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ast nagen sie am Hun- gertuch. Die Vorstands- führungsmannschaft der MLP AG hat laut Geschäfts- bericht im vergangenen Jahr lediglich Bezüge in Höhe von 103 102 Euro und 50 Cent erhalten. Da mag sich der erschrockene Leser dankbar zeigen, dass sich die Truppe um Chef Bernhard Ter- mühlen überhaupt noch je- den morgen zum Arbeitsplatz schleppt, bei der kargen Ent- lohnung.Na ja, so schlimm wird es wohl nicht sein, liegen doch die eben gezahlten Ge- hälter im Vergleich zur vori- gen Berichtsperiode 80 Pro- zent niedriger. Wenn also genügend Notgroschen zu- rückgelegt wurden, mag das Darben doch nicht so gewal- tig sein.
Außerdem haben die MLP-Oberen noch jede Men- ge Aufräumarbeiten zu lei- sten, vor allem was die Scher- ben zerbrochenen Aktionärs- vertrauens anlangt, die in rie- sigen Haufen überall in Deutschland herumliegen. In der Tat sind ziemlich viele Geldanleger die wirklichen Hungerleider. Zu lange ha- ben sie den beschwichtigen- den Worten von Bernhard Termühlen geglaubt, es sei al- les im Lot, nur die Presse sei so böse, um dann mit stetig steigendem Entsetzen dem horrenden Kursverfall der Aktie hinterherzustarren.
Von über 80 Euro kom- mend legte der Titel einen atemberaubenden Verfall hin, um bei einem Tiefstpunkt von 5,58 Euro wieder nach oben zu drehen. Dennoch doku- mentiert der derzeitige Kurs von rund 12 Euro noch lange nicht den Beginn einer nach- haltigen Erholung, wie denn auch.
Der guten Ordnung halber sei aber lobend erwähnt, dass sich die MLP AG durchaus Mühe gibt, die Fehler der Ver- gangenheit auszumerzen, vor allem die bislang eher trau- rige Kommunikationspolitik wurde deutlich verbessert.
Allerdings lehnte sich MLP-Chef Termühlen beim Ausblick für 2003 ziemlich aus dem Fenster, der Vorsteu- ergewinn stiege in diesem Jahr auf 65 Millionen Euro.
Wehe, diese Prognose erfüllt sich nicht. Armer Termühlen, der Kurs würde sich dann ziemlich sicher rächen. ) S C H L U S S P U N K T
zur MLP AG
Hungerleider
Börsebius
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„rund ums Geld“
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Post Scriptum
Wie die deutschen Eichen:
schnell abgeschlagen wegen Chausseeverbreiterungen.
Doch an Blumen fehlt’s im Revier, Sie nimmt geklonte Menschen dafür.
Im Gestrüpp der Grund- rechte achte auf die Dornen der Fußnoten.
Esst nicht von den Früch- ten des Baumes der Erkennt- nis – zumal bereits die Schale nicht zum Verzehr geeignet ist.
Wenn es regnet, lachen die Frösche und weinen die Ameisen.
Dementi: Das Meer- grün und das Alpen- glühen entstammen noch dem Zeitalter v o r der Farben-Chemie.
Es steht ein Baum im Odenwald – dank CO2.
Unsere Götter näh- ren sich von Gen-Nek- tar und radioaktiver Ambrosia.
Am chemisierten Apfel er- kennt der moderne Adam, was gut und was Börse ist.
In der Grauzone unserer Grünzonen fiel schon man- ches dem Rotstift zum Opfer.
Für radikale Abrüstungs- experten ist bereits der schießende Salat des Gegners Aggression.
Feigenblätter könnten dem- nächst die ganze Textilindu- strie ruinieren.
Es gibt Leute, die Glücks- klee verfüttern.
Merkwürdig: Die Sonne erwärmt sich noch immer für uns.
Bernd Juds
Pflanzliches, Allzupflanzliches
Efeurismen zur grünen Jahreszeit
Zeichnung: Reinhold Löffler
[56] Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2627. Juni 2003