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Analyse möglicher Ursachen von Totgeburten in MLP-Milchviehbetrieben anhand Kriterien des Betriebsmanagements

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Academic year: 2022

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(1)

Analyse möglicher Ursachen von Totgeburten in MLP-Milchviehbetrieben

anhand Kriterien des Betriebsmanagements - eine statistische Erhebung in Thüringen -

I NAUGURAL -D ISSERTATION zur Erlangung des Grades einer

D OKTORIN DER V ETERINÄRMEDIZIN (Dr. med. vet.)

durch die Tierärztliche Hochschule Hannover

Vorgelegt von

Marie Katrin Teltscher

aus Huntington, N.Y.

Hannover 2006

(2)

Betreuer: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker, Ph.D.

1. Gutachten: Univ.-Prof. Dr. M. Hoedemaker (Klinik für Rinder, Arbeitsbereich Bestandstiermedizin der Tierärztlichen Hochschule Hannover)

2. Gutachten: Priv. Doz. Dr. E. große Beilage (Außenstelle für Epidemiologie Bakum der Tierärztlichen Hochschule)

Datum der mündlichen Prüfung: 22.05.2006

(3)

meinen Eltern,

den besten

(4)
(5)

Inhaltsverzeichnis

1 E

INLEITUNG

... 1

2 L

ITERATUR

... 2

2.1 Begriff der Totgeburt und perinatalen Mortalität (PM)...2

2.2 Häufigkeit der Totgeburten ...3

2.3 Bedeutung der Totgeburten und der perinatalen Mortalität...5

2.3.1. Wirtschaftliche Bedeutung ...5

2.3.2. Tierschutz ...5

2.4 Ursachen der perinatalen Mortalität ...6

2.4.1 Missbildungen ...7

2.4.2 Asphyxie ...8

2.4.3 Perinatale Traumata ...8

2.4.4 Mangelzustände...9

2.4.5 Infektionen ...9

2.4.5.1 Virale Infektionen ...10

2.4.5.1.1 Bovine Virus Diarrhoe...10

2.4.5.1.2 BHV1 ...11

2.4.5.2 Bakterielle und Parasitäre Infektionen ...12

2.4.5.3 Intoxikationen...12

2.5 Faktoren der perinatalen Mortalität ...13

2.5.1 Parität des Muttertieres...14

2.5.2 Geschlecht des Kalbes ...14

2.5.3 Geburtsgewicht des Kalbes ...15

2.5.4 Mehrlingsgeburten ...15

2.5.5 Schwergeburten...16

2.5.5.1 Parität der Mutter ...18

2.5.5.2 Feto-pelvines Missverhältnis...18

2.5.5.3 Stellungs-, Haltungs- und Lageanomalie des Kalbes ...19

2.5.5.4 Geburtsstörung von Seiten des weichen Geburtsweges ...19

2.5.5.5 Störungen der Wehentätigkeit ...20

2.5.5.6 Mehrlingsgeburten ...20

2.5.5.7 Trächtigkeitsdauer ...21

2.5.5.8 Erstkalbealter und Lebendgewicht der Mutter...22

2.5.6 Allgemeinerkrankungen ...23

2.5.7 Management...23

2.5.7.1 Auswahl der Zuchttiere ...24

2.5.7.1.1 Weibliche Zuchttiere ...24

2.5.7.1.2 Bullen...25

(6)

Inhaltsverzeichnis

2.5.7.2 Geburtsmanagement ...27

2.5.7.2.1 Geburtsüberwachung ...27

2.5.7.2.2 Geburtshilfe ...28

2.5.7.3 Haltungsmanagement...29

2.5.7.3.1 Abkalbebereich/ Abkalbebox ...29

2.5.7.3.2 Gruppen...31

2.5.7.3.3 Umstallungshäufigkeit...32

2.5.7.4 Fütterungsmanagement...34

2.5.7.4.1 Fütterung der trockenstehenden Kühe ...34

2.5.7.4.2 Body Condition Score (BCS) ...35

2.6 Entwicklung der Milchviehbetriebe und der Rasse Schwarzbuntes Milchrind in den neuen Bundesländer ...35

3 M

ATERIAL UND

M

ETHODEN

... 37

3.1 Material ...37

3.1.1 Gauß-Krüger-Koordinaten...37

3.1.2 Daten der Milchleistungsprüfung 2003...37

3.1.3 Befragte Betriebe ...38

3.1.4 Fragebogen...40

3.2 Methoden ...41

3.2.1 Befragung in den Betrieben ...41

3.2.2 Statistik ...41

4 E

RGEBNISSE

... 43

4.1 Deskriptive Statistik...43

4.1.1 Landkreise Thüringen ...43

4.1.2 MLP-Daten der befragten Betriebe ...49

4.1.3 Fragebogen...55

4.1.3.1 Einrichtung des Betriebes ...55

4.1.3.2 Bewertung durch die Landwirte ...63

4.2 Analytische Statistik ...66

4.2.1 Auswertung auf Betriebsebene ...66

4.2.2 Auswertung auf Tierebene...87

4.2.2.1 MLP-Daten...87

4.2.2.2 Allgemeines Betriebsmanagement ...102

4.2.2.3 Reproduktionsmanagement...112

4.2.2.4 Organisation der Geburtsüberwachung ...114

4.2.2.5 Versorgung der neugeborenen Kälber...128

4.2.2.6 Hygienemanagement...134

4.2.2.7 Seuchenstatus der Herde ...149

(7)

5 D

ISKUSSION

... 160

5.1 Allgemeiner Teil ...160

5.2 Spezieller Teil ...161

5.2.1 MLP-Daten...162

5.2.1.1 MLP-Betriebe in Thüringen ...162

5.2.1.2 Befragte Mlp-Betriebe...164

5.2.2 Allgemeines Betriebsmanagement ...170

5.2.3 Reproduktionsmanagement...175

5.2.4 Organisation der Geburtsüberwachung ...175

5.2.5 Versorgung der neugeborenen Kälber...180

5.2.6 Hygienemanagement...181

5.2.7 Futtermanagement...183

5.2.8 Seuchenstatus der Tiere...185

5.3 Schlussfolgerungen...188

6 Z

USAMMENFASSUNG

... 190

7 S

UMMARY

... 193

8 L

ITERATURVERZEICHNIS

... 196

9 A

NHANG

... 217

9.1 Chi-Quadrat-Test...217

9.2 Tabellen ...220

9.3 Fragebogen...238

(8)
(9)

1 E

INLEITUNG

Verluste von Kälbern im peripartalen Zeitraum geben aufgrund ihres wirtschaftlichen Schadens immer wieder Anlass zu Untersuchungen. Nicht zuletzt ist die Diskussion, inwiefern sich Risiken, die das Leben von Muttertier und Kalb gefährden, auch relevant für den Tierschutz. Die Gruppe der totgeborenen Kälber hat außerhalb des Kontextes der peripartalen Sterblichkeit bisher jedoch wenig Beachtung gefunden.

Die peripartale Sterblichkeit ist ein multifaktorielles Geschehen. Untersuchungen, die den Ursachen von Totgeburten im Betriebsmanagement nachgehen, sind in der Literatur jedoch kaum zu finden. Das Management ist verantwortlich für optimale Haltungsbedingungen und eine ausreichend intensive Betreuung der Tiere während der Trächtigkeits- und der Abkalbungsphase. Um aber wirtschaftlich produzieren zu können, werden zunehmend durch Rationalisierungsmaßnahmen v.a. in den größeren Betrieben Kosten gespart.

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die aktuelle Situation im Bundesland Thüringen darzustellen. Die Auswertung der Milchleistungsprüfungsdaten 2003 vom Thüringer Verband für Leistungs- und Qualitätsprüfungen in der Tierzucht e.V. (TVL) findet auf Landesebene sowie auf Betriebsebene statt.

Ein weiteres Ziel ist es, am Beispiel Thüringer Betriebe die Auswirkungen verschiedener Vorgehensweisen des Managements auf die Totgeburtenhäufigkeit zu untersuchen. Mit einem zu diesem Zweck entwickelten Fragebogen werden Parameter des allgemeinen Betriebsmanagements, des Reproduktionsmanagements, der Geburtsüberwachung, des Neugeborenenmanagements, des Fütterungsmanagements und der Herdengesundheit in 53 Betrieben vor Ort erhoben und analysiert. Aufgrund der Ergebnisse sollen die Zusammenhänge zwischen systemischen Einflüssen hinsichtlich der Totgeburtenhäufigkeit diskutiert und eine Risikoabschätzung dieser vorgenommen werden.

Die vorliegende Arbeit soll neue Ansätze für weiterführende Untersuchungen im Bereich des Managements im Zeitraum vor der Abkalbung liefern. Längerfristig könnten daraus Maßnahmen zur Vorbeugung einer erhöhten Kälbersterblichkeit entwickelt werden.

(10)

Literatur

2 L

ITERATUR

2.1 B

EGRIFF DER

T

OTGEBURT UND PERINATALEN

M

ORTALITÄT

(PM)

Sucht man in der Literatur der Veterinärmedizin eine klare und verbindliche Definition des Begriffs der Totgeburt, stößt man auf unterschiedliche Erklärungsversuche der Autoren.

Nach HOEDEMAKER (2000) wird die Totgeburt dem Begriff der perinatalen Sterblichkeit (PM) zugeordnet, die um den Zeitpunkt der Geburt auftretende Abgänge bei Neugeborenen beschreibt. Dazu gehören sind nichtlebensfähige Kälber aufgrund von Missbildungen und Entwicklungsstörungen, verendete Kälber aufgrund von Asphyxie sowie absterbende Kälber während geburtshilflicher Eingriffe. Die Abgrenzung zu Aborten wird von AHLERS und ANDRESEN (1996) durch den 265. Trächtigkeitstag vorgenommen. LOTTHAMMER und WITTKOWSKY (1994) wiederum ordnen Früh-, Spätaborte, Totgeburten sowie Kälber, die bis zum zweiten Lebenstag verenden, dem Überbegriff des Abortes zu.

