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Heilung in Trance

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Academic year: 2022

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ange Zeit hatte die Hypnose einen schlechten Ruf und galt nicht nur bei überkritischen Zeitgenossen als bedenkliche Effekthascherei und fauler Zauber. Kein Wun- der, nutzten geschäftstüchtige Scharlatane und Show-Hypnoti- seure den veränderten Bewusst- seinszustand ihrer gutgläubigen Mitmenschen doch, um diese in Trance der Lächerlichkeit preis- zugeben. In Hypnose biss so mancher „Freiwillige” genüss- lich in eine saure Zitrone, in der Annahme, es sei ein Apfel. Auch spektakuläre Shows, bei denen

Erwachsene in Trance auf allen Vieren über Bühnen krabbeln oder lächerliche Tänze auffüh- ren sollten, trugen dazu bei, die Hypnose in Verruf zu bringen.

Jedoch: Mit all diesem Hokus- pokus haben klinische Hypnose und Hypnosetherapie (auch Hypnotherapie genannt) nicht das Geringste zu tun. Vielmehr handelt es sich hierbei um se- riöse und mittlerweile gut un- tersuchte Behandlungsformen, die darauf abzielen, mit der Kraft des Unterbewusstseins zu heilen. Durch den Zugang zum Unbewussten sollen unter an- derem die Selbstheilungskräfte

des Patienten mobilisiert wer- den. Diese befähigen ihn dann beispielsweise, eine seelische Krise zu meistern, besser mit körperlichen Beschwerden klar- zukommen oder eine Sucht zu überwinden.

Tor zum Unbewussten Zu diesem Zweck wird der Patient von einem ausgebildeten Thera- peuten seines Vertrauens in hypnotische Trance versetzt.

Darunter verstehen Experten einen veränderten Bewusst- seinszustand, in dem die Auf- merksamkeit in besonderer Weise gebündelt wird, während störende Reize ausgeschaltet werden. Vergleichbar mit der Meditation versetzt die Hypnose den Menschen in einen Zustand erhöhter Aufmerksamkeit und Konzentration, die sich jedoch nach innen richten. Im Gegen- satz zu einem verbreiteten Irr- glauben ist der Mensch in Hypnose allerdings weder be- wusstlos noch schläft er. Eher lässt sich die hypnotische Trance mit einem intensiven Tagtraum vergleichen. Sie gilt – neben dem wachen Alltagsbewusstsein und dem Schlaf – als „dritter Zustand”. Und der lässt sich

sogar im Gehirn messen: Dass unser Oberstübchen unter Hyp- nose anders arbeitet, kann neu- rophysiologisch nachgewiesen werden. Im Zustand hypnoti- scher Trance werden Lern- und Erinnerungsprozesse außerhalb der bewussten Wahrnehmung angesprochen und die bildliche Verarbeitung gefördert. Aus all diesen Gründen ist die Hypnose ein sehr guter Zustand, um the- rapeutische Veränderungen her- beizuführen. Dass es unter Hyp- nose sogar möglich ist, akute Schmerzen zu unterbinden, ver- deutlicht das beachtliche thera- peutische Potenzial des „dritten Zustands”.

Einleitung und Auflösung Eine hypnotische Trance kann auf unterschiedliche Weise ein- geleitet werden. Bei der so ge- nannten direkten Induktion wird die Aufmerksamkeit des Patienten meist auf eine Sache gelenkt, beispielsweise auf einen Kugelschreiber oder ein Pendel, das der Therapeut vor den Augen des Patienten hin und her bewegt. Die direkte Induk- tion arbeitet in der Regel mit

„befehlsähnlichen” Suggestio- nen, weshalb sie auch als autori-

PRAXIS HYPNOSE

116 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Dezember 2012 | www.pta-aktuell.de

Ob Migräne, Nikotinsucht, chronische Schmerzen oder Angst vorm Zahnarzt – bei vielen gesundheitlichen Problemen kann die Hypnose

helfen. Aber wie funktioniert sie wirklich und woran erkannt man seriöse Therapeuten?

Heilung in Trance

© Brian Jackson / fotolia.com

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täres Verfahren bezeichnet wird.

