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Rund um den König Dachstein

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Academic year: 2021

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(1)©Naturschutzbund Österreich, download unter www.biologiezentrum.at. Rund um den K önig Dachstein Von K arl K o l a r. D er im D ezem ber 1968 verstorbene B ergsteiger K u rt M a i x schreibt in seinem Buch ü ber die D achstein-Südw and: „Ich weiß, daß es keine in n ere Bindung zwischen d er to te n M aterie und einem Lebew esen gibt. Daß es U nsinn ist, eine W and erw iese sich einem M enschen gegenüber auch als F reund, erw idere die ihr en tgegengebrachte Zuneigung. Es w äre U nsinn, so etwas zu glauben. Da aber das ganze B ergsteigen der königlichste U nsinn ist, aus dem w ir k ra ft der m enschlichen schöpferischen E inbildung höchst persönliche W erte form en, nehm e ich m ir die F reih eit, an eine wechselseitige F re u n d sch a ft zwischen M ensch und B erg zu glauben.“ Das E rlebnis der u n b e rü h rte n w ildschönen B ergnatu r, die V ielfalt der F orm en und F arb en der Felsen, G letscher, W älder und W ildbäche gibt dem B ergfreund tiefe F re u ­ den. In der körperlich en L eistung, im A benteuer des W egfindens, in d er K onsum askese findet er G lück am D asein und eine B estätigung seines Selbst. Die L ust am W andern w ird aber vergällt, w enn technische E inrichtungen, die nich t in die L andschaft passen, L ärm und Abgase den N atu re in d ru c k zerstören. B ergsteigen ist zw eckfreies T un. Zw eck­ freies T un ist n u r dann echt, w enn es in einer zw eckfreien L an d sch aft ausgeübt w ird. Sonst w ird es zu kitschigem Spiel. D er w undervolle Reiz der U rsp rü n g lich k eit ist W esen­ h eit des E rlebnisses Berg. F re u n d sch a ft zwischen Mensch und Berg, S ehnsucht nach der w eiten F erne, nach der Blum e d er R om antik gehört zum B ergsteiger. Im W andern und Schibergsteigen findet der m oderne M ensch der v erp esteten B allungsräum e, zu denen die S täd te w erden, den fü r seine G esundheit notw endigen Ausgleich. E ine F lu c h ttü r aus dem enggew ordenen Käfig der T ec h n o stru k tu r. Die H ybris der T echnik, die im m er m ehr den M enschen zum absoluten H e rrn des M enschen m acht, b ed ro h t die große F re i­ h eit der Berge, die w ir nich t missen wollen. Es ist d ah er von B edeutung, A usw üchsen der T ec h n o stru k tu r zu w iderstehen. M an m uß deshalb noch lange kein M aschinenstür­ m er sein. Seit altersh e r k lingt das schöne H eim atlied: „H och vom D achstein an, Wo der A ar noch haust, Bis zum W endenland Am B e tt der Sav’, Wo die Sennerin F ro h e Jo d le r singt U nd der Jäg er kühn Sein Ja g d ro h r schwingt. Dieses schöne Land Ist der S teirer Land, Ist m ein liebes, T eures H eim atland.“ In der kom m erziell ausgenutzten und technisch ze rstö rten L andschaft stirb t das V olks­ lied. Die L andschaft ist ja der Spiegel der Seele. K ann m an sich vorstellen, daß im B ereich lä rm e rfü llte r S traßen, u n te r riesigen H ochspannungsm asten und B etonm auern noch ein echtes V olkslied erklingen kann? In der G eschichte des A lpinism us im D achsteingebirge erleben w ir die unbändige F o r­ sc h e rk ra ft und die Sehnsucht nach dem G eheim nis, die die frü h en B e rg freu n d e erfü llte. D er erste In itia to r und W egsucher im D achsteingebiet w ar der B ergsteiger des K aiser­ hauses, E rzherzog Johann. In seinem T agebuch „E ine Reise in O b ersteierm ark im Ja h r 201.