Untersuchungen, die sich ausschließlich mit den Ursachen für das Sterben der Kälber vor der Geburt beschäftigen, sind in der Literatur kaum zu finden. Nach MEE (2004) sind zwei Drittel aller perinatal verendeten Kälber bereits bei der Geburt tot.

Der überwiegende Teil der Autoren wissenschaftlicher Arbeiten hat den Begriff der Totgeburt für ihre Untersuchungen weitergefasst und greift zusätzlich auf Daten von Kälbern, die innerhalb von 24 Std. p.p. verendet sind, zurück (PHILIPSSON et al. 1979;

MEIJERING 1984; SMYTH et al. 1999; HANSEN et al. 2004). In den Arbeiten von MEYER et al. (2000) und MARTINEZ et al. (1983a) umfasst der Begriff Totgeburt auch die innerhalb der ersten 48 Std. p.p. verendeten Kälber.

Auch in anderen Arbeiten wird auf diese Kälbergruppe Bezug genommen, wobei dann der Begriff der perinatalen Sterblichkeit (DEKRUIF et al. 1998; JOHANSON et al. 2001; MEE 2004) angewendet wird. Totgeburten sind innerhalb der perinatalen Sterblichkeit eine definierte Gruppe, die jedoch durch die Autoren keine separate Betrachtung erfährt.

PHILIPSSON et al. (1979) haben in einer Studie im Rahmen einer EG-Arbeitsgruppe auf die unterschiedliche Handhabung bei der Definition des Begriffs der Totgeburt und ihrer

(11)

statistischen Erhebung in den verschiedenen Ländern Europas hingewiesen. Einzig Italien gebrauchte den Begriff der Totgeburt in seiner tatsächlichen Bedeutung. Deutschland hatte gleich drei geltenden Definitionen innerhalb der Milchleistungsprüfung: 1. Verendung eines Kalbes innerhalb der ersten 24 Lebensstunden, 2. Verendung innerhalb der ersten 48 Lebensstunden und 3. Verendungen zwischen zwei Milchleistungsprüfungen (Milchleistungsprüfung siehe Material und Methoden).

Heute wird bei der Meldung einer Kalbung innerhalb der Milchleistungsprüfung bei der Angabe zum Verbleib des Kalbes zwischen „tot geboren“ und „verendet innerhalb 48 Stunden“ unterschieden (VIT Verden).

2.2 H

ÄUFIGKEIT DER

T

OTGEBURTEN

Innerhalb Europas gab es Untersuchungen zur Feststellung der Totgeburtenhäufigkeit und ihren Ursachen. Auffällig ist der kontinuierliche Anstieg der Totgeburtenhäufigkeit in den letzten Jahrzehnten in Europa und den USA. Die Autoren BERGLUND et al. (2003) haben aus dem bestehenden Datensatz der Swedish Dairy Association eine statistische Auswertung der Totgeburtenhäufigkeit erstellt, die einen Anstieg der Totgeburtenhäufigkeit über die vergangenen 20 Jahre in Schweden verzeichnete. Die mittlere Totgeburtenhäufigkeit der Holstein-Friesian Färsen betrug im Jahre 1979 6 % und hatte sich in 2002 mit 10,3 % nahezu verdoppelt. CHASSAGNE et al. (1999) berichten in einer vierjährigen französischen Studie mit 47 Milchviehbetrieben von einer 6,9 % Sterblichkeit bei Färsenabkalbungen (bis 24 Std. p.p.). 84 % dieser Kälber waren bei der Geburt bereits tot. Die Niederlande und Dänemark hatten in 2000 eine Totgeburtenhäufigkeit von 11-12 % zu verzeichnen (HARBERS et al. 2000). In der Untersuchung von MARTINEZ et al. (1983b) lag die perinatale Sterblichkeit bei den Kälbern der Erstkalbinnen (bis 48 Std.

p.p.) aus nordamerikanischen Milchviehbetrieben bei 10,5 % und halbierte sich auf 5,6 % bei weiteren Trächtigkeiten. In den Jahren 1985 bis 1996 stieg die Totgeburtenhäufigkeit in den USA bei Friesian-Färsen von 9,5 auf 13,2 % und bei Kühen von 5,0 auf 6,6 % (MEYER et al. 2001a). SPRINGER (2003) ermittelte aus Daten der Rinderspezialberatung Schleswig- Holstein in 2039 Betrieben eine durchschnittliche Totgeburtenhäufigkeit von

(12)

Literatur

10,6 % in den Jahren 1995 bis 1999. Die Untersuchung von JAHNKE (2002) in Mecklenburg-Vorpommern zeigte einen Anstieg der mittleren Totgeburtenhäufigkeit von 5,2 % auf 12,2 % in den Jahren 1991 bis 2001. Speziell bei Färsen stieg sie von 8,3 % auf 20,4 %.

Tab. 1 Totgeburtenhäufigkeit der Rasse Schwarzbunt Holstein-Friesian in

verschiedenen Regionen im Wirtschaftsjahr 2001

(Quellen: LKV S-H, 2001; LKV Bayern, 2001; LKV R-P, 2001; VIT 2001) zusammengestellt von Springer, G. (2003)

männlich % weiblich % gesamt % Region

7,8 12,2 12,8 4,9 5,8 5,8 5,5 7,4 7,9 7,2 8,2

2,2 5,3 6,8 1,9 1,7 1,9 2,0 2,3 2,8 2,2 2,2

6,6 9,0 10,0 4,0 4,8 4,8 4,5 6,2 6,6 6,0 6,9

Thüringen

Schleswig-Holstein Bayern

Hessen Rheinland

Niedersachsen/Bremen Weser/Ems

Brandenburg

Mecklenburg-Vorpommern Sachsen

Sachsen- Anhalt

(13)

2.3 B

EDEUTUNG DER

T

OTGEBURTEN UND DER PERINATALEN

M

ORTALITÄT

2.3.1. W

IRTSCHAFTLICHE

B

EDEUTUNG

Eine erhöhte perinatale Kälbersterblichkeit und die damit häufig verbundenen Schwergeburten sind für den betroffenen Landwirt mit erheblichen finanziellen Einbußen verbunden (PHILIPSSON et al. 1979). Dieser setzt sich zum einen durch den Mangel an Kälbern für eigene Mast oder Zucht und zum anderen durch die entstehenden Kosten aufgrund veterinärmedizinischer Maßnahmen, Fruchtbarkeitsstörungen, verminderter Milchleistung sowie einer höheren Abgangshäufigkeit zusammen.

WOHANKA et al. (1982) geben einen jährlichen Verlust der DDR von 45 000 tot geborenen Kälber und 8000 unter der Geburt verendete oder notgeschlachtete Muttertiere an. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat in einer Veröffentlichung für das Wirtschaftsjahr 2000/01 einen Verlust von 178,9 Euro pro totgeborenes Kalb errechnet.

Berücksichtigt sind dabei die Faktoren des Geschlechterverhältnis und des Verkaufserlöses eines lebenden Kalbes sowie Besamungskosten.

Im Jahr 1997 betrug in den USA der Wert eines männlichen Kalbes 70 Dollar und der eines weiblichen Kalbes 150 Dollar. Eine Aufstellung der entstehenden Kosten durch Schwergeburten bei Milchrindern ergab durchschnittlich bei Färsen 28,01 Dollar und bei Kühen 11,10 Dollar (DEMATAWEWA u. BERGER 1997).

In den USA verursachen Schwergeburten jährlich einen wirtschaftlichen Schaden von 19 Millionen Dollar. Der Schaden durch totgeborene Kälber beträgt 125 Millionen Dollar (MEE 2004).

2.3.2. T

IERSCHUTZ

Nicht nur aufgrund wirtschaftlicher Schäden wird in der Wissenschaft nach den Ursachen der perinatalen Mortalität geforscht. Auch der Aspekt des Tierschutzes spielt eine Rolle.

HANSEN et al. (2004) weisen auf ein ethisches Problem hin, da die Totgeburtenhäufigkeit einiger Länder in den letzten zwei Jahrzehnten merkbar gestiegen ist.

(14)

Literatur

PHILIPSSON et al. (1979) erachten die natürliche und ungestörte Fortpflanzung als wichtige Voraussetzung für die Erhaltung jeder Art. Der normale Verlauf der Abkalbung mit einer gesunden Kuh und einem vitalem Kalb sollte grundsätzlich ohne menschliche Hilfe möglich sein (MEIJERING 1984).

MEE (2004) weist daraufhin, dass Ergebnisse einer früheren Untersuchung irischer Milchviehherden zeigten, dass 90 % der Kälber, die im perinatalen Zeitraum starben, zu Anfang des Geburtsvorganges noch lebten. Er hält diesen Anteil an Kälberverluste als vermeidbar.

Viele Totgeburten gehen mit einer Schwergeburt einher. Eine Schwergeburt verursacht häufig einen bleibenden Schaden bei Muttertier und Kalb. Im schlimmsten Fall ist der Tod von Mutter und Kalb die Folge. Vor allem Färsen erleiden bei schweren Auszügen leichte bis schwere Geburtsverletzungen in den Geburtswegen. Indirekt erhöht sich die Abgangsrate in der Herde durch Tiere, die nach einer solchen Geburt die erwartete Leistung nicht erbringen und/oder Fruchtbarkeitsstörungen zeigen. MARX und GRUNERT (1988) sehen in der tiergerechten Geburtsbetreuung eine der wichtigsten Verantwortungen, die tierhaltende Landwirte tragen müssen.

2.4 U

RSACHEN DER PERINATALEN

M

ORTALITÄT

Die folgende Beschreibung befasst sich mit den Ursachen der perinatalen Sterblichkeit. Es erscheint wenig sinnvoll sich ausschließlich auf die Betrachtung der Risikofaktoren von Totgeburten zu beschränken, da in der Fachliteratur selbst keine separate Bewertung innerhalb der perinatalen Kälbersterblichkeit vorgenommen wird.

Die einzelnen Faktoren werden aus Gründen der Übersichtlichkeit im Text weitgehend getrennt voneinander betrachtet. In der Realität sind sie oft in einem multifaktoriellen Geschehen eng miteinander verknüpft.

