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Archiv "KOSTEN: Eingeschränkte Handlungsfähigkeit" (15.05.1985)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

BRIEFE AN DIE REDAKTION

TIERVERSUCHE

Zu dem Leserbrief von Prof.

Dr. R. Klinke („Eine Frage"), in Heft 15/1985, Seite 1050:

Gegenfrage

1. Zunächst teile ich mit, daß ich als Ärztin in der pharmazeutischen Indu- strie (klinische Forschung) tätig bin und somit sehr gut weiß, wie Medikamen- te entstehen und auf ihre Wirksamkeit geprüft wer- den: an zahlreichen Ver- suchstieren, aber anschlie- ßend am gesunden und dann am kranken Men- schen. Oft gleichen sich die Ergebnisse dieser Ver- suchsreihen, wegen gene- tischer, artspezifischer und versuchsbedingter Unterschiede, nicht. Daher gelegentlich Unwirksam- keit oder negative Spätfol- gen, wie sie neuerdings bekannt wurden.

2. Habe ich in meiner Zu- schrift nicht die Arzneimit- telforschung angegriffen, die sich — schon aus wirt- schaftlichen Gründen — durchaus bemüht, Tierver- suche möglichst zu redu- zieren und den Versuchs- tieren artgerechte Bedin- gungen zu schaffen, son- dern Versuche von der Art, wie sie in der Armee zur Erprobung von Waffen oder von sonst unfähigen

„Forschern" zur Erlan- gung akademischer Titel usw. ausgeführt werden sowie grausame und schmerzhafte Versuche, die sich letztendlich als un- nötig und sinnlos erwiesen haben. In der Literatur wimmelt es nur so von Be- richten über Quantifizie- rung von Schmerzempfin- dungen oder psychologi- schen Reaktionen bei Tie- ren, die schlichtweg un- glaubhaft sind sowie über Verstümmelungs-, Ver- brennungs- und Erträn- kungsversuche, die in ihrer Grausamkeit empörend sind.

3. Wurden Pocken- und an- dere Impfungen nicht durch Tier-Versuche, son- dern durch Nutzung von körpereigenen Immunre- aktionen auf z. T. vom Tier gewonnenen Antigenen realisiert. Seren mit vorge- formten Antikörpern wur- den ebenfalls von Tieren gewonnen, bis man sie durch Antibiotika und mo- dernere Behandlungsme- thoden, nicht zu vergessen Präventiv- und Hygiene- maßnahmen, ersetzen konnte. Dieses heroische Kapitel der Medizinge- schichte war durchaus ethisch gerechtfertigt, und wir haben den Tieren da- bei viel zu verdanken. Heu- te kann man Impfstoffe zu- nehmend mit gentechno- logischen Methoden ge- winnen.

4. Gegenfrage an Herrn Prof. Klinke: Welchen praktischen Nutzen sieht er zum Beispiel in der heu- te noch wie vor hundert Jahren im Physiologie-Un- terricht stur praktizierten

Lebendverstümmelung von Fröschen? Wer von uns hat daraus je in seiner medizinischen Laufbahn einen Nutzen gezogen?

Und was hält er von „Baby Fae"?

Dr. med.

Noemi Pascal Zum Stadion 69

4018 Langenfeld-Langfort

KOSTEN

Zu dem Leserbrief „Eigentor", von Walter Osten (Heft 12/1985, Seite 794) und zu der

„Globus"-Statistik „Überlaste- te Krankenversicherung", Sei- te 809:

Eingeschränkte Handlungsfähigkeit

In der Statistik von „Glo- bus" 5461 werden Werte miteinander verglichen, die bei einer ordentlichen Statistikerhebung nicht miteinander verglichen werden dürfen. Daß kein Statistiker Einspruch er- hebt, sollte uns bei der Be- wertung von wissenschaft- lich-statistischen Arbeiten zu denken geben.

Mit solchen Angaben wird der Betrug am Kassenmit- glied und -arzt aufgebaut und in dem Bereich, in dem eine Kostensteige- rung um 20 Prozent kaum 1 Prozent der Gesamtko- sten im Gesundheitswesen übersteigt, aber der Kas- senpatient die effektivste Leistung erhält, wird drin- gend notwendige Leistung unter dem Vorwand der Kostensteigerung unter- drückt. — Streichholzspar- mentalität des Rauchers — Hinweis: Vier Kranken- haustage übersteigen die Kosten der Jahresversor- gung eines schwerkranken

Patienten durch den Haus- arzt.

Herr Osten vom „Vor- wärts" freut sich natürlich über solche statistischen Vergleiche, da er die Vor- schläge zur Gesundheits- politik der SPD unterstüt- zen muß. Richtigstellun- gen versucht er in seinem Leserbrief als tendenziöse Unwahrheiten der bösen Ärzte darzustellen.

Ein Vergleich mit den Ein- nahmen und den Verwal- tungsausgaben der Kassen würde wahrscheinlich ein fallendes Bild der Balken ergeben. Wer wagt es, eine Wirtschaftlichkeitsprüfung der Kassenverwaltungs- ausgaben zu fordern? Herr Blüm und die Bundestags- abgeordneten nicht, weil keiner seinen Beamten- oder Gewerkschaftskolle- gen einen Stein in den Weg legen will; die SPD und die Grünen erst recht nicht, weil beide Parteien den Weg zum Arzt zum

„Behördengang" machen wollen.

Da keiner an die Kassenko- sten ran will und die Kas- sen 6 Prozent der Mehrko- sten nicht rechtfertigen müssen, prellt man das schwächste Glied, den Kassenpatient und -arzt, mit Hilfe solcher „Gebur- ten-Klapperstorch-Statisti- ken" unter dem Vorwand der Kostendämpfung. Man schränkt die Handlungsfä- higkeit des Kassenarztes durch erpresserische Wirt- schaftlichkeitsprüfung so ein, daß er oft notwendige Therapien nur noch nach schwerster Überlegung an- wendet.

Darf eine Kostendämpfung im Gesundheitswesen so weit gehen, daß die Grund- sätze der Magna Charta, Grundlage unseres Straf- rechtes, verletzt werden?

Dr. med.

Gerhard Heinstein Lohrtorstraße 5 8770 Lohr/Main

Foto: Bohnert-Neusch

1484 (16) Heft 20 vom 15. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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