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Archiv "HIV-Infektion: Bereits im akuten Stadium intensive Therapie" (28.06.2002)

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uf der Grundlage der Zahlen des Robert Koch-Institutes ist jähr- lich bundesweit mit 2 000 neuen HIV-Infektionen zu rechnen. Eine US- Studie zeigt, dass vom Zeitpunkt des er- sten Arztbesuches mehrere Wochen – in einigen Fällen bis zu zwei Monaten – vergehen, bis die richtige Diagnose ge- stellt wird. Mehr als die Hälfte der be- troffenen Patienten muss dazu dreimal oder häufiger den Arzt aufsuchen.

Vor allem wegen unspezifischer Symptome wie Fieber, Nachtschweiß, Haut- und Schleimhautveränderungen, Müdigkeit, Lymphknotenschwellungen oder Leistungsschwäche ist die Diagno- se der akuten HIV-Infektion schwer zu stellen. Auch ein weitgehend klinisch stummer Verlauf ist möglich. Partner- untersuchungen sind – selbstverständ- lich mit Einverständnis der Betroffenen – anzustreben.

Patienten mit den geschilderten Be- schwerden finden sich außer in den Praxen von Allgemeinmedizinern und Internisten bei HNO-Ärzten, Derma- tologen, in Krankenhaus-Ambulanzen sowie bei fast jeder anderen Fachgrup- pe. Sie gehören in Deutschland zu deut- lich mehr als der Hälfte zur Gruppe homo/bisexueller Männer, berichten dies jedoch dem behandelnden Arzt oft nicht, was zu einer Verzögerung der Diagnose führen kann.

Das Standardtestverfahren, der HIV- Antikörpertest (ELISA plus Western- Blot-Bestätigung) spricht wegen des diagnostischen Fensters erst nach ei- nigen Wochen an. Der in erster Linie zur Viruslastbestimmung und zum The- rapiemonitoring benutzte PCR- oder bDNA-Test spricht etwa ab dem zwölf- ten Tag nach dem Infektionszeitpunkt

an. Häufig finden sich dann sehr hohe Virusbelastungen, meistens zwischen etwa einer halben bis mehreren Millio- nen (Medianwert 750 000, Range circa 9 000 bis 90 Millionen Kopien/ml). We- gen dieser häufig hohen Virusbelastung im Blut und in den Genitalsekreten (bei

noch negativem HIV-Antikörpertest) ist von einer oft deutlich erhöhten Infektiosität dieser Patienten bei se- xuellen Kontakten auszugehen, die in Modellberechnungen mit dem Zwan- zigfachen der üblichen Infektiosität angegeben wird.

Zum Zeitpunkt der akuten HIV-In- fektion ist bei den betroffenen Patien- ten von einer relativ homogenen Virus- population und einem noch gut erhalte-

nen immunologischen Repertoire aus- zugehen. Deshalb gilt für diese Gruppe die sonst im Rahmen der HIV-Infek- tion weitgehend außer Kraft gesetzte Maxime „hit hard and early“ in beson- derer Weise. Die frühe und intensive Therapie kann dazu beitragen, das Im- munrepertoire zu erhalten und die Viruslast schnell zu senken.

In dieser Gruppe, so zeigen erste Stu- dien, ist der gezielte Einsatz von Thera- piepausen aus immunologischen und virologischen Erwägungen (Autovak- zine) sinnvoll und kann bei einigen Pa- tienten dazu führen, dass etwa ein Jahr nach Behandlungsbeginn ein auch län- gerfristiges Absetzen der Therapie in Erwägung gezogen werden kann. Dies vor dem Hintergrund, dass es bei einem erheblichen Teil von Patienten in ent- sprechenden, bisher allerdings kleinen Studien, nicht zu einem nennenswerten Viruswiederanstieg nach Absetzen der Therapie gekommen ist.

Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versor- gung HlV-Infizierter e.V. (DAGNÄ) hat Anfang 2002 ein bundesweites Projekt gestartet, in dem anonym die Daten von Patienten mit akuter HIV-Infektion ge- sammelt und ausgewertet werden. Vor- geschlagen werden verschiedene Thera- pierregime, in denen auch Pausen vorge- sehen sind. Die Behandlung wird indivi- dualisiert durchgeführt. Nähere Infor- mationen hierzu sowie zu spezialisierten Ärzten in der näheren Umgebung sind zu erhalten in der Geschäftsstelle der DAGNÄ in Aachen (Telefon: 02 41/

2 67 99) oder beim Koordinationszen- trum für das Projekt, MUC Research in München (Telefon: 0 89/59 98 93-3).

Dr. med. Hans Jäger, Dr. med. Heribert Knechten P O L I T I K

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 26½½½½28. Juni 2002 AA1805

HIV-Infektion

Bereits im akuten Stadium intensive Therapie

Eine antiretrovirale Behandlung im Frühstadium der Infektionserkrankung, die wegen teilweise unspezifischer Symptome häufig zu selten erkannt wird, scheint den Patienten im weiteren Verlauf Vorteile zu bieten.

Blick durch das Elektronenmikroskop: Ein HI-Virus attackiert die Wirtszelle. Foto: Archiv Medizinreport

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