(15)

2.4.1 M

ISSBILDUNGEN

Wenn angeborene Veränderungen in der Morphologie oder Funktion des Körpers oder einzelner Körperteile auftreten, spricht man allgemein von Missbildungen. Diese sind vielgestaltig und in ihrem Schweregrad davon abhängig, zu welchem Zeitpunkt es zu einer intrauterinen Schädigung kommt. Ursächlich können genetische wie auch umweltbedingte Einflüsse ausschlaggebend sein, die zu Entwicklungsstörungen des Gameten, Embryos oder Fetus führen (DROMMER 1990; KARBE 1990; AHLERS u. ANDRESEN 1996;

GRUNERT u. ANDRESEN 1996). Kongenitale Anomalien haben in zweierlei Hinsicht Einfluss auf die PM. Zum einem treten nicht-lebensfähige missgebildete Feten als Abort oder Totgeburt auf, wie z.B. Hydrozephalus, Ankylose, Spina bifida oder Atresia coli (DEKRUIF et al. 1998). Von etwa 1 % der Kälber, die mit einem kongenialen Defekt zur Welt kommen, weisen 50 % eine letale Missbildung auf. Die wichtigsten Letalfaktoren sind rezessiv erblich und können bei schlechter Erblichkeitslage ein Bestandsproblem darstellen. Im anderen Fall können missgebildete lebensfähige Kälber mit z.B.

Gliedmaßenverkrümmung Schwergeburten verursachen (GRUNERT u. ANDRESEN 1996).

GREENE und BAKHEIT (1982) stellten bei 7 % von 514 untersuchten Totgeburten eine Missbildung fest. Nach DEKRUIF et al. (1998) soll der Anteil der PM, der durch kongenitale Defekte verursacht wird, bei 6 % liegen.

Eine Ursache für Missbildungen im Zusammenhang mit perinataler Mortalität und Infektionen ist die BVD-Infektion (Bovine Virus Diarrhoe). Findet die Infektion während der ersten zwei Drittel der Trächtigkeit statt, kann es vor allem zu Hydrocephalus internus (GRUNERT u. ANDRESEN 1996), Kleinhirnhypoplasien, -aplasien oder Augendefekte WALSER 1990; MICKELSEN u. EVERMANN 1994; GRUNERT u. ANDRESEN 1996;

DEKRUIF et al. 1998) kommen.

Umwelteinflüsse wie Pflanzentoxine und Manganmangel können ebenfalls für Missbildungen verantwortlich sein (DEKRUIF et al. 1998).

(16)

Literatur

2.4.2 A

SPHYXIE

Ein großer Teil der Kälber leidet und verendet an einem Asphyxiesyndrom. In ca. 50 % der Fälle ist sie die Ursache der PM (DEKRUIF et al. 1998). In der Literatur werden respiratorische Erkrankungen der Perinatalphase unter dem Begriff der „Asphyxie“

zusammengefasst und ausführlich beschrieben (EIGENMANN et al. 1983; BERCHTOLD et al. 1990; ZAREMBA 1996). Man versteht darunter eine akute Sauerstoffunterversorgung des Kalbes. In der Frühform der Asphyxie kommt es schon in der Gebärmutter zu einem gestörten Sauerstoffaustausch zwischen Mutter und Kalb durch z.B. länger andauernde Geburtshilfe, verzögerte Geburt oder vorzeitiges Lösen der Plazenta. Die Feten entwickeln eine respiratorisch-metabolische Azidose. Im Gegensatz zur Frühform, die in der Regel bei regulär ausgetragenen Feten vorkommt, tritt die Spätasphyxie oder auch Atemnotsyndrom kurz nach der Geburt auf und ist durch unreife Lungen und Surfactantmangel des Neugeborenen gekennzeichnet. Je nach Asphyxieform kann es zum Tod des Kalbes schon in der Gebärmutter bzw. kurz nach der Geburt kommen. Lebend zur Welt kommende Kälber sind durch mangelnde Vitalität und Atemtätigkeit sowie eine besondere Krankheitsanfälligkeit in der Neugeborenenphase gekennzeichnet. In einer Datenauswertung der Jahre 1980 bis 1995 an der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie des Rindes der Tierärztlichen Hochschule Hannover stellte SCHULTE-MÄRTER (2000) bei 3,5 % der knapp 5000 geborenen Kälber eine Asphyxie fest. ZAREMBA (1990) ermittelte bei seiner Untersuchung eine perinatale Sterblichkeitsrate von 57,1% bei den Kälbern mit Asphyxie.

2.4.3 P

ERINATALE

T

RAUMATA

Muttertiere im fortgeschrittenen Trächtigkeitsstadium können Traumata erleiden, die zu einer frühzeitigen Einleitung der Geburt führen. Heftige Stöße oder ein plötzlicher Sturz z.B. bei Transporten oder beim Einstellen neuer Tiere im Laufstall sind Ursachen für folgenreiche Traumata (AHLERS u. ANDRESEN 1996).

Bei den Geburtstraumata der Kälber unterscheidet man zwischen leichteren wie z.B.

(17)

Metakarpalfrakturen und schweren, die letztendlich zum Tod führen.

Wirbelsäulenfrakturen, Hernia diaphragmatica und Rippenfrakturen sind letale Folgen von zu früher und/oder zu starker Zugkraft während der Geburtshilfe. Sie sind für etwa 5-10 % der PM verantwortlich (DEKRUIF et al. 1998).

In einer schwedischen Studie von BERGLUND et al. (2003) wurden bei der Sektion von 76 Kälbern aus Färsenabkalbungen bei zwei der toten Kälber Rippenbrüche und bei einem weiteren eine Wirbelsäulenfraktur festgestellt. AGERHOLM et al. (1993) fand in Dänemark bei 7 % der untersuchten Kälbern Wirbelsäulefrakturen, die meist am Übergang von Brust- zu Lendenwirbelsäule lokalisiert waren.

2.4.4 M

ANGELZUSTÄNDE

Viele Mangelzustände können PM verursachen, auch wenn der Gesamtanteil relativ gering bleibt. Prädisponiert sind Betriebe mit geringem oder ohne Kraftfuttereinsatz. Der Mangel von Spurenelementen wie Cobalt, Kupfer, Selen und Mangan kann Aborte und Totgeburten begünstigen. Magnesiummangel führt indirekt oder direkt zur PM. Eine Unterversorgung mit den Vitaminen A oder E löst Aborte aus und erhöht die PM (DEKRUIF et al. 1998).

2.4.5 I

NFEKTIONEN

In der Literatur werden verschiedene Erreger im Zusammenhang mit Aborten und Kälbersterblichkeit angeführt. Die Übergänge zwischen Aborten, Totgeburten und lebensschwachen Kälbern sind teilweise fließend. Die meisten Aborterreger, mit denen sich das Muttertier zum Ende der Trächtigkeit hin infiziert, können auch Totgeburten verursachen (MICKELSEN u. EVERMANN 1994). Infektionen spielen in 20–30 % der Fälle von perinataler Mortalität eine maßgebende Rolle. Sie treten oft in Form eines Bestandsproblems auf (DEKRUIF et al. 1998).

Die im Uterus infizierten Feten werden oft zu früh geboren und sterben an den Folgen der

(18)

Literatur

Plazenta, den Fetus sowie indirekt über das Muttertier manifestieren. Zeigt die Mutter während einer Infektion z.B. Hypothermie, Anämie, endotoxämische oder respiratorische Symptome, wirkt sich das auch indirekt auf den Fetus aus. Die Diagnostik anhand des toten Fetus oder der Plazenta ist in den meisten Fällen jedoch begrenzt aussagefähig (WEISS u. KÄUFER-WEISS 1999). Die Erfolgsaussichten im Labor, einen Nachweis für Aborterreger zu führen, werden von MICKELSEN und EVERMANN (1994) als niedrig eingestuft. ANDERSON et al. (1990) haben in einer Studie in Kalifornien bei 30 % der Aborte einen Erreger nachweisen können, schätzten aber anhand der Pathologie einen doppelt so großen Anteil an Infektionen. Es ist zu erwarten, dass mit fortschrittlicher Labortechnik eine verbesserte Detektion von Erregern in Zukunft möglich sein wird (ANDERSON et al. 1990). Der Nachweis der Virus-assozierten bzw. bakteriell-assozierten Aborte und Totgeburte gelang ANDERSON et al. (1990) bei 5,5 % bzw. 16 % und KIRKBRIDE (1992) bei 10,6 % bzw. 14,5 % der Fälle.

2.4.5.1 V

IRALE

I

NFEKTIONEN

2.4.5.1.1 B

OVINE

V

IRUS

D

IARRHOE

Man geht davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Rinder sich im Laufe ihres Lebens mit dem BVD-Virus infizieren. Jedoch hängt es von unterschiedlichen Faktoren ab, welche Auswirkung eine Infektion hat. Die postnatale Infektion verläuft meist subklinisch und führt zu einer langandauernden und belastbaren Immunität. Der klinische Verlauf ist abhängig von der Konstitution des Wirtes und der Virulenz des Virusstammes. Es werden respiratorische Erkrankungen und Diarrhöen, auch mit schwerer Verlaufsform (hämorrhagisches Syndrom) mit hoher Letalität beschrieben. Die embryonale oder fetale Infektion ist für die Herdenfruchtbarkeit schwerwiegender, insbesondere wenn die Infektion mit dem BVD-Virus im ersten Drittel der Trächtigkeit stattfindet. Je nach Alter der Früchte kann es zu Resorption, Aborten, Totgeburten und Missbildungen kommen. Einige Feten werden durch eine spezifische Immuntoleranz zu persistent infizierten Virusträgern (PI- Tiere) und kommen kümmernd oder klinisch unauffällig zur Welt. In der Literatur gibt es wenig gesicherte Erkenntnis darüber, wie groß der tatsächliche Anteil der klinisch

(19)

unauffälligen Tiere ist. FREY et al. (1996) haben ihn ihrer Untersuchung bei ca. 50 % der PI-Tiere (< 3 Jahren) klinische Erscheinungen beobachtet. PI-Kälber entwickeln zum großen Teil im Alter von ca. 2 Jahren die letale Erkrankung Mucosal Disease (MD), die häufig durch einen unstillbaren Durchfall gekennzeichnet ist. Die Folge einer Verbreitung des Virus über lange Zeit unerkannte PI-Tiere in der Herde ist u.a. die erhöhte perinatale Sterblichkeit.

