Studiengang Betriebswirtschaft
Fach Rechnungswesen I,
Jahresabschluss
Art der Leistung Prüfungsleistung
Klausur-Knz. BW-REW-P12-011201
Datum 01.12.2001
Die Klausur enthält 8 Aufgaben, zu deren Lösung Ihnen insgesamt 120 Minuten zur Verfügung stehen. Die maximal erreichbare Punktzahl beträgt 100 Punkte. Neben einem Taschenrechner sowie ‚Wichtige
Wirtschaftsgesetze: HGB‘ sind keine weiteren Hilfsmittel zugelassen. Zum Bestehen der Klausur müssen 50%
der Gesamtpunktzahl (50 von 100 möglichen) erzielt werden. Bitte lösen Sie die Aufgaben auf dem Klausurblatt und geben Sie die gesamte Klausur ggf. mit zusätzlichen Lösungsblättern ab.
Bearbeitungszeit: 120 Minuten Hilfsmittel: Ø Taschenrechner
Anzahl Aufgaben: - 8 - Ø Wichtige
Wirtschaftsgesetze: HGB Höchstpunktzahl: - 100 -
Vorläufiges Bewertungsschema
% der von der Gesamtpunktzahl erzielten Punkte
Note
95-100 1 sehr gut
90-94,5 1,3
85-89,5 1,7
80-84,5 2 gut
75-79,5 2,3
70-74,5 2,7
Aufgabe 1: 10 Punkte
Die auszugsweise wiedergegebenen Angaben sind dem vom Vorstand der „Alles Besserwisser AG“ aufgestellten Anhang zur Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung für den 31.12.00 entnommen. Dieser wird dem Wirtschaftsprüfer Fündig zur Prüfung vorgelegt.
Stellen Sie fest, ob die Erläuterungen den Anforderungen des HGB genügen!
1. Die Bewertungs- und Abschreibungsmethoden wurden im Berichtsjahr gegenüber den Vorjahren nicht geändert. Hinsichtlich der Einzelheiten verweisen wir auf den Anhang zum Jahresabschluss für das vorhergehende Geschäftsjahr.
5 Punkte
2. Die unfertigen und fertigen Erzeugnisse werden entsprechend den GoB zu Herstellkosten
aktiviert. 5 Punkte
Aufgabe 2: 12 Punkte
a) Was versteht man unter den GoB? 4 Punkte
b) Benennen Sie die Grundsätze der folgenden Beispiele und geben Sie die gesetzliche
Grundlage an! 8 Punkte
1. Die angewandten Bewertungsmethoden sollen in der Regel von Jahresabschluss zu Jahresabschluss beibehalten werden!
2. Der Jahresabschluss von Kapitalgesellschaften soll unter Beachtung der GoB ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens vermitteln.
3. Am Abschlussstichtag dürfen nur realisierte Gewinne ausgewiesen werden.
4. Bei der Bewertung der Vermögensgegenstände ist in der Regel die Fortsetzung der Unternehmenstätigkeit zu unterstellen.
Aufgabe 3: 12 Punkte
Eine GmbH unterhält ein umfangreiches Lager an Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen.
a) Ermitteln Sie den Wert am Bilanzstichtag unter Berücksichtigung der Methode des gleitenden
Durchschnittspreises: 7 Punkte
AB 200 Stück zu 30 Euro
Zugänge 22.01.
15.05.
18.09.
300 250 280
32 Euro 28 Euro 33 Euro
Abänge 29.01.
02.06.
07.10.
100 200 250
Marktpreis am 31.12. 29 Euro je Stück
Achtung: Für die Lösung verwenden Sie bitte das beiliegende Einzelblatt, auf dem Sie auch Ihre Matrikelnummer vermerken!
b) Wie wären die Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe (a) in der Handelsbilanz anzusetzen. Begründen Sie Ihre Antwort!
5 Punkte
Aufgabe 4: 11 Punkte
Es liegen Ihnen folgende Angaben vor:
Anschaffungskosten einer Maschine: 216.000 Euro;
Nutzungsdauer 6 Jahre;
AfA linear; Ausscheiden im 4. Jahr, nach 7. Monat a) zum Buchwert 87.000 Euro
b) für 60.000 Euro
Erstellen Sie einen Anlagenspiegel!
Achtung: Für die Lösung verwenden Sie bitte das beiliegende Einzelblatt, auf dem Sie auch Ihre Matrikelnummer vermerken!
