimittel. Für den Arzt würden solche

„kombinierten Leistungsbudgets eine echte Auswahl unter verschiedenen Therapieprinzipien" ermöglichen.

Weil Arzneimittel in der Regel

„die preiswerteste Behandlungs- form" darstellten, brauche die phar- mazeutische Industrie unter diesen Vorzeichen den Wettbewerb mit an- deren Therapien nicht zu fürchten.

Gleichwohl werde der BPI den Ver- lauf und die Ergebnisse verschiedener Modellversuche mit kombinierten Budgets aufmerksam verfolgen. Ein solcher Versuch wird derzeit bei- spielsweise in Berlin vorbereitet. Be- teiligt sind die dortige Kassenärzt- liche Vereinigung und der Berliner Landesverband der Betriebskranken- kassen.

Absage an

„Listenmedizin"

Mit Blick auf die Diskussion um die sogenannte „Berliner Positivliste"

bekräftigte Vogel die ablehnende Haltung des BPI gegenüber „jeglicher Listenmedizin". Allerdings müsse die pharmazeutische Industrie sehen, daß die Budgetierung der Arzneimittel- therapie die Ärzte für simple Hand- lungsanweisungen empfänglich ge- macht habe. Der BPI-Vorsitzende wörtlich: „Wer eine Positivliste hat — ob staatlich verordnet oder von der Selbstverwaltung empfohlen —, der muß mit seinen Patienten nicht mehr lange darüber diskutieren, ob er die- ses oder jenes oder gar kein Arznei- mittel verschreiben soll."

Die Industrie müsse davon aus- gehen, daß die Ärzteschaft entweder die Arzneimittelrichtlinien verändert

oder daß regionale Empfehlungsli- sten — vielleicht auf der Ebene der Kassenärztlichen Vereinigungen — entstehen. In diesem Zusammenhang spielen aus Vogels Sicht die Qualitäts- zirkel eine nicht zu unterschätzende Rolle. Es sei grundsätzlich zu be- grüßen, daß ärztliche Qualitätszirkel auf regionaler Ebene dem einzelnen Arzt die Vor- und Nachteile bestimm- ter Arzneimittel transparent machen sollen. „Ich halte dies für einen ver- nünftigen Ansatz", betonte der BPI- Vorsitzende. „Vorausgesetzt, es wer- den einheitliche Kriterien angelegt."

Der Kassenärztlichen Bundes- vereinigung empfahl Professor Vogel deshalb zu definieren, ob und unter welchen Umständen die Arzneimit- telhersteller in die Qualitätszirkel ein- gebunden sein sollen. „Andernfalls sehe ich nämlich die Gefahr, daß man- che Hersteller die Beteiligung an Qualitätszirkeln als Wettbewerbsvor- teil ansehen und nutzen wollen." Vo- gels persönliche Meinung in dieser Frage: „Die Industrie hat in Qua- litätszirkeln nichts zu suchen."

Doch müsse sich auch die phar- mazeutische Industrie fragen, ob die bisherigen Instrumente der Pharma- Kommunikation noch angemessen seien. „Wir planen eine interdiszi- plinäre Gesprächsrunde über das Pharmamarketing, in die möglichst alle KVen einbezogen sein sollten", kündigte der BPI-Vorsitzende an. Da- bei könne es auch um die Frage ge- hen, ob die Ärzte weiterhin an der Pharmaberatung durch Pharmarefe- renten interessiert seien. Josef Maus Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 43, 27. Oktober 1995 (19) A-2873

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