In einer Untersuchung auf Viruspersistenz über einem Zeitraum von zwei Jahren an 20253 Rindern aus 329 Beständen Niedersachsens ermittelten FREY et al. (1996) 428 (2,1 %) mit dem BVD-Virus persistent infizierte Tiere (PI-Tiere). Bei vergleichbaren Untersuchungen in Schweden, England, Deutschland und in den USA wurden 1,3-2,0 % PI-Tiere aufgefunden (ALENIUS et al. 1986; BOLIN et al. 1987; EDWARDS et al. 1987;

LIESS et al. 1987). In zwei Untersuchungen hatten durchschnittlich die Hälfte der Betriebe ein bis mehrere PI-Tiere in ihrer Herde (MEYLING et al. 1990; FREY et al. 1996). 66 % der PI-Tiere befanden sich im Alter von einem Jahr und nur 10 % waren älter als 2 Jahre (FREY et al. 1996).

Der Anteil der BVD-infizierten Kälber betrug bei ANDERSON et al. (1990) 27 % und KIRKBRIDE (1992) 43 % innerhalb der Gruppe der Virus-assozierten Aborte und Totgeburten.

ANDERSON et al. (1990) haben in der Datenauswertung des South Dakota Animal Disease Research and Diagnostic Labratory einen dramatischen Anstieg der BVD- Infektion bei Aborten und Totgeburten festgestellt. Betrug die Prävalenz in Zeitraum von 1974-79 noch 0,47 %, lag sie bereits 1981 bei 5,51 %, wobei sie sich jedoch bis zum Ende der Studie in 1990 bei durchschnittlich 4,87 % einpendelte.

2.4.5.1.2 BHV1

Die Bovine Herpesvirus Typ 1-Infektion, früher auch als IBR/IPV bezeichnet, ist eine weltweit verbreitete Virusinfektion der Rinder. Die klinischen Symptome sind abhängig vom Virusstamm, der Eintrittspforte, dem Immunstatus, der Virusdosis und verschiedenen Umwelteinflüssen und können in folgende getrennt oder gelegentlich auch nebeneinander

(20)

Literatur

vorkommende Symptomgruppen unterteilt werden: die respiratorische Form, die Meningoencephalitis, die genitale Form und epidemische Aborte zwischen dem 5.-9.

Trächtigkeitsmonat. Infizierte Tiere bleiben zeitlebens Virusträger und übertragen als ständige Infektionsquelle Viren auf andere Mitglieder ihrer Herde. Charakteristisch für den Verlauf sind klinisch sichtbare Phasen mit Virusausscheidung, die sich mit klinisch unauffälligen Phasen ohne Virusausscheidung abwechseln. Stress und Immunsuppression sind Faktoren, die jederzeit zur erneuten Reaktivierung führen können.

BHV1-positive und BHV1-negative Tiere während der Kalbung in einer Bucht zu halten, birgt ein erhöhtes Risiko für die Infektionsverbreitung, da während der Abkalbung das Immunsystem geschwächt ist. So können BHV1-positive Tiere das Virus ausscheiden und die BHV1-negativen Tiere sind in dieser Phase besonders empfänglich.

Der Anteil der BHV1-infizierten Kälber betrug bei ANDERSON et al. (1990) 69 % und KIRKBRIDE (1992) 51 % innerhalb der Gruppe der Virus-assozierten Aborte und Totgeburten.

2.4.5.2 B

AKTERIELLE UND

P

ARASITÄRE

I

NFEKTIONEN

Zu den Aborterregern, die auch in der Spätträchtigkeit zu Totgeburten oder lebensschwachen Kälbern führen, gehören Salmonella spp., Brucella abortus, Haemophilus somnus, Listeria monocytogenes, Leptospira hardjo und L. grippotyphosa, E.coli, Strepptococci spp. und Chlamydia. In einer Arbeit von KIRKBRIDE (1993), einer zehnjährigen Studie an 8962 Aborten und Totgeburten, konnte in 14,49 % der Fälle eine ursächliche bakterielle Infektion nachgewiesen werden. Die drei häufigsten waren Arcanobacterium pyogenes (4,22 %), Bacillus spp. (3,58 %) und Listeria spp. (1,35 %).

2.4.5.3 I

NTOXIKATIONEN

Viele chemische Verbindungen können die Vitalität des Fetus beeinflussen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Insbesondere Pflanzengifte, Pflanzenschutzmittel und

(21)

Fruchtbarkeitsstörungen u.a. in Form von Aborten, Totgeburten oder lebensschwachen Kälbern können eine Folge einer zu hohen Nitrateinnahme (0,5 % i.TS) seitens der Muttertiere sein (LOTTHAMMER 1996). Nitrat wird im Pansen zu Nitrit reduziert, welches Hämoglobin in Methämoglobin verwandelt. Die Folge der Überversorgung führt zu einem unphysiologischen Methämoglobingehalt (> 10 % des Hämoglobin) und vermindert so die Sauerstoffbindungskapazität. Der Organismus sowie der Fetus leiden unter einer ungenügenden Sauerstoffversorgung (LOTTHAMMER 1999).

Bei verminderter Futterqualität durch z.B. schlechte Silagetechnik oder feuchte Lagerung kann es zu einer erheblichen Belastung des Futters durch Pilzarten der Gattung Fusarium kommen. Fusarium-Arten können in Form von chronisch latenter oder akuter Mykotoxikose mit einem unspezifischen Leistungsrückgang oder mit Störungen im Fruchtbarkeitsgeschehen im Bestand bewirken. Zearaleon und Deoxynivalenol sind zwei der häufigsten Mykotoxine. Mykotoxine sind durch den oft schleichenden Prozess schwer zu diagnostizieren. Erschwerend kommt hinzu, dass nur wenige Exaktversuche über meist kurze Zeiträume und mit wenigen Tieren vorhanden sind. So ist das Wissen über die Wirkung bei Wiederkäuern zu einem großen Teil auf Fallstudien gestützt (DÄNICKE 2002).

2.5 F

AKTOREN DER PERINATALEN

M

ORTALITÄT

Die PM lässt sich aufgrund dem Ereignis einer vorangegangen Schwergeburt in zwei Gruppen aufteilen (MEE 2004). Der Anteil der normal verlaufenden Geburten, die mit einer PM in Zusammenhang stehen, beträgt 40 - 60 % (MEIJERING 1984; PHILIPSSON et al.

1979)

Die im folgendem vorgestellten Faktoren sind abhängig von genetisch- oder umweltbedingten Einflüssen (MEE 2004). Genetische Einflüsse sind u.a. Auswahl des Bullen, Rasse von Mutter und Vater, Inzucht, Tragezeit und Heritabilität der Merkmale

„Geburtsverlauf“ oder „Totgeburt“. Bei den umweltbedingten Einflüssen spielt vorrangig das Betriebsmanagement eine Rolle.

(22)

Literatur

2.5.1 P

ARITÄT DES

M

UTTERTIERES

Eine abnehmende perinatale Sterblichkeitsrate mit steigender Parität wird in vielen Arbeiten beschrieben (PHILIPSSON et al. 1979; MARTINEZ et al. 1983a; MEYER et al.

2000; MEYER et al. 2001a; JOHANSON u. BERGER 2003). Von der ersten bis zur zweiten Trächtigkeit reduziert sich der Anteil der PM um die Hälfte von durchschnittlich 13,2 % bei Färsen auf 6,6 % bei Kühen (MEYER, 2001a). JOHANSON und BERGER (2003) errechneten für Holstein Friesian Färsen eine 2,4 mal höheres Risiko für PM im Vergleich zu Kühen. Zwischen der zweiten Trächtigkeit und allen weiteren ist der Unterschied relativ gering und wird deshalb von den Autoren vernachlässigt.

Der Grund für die höhere Mortalität der Kälber bei Färsenabkalbungen beruht häufig auf dem juvenilen knöchernen und/ oder weichen Geburtsweg der Färsen, durch das Kälber höherer Gewichtsklassen nicht oder nur schwer hindurchpassen (GRUNERT u.

ANDRESEN 1996). Die feto-pelvine Inkompatibilität kommt bei Erstkalbinnen verhältnismäßig häufiger vor (MEE 2004) und somit ist das Schwergeburtenrisiko folglich bei ihnen ungleich höher. Weitere Prädispositionen für Schwergeburten bei Färsen sind u.a. das Fütterungs- und Aufzuchtsmanagement des Betriebes und der Umstand, dass sie aufgrund ihrer Unerfahrenheit anfälliger für Stress sind (DUFTY 1981).

2.5.2 G

ESCHLECHT DES

K

ALBES

In den 70er Jahren gab es mehrere Untersuchungen, die von einem doppelt so hohen Anteil an männlichen Totgeburten berichteten (BAR-ANAN et al. 1976; PHILIPSSON et al.

1979). MARTINEZ et al. (1983b) ermittelten in den USA in einer Herde von 136.000 schwarzbunten Kühen, dass bei männlichen bzw. weiblichen Kälbern ein Prozentsatz von insgesamt 7,6 bzw. 5,6 in den ersten 48 Lebensstunden verendeten. Sie stellen weiterhin dar, dass bei Färsengeburten 4 % mehr männliche als weibliche Kälber verenden, wo hingegen die Differenz bei Kuhabkalbungen nur 1 % beträgt. MEYER et al. (2001a) hingegen haben gezeigt, dass in ihrer Untersuchung zwar bei Färsengeburten 7 % mehr männliche Kälber, jedoch im Gegensatz dazu bei mehrkalbigen Tieren 12 % mehr

(23)

weibliche Kälber von PM betroffen sind.

