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Eutergesundheitsmonitoring mit den MLP-Daten und anschließende diag-nostische Verfahren am Einzeltier

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18. Jahrestagung, 09.– 11. Oktober 2017, LWK NRW Haus Riswick

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Eutergesundheitsmonitoring mit den MLP-Daten und anschließende diag- nostische Verfahren am Einzeltier

Ute Müller1, Monika Brandt2

1Universität Bonn, Institut für Tierwissenschaften, Abtl. Physiologie und Hygiene, Katzenburgweg 7-9, D - 53115 Bonn

2Landeskontrollverband Schleswig-Holstein e.V., Steenbeker Weg 151, 24106 Kiel

Die Eutergesundheit ist ein zentrales Thema in der Milchviehhaltung. Von einer Mastitis wird gesprochen, wenn der Zellgehalt über einen Grenzwert von 100.000 somatischen Zellen /ml steigt oder wenn neben dem Zellgehaltsanstieg ein Nachweis von Bakterien erfolgt (DVG 2012). Der Hintergrund für diese Definition von Mastitis ist, dass, wenn Bakterien in ein Eu- terviertel eindringen, vermehrt körpereigene Zellen (in erster Linie Leukozyten (= weiße Blutkörperchen)) vom Blut in die Milch wandern. Diese Zellen sind an der Infektionsabwehr der Milchdrüse beteiligt, indem sie die Erreger phagozytieren, d. h. aufnehmen und enzyma- tisch verdauen.

Der Zellgehalt in der Milch ist mit modernen Analysemethoden im Labor einfach und sicher zu messen. Es gibt aber auch verschiedene Methoden, mit denen direkt auf dem Betrieb die Zellzahl geschätzt oder gemessen werden kann. Der große Vorteil des Parameters Zellzahl ist, dass er regelmäßig verfügbar ist, insbesondere im Vergleich zur mikrobiologischen Untersu- chung. Betriebe, die der Milchleistungsprüfung angeschlossen sind, erhalten den Wert jeden Monat von jeder Kuh ohne zusätzlichen Aufwand mit der Auswertung der MLP. Diese Aus- wertung enthält nicht nur die Zellzahlen der Einzeltiere, sondern seit einiger Zeit auch den

„Eutergesundheitsbericht“ (Abbildung 1).

Abb. 1: Eutergesundheitsbericht-Ausschnitt – Muster DLQ (www.milchqplus.de)

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Die Eutergesundheit der Herde im Blick

Innerhalb des Eutergesundheitsberichts werden sechs verschiedene Eutergesundheitskennzah- len aufgeführt. Diese Kennzahlen dienen der objektiven Bewertung der Eutergesundheit und haben eine weitaus höhere Aussagekraft als die alleinige Betrachtung der Herdenzellzahl. Der Zellgehalt wird dabei nach verschiedenen Aspekten ausgewertet. Schwachstellen können dadurch besser erkannt und der Erfolg ergriffener Maßnahmen überprüft werden. Auf dem Eutergesundheitsbericht wird zu jeder Kennzahl ein überbetrieblicher Vergleichswert angege- ben. Die Tendenz zum Vormonat zeigt die Richtung der Entwicklung an. Dadurch erkennt der Betrieb schnell, wo er mit seiner Herde steht.

Kurz erklärt handelt es sich um folgende sechs Kennzahlen:

• Anteil eutergesunder Tiere: Anteil der Tiere mit einem Zellgehalt ≤ 100.000 Zellen/ml an allen laktierenden Tieren in der aktuellen MLP

• Anteil chronisch kranker Tiere mit schlechten Heilungschancen: Anteil der Tiere, die jeweils einen Zellgehalt > 700.000 Zellen/ml in den vergangenen drei aufeinanderfol- genden MLP aufweisen, an allen aktuell laktierenden Tieren

• Erstlaktierendenmastitisrate: Anteil der Erstlaktierenden mit einem Zellgehalt

>100.000 Zellen/ml in der ersten MLP nach der Kalbung an allen Erstlaktierenden

• Neuinfektionsrate in der Laktation: Anteil der Tiere mit einem Zellgehalt > 100.000 Zellen/ml in der aktuellen MLP an allen Tieren mit einem Zellgehalt ≤ 100.000 Zel- len/ml in der vorherigen MLP

• Neuinfektionsrate in der Trockenperiode: Anteil der Tiere mit einem Zellgehalt >

100.000 Zellen/ml in der ersten MLP nach der Kalbung an allen Tieren, die mit einem Zellgehalt ≤ 100.000 Zellen/ml trockengestellt wurden

• Heilungsrate in der Trockenperiode: Anteil der Tiere mit einem Zellgehalt ≤ 100.000 Zellen/ml in der ersten MLP nach der Kalbung an allen Tieren, die mit einem Zellgeh- alt > 100.000 Zellen/ml trockengestellt wurden

Nachdem die Kennzahlen einen Überblick über die Situation vermittelt haben, gilt es für den Betrieb, entsprechend zu handeln. Dazu kann es, neben Maßnahmen für die gesamte Herde, notwendig sein, einzelne Kühe in ihrer Zellzahlentwicklung bis hin zu ihrer gesamten Euter- gesundheitshistorie zu kontrollieren.

