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HIV früh antiretroviral behandeln Risiko der Übertragung auf Partner um 96 Prozent tiefer

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Academic year: 2022

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Ausgehend von der Hypothese, dass eine antiretrovirale Therapie (ART), welche die Virusreplikation vermin- dert, die Übertragung des humanen Im- mundefizienzvirus Typ 1 (HIV-1) bei serodiskordanten Paaren begrenzen könnte, wurden in der Studie HPTN 052 (HPTN steht für HIV Prevention Trials Network) in neun Ländern 1763 Paare rekrutiert, von denen ein Partner HIV-positiv und der andere negativ war (1). Die Hälfte der Infizierten wurde zu einer sofortigen ART rando- misiert, die andere Hälfte erhielt eine solche Behandlung erst nach einem Ab- sinken der CD4-Zell-Zahlen oder bei Auftreten von HIV-assoziierten Sym - ptomen. 54 Prozent der Teilnehmenden stammten aus Afrika; 50 Prozent der infi zierten Partner (= Indexpartner) wa ren Männer. Bis zum Februar 2011 waren insgesamt 39 HIV-1-Übertra- gungen be obachtet worden, von denen

28 genetisch mit dem beim Partner isolierten Virus übereinstimmten. Von diesen genetisch verknüpften Über - tragungen geschah nur 1 in der Gruppe mit früher ART. Ausserdem hatten die Teilnehmer in dieser Gruppe weniger klinische Endpunkte erreicht. Dies fand damals grosse Beachtung, da belegt werden konnte, dass eine frühe anti - retrovirale Behandlung sowohl indivi- duellen Nutzen für die Betroffenen als auch Vorteile für die Volksgesundheit bietet.

Therapienutzen der frühen ART bleibt erhalten

Die 2011 publizierte Interimsanalyse der HPTN-052-Studie hatte eine Reduk- tion der HIV-Übertragung in serodis- kordanten Paaren durch die frühe ART um über 90 Prozent dokumentiert. Da - her wurde nun allen Indexteilnehmern eine ART angeboten. Jetzt berichtet eine neuerliche Publikation im «New England Journal of Medicine» über das Fünfjahres-Follow-up und die Dauer- haftigkeit einer solchen Therapie zur Prävention der HIV-1-Übertragung (2).

Primärer Studienendpunkt dieser Un- tersuchung war die Diagnose einer ge- netisch verknüpften HIV-Transmission auf den zuvor HIV-negativen Partner in einer Intention-to-treat-Analyse.

Die Indexpartner wurden über 10 031 Personenjahre verfolgt, die Partner über 8509 Personenjahre. Bei den Partnern wurden während der gesamten Beob- achtungsdauer 78 HIV-1-Infektionen beobachtet. Dies entspricht einer jährli- chen Inzidenz von 0,9 Prozent (95%- Konfidenzintervall [KI]: 0,7–1,1%).

Die genetische Virusverknüpfung konnte

für 72 (92%) der Partnerinfektionen er- hoben werden; 46 der Übertragungen waren genetisch verknüpft (3 in der Gruppe mit früher ART und 43 in der Gruppe mit verzögerter ART), entspre- chend einer Inzidenz von 0,5 Prozent (95%-KI: 0,4–0,7%), und 26 Partner- infektionen waren genetisch nicht ver- knüpft, also ausserhalb der Paarbezie- hung akquiriert (14 in der Gruppe mit früher ART, 12 in der Gruppe mit ver- zögerter ART; Inzidenz 0,3%, 95%-KI:

0,2–04%). Die frühe ART war gegen- über der verzögerten ART assoziiert mit einem um 96 Prozent geringeren Risiko für eine mit dem Partnervirus genetisch verknüpfte Übertragung. Bei durch die ART stabil unterdrückter HIV-1-Infektion des Indexpartners wurde kein einziger Fall einer ver- knüpften Infektion beobachtet. Halid Bas

Quellen:

1. Cohen MS et al.: Prevention of HIV-1 infection with early antiretroviral therapy. N Engl J Med 2011; 365:

493–505.

2. Cohen MS et al.: Antiretroviral therapy for the preven- tion of HIV-1 transmission. N Engl J Med 2016; 375:

830–839.

Interessenkonflikte: Die Autoren deklarieren mannig - fache Beziehungen zu Pharmafirmen mit Interessen auf dem HIV-Gebiet.

ARS MEDICI 212016

995

STUDIE REFERIERT

HIV früh antiretroviral behandeln

Risiko der Übertragung auf Partner um 96 Prozent tiefer

Was Zwischenresultate der Studie schon 2011 angezeigt hatten, bestätigte sich jetzt nach weiteren fünf Jahren Beobachtungszeit: Eine frühe antiretro- virale Therapie bietet nicht nur für HIV-Infizierte selbst den Nutzen viel seltener auftretender schwerwiegender klinischer Ereignisse, sondern auch auf sozialmedizinischer Ebene den Vorteil einer sehr viel selteneren Virus- übertragung innerhalb von serodiskordanten Paaren.

New England Journal of Medicine

❖Eine frühe antiretrovirale Therapie (ART) verhindert die Übertragung des HI-Virus vom HIV-positiven auf den HIV-negativen Partner besser als eine verzögert begonnene ART.

❖Wenn durch ART eine vollständige Virus- suppression erzielt wird, kommt es nicht mehr zu genetisch verknüpften Virusübertragungen.

❖Die Ergebnisse der HPTN-052-Studie unterstützen den Ansatz, die HIV-Aus- breitung durch ART einzudämmen.

MERKSÄTZE

Kasten:

Antiretrovirale Wirkstoffe, die in der HPTN-052-Studie zum Einsatz kamen

Einzelwirkstoffe:

Atazanavir (Reyataz®) Efavirenz (Storcrin®) Didanosin (Videx®EC) Lamivudin (3TC®oder Generika) Nevirapin (Viramune®) Ritonavir (Norvir®) Stavudin (Zerit®) Tenofovir (Viread®) Zidovudin (Retrovir®AZT®) Kombinationspräparate:

Emtricitabin plus Tenofovir (Truvada®) Lamivudin plus Zidovudin (Combivir®) Lopinavir plus Ritonavir (Kaletra®)

Eine präspezifizierte Kombination dieser Medika- mente wurde den Studienteilnehmern bei monat- lichen oder vierteljährlichen Kontrollen abge - geben. Bei virologischem Versagen standen präspezifizierte Second-line-Therapien zur Ver- fügung.

Referenzen

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