2.5.3 G

EBURTSGEWICHT DES

K

ALBES

Das Geburtsgewicht variiert bei Schwarzbunten zwischen 30-45 kg (GRUNERT u.

ANDRESEN 1996). JOHANSON und BERGER (2003) haben in den USA Datenmaterial der Jahre 1968-1999 von über 4500 Geburten ausgewertet. Sie stellten fest, dass Kälber von Färsen im Durchschnitt leichter (38,2 kg) waren im Vergleich zu Kälbern von Kühen (41,7 kg).

Das Geburtsgewicht hat in Form des untergewichtigen wie auch des übergewichtigen Kalbes einen Einfluss auf die perinatale Sterblichkeit. HOLLAND und ODDE (1992) vertreten die Meinung, dass der Anteil der leichtgewichtigen Totgeburten annähernd so groß ist, wie der der Schwergewichtigen. JOHANSON und BERGER (2003) stellten hingegen fest, dass Kälber der höheren Gewichtsklassen ein zunehmend höheres Sterblichkeitsrisiko aufweisen. Kälber der höheren Gewichtsklassen zeigen bei Färsenabkalbungen eine geringe Überlebensrate (bis 48 Std. p.p.) im Vergleich zu Abkalbungen von Kühen, was nach MARTINEZ et al. (1983a) ein Indikator des häufiger auftretenden feto-pelvinen Missverhältnisses bei Färsenabkalbungen ist. In einer Untersuchung ließ sich die höchste Mortalitätsrate bei sehr kleinen Kälbern unabhängig vom Geburtsverlauf feststellen (MARTINEZ et al. 1983a).

MARTINEZ et al. (1983a) führten Untersuchungen zur Abhängigkeit von Größe und anderen Merkmalen durch. In Abhängigkeit zum Geschlecht des Kalbes stellten sie fest, dass es in allen Gewichtsklassen grundsätzlich mehr männliche Totgeburten gibt. Jedoch betrifft es im Verhältnis doppelt so viele männliche Kälber in der leichtesten Gewichtsklasse (4,2 %) als in der schwersten Gewichtsklasse (2,2 %).

2.5.4 M

EHRLINGSGEBURTEN

Anhand 1,3 Millionen Geburten in USA untersuchten JOHANSON und BERGER (2003) die Häufigkeit von Zwillingsgeburten. Die Gesamtrate lag bei 5 %. Betrachtet man die

(24)

Literatur

Tendenz von 1,6 % (erste Kalbung) bis 7,2 % (fünfte Kalbung) fest.

Färsen, die eine Zwillingsgeburt haben, neigen in 9,3 % der Fälle in der zweiten Trächtigkeit und in 12,5 % der Fälle in der dritten Trächtigkeit zur wiederholten Zwillingsgeburt (NIELEN et al. 1989). Die Autoren ermittelten in ihrer Untersuchung an holländischen Milchviehanlagen eine Kälbersterblichkeit (bis 24 Std. p.p.) von 19 % unter den Zwillingsgeburten, während sie für Einlinge bei 5 % lag. Die höhere Wahrscheinlichkeit der perinatalen Sterblichkeit unter Zwillingen sehen die Autoren vor allem in der kürzeren Tragezeit und in der größeren Schwergeburtenhäufigkeit. Ihrer Meinung nach sind Zwillingsraten abhängig von Parität, Jahreszeit, Management und vorangegangenen Zwillingsgeburten.

GREGORY et al. (1996) berechneten eine 13 % niedrigere Überlebensrate für Zwillinge im Vergleich zu Einlingen. Obwohl Zwillinge ein um 8,8 kg reduziertes Gewicht gegenüber Einlingen haben, ist die Anzahl der Geburtskomplikationen verdoppelt. MEE (1991) hat in seinen Untersuchungen festgestellt, dass die Wahrscheinlichkeit für die Hinterendlage bei Zwillingskälbern viermal höher und für die perinatale Sterblichkeit doppelt so hoch ist als bei Einlingen.

Weiterhin ist eine höhere Häufigkeit im Frühjahr nachzuweisen (NIELEN et al. 1989;

JOHANSON et al. 2001). Bei Müttern, die von nach 1990 geborenen Bullen besamt wurden, zeigte sich ebenfalls eine höhere Häufigkeit (JOHANSON et al. 2001). Die Autoren weisen auf die Möglichkeit hin, mit Hilfe der Selektion geeigneter Bullen, die Zwillingsrate und die damit verbundenen höheren wirtschaftlichen Kosten effektiv zu senken.

2.5.5 S

CHWERGEBURTEN

Da die Schwergeburt einen maßgeblichen Anteil an der perinatalen Mortalität trägt, soll besonders auf diese eingegangen werden.

JOHANSON und BERGER (2003) ermittelte eine Schwergeburtenrate im Zeitraum von 1968-1999 aus den Daten der Iowa State University von 23,7 %. BAR-ANAN et al. (1976) kamen bei einer Untersuchung von Israeli-Friesians zum Ergebnis, dass ca. 40-60 % der

(25)

Fälle von PM in Verbindung mit Schwergeburten zu bringen sind.

Um eine Geburt in ihrem Verlauf beurteilen zu können, wird in den Untersuchungen ein Schema verwendet (PHILIPSSON et al. 1979; MEIJERING 1984; MEYER et al. 2000;

BERGLUND et al 2003). Wie MEIJERING (1984) haben diese Autoren erkannt, dass zwar die übermäßige Geburtshilfe das allgemeine Charakteristikum einer Schwergeburt ist, diese dennoch individuelle Interpretationsmöglichkeiten zulässt. PHILIPSSON et al. (1979) empfehlen eine Einteilung der Geburtshilfe in 5 Klassen: 1. keine Person; 2. eine Person ohne mech. Geburtshelfer; 3. mehr als eine Person ohne Geburtshelfer/ eine Person mit mech. Geburtshelfer; 4. Kaiserschnitt und 5. Fetotomie. MEYER et al. (2000) beschränken sich auf drei Kategorien: 1. keine Geburtshilfe; 2. geringgradige Geburtsschwierigkeiten und 3. Geburt mit Geburtshilfe. Deutsche Landwirte haben als Vorgabe bei der Geburtsmeldung bei der Milchleistungsprüfung vier Möglichkeiten zur Klassifizierung des Geburtsverlaufes, die sie innerhalb der Milchleistungsprüfung (MLP) an ihre Landeskontrollverbände melden (VIT 2004). Auf diese wird später bei der Darstellung der Ergebnisse weiter eingegangen.

Trotz unterschiedlicher Kriterien der Einteilungen und dem subjektiven Eindruck des Geburtshelfers, ist ein recht einheitliches Bild der Schwergeburt entstanden. Allgemein gilt:

Je höher die Einstufung, desto schwerer verläuft die Geburt.

In der Literatur haben sich viele Autoren mit den Ursachen von Geburtsstörungen bei Milchrindern beschäftigt. Die wichtigsten Risikofaktoren die zu Schwergeburten bei Färsen führen können, sind das feto-pelvine Missverhältnis, die Lage-, Stellungs- oder Haltungsanomalie des Kalbes und die unvollständige Weitung von Vulva und Zervix (MEIJERING 1984; MEE 2004). Bei Kühen sind die Risikofaktoren etwas anders gelagert.

Lage-, Stellungs- oder Haltungsanomalie des Kalbes spielen hier die übergeordnete Rolle vor dem feto-pelvinen Missverhältnis, den Zwillingsgeburten, der Wehenschwäche, der Torsio uteri und der unvollständige Weitung von Vulva und Zervix (MEIJERING 1984;

MEE 2004).

HOFFMANN und GRAVERT (1980) ermittelten bei einer Literaturzusammenstellung deutscher Arbeiten die zu große Frucht als bedeutsamste Ursache für Geburtsstörungen bei Färsen (85 %) wie auch bei Kühen (40 %). Torsio uteri, Lage-, Stellungs- oder

(26)

Literatur

Haltungsanomalien und ungenügende Öffnung des weichen Geburtsweges folgen mit relativ gleichem Prozentsatzanteil.

Der Tod beim Kalb während oder nach einer Schwergeburt tritt in den meisten Fällen aufgrund von Sauerstoffmangel oder traumatischen Verletzungen ein (HOFFMANN u.

GRAVERT 1980). Untergeordnet dagegen sind der Tod durch das Austreiben einer unreifen Frucht und der pränatale Tod in utero.

2.5.5.1 P

ARITÄT DER

M

UTTER

Einen wichtigen Einfluss auf den Verlauf einer Geburt hat die Parität des Muttertieres.

Untersuchungen zu diesem Thema beschreiben eine drei- bis viermal höhere Schwergeburtenhäufigkeit bei Färsen als bei Kühen. Die ermittelte Schwergeburtenrate von MEYER et al. (2001a) bei einer Untersuchung von Milchvieh in den USA ergab bei Färsen 19 % und bei Kühen 6 %. Auch Untersuchungen in Schweden ergaben ähnliche Ergebnisse (BERGLUND et al. 2003). Insgesamt lässt sich mit steigender Laktation eine abnehmende Häufigkeit von Schwergeburten feststellen. Jedoch sind die Unterschiede in der Schwergeburtenhäufigkeit zwischen der zweiten und den folgenden Trächtigkeiten relativ klein (MARTINEZ et a. 1983a). Es erscheint somit sinnvoll diese weitgehend außer acht zu lassen und bei Auswertungen ausschließlich Färsen und Kühe zu vergleichen.

2.5.5.2 F

ETO

-

PELVINES

M

ISSVERHÄLTNIS

Das Missverhältnis von Fetusquerschnitt zum Beckendurchmesser der Mutter ist bei Färsen der wichtigste und bei Kühen der zweitwichtigste Verursacher von Schwergeburten (MEE 2004). Der geschätzte Anteil variert bei Färsen zwischen 73,4-86,3 % und bei Kühen zwischen 21,2-36,7 % (MEIJERING 1984).