Aufgabe 5: 10 Punkte
Kurz vor Ablauf des Geschäftsjahres wird bei der Blitz-AG durch Hagelschlag das Dach einer Lagerhalle beschädigt. Der von einem Dachdeckermeister eingeholte Kostenvoranschlag für die Beseitigung des Schadens beläuft sich auf 30.000 Euro. Es ist nicht sicher, ob der Schaden im Januar oder im Sommer des Folgejahres beseitigt werden kann.
Ist dieser Vorfall in irgendeiner Weise bei der Bilanzerstellung zu berücksichtigen? Geben Sie eine Begründung!
Aufgabe 6: 16 Punkte
Kreuzen Sie jeweils an, in welchem Teil der handelsrechtlichen Rechnungslegung sich der betreffende Sachverhalt bzw. die betreffende Information niederschlagen muss bzw. kann.
Sachverhalt Anhang:
Erläuterungs-Bericht Anhang:
Zusätzliche Pflichtangaben
Lagebericht Bilanz GuV 1. Auftragseingang im Geschäftsjahr
2. Umsätze der verschiedenen Tätigkeitsbereiche im Geschäftsjahr
3. Produktion im Geschäftsjahr 4. Es wird nach der degressiven
Abschreibungsmethode bilanziert
5. Bewertungsmethode der Rohstoffe nach dem Lifo-Verfahren
6. Durchschnittl. Mitarbeiterzahl
7. Rückstellung für Schadenersatzprozess 8. Soziale Abgaben i m Geschäftsjahr
Achtung: Für die Lösung verwenden Sie bitte das beiliegende Einzelblatt, auf dem Sie auch Ihre Matrikelnummer vermerken!
Aufgabe 7: 18 Punkte
Mit der Herstellung eines Produktes stehen folgende Größen in Zusammenhang:
Euro
1. Zukaufteile und Bauelemente 3.000
2. Fertigungslöhne lt. Akkordschein 2.500
3. Kalk. Wagniskosten 500
4. Verbrauch von Schmierölen 300
5. Anteilige Zeitlöhne der Meister 3.000
6. Anteilige Abschreibungen 1.000
7. Zurechenbare Verwaltungskosten 1.500
8. Anteilige Aufwendungen für d. Unterhaltung der Betriebskantine 300
9. Aufwendungen für Prospektmaterial 1.000
a) Kennzeichnen Sie bei jeder Aufwandsart entweder die Pflicht, das Verbot oder das
Wahlrecht für die Bilanzierung! 9 Punkte
Achtung: Für die Lösung verwenden Sie bitte das beiliegende Einzelblatt, auf dem Sie auch Ihre Matrikelnummer vermerken!
b) Wie ist das Produkt zu bewerten, wo liegt die Wertober- und die Wertuntergrenze? 9 Punkte
Aufgabe 8: 11 Punkte
a) Was ist für die Aktivierungsfähigkeit eines Vermögensgegenstandes Voraussetzung? 6 Punkte
b) Nennen Sie 4 Bilanzierungsverbote! 5 Punkte
Matrikelnummer Name, Vorname:
Lösung 3a): 7 Punkte
AB
Zwischensumme
Zwischensumme
Zwischensumme
Zwischensumme
Zwischensumme
EB
Matrikelnummer Name, Vorname:
Lösung 4: 11 Punkte
AK Zugänge Abgänge Um-
buchungen Zuschrei-
bungen Kum.
Abschrei- bungen
BW.
Abschluss- jahr
BW
Vorjahr Abschrei- bungen
Lösung 6: 16 Punkte
Sachverhalt Anhang:
Erläuterungs- Bericht
Anhang:
Zusätzliche Pflichtangaben
Lagebericht Bilanz GuV 1. Auftragseingang im Geschäftsjahr
2. Umsätze der verschiedenen Tätigkeitsbereiche im Geschäftsjahr 3. Produktion im Geschäftsjahr 4. Es wird nach der degressiven
Abschreibungsmethode bilanziert 5. Bewertungsmethode der Rohstoffe nach
dem Lifo-Verfahren
6. Durchschnittl. Mitarbeiterzahl
Matrikelnummer Name, Vorname:
Lösung 7a): 9 Punkte
Euro Aufwandsart Bilanzierungs-
Pflicht/Verbot/Wahlrecht 1. Zukaufteile und
Bauelemente 3.000 1 Punkt
2. Fertigungslöhne lt.
Akkordschein 2.500 1 Punkt
3. Kalk. Wagniskosten 500 1 Punkt
4. Verbrauch von Schmierölen 300 1 Punkt
5. Anteilige Zeitlöhne der
Meister 3.000 1 Punkt
6. Anteilige Abschreibungen 1.000 1 Punkt
7. Zurechenbare
Verwaltungskosten 1.500 1 Punkt
8. Anteilige Aufwendungen für d. Unterhaltung der Betriebskantine
300 1 Punkt
9. Aufwendungen für
Prospektmaterial 1.000 1 Punkt
Studiengang Betriebswirtschaft
Fach Rechnungswesen 1,
Jahresabschluss
Art der Leistung Prüfungsleistung
Klausur-Knz. BW-REW-P12-011201
Datum 01.12.2001
Um eine möglichst gleiche Bewertung zu erreichen, ist nachfolgend zu jeder Aufgabe eine Musterlösung
inklusive der Verteilung der Punkte auf Teilaufgaben zu finden. Natürlich ist es unmöglich, jede denkbare Lösung anzugeben. Stoßen Sie bei der Korrektur auf eine andere als die angegebene Lösung, die richtig ist, ist eine entsprechende Punktzahl zu vergeben. Sind in der Musterlösung die Punkte für eine Teilaufgabe summarisch angegeben, so ist die Verteilung dieser Punkte auf Teillösungen dem Korrektor überlassen. Rechenfehler sollten nur zur Abwertung des betreffenden Teilschrittes führen. Wird mit einem falschen Zwischenergebnis richtig weiter gerechnet, so sind die hierfür vorgesehenen Punkte zu erteilen.
50% der insgesamt zu erreichenden Punktzahl (hier also 50 Punkte von 100 möglichen) reichen aus, um die Klausur erfolgreich zu bestehen.
Die differenzierte Bewertung in Noten nehmen Sie bitte nach folgendem Bewertungsschema vor:
% der von der Gesamtpunktzahl erzielten Punkte
Note
95-100 1 sehr gut
90-94,5 1,3
85-89,5 1,7
80-84,5 2 gut
75-79,5 2,3
70-74,5 2,7
65-69,5 3 befriedigend
Korrekturrichtlinie
Lösung 1: 10 Punkte
SB 6, S. 25 ff.
Zu den Angaben ist festzustellen:
a) Auf das vorhergehende Geschäftsjahr darf nicht verwiesen werden, es ist jedes Jahr zu berichten
(§ 284 Abs. 2 Nr. 1 HGB). 5 Punkte
b) Das HGB erlaubt nur den Ansatz von Herstellungskosten, nicht aber die Aktivierung zu Herstellkosten (Begriff der Kostenrechnung).
Da es bei den Herstellungskosten eine Ober- und Untergrenze gibt, muss präzisiert werden
5 Punkte
Lösung 2: 12 Punkte
SB 4, S. 22 ff.
a) Bei den GoB („Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung“) handelt es sich um einen unbestimmten Rechtsbegriff, der als Generalnorm für alle Rechtsformen im HGB und im EStG formuliert ist.
Zur Konkretisierung des Inhalts der GoB sind zahlreiche, sehr unterschiedliche Materialien
heranzuziehen: Gesetze, aus betriebswirtschaftlichen Ansätzen abgeleitete Ziele, Fachgutachten und Stellungnahmen von Standes- und Berufsorganisationen sowie der Rechtsprechung
2 Punkte 2 Punkte
b) 1. Grundsatz der materiellen Bilanzkontinuität (§252 Abs.1 Nr.6 HGB) 2. Grundsatz der Bilanzwahrheit (§264 Abs. 2 S.1 HGB)
3.Grundsatz der Vorsicht (§252 Abs.1 Nr. 4 HGB)
4. Grundsatz der Fortsetzung der Unternehmenstätigkeit (going concern) § 252 Abs. 1 Nr.2 HGB)
2 Punkte 2 Punkte 2 Punkte 2 Punkte
Lösung 3: 12 Punkte
SB 7, S. 14 ff.
a) Gleitendes Durchschnittsverfahren
Stück Euro Euro
AB
Zugang 200
300 30,--
32,-- 6.000,--
9.600,-- Zwischensumme
Abgang 500
100 31,20
31,20 15.600,--
3.120,-- 1 Punkt
Zwischensumme Zugang
400 250
31,20 28,--
12.480,--
7.000,-- 1 Punkt
Zwischensumme
Abgang 650
200 29,97
29,97 19.480,--
5.994,-- 1 Punkt
Zwischensumme
Zugang 450
280 29,97
33,-- 13.486,--
9.240,-- 1 Punkt
Zwischensumme
Abgang 730
250 31,13
31,13 22.726,--
7.782,50 1 Punkt
EB 480 31,13 14.943,50 2 Punkte
Nach der Methode des gleitenden Durchschnitts würde der Bilanzansatz 14.943,50 Euro betragen.
b) Da im Umlaufvermögen das strenge Niederstwertprinzip herrscht, muss der Endbestand mit dem Tageswert von Euro 29 pro Stück angesetzt werden, also mit
480 Stück x 29,-- = 13.920 Euro !
5 Punkte
Lösung 4: 11 Punkte
SB 5, S. 28
AK Zugänge Abgänge Um-
buchungen Zuschrei-
bungen Kum.