(2) download unter www.biologiezentrum.at 1810“ schreibt er: „D en©Naturschutzbund 28. A ugustÖsterreich, ging es w eiter durch Schönbichel, zwei S tunden, bei M odereck vorüber . . ., hier sieht m an auf den d ritte n E isberg, der zwischen dem Gjaidstein und dem Eselstein, dann dem L an d fried stein sich h in z ie h t. . . U nw eit davon ist S teierm arks G renze . . . Z uletzt geht es ü ber den K ra tz er, das ist ü b er steile Felsen einen sehr schlechten Steig zur H öhe hin au f . . . D ie A ussicht ist herrlich , im N orden erb lick t m an alle Ischler Gebirge, dann östlich alle A usseer G ebirge, ü ber allen den H och-Priel, die G ebirge bis A dm ont, den hohen G rim m ing, die K ette d er G ran italp en von den S eckauer Z inken bis an die S chladm inger B erge und von da bis an jen e des Pinzgaues m it ih re n F e rn e rn ; die Ü bersicht ist außero rd en tlich ; k ö n n te d er D achstein erstiegen w erden, so w äre dieses Bild vielleicht eines der schönsten.“ In ein er m e isterh aften E rzählung, die zu den w ertvollsten Schöpfungen d er B erg­ lite ra tu r gehört, schildert F rie d rich S i m o n y , d e r K leinhäuslersohn aus B öhm en, der es zum U niversitätsprofessor und kaiserlichen H o fra t b rach te, das N atu rerleb n is „E inen Sonnenaufgang am D achstein“ (1842): „D ie B erge in der F ern e w aren je tz t alle von dem sich h ebenden D unstm eere v er­ schlungen. W underbar zeigte sich in diesem A ugenblicke die W irkung des M orgenrotes auf das vor m ir liegende u n ü b erseh b are Schneegefilde. Aus seinem d ü steren G rau ging es allm ählich in ein feines R osenrot über, welches in den tie fe re n Teilen und auf den S ch atten seiten durch etwas V iolett gedäm pft w ar, ab er auf den h ö h eren T eilen des nahen G letschers und vorzüglich auf dem hohen G jaidstein, D achstein und H ochkreuz, im rein sten R osenschim m er glänzte.“ D ie A ussagekraft dieser B eschreibung, die in dem A ufsatz F rie d rich Simonys „D rei D ezem bertage auf dem D achsteingebirge, 1842“ en th alten ist, k an n m it H erm an n von B arths M eistererzählung aus dem K arw endel „ V e rirrt im V om per Loch“ verglichen w erden. Aus den B eschreibungen des vorigen Ja h rh u n d e rts sp rich t die große F reu d e an der stillen U rlandschaft, d eren B edrohung durch die M aßlosigkeit der zivilisatorischen E n t­ w icklung dam als n atü rlich nich t e rk a n n t w erden konnte: D er nächste große S childerer des D achsteins, Georg G e y e r , sch reib t im J a h r 1886 ü ber die D achstein-Südseite: „Es ist eine liebliche A lpenlandschaft voll unsäglichen Zaubers, die sich h ier am F uße der R iesenm auer ausdehnt. K einen größeren G egensatz k an n m an sich denken als zwi­ schen jenen bleichen, schneebestäubten, von W olken u m rau ch ten G raten hoch da d ro ­ ben und den sonnigen M atten zu ihren F üßen m it lieblichen L ärchenw äldern, m it b ra u ­ nen S en n h ü tten und dem h eiteren A lpenleben ih re r B ew ohner.“ Im J a h r 1969 sind b re ite A u to straß en ü ber die „sonnigen M a tte n “ gelegt. G roße P ark p lätze dienen zum A bstellen d er K raftfah rzeu g e, die m it ih re r B lechm onotonie das L andschaftsbild zerstören. Ein 80 M eter h oher H o teltu rm soll nach den P länen eines A rc h ite k ten dieser „E rschließung“ dienen, die gewissen U n tern eh m ern auf K osten u n ersetzlich er L an d schaftsschönheiten großen G ew inn brin g t. „D er freu n d lich e Z auber, w elcher ü ber die Berge und T äler des oberösterreichischen T raungebietes au sg eb reitet liegt, findet im D achstein einen gew altigen A bschluß“ , sch reib t Georg G e y e r „Mag m an w elche H öhe des Salzkam m ergutes im m er besteigen, ü b erall bilden die schim m ernden Eisflächen des D achsteins m it ih ren in schlanken H ö rn e rn au fstreb en d en G ipfeln den ern sten H in te rg ru n d dieses anm utigen B erglandes.“ D er k u ltu rh isto risch und bergsteigerisch in te ressan teste O rt beim D achstein ist H all­ sta tt, dessen fjo rd ä h n lic h e r See eines der schönsten L an d sch aftsb ild er E uropas b ietet. N orb e rt K r e b s , ein g eleh rter S childerer des D achsteins, sch reib t im Ja h r 1926 ü ber den O rt: „D er H a u p to rt H a llsta tt, landsch aftlich , m ontanistisch u n d h istorisch gleich b erü h m t, h ält sich ans steile W estufer des Sees dicht u n te r dem Salzberg u n d ist h in g ek leb t an. 202.

(3) den d ü ste re n F elshang, ©Naturschutzbund so daß ihmÖsterreich, kein download P latz unter fü rwww.biologiezentrum.at G ärten u n d gerade Gassen zur V er­ fügung ste h t.“ U nd noch ein Lob: „E in g eb ettet zw ischen den steilen M assen des S arstein und des D achsteingebirges zäh lt der H a llstä tte r See zu den h erv o rrag en d sten O b jekten des Salzkam m ergutes. Ob­ schon er sich an G ro ß artig k eit m it dem K önigssee, m it w elchem er übrigens d u rch seine o ft d ü stere E rh a b en h e it m anche Ä hnlichkeit b esitzt, wohl n ic h t m essen kan n , gew innt der H a llstä tte r See durch die große V erschiedenheit seiner einzelnen T eile ganz eigen­ artige V orzüge.“ (Georg G eyer, 1886.) Im Ja h re 1958 w urde in H a llsta tt eine V olksabstim m ung ü b er den g ep lan ten Bau ein er S eeu ferstraß e d u rch g efü h rt. 57 P ro z en t der B evölkerung w aren gegen eine See­ u ferstraß e , die den O rt u n w id erru flich versch an d elt u n d hoffnungslos v erlä rm t h ätte.. D as Sim onydenkm al des Ö ster­ reichischen Alpenvereines im E ch ern tal bei H a llsta tt (D ach ­ stein). Am 8. S eptem ber 1890 w urde der — m it großen K osten erb a u te — K aiser-FranzJoseph-R eitsteig von H allsta tt d urch das E ch ern tal zur S im onyhütte eröffnet. D ieser w underschöne, bequem angelegte Steig erm öglicht jedem W anderw illigen den A ufstieg zum H a llstä tte r G letscher und zu den höchsten G ipfeln des D achsteinstocks. Die n ich t W anderw illigen h aben in den Seilbahnen, die von O b ertrau n zur Schönbergalm , auf den. 203.