Bei Färsen tritt vor allem eine juvenil bedingte Enge des knöchernen Beckens auf. Wenn das Gewicht des Kalbes nicht höher im Verhältnis zum Geburtsgewicht anderer Feten der Rasse liegt, aber der Beckendurchmesser der Mutter abnorm klein ist, spricht man von

(27)

Geburtsgewicht des Kalbes über dem physiologischen Geburtsgewicht der Rasse liegt.

Für die Rasse Schwarzbunt ist ein Fetus mit über 50 kg eine absolut zu große Frucht (GRUNERT und ANDRESEN 1996).

2.5.5.3 S

TELLUNGS

-, H

ALTUNGS

-

UND

L

AGEANOMALIE DES

K

ALBES

Die Häufigkeit der abnormalen Position des Fetus im Uterus bei Schwergeburten variert erheblich je nach Literaturquelle zwischen 1,7-25 % bei Färsen und bei 4,6-50 % bei Kühen (MEIJERING 1984).

Ca. 3 % aller Kälber präsentieren sich während ihrer Geburt in der Hinterendlage (HE).

Das Risiko einer Schwergeburt und PM ist fünfmal größer bei Kälbern in der HE als bei Kälbern in der Vorderendlage (VE) (MEE 2004). Als Gründe hierfür sind einerseits eine früh aufreißende Fruchtblase und andererseits der fehlende Dehnungsdruck in der Zervix zu nennen. Dieser Druck wird durch die Stirn des in der VE liegenden Kalbes verursacht, um die nötige Weite im Geburtskanal zu induzieren (GRUNERT und ANDRESEN 1996).

Verschleppte Geburten mit HE verschlimmern die fetale Hypoxämie durch Nabelstrangverschluß oder – abriss (DUFTY u. SLOSS 1977).

Einige der Haltungsfehler wie z. B. Karpal- oder Tarsalbeugehaltung haben, wenn rechtzeitig erkannt, eine günstige Prognose. Allgemein wird beschrieben, das der Verlauf einer Geburt von Kälbern mit Stellungs-, Haltungs- oder Lageanomalie davon abhängig ist, wie weit der Geburtsvorgang fortgeschritten ist, ob es sich um ein lebendes oder totes Kalb handelt, wie hoch der Schweregrad der Anomalie ist und von der Sachkenntnis des Geburtshelfers (GRUNERT 1993).

2.5.5.4 G

EBURTSSTÖRUNG VON

S

EITEN DES WEICHEN

G

EBURTSWEGES

Durch eine Enge im Zervixkanal aufgrund einer ungenügenden Öffnung oder mangelhaften Weite kann es zu Schwierigkeiten kommen. Von einer ungenügenden Öffnung spricht man, wenn man von der Möglichkeit der Erweiterung des Geburtskanals

(28)

Literatur

weiche Geburtsweg in Rückbildung befindet, spricht man von einer mangelhaften Weite (BERCHTOLD u. RÜSCH 1993; GRUNERT und ANDRESEN 1996). MEE (2004) sieht in dieser Störung nach dem feto-pelvinen Missverhältnis und der Stellungs-, Haltungs- und Lageanomalie die wichtigste Ursache für Schwergeburten bei Färsen.

Bei Färsen tritt auch eine juvenil bedingte Scham - und Scheidenenge auf. Dieser Bereich kann auch bei Kühen durch eine mangelhafte hormonale Geburtsvorbereitung, Narben, Ödeme oder Verfettung im perivaginalen Gewebe stark verengt sein (BERCHTOLD u.

RÜSCH 1993; GRUNERT und ANDRESEN 1996).

Eine andere Möglichkeit der Störung besteht in Form einer Gebärmutterverdrehung, die sich vorwiegend während des Öffnungs- und Aufweitungsstadium einstellt. Meist ist sie die Folge starker Bewegungen des Kalbes oder äußerer Einflüsse wie z.B. Stöße von anderen Kühen (GRUNERT und ANDRESEN 1996). Die Torsio uteri ist eine erhebliche Ursache der Schwergeburten bei Kühen (MEE, 2004). Sie tritt bei 21,5 bzw. 23,1 % für Schwergeburten bei Kühen auf (MEIJERING 1984).

2.5.5.5 S

TÖRUNGEN DER

W

EHENTÄTIGKEIT

Man unterscheidet zwischen der primären und der sekundären Wehenschwäche. Erstere ist charakterisiert durch einen schlaffen Uterus und nicht-gesprungene Fruchtblasen. Eine Wehentätigkeit tritt, wenn überhaupt, nur sehr schwach auf. Die sekundäre Wehenschwäche kann das Resultat einer verschleppten Geburt sein. Die am Anfang der Geburt noch normale Wehentätigkeit lässt mit der voranschreitenden Erschöpfung der Mutter nach, bis sie zum Stillstand kommt (GRUNERT u. ANDRESEN 1996).

Eine weitere Störung ist eine übermäßig starke Wehentätigkeit in Form von Spasmen der Uterusmuskulatur, die u.a. eine Uterusruptur zur Folge haben kann. Außerdem kann es zu Rektum- und/oder Scheidenvorfällen kommen (GRUNERT u. ANDRESEN 1996).

2.5.5.6 M

EHRLINGSGEBURTEN

(29)

Lage-, Stellungs- und Haltungsfehlern vor.

GREGORY et al. (1996) ermittelte bei einer Nordamerikanischen Untersuchung, dass in 42,2 % der Fälle von Zwillingsgeburten Geburtshilfe erforderlich war. Im Vergleich dazu wurde nur bei 20,4 % der Einlingsgeburten Geburtshilfe angewendet. Bei 77,8 % dieser Fälle war eine falsche Lage, Stellung oder Haltung im Geburtskanal ausschlagebend für die Schwergeburt.

Die verhältnismäßige häufige Geburthilfe bei Zwillingskalbungen wird bedingt durch Wehenschwäche, fetale Haltungs-, Lage- und Stellungsfehler und dem gleichzeitigen Eintreten der Kälber in den Geburtskanal (NIELEN et al. 1989; MEE 1991). Zwillinge präsentieren sich viermal häufiger in der Hinterendlage als Einlinge (MEE 1991).

Haltungs–, Lage- und Stellungsfehler sind oft bei den relativ kleinen Zwillingskälbern leicht zu korrigieren, jedoch kann das rechtzeitige Erkennen der Problematik an einer mangelhaften Überwachung scheitern (MEE 2004). Zwillingskälber sind der Gefahr der Hypoxämie ausgesetzt, wenn sich die Nabelschnur um ein Bein des anderen Fetus wickelt (DUFTY u. SLOSS 1977).

Untersuchungen in den USA belegen einen kontinuierlichen Anstieg der Zwillingskalbungen und der perinatalen Mortalität in den letzten Jahren (JOHANSON et al.

2001; MEYER et al. 2001a), jedoch hat sich die Schwergeburtenhäufigkeit in diesem Zeitraum nicht verändert (MEYER et al. 2001a) bzw. hat sich verringert (JOHANSON et al.

2001).

2.5.5.7 T

RÄCHTIGKEITSDAUER

Die Auswirkung der Trächtigkeitsdauer auf das Geburtsgewicht und somit auf den Kalbeverlauf und die PM werden in der Literatur kontrovers diskutiert. In der Literatur der 60er und 70er Jahre war die Annahme, dass es eine phänotypische Beziehung zwischen Trächtigkeitsdauer und dem Anteil der Schwer- und Totgeburten gibt, weit verbreitet (MEIJERING 1984). MEIJERING (1984) weist in der gleichen Arbeit auf neuere Untersuchungen hin, die belegen, dass die Trächtigkeitsdauer keinen signifikanten Einfluss mehr hat, wenn das Geburtsgewicht des Kalbes als direkter Einflussfaktor

(30)

Literatur

berücksichtigt wird. MARTINEZ et al. (1983b) ermittelten in ihrer Untersuchung eine durchschnittliche Trächtigkeitsdauer von 279,6 Tagen bei der Rasse Holstein Friesian.

Totgeborene Kälber hatten eine signifikant um 1,2 Tage verkürzte Tragezeit. Die Tragezeit für männliche Kälber war 1,2 Tage länger als für weibliche Kälber und reduzierte sich um einen Tag bei Färsenkälbern. Die Tragezeit unterschied sich bei leichten und schweren Kälbern um acht Tage (274,9 bzw. 283,2). HOLLAND und ODDE (1992) sind der Auffassung, dass nicht die Trächtigkeitsdauer das Geburtsgewicht bestimmt, sondern die unterschiedlichen fetalen Wachstumsraten Einwirkung haben. MEYER et al. (2000) bedienten sich in ihrer Untersuchung eines Entscheidungsbaums. Mit diesem fanden sie heraus, dass nach der Laktationsnummer und den Geburtsschwierigkeiten die Trächtigkeitsdauer den größten Einfluss auf die Totgeburtenhäufigkeiten bei Kühen hat.

Die Totgeburtenhäufigkeit war bei der Trächtigkeitsdauer von unter 280 Tage am höchsten.

2.5.5.8 E

RSTKALBEALTER UND

L

EBENDGEWICHT DER

M

UTTER

Holstein Friesian Rinder erreichen mit durchschnittlich 7-8 Monaten und einem Körpergewicht von 220-230 kg ihre Geschlechtsreife. Das empfohlene Erstbelegungsalter beträgt 16–18 Monate (LOTTHAMMER u. WITTKOWSKI 1994; AHLERS u. ANDRESEN 1996). Färsen sollten bereits vor der Belegung etwa zwei Drittel des Gewichts einer ausgewachsenen Kuh (300-400 kg) erreicht haben (DEKRUIF et al. 1998; MEE 2004).

Entscheidender ist jedoch die Entwicklung der Färse zum Zeitpunkt der Belegung (DEKRUIF et al. 1998), da die Hauptursache von Schwergeburten das feto-pelvine Missverhältnis ist (MEIJERING 1984; MEE 2004). Um Kosten in der Färsenaufzucht zu senken und gleichzeitig das Generationsintervall zu verkürzen, wird von einigen Landwirten ein früheres Erstkalbealter angepeilt.

