• Keine Ergebnisse gefunden

Sie wissen nicht, was sie tun

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Sie wissen nicht, was sie tun"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A R S M E D I C I 2 02 0 0 5 897

E D I T O R I A L É D I T O R I A L

in ganz gewöhnlicher Donnerstagabend zwischen Tageszeitungslektüre und TV- Konsum. Meldung eins: Ein Gericht hat ent- schieden: Die Herren Lindahl und Barnevik, die die Firma ABB gemeinsam nahe an den Rand des Ruins gebracht und die Firmenkasse ebenso gemeinsam um rund 220 Millionen Franken er- leichtert haben, haben völlig rechtmässig gehan- delt. Das ist etwa der Betrag, den die Schweizer Krankenkassen dank der vom BAG herunterge- handelten Medikamentenpreise pro Jahr einspa- ren. Ist das nun viel oder wenig? Kommt wohl

darauf an, unter wie vielen Personen die Millio- nen aufgeteilt werden müssen, unter zwei Aso- zialen oder unter mehreren Millionen Sozialver- sicherten.

Meldung zwei: Der Nationalrat hat offenbar tags zuvor beschlossen, Ärzten Werbung für ihre Dienstleistungen künftig nicht zu verbieten.

Schön, dass man uns nicht gleich behandelt wie Alkoholika und Tabakwaren. Auch wenn es nicht wenige gibt, die protestieren und unser Tun für ebenso gesellschaftsschädigend halten.

Meldung drei, implizit versteckt in einer Repor- tage des SWR: «Patient Landarzt». Anderthalb Stunden deutscher Hausarzt-Alltag aus Nord- Württemberg. Gesundheitspolitischer Horror pur. Konsultation Mutter mit erkältetem Kind.

Dr. Gurr: «Abrechenbar sind 50 Taxpunkte à 5 Cents, macht 2.50 Euro, brutto.» Hausbesuch bei einer alten Frau im Rollstuhl mit Knie- beschwerden. Was früher nach Aufwand abre- chenbar war, wird heute pauschal entschädigt:

400 Punkte, 20 Euro (plus eine kleine Wegpau- schale). Dr. Gurr betrachtet seine Arbeitsstunden auf dem Bildschirm. «12 Stunden pro Tag darf

man abrechnen, leider sinds ein paar mehr. Doch wer mehr abrechnet (ein Prüfprogramm stellts unbarmherzig fest), ist verdächtig und wird durch die Kassen sanktioniert.» Dr. Weigold sucht seit einem Jahr einen Nachfolger. Erfolglos bisher und leider ohne grosse Hoffnung. Aufhören? Er

kann doch die Leute, die er seit vielen Jahren be- treut, jetzt nicht im Stich lassen. «Früher waren 15 Prozent der Patienten Rentner, heute liegt ihr Anteil bei über 50 Prozent.» Also arbeitet er wei- ter. 14 Stunden am Tag sinds schon. «Es ist klar, wer unter dieser Gesundheitspolitik auf der Strecke bleiben wird: die Alten, die Immobilen auf dem Land.» Seine Frau kocht das Abendessen.

«Manchmal sind ihm zehn Minuten Schlaf aber lieber als das Essen.» Dr. Gurr sitzt um halb neun vor den KGs und Berichten, die er noch während etwa einer Stunde nachzuführen oder zu schreiben hat. «In zehn, zwanzig Jahren wird hier höchstens noch einmal wöchentlich ein Bus die Tour machen und ein fremder Arzt jene besu- chen, die nicht mehr aus dem Haus können.»

Wie lange er unter solchen Umständen hier eigentlich noch arbeiten wolle? Wie soll er das wissen?

Sie wissen wirklich nicht, was sie tun: Gerichte, asoziale Schweden, Ärzteneider, Gesundheits- politiker.

Richard Altorfer

Sie wissen nicht, was sie tun

E

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Er hebt hier nachdrücklich hervor, dass Gottes Wort so wie Gott selbst nicht etwas äußerlich Vorfindliches und damit Verfügbares sein könne (auch nicht in Gestalt der Reden

eine Stunde lang sitzen und auf Neudeutsch chillen kann, dort, wo einem in dieser Zeit zwei Rehe begegnen, ein Specht durch die Äste saust, kaum das Pfeifen der Kleinbahn zu

Im vergangenen Jahr – noch in Trägerschaft der SiT – gab es in der Schuldnerberatung 1345 Be- ratungsgespräche. Die Mehrzahl der Kunden war zwischen 30 und 49 Jahre alt. Knapp

Die Frist für eine Anmeldung für diesen Abend ist zwar schon vorbei, aber Hans- Dieter Höhn (06195-61287) wird sicherlich nichts dagegen haben, wenn sich der eine oder andere

Beate Bendel darauf aufmerk- sam, dass ein Gegenstand wohl als solcher von jedermann wahr- genommen werden könne, der- selbe Gegenstand aber für den Besitzer doch noch eine ganz

Nun abschließend mein Hin- weis, bevor man alle Baulücken schließt, und immer wieder an Zuzug denkt, sollte auch bedacht werden, dass nicht nur Kinder- gärten und Schulen notwendig

Sondern, im Gegenteil, dass die Transformation des Wirtschaftssystems hin zu einer wissensbasierten Ökono- mie nicht zuletzt eine Folge des qualifizierteren Arbeitsangebots

Geht der Patient wieder zu seinem Hausarzt, ist es ein bekannter Fehler, dass der gleiche Arzneistoff von zwei unterschied- lichen Herstellern verordnet werden kann – ein Mal