Die Entwicklung der Zellzahl von einer MLP zur nächsten lässt – wie in dem Beispiel des Rückberichtes des LKV Schleswig-Holstein (Abbildung 2) – erkennen, wie viele Tiere sich in der Eutergesundheit verbessert, verschlechtert oder gleichbleibend entwickelt haben. Beson- ders anschaulich wird die Entwicklung beim Blick auf eine Vier-Felder-Grafik. Der Grenz- wert ist hier nach den Definitionen der Neuinfektionsrate bei 100.000 gesetzt. So ergeben sich vier Bereiche, von denen insbesondere die verschlechterten Kühe im Feld oben links einer intensiveren Betrachtung bedürfen (Abbildung 2).

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71 Abb. 2: Vier-Felder-Grafik der Entwicklung der Zellzahl im Vergleich zur vorherigen MLP (Bsp.

Rückbericht LKV Schleswig-Holstein)

Im nächsten Schritt muss die Gesundheit der Euterviertel des jeweiligen Tieres untersucht werden. Besonders bei den „verschlechteren“ Kühen, aber auch bei den bereits behandelten sowie den zur Trockenstehphase anstehenden Kühen sollte eine Viertelkontrolle stattfinden.

Neben der bakteriologischen Analyse der Viertelanfangsgemelke zur Erregerbestimmung gibt es weitere Testverfahren, die sich während des Melkens durchführen lassen und unmittelbar im Melkstand zu Ergebnissen über die Höhe der Zellgehalte (und weitere Indikatoren) in den einzelnen Viertel führen. Im Folgenden wird auf Verfahren zum indirekten und direkten Nachweis von Zellgehalten eingegangen:

1. Schalm-Test, California-Mastitis-Test, Schalentest (indirekter Nachweis) 2. DCC® - DeLaval Cell Counter® (direkter Nachweis)

Schalmtest – CMT (California Mastitistest) – Schalentest

Das Prinzip des Schalm-Tests beruht darauf, dass auf einer Testschale das Viertelanfangsge- melk mit einer Testflüssigkeit im Verhältnis 1:1 vermengt wird.

Wenngleich der Reaktionsmechanismus noch nicht abschließend geklärt ist, wird angenom- men, dass die Testflüssigkeit – ein oberflächenaktives Agens – die Zellmembran der in der Milch enthaltenen somatischen Zellen (in erster Linie Leukozyten) zerstört und mit der DNS der Zellkerne eine Vernetzung ausbildet, die die Fließeigenschaften des Reaktionsgemischs verändert. Je visköser das entstehende Gemisch, desto höher ist auch der Zellgehalt der Milch:

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Negativ (-) = 0: Das Gemisch bleibt flüssig und zeigt keine sichtbaren Verände- rungen (entspricht – je nach Test – bis ca. 200 Tsd. Zellen/ml).

schwach pos. (+) = 1: Das Gemisch wird schlierig.

positiv (++) = 2: Deutliche Schleimbildung

stark positiv (+++) = 3: Das Gemisch wird zähschleimig und klumpig.

DCC® - DeLaval Cell Counter®

Das DCC® ist ein tragbares, batteriebetriebenes Gerät, welches nach dem fluoreszenzopti- schen Prinzip arbeitet. Zum Gerät gehören Einwegkassetten, in die die zu messende Milch- probe aufgezogen wird. In der Kassette kommt die Milch mit dem Fluoreszenzfarbstoff Propidiumiodid in Kontakt: Letzterer bindet an der Erbsubstanz (der DNS) der Zellkerne. Zur eigentlichen Messung wird die Kassette in das Messgerät eingelegt. Bei geschlossener Mess- fachabdeckung wird die Milchprobe mit Licht einer bestimmten Wellenlänge durchleuchtet, wodurch Fluoreszenzsignale des an die DNS gebundenen Farbstoffs ausgelöst werden, die über einen ladungsgekoppelten Bauelement-Sensor gezählt werden.

Der Messbereich des Gerätes beträgt 10.000 bis 4.000.000 Zellen/ml. Das gemessene Milch- volumen beträgt 1 µl, d. h. dass das innerhalb von 40 Sekunden vorliegende Ergebnis für die Umrechnung auf den Zellgehalt pro ml noch mit 1000 zu multiplizieren ist.

Neben den analytischen Ergebnissen ist es auch erforderlich, auf sichtbare (= klinische) Symptome wie Flocken, Schwellung, Schmerzen etc. zu achten. Tritt mindestens eines der sichtbaren Symptome auf, wird von einer klinischen Mastitis gesprochen. Der subklinischen Mastitis fehlen diese grobsinnlich erfassbaren Symptome, sie zeichnet sich durch eine erhöhte Zellzahl und einen bakteriologisch positiven Befund aus (DVG 2012).

Je nach Bedeutung der Euterentzündung für den Betriebsleiter einer Herde und/oder den Be- rater sind verschiedene Vorgehensweisen bei der Anwendung diagnostischer Verfahren und der darauf folgenden Maßnahmen auf Betriebsebene denkbar.

Literatur

DVG (Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e. V.) 2012: Leitlinien zur Bekämpfung der Mastitis des Rindes als Bestandsproblem, Fachgruppe "Milchhygiene", Hrsg.:

Fehlings, K., J. Hamann, W. Klawonn , K. Knappstein, R. Mansfeld, G. Wittkowski &

M. Zschöck, 5. Auflage, Gießen

Abbildung

Abb. 1:   Eutergesundheitsbericht-Ausschnitt – Muster DLQ (www.milchqplus.de)

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