EGAN et al. (2001) haben bei einer Untersuchung an 249 irischen Milchviehbetrieben festgestellt, dass bei 73 % der befragten Betriebe das durchschnittliche Erstkalbealter in der Herde bei 24-30 Monaten lag. In 11 % der Herden betrug das durchschnittliche Erstkalbealter weniger als 24 Monate und in 16 % mehr als 30 Monate. Während das

(31)

Mindestalter von 13 Monaten (DEKRUIF et al. 1998) mit schlechteren Trächtigkeitsergebnissen einhergeht, laufen Tiere mit zu später Belegung aufgrund von Verfettung zusätzlich Gefahr, Geburtsstörungen zu entwickeln (DECHOW et al. 2000). Die Beobachtung von DECHOW et al. (2000) belegt, dass mit zunehmendem Erstkalbealter die Elastizität des weichen Geburtskanals abnimmt und es zu einer Verengung des Geburtsweges durch Fettansammlung kommt. EGAN et al. (2001) haben eine höhere Totgeburtenhäufigkeit bei Färsen ermittelt, die unterhalb des durchschnittlichen Erstkalbalters der Herde lagen.

2.5.6 A

LLGEMEINERKRANKUNGEN

Allgemeinerkrankungen können in Einzelfällen zu Geburtsstörungen führen. Zum Festliegen vor oder während der Geburt kommt es bei einer Reihe von Erkrankungen wie Stoffwechselstörungen, Frakturen, Muskelzerreißungen und Mastitiden. Adipositas, hochgradige Kachexie, akute Peritonitiden, Perikarditiden, Hernien und Rupturen der Bauchdecke, schmerzhafte Lahmheiten sowie Uterus- und Darmrupturen können Gründe für eine erschwerte Geburt sein.

2.5.7 M

ANAGEMENT

Das Management rückt zusehends als eine der zentralen Einflussgrößen auf die Schwergeburten und die perinatale Sterblichkeit in das Blickfeld vieler Autoren (DUFTY 1981; DREW 1986; COOK u. NORDLUND 2004; MEE 2004). Es wird der Frage nachgegangen, was das heutige Management leisten muss, um gesunde Kälber und leistungsfähige Mütter zu garantieren. Viele der oben erwähnten Ursachen für Schwergeburten und perinatale Mortalität sind begründet in einem mangelhaften Betriebsmanagement. COOK und NORDLUND (2004) weisen darauf hin, dass die Gestaltung der Haltungsform den unterschiedlichen Bedürfnissen der einzelnen Kühe entsprechen muss. Probleme sind in diesem Bereich nicht immer offensichtlich, da sich

(32)

Literatur

rangniedrige Tieren zu. Die Autoren betonen, dass die Voraussetzung für verhaltensgerechte Haltung in dem Wissen um die sozialen Verhaltensmuster liegt.

In der Literatur gibt es kaum Arbeiten, die explizit die Korrelation der Haltungsbedingungen und der perinatalen Sterblichkeitsrate erforschen. Jedoch findet man Untersuchungen, die sich mit den Bedingungen von Haltung und Management vor und während der Kalbung befassen, und somit indirekt einen entscheidenden Einfluss auf die PM haben.

Die Prävention von Schwergeburten und perinataler Sterblichkeit findet bereits in folgenden Phasen ihre Weichenstellung: bei der Auswahl der geeigneten Zuchttiere und der Vorbereitung der Tiere vor der Belegung, während der Trächtigkeit, der Geburtsvorbereitung und der Kalbung sowie in der Phase unmittelbar nach der Kalbung (MEE 2004).

2.5.7.1 A

USWAHL DER

Z

UCHTTIERE

2.5.7.1.1 W

EIBLICHE

Z

UCHTTIERE

Die Weichenstellung für einen komplikationslosen Geburtsvorgang kann an mehreren Stellen bei der Aufzucht potentieller Muttertiere erfolgen. Die Erfahrung und das Wissen um Muttertiere, insbesondere Färsen, die mit einem höheren Schwergeburtenrisiko behaftet sind, spielt eine wesentliche Rolle in der Beurteilung bevorstehender Geburten.

MEE (2004) spricht sich dafür aus bei Möglichkeit, weibliche Kälber, deren Mütter in der Vergangenheit wiederholt Probleme mit Schwergeburten, Zwillingen, perinatale Sterblichkeit und Milchfieber hatten, von der Zucht auszuschließen. Weibliche Kälber mit einem hohen Geburtsgewicht tendieren dazu, später selbst große Kälber auszutragen (COLBURN et al. 1997) und leiden somit öfter unter Geburtsstörungen.

Die innere und äußere Beckenmessung wird von MEIJERING (1984) und COLBURN et al. (1997) als Möglichkeit angeführt, Färsen mit extrem engen Becken vor der ersten Belegung zu erkennen und von der Zucht auszuschließen. Die Methodik wird in der Literatur beschrieben (STEINER 1979; SCHEBITZ 1980). Die Erhebung dieses Parameters reicht jedoch allein nicht aus, um eine zuverlässige Voraussage über den

(33)

Geburtsverlauf zu treffen (STEINER 1979; MEE 2004).

Bei einer Kuh, die mehrmalig unter der Geburt Störungen zeigte, befürwortet MEE (2004) den Ausschluß als Zuchttier. Eine strenge Auslese der weiblichen Zuchttieren gestaltet sich jedoch oft schwierig, wenn fast jedes Kuhkalb für die Bestandergänzung (Remontierung) benötigt wird (PABST 2000).

2.5.7.1.2 B

ULLEN

Seit die künstliche Besamung (KB) Eingang in die Betriebe gefunden hat, ist der Einsatz eines Deckbullen seltener geworden. PABST (2000) beschreibt jedoch rückläufigen Einsatz der KB. Sind vor 10 Jahren etwa 95 % der Milchkühe und Färsen bundesweit künstlich besamt worden, waren es 2000 nur noch 86 %.

In der Rinderzucht haben Zuchtprogramme verschiedener Träger wie Zuchtverbände, Besamungsorganisationen, Landeskontrollverbände und staatliche Tierzuchtverwaltung die Verbesserung der sog. „direkten“ Leistungen, wie Milch und Fleisch, und der

„indirekten“ Leistungen wie u.a. den Abkalbevorgang zum erklärten Ziel gemacht. In den Leistungsprüfungen werden an die Prüfbullen Zuchtwerte vergeben, die durch die Nachkommenprüfung ermittelt wurden. Diese Zuchtwerte stellen einen Schätzwert des erblichen Einfluss eines Bullen auf seine Nachkommen dar. Der Gesamtzuchtwert setzt sich aus Relativzuchtwert Milch (RZM), Relativzuchtwert Exterieur (RZE), Relativzuchtwert Zellzahl (RZS), Relativzuchtwert Zuchtleistung (RZZ) und Relativzuchtwert Nutzungsdauer (RZN) zusammen. Bullen, die zur Zucht geeignet scheinen, erhalten die Erlaubnis, für die künstliche Besamung eingesetzt zu werden. Die im Zusammenhang mit der PM relevanten Informationen aus dem Prüfeinsatz sind die Tot- und Schwergeburtenrate aus 350-400 erfassten Geburten. Diese Werte spiegeln sich im RZZ wider und bilden später die Selektionsgrundlage für die gezielte Anpaarung. Die Selektion der eingesetzten Bullen im Betrieb wird, aus dem schon oben genannten Grund der Remontierung, im Allgemeinen stärker vorgenommen als die der weiblichen Zuchttiere (DEKRUIF et al.

1998; PABST 2000).

Eine Strategie zur Verminderung von Tot- und Schwergeburten ist der Einsatz von

(34)

Literatur

„leichtkalbigen“ Bullen bei Färsen, den sog. Färsenbullen. PHILIPSSON (2000) beschreibt die eingeführte Maßnahme als zunächst erfolgreich. Kurzfristig führte es zu Verbesserung durch Verminderung des Geburtsgewichts, längerfristig zeigte sich das Problem wieder im verstärkten Maße. Es stellt sich die Frage, inwieweit der Bulle einen genetischen Einfluss auf die Tot- und Schwergeburtenrate seiner Nachkommen hat (PHILIPSSON 2000). Eine Vielzahl von Autoren hat sich mit dem genetischen Einfluss des Bullen hinsichtlich des Geburtsverlaufs beschäftigt (PHILIPSSON et al. 1979; MARTINEZ et al. 1983a, 1983b;

MEYER et al. 2001b; STEINBOCK et al. 2003; HANSEN et al. 2004)

Es wird unterschieden zwischen zwei vererbbaren Merkmalen hinsichtlich des Geburtsverlaufs: „Totgeburtenhäufigkeit“ und „Schwergeburtenhäufigkeit“. Ermittelt werden der „direkte“ Effekt durch das genetische Material des Vatertiers und der

„indirekte“ Effekt der maternalen Großväter bei Holstein Friesian. Die Heritabilitätschätzung für „Schwergeburt“ und „Totgeburt“ für Färsen ist nach dem linearen Modell niedrig (h2=0,03-0,20). Bei Kühen wurden noch geringere Werte festgestellt (PHILIPSSON et al. 1979). Im Gegensatz zu der niedrigen Heritabilität gibt es eine hohe genetische Variation für Totgeburten bei der ersten Kalbung in den Nachkommengruppen, da sie eine Spannbreite von 2-25 % aufweist (BAR-ANAN et al. 1976). Der maternale und der direkte genetische Effekt sind nur geringgradig miteinander korreliert und werden nahezu unabhängig von einander vererbt (BAR-ANAN et al. 1976). Autoren neuerer Arbeiten ziehen Schwellenmodelle heran (STEINBOCK et al. 2003; HANSEN et al. 2004), da man erwiesenermaßen einen genaueren und erhöhten Heritabilitätswert erhält (STEINBOCK et al. 2003).

Im Jahr 1996 hat BANOS (1996) in einer Umfrage im Auftrag von INTERBULL, der internationalen Zuchtwertschätzstelle, festgestellt, dass von 21 europäischen Ländern nur sieben von ihnen das Merkmal Totgeburten innerhalb der Zuchtwertschätzung auswerten.