Abschrei- bungen
Bw.
Abschluss- jahr
Bw Vorjahr Abschrei- bungen
1. J. 216.000 -- -- -- 36.000 180.000 -- 36.000
2. J. 216.000 -- -- -- -- 72.000 144.000 180.000 36.000
3. J. 216.000 -- -- -- -- 108.000 108.000 144.000 36.000
4. J.
nach 7. M.
a)
216.000 -- 216.000 -- -- 129.000 -- 108.000 21.000
4. J.
b)
216.000 -- 216.000 -- -- 129.000 -- 108.000 21.000
21 Positionen x 0,5 Punkte
Dazu 0,5 Punkte, wenn alles richtig ist
Lösung 5: 10 Punkte
SB 5 S. 50 ff.
Die Blitz-AG muss gem. § 249 Abs.1 S.2 HGB eine Rückstellung für im Geschäftsjahr unterlassene Instandhaltung bilden, da die Reparatur im folgenden Geschäftsjahr innerhalb von drei Monaten nachgeholt wird. Zu Grunde liegende Annahme: Reparatur erfolgt im Januar.
5 Punkte
Wird die Reparatur erst im Sommer durchgeführt, besteht ein Rückstellungswahlrecht
gem. § 249 Abs. 1 S. 3. 5 Punkte
Lösung 6: 16 Punkte
SB 6
Sachverhalt Anhang:
Erläuterungs-Bericht
Anhang:
Zusätzliche Pflichtangaben
Lagebericht Bilanz GuV
1. Auftragseingang im Geschäftsjahr x
2. Umsätze der verschiedenen Tätigkeitsbereiche im Geschäftsjahr
x
3. Produktion im Geschäftsjahr x
4. Es wird nach der degressiven Abschreibungsmethode bilanziert
x 5. Bewertungsmethode der Rohstoffe nach dem
Lifo-Verfahren x
6. Durchschnittl. Mitarbeiterzahl x
7. Rückstellung für Schadenersatzprozess x
8. Soziale Abgaben im Geschäftsjahr x
Je richtig gesetztem Kreuz: 2 Punkte
Lösung 7: 18 Punkte
SB 7 S. 19f.
a) Euro
1. Zukaufteile und Bauelemente 3.000 MEK Pflicht 1 Punkt
2. Fertigungslöhne lt. Akkordschein 2.500 FEK Pflicht 1 Punkt
3. Kalk. Wagniskosten 500 kalk. Kost. Verbot 1 Punkt
4. Verbrauch von Schmierölen 300 MGK Wahlrecht 1 Punkt
5. Anteilige Zeitlöhne der Meister 3.000 FGK Wahlrecht 1 Punkt
6. Anteilige Abschreibungen 1.000 FGK Wahlrecht 1 Punkt
7. Zurechenbare Verwaltungskosten 1.500 allg.Vwk Wahlrecht 1 Punkt
8. Anteilige Aufwendungen für d. Unterhaltung der Betriebskantine
300 Soz. Einr. Wahlrecht 1 Punkt
9. Aufwendungen für Prospektmaterial 1.000 Vertriebskost. Verbot 1 Punkt
b) Wertuntergrenze: 5.500 Euro 4,5 Punkte
Wertobergrenze: 11.600 Euro 4,5 Punkte
Lösung 8: 11 Punkte
SB 5 S. 10f.
a) Ein Vermögensgegenstand darf in die Bilanz aufgenommen werden, wenn drei Kriterien erfüllt sind:
1. Ein immaterieller Vermögensgegenstand muss entgeltlich erworben worden sein 2. er muss einzeln bewertbar sein
3. er muss sich im wirtschaftlichen Eigentum befinden.
2 Punkte 2 Punkte 2 Punkte b) 4 Bilanzierungsverbote z.B.
• Aufwendungen für die Gründung und Kapitalbeschaffung , § 248 Abs.1 HGB 1 Punkt
• originärer (selbst geschaffener Firmenwert), § 248 Abs. 2 HGB 1 Punkt
• Aufwendungen für den Abschluss von Versicherungsverträgen, § 248 Abs. 3 HGB 1 Punkt
• Rückstellungen zu anderen als im Gesetz genannten Zwecken, § 249 Abs. 3 HGB 1 Punkt + 1 Punkt bei 4 richtigen Bsp.