24 DIE PTA IN DER APOTHEKE | März 2013 | www.pta-aktuell.de
Der Brummschädel plagt Ihren berufstätigen Kunden jeweils samstags und sonntags oder im Urlaub? Bei diesen Erzählungen sollten Sie hellhörig werden, denn oft verbirgt sich dahinter ganz einfach ein Koffeinentzug.
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affee zählt neben Tabak und Alkohol zu den wichtigsten Genussmitteln. Für die anregende Wirkung ist das enthaltene Koffein verantwort- lich, ein natürlich vorkommen- des Purinderivat (1,3,7-Trime- thylxanthin), das chemisch Ade- nosin ähnelt. Dieser verwandt- schaftlichen Beziehung zu Ade- nosin verdankt Koffein auchseine Wirkung, indem es als kompetitiver Antagonist an des- sen Rezeptoren bindet und da- mit ein hemmender Effekt auf verschiedene Körperfunktionen von Adenosin unterbleibt.
Eine Dosis von 85 bis 250 Milli- gramm Koffein (1 bis 3 Tassen Kaffee) bewirkt eine Stimulie- rung des Zentralnervensystems, die sich durch reduzierte Schläf- rigkeit und Ermüdung sowie
verbesserte Wachsamkeit, Stim- mung, Aufmerksamkeit und Produktivität zeigt – kein Wun- der, dass Kaffee ein beliebtes Getränk am Arbeitsplatz ist und oft auch in großen Mengen ge- trunken wird.
Wochenend-Blues Fällt diese Koffeinzufuhr ab Samstag plötz- lich weg, können sich Kopf- schmerzen, Müdigkeit, grippe- ähnliche Symptome, aber auch Nervosität, Zittrigkeit oder Ru- helosigkeit einstellen. Studien zeigen, dass zum Auftreten die- ser Symptome nicht ausschließ- lich eine dauerhaft hohe Kof- feindosis nötig ist. Selbst nied- rige Mengen (ab 100 Milli- gramm), die täglich zugeführt werden, können bei Unterbre- chung zu Kopfschmerzen füh- ren. Dabei sind Ausmaß und Schweregrad der auftretenden Symptome nach Koffeinentzug dosisabhängig. Charakteristisch ist der Zeitverlauf: Personen, die auf Koffein verzichten, berich- ten circa 12 bis 24 Stunden nach der letzten Aufnahme über Kopf- schmerzen & Co.
Ursachen Mediziner sehen die Koffeinentzugssymptome über- wiegend in Zusammenhang mit dem Antagonismus zu Adeno- sin: Koffein bewirkt bei chroni- scher Zufuhr einen Anstieg der Adenosinrezeptoren (Up-Regu- lation). Bei Absetzen ist die große Fülle der Rezeptoren nicht länger durch Koffein blo- ckiert, sodass nun verstärkt die
von Adenosin vermittelten Ef- fekte dominieren. Auch der auf- tretende Kopfschmerz wird auf diese Weise hervorgerufen: Kof- fein bewirkt durch Vasokon- striktion der zerebralen Gefäße eine Abnahme des zerebralen Blutflusses (CBF). Dieser steigt nach Absetzen der Koffeinzu- fuhr an, basierend auf einer Va- sodilatation, vermittelt von Ade- nosin direkt an der glatten zere- bralen Gefäßmuskulatur – und ist verantwortlich für den Ent- zugskopfschmerz.
Was tun? Bevor insbesondere zu Schmerzmitteln gegen die Kopfschmerzen gegriffen wird, bietet sich daher ein Hinter- fragen der Kaffeegewohnheiten Ihres Kunden an. Stellt dieser dann zudem fest, dass die Zu- fuhr einer oder mehrere Tassen Kaffee die Symptome beseitigt, liegt die Lösung nahe, dass die geschilderten Beschwerden tat- sächlich „nur” durch einen Kof- feinentzug entstanden sind.
Um diese zukünftig zu vermei- den, sollten sich die Kaffeemen- gen am Wochenende und unter der Woche nicht zu sehr unter- scheiden – wobei sehr starke Kaffeetrinker generell eine Re- duktion ihrer Dosis anstreben sollten, da bereits zehn Tassen pro Tag zu einer toxischen Kof- feinzufuhr von einem Gramm führen können, mit Auswirkun- gen insbesondere auf das Herz- Kreislauf-System.
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Dr. Petra Kreuter, Redaktion
Nur am Wochenende?
PRAXIS TIPPS BEI KOPFSCHMERZEN
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