Anders die „moderne” indirekte Induktion, die der amerikani- sche Psychiater Milton H. Erick- son (1901 bis 1980) begründete.

Hier wird der Patient offener in die Trance begleitet, die Sprach- muster haben eher gewähren- den Charakter.

Gut zu wissen: Jede hypnotische Trance muss wieder aufgelöst werden. Das bedeutet: Der Pa- tient muss sorgfältig und behut- sam aus der Hypnose zurück- geführt werden. Ansonsten be- steht das Risiko, dass es zu Pro- blemen wie Orientierungslosig- keit oder veränderten Sinnes- wahrnehmungen kommen kann.

Ein seriöser Therapeut ist der beste Garant für eine Hypnose

„ohne Nebenwirkungen”.

Breites Therapiespektrum Eingesetzt werden Hypnose und Hypnotherapie von entspre- chend ausgebildeten Psychothe- rapeuten, Ärzten und Zahnärz- ten. Zu den klassischen Indika- tionen gehören unter anderem:

k Ängste

k posttraumatische Störungen

k Aufmerksamkeits-/Verhal- tensstörungen und Hyper- kinesien bei Kindern k Geburt und Geburts-

vorbereitung k Operationen und

Operationsvorbereitung k psychosomatische

Störungen k Schmerzen k sexuelle Störungen k Süchte und Abhängigkeiten k Zahnbehandlungen (Angst,

Schmerz) k Zwänge.

Die Wirksamkeit der Hypnothe- rapie konnte mittlerweile in weit über 200 empirischen Studien für zahlreiche medizinische Probleme, für Verhaltensstörun- gen und viele Bereiche der Psy- chosomatik nachgewiesen wer- den. Und auch die Erfolgsquote, die Erhebungen zufolge bei knapp 70 Prozent liegt, ist be- achtlich. Besonders große Chan- cen auf Erfolg bietet die thera- peutische Hypnose bei Krank- heiten mit ausgeprägter psy- chischer Komponente. Dazu zählen beispielsweise Migräne,

Schlafstörungen, Reizdarmsyn- drom und Neurodermitis. Aber nicht nur das: Hypnose wird heute auch mit Erfolg in der Krebstherapie eingesetzt, unter anderem, um Ängste zu lindern, Schmerzen zu reduzieren und die Nebenwirkungen einer Che- motherapie zu mindern. Auch andere akute Schmerzzustände, etwa bei der Geburt oder wäh- rend eines chirurgischen Ein- griffs, können mithilfe der Hyp- nose oft besser kontrolliert wer- den. Hypnose lässt sich auch gut und problemlos mit anderen Therapien kombinieren, bei- spielsweise mit verhaltensthe- rapeutischen Behandlungen.

Kein Allheilmittel Bei allem therapeutischem Potenzial und möglichem Nutzen der Hypno- therapie, darf jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass es sich dabei um ein Allheilmittel han- delt. Leidet ein Patient beispiels- weise bereits seit Jahren unter einer psychischen Erkrankung oder unter chronischen Schmer- zen, so können diese massiven gesundheitlichen Beeinträch-

tigungen sicherlich nicht von jetzt auf gleich oder gar „wie im Schlaf ” kuriert werden. Und:

Ohne die Mithilfe des Patienten kann auch der beste Hypnothe- rapeut keine Erfolge erzielen.

Beispiel Sucht: Zwar kann eine fundierte Hypnose helfen, von Zigaretten oder Alkohol loszu- kommen, aber ohne den Willen und das Engagement des Be- troffenen wird auf Dauer keine langfristige Abstinenz erreicht werden können.

Dass die Hypnose kein „Zau- bermittel” ist, hat jedoch auch etwas Beruhigendes: Gegen den eigenen Willen kann man nicht hypnotisiert werden. Und auch die Sorge, man könne in Hyp- nose zum „fremdbestimmten Werkzeug” werden, ist in aller Regel unbegründet. Es konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass ein Mensch im Zu- stand der Trance nur die Sug- gestionen befolgt, die sich im Einklang mit seinem Wertesys- tem befinden.

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Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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