Es werden in den verschiedenen Ländern unterschiedliche Systeme angewandt, um Informationen über das Kalbeverhalten zu sammeln und zu verarbeiten. In Deutschland werden mittels der Milchleistungsprüfung (MLP) Daten gesammelt. Hier werden Milchleistungs- und Abstammungsdaten mit den Reproduktions- und Kalbedaten wie z.B.

Trächtigkeitsdauer, Geburtsverlauf und -ausgang verknüpft (VIT 2004).

(35)

2.5.7.2 G

EBURTSMANAGEMENT

2.5.7.2.1 G

EBURTSÜBERWACHUNG

Eine gute Geburtenüberwachung ist entscheidend für das Erkennen von Problemgeburten (WOHANKA et al. 1982; DREW 1986; MEE 2004). Dass das Management unmittelbar während der Geburt einen höheren Einfluss auf die perinatale Mortalität hat als das Management während der Trächtigkeit, zeigt eine umfangreiche Untersuchung an Färsen der Rasse Holstein Friesian (DREW 1986). Eine regelmäßige Überwachung des Abkalbebereichs verhindert durch frühzeitiges Erkennen der Geburt eine mögliche Verschleppung und die damit oft einhergehende sekundäre Wehenschwäche. Die richtige Einschätzung des Geburtverlaufs und das rechtzeitige Eingreifen setzen nicht nur profunde Kenntnisse der Geburtshilfe, sondern auch die Bestimmung des Abkalbedatums mit einer regelmäßigen Überwachung rund um die Uhr voraus (EULENBERGER 1987). In großen Betrieben machen sich jedoch Nachtwachen meist nur bezahlt, wenn dabei andere Tätigkeiten, wie Kälbertränken oder Stallreinigungen diese rechtfertigen (DREW 1986).

Eine solche Einrichtung war in den industriemäßig organisierten Milchviehanlagen der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR üblich (WOHANKA et al. 1982). Einige Studien, die sich mit der Verteilung der Kalbungen über den Tag beschäftigt haben, zeigen, dass in einer Herde, in der spätabends gefüttert wird, ein großer Teil der Kalbungen am Tag stattfindet (GLEESON et al. 2003). Eine andere Methode, um nächtliche Geburten zu vermindern, ist die Gabe von ß-Mimetika (WOHANKA et al. 1982) wie etwa Clenbuterol (DREW 1986).

Methoden, die das Geschlecht des Fetus mit eingeschränkter Sicherheit bestimmen können, sind während der Trächtigkeit möglich, wenn auch eher noch in Ausnahmen praktiziert. Dazu zählt die Geschlechtsbestimmung per Ultraschall am 55.-65.

Trächtigkeitstag, um das durch männliche Kälber bedingte erhöhte Schwergeburtenrisiko besser abzuschätzen. Anstehende Zwillingsgeburten können ebenfalls mit Hilfe des Ultraschalls entdeckt werden. Der Einsatz von geschlechtssortierten Embryonen oder Spermien ist eine Möglichkeit, schon vor der Trächtigkeit das Geschlecht zu beeinflussen (MEE 2004).

(36)

Literatur

2.5.7.2.2 G

EBURTSHILFE

In der Literatur wird die Anwendung der Geburtshilfe eingehend diskutiert und dargestellt (WOHANKA et al. 1982; EULENBERGER 1987; GRUNERT u. ANDRESEN 1996; MEE 2004), dass sie an dieser Stelle nicht ausführlich beschrieben werden muss. Die wichtigsten Pfeiler der Geburtshilfe für die meisten Autoren sind die richtige Einschätzung der Lage, Zeitpunkt des Eingriffs, Art des Eingriffs und Kraftaufwand bei der Zughilfe (EIGENMANN et al. 1983; ZAREMBA et al. 1995). Zur Geburtshilfe gehören auch veterinärmedizinische Maßnahmen (MEE 2004). WOHANKA et al.(1982) sehen die Pflicht des Tierarztes darin, die von ihm betreuten Landwirte in eine sachgemäße Geburtshilfe und –hygiene einzuweisen. In der Untersuchung von EGAN et al. (2001) gaben 80 % der befragten irischen Betriebe an, einen mechanischer Geburtshelfer in Gebrauch zu haben.

Die Zugkraft eines mechanischen Geburtshelfers kann bis zu 400 kg betragen und ist somit etwa fünfmal größer als die Zugkraft einer einzelnen Person (75 kg) (HINDSON 1978). Das Problem des zu frühen Eingreifens durch das Stallpersonal wird bei SCHULZ et al. (1990) beschrieben. Geburtsschäden, die dabei beim Kalb entstehen können wurden bei LANGANKE et al. (1992) pathologisch untersucht. Kaiserschnitte können in einem Betrieb, wo rechtzeitig veterinärmedizinische Hilfe beansprucht und eine Geburtsstörung diagnostiziert wird, den entstehenden Schaden durch verschleppte Geburten und Traumata vermindern (WOHANKA et al. 1982; DOBRANIC et al. 2001).

Eine Kombination der äußeren Beckenmessung bei der Mutter und die Erfassung der Fesselgelenksdurchmesser zur Schätzung des Geburtsgewichts beim Kalb während des Geburtsvorganges können auch bei einer Vorhersage über etwaige Geburtsschwierigkeiten berücksichtig werden (SCHEBITZ 1980).

Aber auch die Versorgung der neugeborenen Kälber und die Anwendung von lebenserhaltenden Maßnahmen können von großer Bedeutung sein, um die Kälbersterblichkeit in den ersten Lebenstagen zu reduzieren (EIGENMANN et al. 1983;

MEE 1994). Zu der Neugeborenenhygiene gehören das Freimachen der Atemwege, das Abtrocknen des Tieres und das Jodieren des Nabelstumpfes (MÜLLER u. SCHLENKER 2004). Das Stimulieren des Atemzentrums ist eine wichtige Maßnahme bei lebensschwach geborenen Kälbern, die häufig an Asphyxie leiden (EIGENMANN et al.

(37)

1983; MEE 1994).

2.5.7.3 H

ALTUNGSMANAGEMENT

2.5.7.3.1 A

BKALBEBEREICH

/ A

BKALBEBOX

Haltungssysteme haben einen großen Einfluss auf das Wohlbefinden, Verhalten und somit auch indirekt auf die Leistung der Tiere und den Verlauf der Kalbungen innerhalb der Herde. Die Ausstallungsform als Faktor auf die Reaktionen der Tiere im geburtsnahem Zeitraum und ihre Auswirkung auf den Kalbeverlauf ist bisher wenig erforscht worden.

STEINHARDT et al. (1994) haben vergleichende Untersuchungen über verhaltensphysiologische Reaktionen verschiedener Haltungsformen bei den unterschiedlichen Rinderrassen durchgeführt.

In den folgenden Abschnitten wird das gängige Haltungsmanagement während der Trockenstehperiode unter besonderer Berücksichtigung der Abkalbung beleuchtet.

Die Haltung der Tiere in der Trockenstehzeit und im besonderen um den Zeitpunkt der Geburt herum variiert in Abhängigkeit zu der Betriebsstruktur und –größe.

Bei einer Befragung 877 schwedischer Betriebe mittels eines Fragebogens in 1998 von PETTERSSON et al. (2001) gaben 40 % der Betriebe an, Abkalbeboxen zu nutzen, wovon 18 % der Boxen als Gruppenbox in Gebrauch waren. Eine ähnliche Studie in Norwegen, durchgeführt mit 65 Milchviehbetrieben in 1990 von KJAESTAD und SIMENSEN (2001), ergab, dass ca. 10 % aller Abkalbungen auf der Weide stattfanden. 78 % der restlichen Geburten ereigneten sich im Laufstall, 13 % in einer separaten Abkalbebox und 9 % in Anbindung.

Abkalbeboxen sollten in einem ruhigen Bereich der Stallanlagen untergebracht sein, damit es vor allem nicht für die Färsen zu wiederholten Störungen kommen kann. Stress ist ein Risikofaktor. Färsen sind besonders anfällig für Stress, der entsteht, wenn sie relativ spät in den Abkalbebereich eingestallt werden, gemeinsam mit älteren Kühen stehen, zur Kalbung angebunden werden oder es im landwirtschaftlichen Betrieb durch z.B. Lärm zu Irritationen kommt (MEE 2004). DUFTY (1981) hat in seinen Untersuchungen einen dramatischen Anstieg der Kalbeschwierigkeiten bei Hereford-Färsen festgestellt, wenn sie

(38)

Literatur

zum Kalbezeitpunkt eingesperrt und intensiv observiert wurden. In einer Untersuchung von HUZZEY et al. (2005) standen die beobachteten Tieren nahe des Abkalbungstermins nachweislich mehr. Die Autoren sehen darin die Wichtigkeit des Kuh-Comforts zu diesem Zeitpunkt.

Sichtkontakt zur restlichen Herde während der Abkalbung verhindert die soziale Isolation und senkt damit die Schwergeburtenwahrscheinlichkeit (MEE 2004).

MEE (2004) erachtet es als wichtig, die Mutter ca. 24 Stunden vor der Geburt in die Abkalbebox einzustallen. Ist jedoch die Kuh bereits in der Geburt, ist eine Unterbrechung des Geburtsvorgangs durch Umstallungsmaßnahmen ein unnötiges Risiko.

COOK und NORDLUND (2004) beschreiben in ihrer Arbeit zwei mögliche Vorgehensweisen der größeren Betriebe bei der Haltung der hochträchtigen Muttertiere:

die separate Abkalbebox und der Gruppentiefstrohstall. Sie geben Empfehlungen bezüglich einiger Eigenschaften der Haltungsform wie Größe der Stallfläche, Gruppengröße, Einstreu und Zeitpunkt/ Dauer der Einstallung. Die Autoren weisen in ihrer Ausführung darauf hin, dass es Forschungsbedarf gibt und dass mehr Daten erhoben und ausgewertet werden müssen.

Referenzen

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