• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Durch die Brille" (03.01.1986)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Durch die Brille" (03.01.1986)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DIE GLOSSE

Ratlos

Es ist meist nicht bedrohlich oder erschreckend, aber oft doch be- achtlich und überdenkenswert, wenn „unbeteiligte" Politiker in der Fragestunde des Deutschen Bundestages den Ressortminister zu rein medizinisch-ärztlichen Fragen um Stellungnahme bitten.

Denn im allgemeinen werden die

„Volksvertreter" von hilfesuchen- den Menschen bedrängt, von ih- rer Seite aus alles zu versuchen, einem Notstand abzuhelfen.

So mag die Anfrage des SPD-MdB Günter Pauli, Koblenz, zu verste- hen sein, der sich nach den spe- ziellen Therapiemöglichkeiten und laufenden oder geplanten öf- fentlichen Forschungsaufträgen bei den chronischen Hautkrank- heiten Psoriasis vulgaris und Neu- rodermitis erkundigte.

Die Antwort des Gesundheitsmini- sters, vertreten durch seinen (be- amteten) Staatssekretär, brachte denn auch die alles beantworten- de, aber nichts sagende Replik, die Fachleute in einem solchen Fall zu erwarten pflegen...

In der Tat: Zur Neurodermitis ist bis vor kurzem tatsächlich medizi- nisch-wissenschaftlich nur wenig zu sagen gewesen. Es sei denn, man nimmt den erheblichen pro- pagandistischen Aufwand zur Kenntnis, der in vielen Publika- tionsorganen der Laienpresse ge- schah und der über erfreuliche Behandlungsergebnisse mittels strengster Diät und einigen unkla- ren „Bestrahlungen" bei Kleinkin- dern durch Heilpraktiker berich- tet. Verschwiegen werden dürfen aber auch nicht die anhaltenden Besserungen bis zur Symptom- freiheit, erreicht während klini- scher Behandlung von Neuroder- mitikern zusammen mit Alkoho- likern und Drogenabhängigen durch qualifizierte Psychiater.

Wenn sich in jüngster Zeit Päd- iater, Internisten und sogar aus- ländische Ärzte, die in der Bun- desrepublik Deutschland arbei- ten, dieses vernachlässigten Krankheitsbildes annehmen, so ist dies lobenswert, geht aber am zuständigen Gebietsarzt, dem Dermatologen, haarscharf vorbei.

Dieser rettete sich bislang mei- stens mit blanden beziehungswei- se corticoidhaltigen Externa, gu- tem Zureden, Verordnung von Kli- makuren u. a. „über die Runden".

Wenn man den Psychiatern folgt, so ordnen diese die Neurodermi- tis einer der sieben psychosomati- schen Krankheiten zu. Mag dem auch so sein, so wird (leider?) kaum ein Neurodermitiker wegen seiner Hautkrankheit gerade beim Psychiater Hilfe suchen. Er landet fast stets beim Dermatologen.

Dieser Arzt muß überfordert sein, wenn er gleichermaßen dermato- logisch, allergologisch, psy- chotherapeutisch, ökotropholo- gisch und physiotherapeutisch versiert sein soll und beraten muß.

Dennoch kann in den meisten Fäl- len ein anhaltender Erfolg auch bei quasi ambulanter Kurzzeitbe- handlung erzielt werden, wenn Fachkräfte zielorientiert zusam- menarbeiten und eine begleiten-

Ausgabe A 83. Jahrgang

de Nachbetreuung durch den Hausarzt über einen Zeitraum von etwa 3 bis 12 Monaten gewährt ist.

Nur sind hier wieder „Formalien"

kaum zu überwinden: Wer bezahlt die Unterkunft während der weni- gen Tage des Intensivbehand- lungslehrganges, wenn die Pa- tienten von weither anreisen? Wie kann der Kassenarzt seine Lei- stungen auf dem Krankenschein unterbringen, wenn er durch sei- ne „gebündelten" Leistungen über wenige Tage den Rahmen seines Fachgruppendurchschnitts sprengt? Videant consules! — Nur, bitte, nicht auf dem Rücken der wirklich arg gequälten Patienten (es gibt in der Bundesrepublik et- wa 500 000 Neurodermitiker). WK

Durch die Brille

Welch ungeheures Wachstums- potential das Gesundheitswesen in China noch enthält, wird durch einen einzigen Blick durch die

Brille schlaglichtartig deutlich:

In der Volksrepublik China wer- den zur Zeit 160 Millionen Brillen- träger gezählt, die nach Plan alle sieben Jahre die Brille wechseln können (Brillenerneuerungsfre- quenz). Der Jahresbedarf an Zweit- und Erstbrillen wird auf 28 bis 30 Millionen geschätzt. Jedoch bleiben etwa 10 Millionen Brillen- bedarfsberechtigte ohne Brille, weil die Produktion nicht nach- kommt.

Also wird Prävention getrieben.

Insbesondere unter den Jugendli- chen werden reichbebilderte Bro- schüren zur Verhütung und Behe- bung von Kurzsichtigkeit verbrei- tet. Ein Vergleich zwischen den Kosten von Broschüren und Bril- len ist nicht statthaft, da Brillen- freiheit allemal besser ist als Bril- len und weil Prävention ohnehin ihren Wert in sich selbst trägt. FM Heft 1/2 vom 3. Januar 1986 (27) 23

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Alle Arten werden sogfältig erhoben und es wird auf Fachebene gemeinsam besprochen, wie damit umgegangen wird, beispielsweise durch Umsiedlungen. Hier gibt es anerkannte und

Wird von Quälerei und Belastungen im Zusammenhang mit Musik gesprochen, denken viele viel- leicht an massige Lautsprecherboxen oder an zeitgenössische, moderne Musik, unendlich

Les articles de weblogs peuvent être commentés Les blogs peuvent également servir de «substitut» aux news­.. letters en PDF, publiées par exemple par une

..., Die Morbiditätsverläufe der einzelnen Quartale sind nicht Jahr für Jahr identisch. Die saisonbe- dingten Einflüsse auf das Krank- heitsspektrum können sehr

Lid- schatten brauche ich nicht, denn man schaut sowieso nur auf die Brille … Seit ich Kon- taktlinsen trage, sind meine Augen sehr empfindlich und trocken ge- worden, da möchte

Da nur die Makula geschädigt wird, bleibt auch im schlimmsten Fall das äußere Gesichtsfeld erhalten, sodass sich die Patienten in ihrem gewohn- ten Umfeld einigermaßen

Dieses deutsche Gesundheitswesen zeichnet sich bisher aus durch Subsi- diarität und Solidarität, durch eine gleich- wertige und gleichmäßige Versorgung, durch

Die Neuregelung sorge für einen umfassenden Unfall- schutz vom Krippen- bis zum Hortplatz, meint Manfred Brügmann von der Berufsge- nossenschaft für Gesund- heitsdienst und