A 2364 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 48|
3. Dezember 2010A K T U E L L
120 000 Fässer mit radioaktivem Müll lagern in dem ehemaligen Salz- bergwerk Asse.
Foto: dpa
G-BA-Chef Rainer Hess im Gespräch mit Gesundheitsminister Philipp Rösler
Foto: Georg J. Lopata
Ein ungewöhnlich gehäuftes Auf- treten von Leukämie- und Krebsfäl- len im Umkreis des maroden Atom- mülllagers Asse in Niedersachsen hat Behörden und Kritiker in Aufre- gung versetzt. Das amtliche nieder- sächsische Krebsregister weist für die Region um die Asse bei Wolfen- büttel nach Angaben des nieder- sächsischen Gesundheits- und Sozi- alministeriums eine Verdopplung der Leukämieerkrankungsrate bei Männern auf. Dort wurden für die Jahre 2002 bis 2009 zwölf Fälle gezählt, obwohl statistisch nur 5,2 Fälle zu erwarten gewesen wären.
Bei Frauen gibt es den Angaben zu- folge lediglich eine „nichtsignifi- kante Erhöhung“. Allerdings sei die Erkrankungsrate für Schilddrüsen- krebs bei Frauen verdreifacht.
Die Ursache für die Häufung von bestimmten Krebsfällen nahe der Asse ist bislang unklar. Nach Anga- ben des Gesundheits- und Sozialmi- nisteriums erfasst das Register nur anonymisierte Fälle. Über die Hin- tergründe der Erkrankungen, sei nichts bekannt, sagte ein Sprecher.
Das werde jetzt weiter untersucht.
Das für die Überwachung des Lagers zuständige Umweltministe- rium in Hannover teilte mit, die Asse-Umgebung werde seit 1966 überwacht. Es habe bisher keinen ATOMMÜLLLAGER ASSE
Ungewöhnlich viele Leukämiefälle
„messbaren Eintrag von radioakti- ven Stoffen“ in die Umwelt gege- ben. Das Bundesamt für Strahlen- schutz, das das Lager seit 2009 be- treibt, betonte, dass von der Anlage laut Messungen keinerlei Gefahr für Mitarbeiter und Bevölkerung ausgehe.
Zahl der Woche
70 000
HIV-Infizierte leben nach einer Schätzung des Robert- Koch-Instituts in Deutschland.
Nach einem Jahr mit dem Gemein- samen Bundesausschuss (G-BA) am neuen Standort Berlin zog des- sen Vorsitzender, Dr. jur. Rainer Hess, eine positive Bilanz. „Wir ha- ben hier eine Kommunikation auf- gebaut, die unsere Arbeit effizienter macht“, sagte er bei einem parla- mentarischen Abend im Bundestag.
Gerade die räumliche Nähe zu den Trägerorganisationen habe sich für den Arbeitsablauf als vorteilhaft er- wiesen. Hess lobte zudem die funk- tionierende Abstimmung mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG), ohne jedoch gegenüber GEMEINSAMER BUNDESAUSSCHUSS
In der Hauptstadt angekommen
dem anwesenden Minister Philipp Rösler (FDP) Konflikte in einzel- nen Sachfragen zu verschweigen.
So mahnte er eine Klärung der Fra- ge an, ob die Zulassung eines Me - dikaments neben der Wirksamkeit auch etwas über den Nutzen aussa- ge. Dies sei ein Grundkonflikt, der ausdiskutiert werden müsse.
Rösler sparte in seiner Replik nicht mit Lob für den G-BA. Dieser sorge dafür, „dass die Menschen Zugang haben zu Innovationen, aber zugleich vor Unsinn geschützt werden“. Beim gerade beschlosse- nen Arzneimittelmarktneuordnungs- gesetz hätten BMG und G-BA fern von Ideologie ein gemeinsames
Ziel verfolgt. TG
Die atomkritische Ärzteorgani- sation IPPNW wertete die Häufung als Bestätigung für die Gefahr durch Atomanlagen. Sei seien „ein wei - terer Beleg für den ursächlichen Zusammenhang von ionisierender Strahlung und einem erhöhten Krebs- und Leukämierisiko“. afp