(4) ©Naturschutzbund download unter www.biologiezentrum.at K rip p en stein , zur G jaidalm und, inÖsterreich, jü n g ster Zeit, auf den H unerkogel gebaut w urden, reiche M öglichkeiten der m ühelosen A u ffah rt. E ine N otiz, die am 30. Jä n n e r 1969 durch die Z eitungen ging, e rsc h ü tte rte d ah er jed en D ach stein freu n d auf das tie fste: „ S traß e auf den D achstein. Das ist das k ü h n e P ro je k t, das d erzeit die H a llstä tte r planen. H allsta tt w ill diese S traße u n b ed in g t bauen, was dazu noch feh lt, ist genügend Geld. E ine 25 K ilom eter lange S traße ist geplant. B und u n d L and verfolgen die Be­ streb u n gen der ehrgeizigen H a llstä tte r m it w enig F reu d e. V erschlingt doch d er Bau d er D achsteinsüdw and-Seilbahn b ereits größere Sum m en. V or allem w ird eine D ach­ ste in stra ß e von den B ehörden als u n an g eb rach te K on k u rren z der Seilbahn b e tra c h te t.“ („V o lk sblatt.“ ) So ist der w undervolle F rie d e des E cherntales, in dem A d alb ert S t i f t e r m it F rie d rich S i m o n y w an d erte und seine E rzählung „B erg k rista ll“ d ich tete, in G efahr, dem L ärm der M otoren w eichen zu m üssen . . . 1893 sch ild ert F rie d rich Simony das E ch ern tal bei H a llsta tt: „D o rt, wo d er W aldbach ostw ärts von d er K lausalpe aus fin sterer K lam m als W ald­ b ach stru b in einen tie f ausgehöhlten Felskessel h in a b stü rzt, b eg in n t die E chernw and, w elche den G rund des E chern tales zur L inken aus eine S treck e von 1900 M eter beglei­ te t. D ie E chernw and gew innt an der schönsten Stelle des E ch ern tales einen erh ö h te n la n d sch aftlich en Reiz durch den S p raderbach, w elcher nach län g er an h alten d em stark em Regen einen durch den fre ien F all in der L u ft zu M yriaden T ro p fen u n d T rö p fch en aufgelösten S taubfall b ild e t.“ U nd der W iener B ergsteiger E d u ard P i c h l schreib t im Ja h r 1936: „W illst du zum T h ro n des eisgrauen A lten V ordringen u n d seinem H erzschlag lau ­ schen, dann kom m m it uns. Vom O rt H a llsta tt w an d ern w ir eben ü b er L ahn ins stille E ch ern tal und zw ischen hohen Felsw änden zum L ackner-W irtshaus m it dem B einam en ,Z ur D ach stein w arte4. Bei der daneben ü ber den W aldbach fü h re n d en W achthäuslb rü ck e b e tre te n w ir den B eginn des Franz-Joseph-R eitw eges, d er uns, zu erst d urch W ald, in fü n f bis sechs S tunden zur S im onyhütte leiten w ird . . .“ P e te r R o s e g g e r schrieb einm al: „A lles, was W ert h at, m üssen w ir suchen u n d schw er v erd ien en , w arum sollen w ir ju st das B este h aben und genießen können, ohne auch n u r einen S ch ritt n ach ihm zu tu n ! Je w eiter der Weg, desto größer die G nade . . . ! W ir sehen m it unserem stu m p fen A uge nich t den zehntausendsten Teil dieser kleinen W elt.“ D er Weg zum B erg ist ein Ziel, das b e re ic h e rt u n d G elegenheit zum Sehen gibt. W enn der Weg zum Berg durch die B eq u em lichkeitstech n isieru n g im m er m ehr red u z iert w ird, v e ra rm t die L andschaft. D er A lpinism us stirbt. „M eilenw eit ziehen sich diese W aldw ege durch das B ergland, hie u n d da von W iesen u n d W eiden oder vom D urchblick auf einen See u n te rb ro ch e n . Es ist die feierlich e R u h e der W elt S tifters, die ü b er ein Ja h rh u n d e rt h in sich h ie r u n v e rä n d e rt erh a lten h at. H ier m ißt die Zeit sich n u r noch am gleichm äßigen S ch ritt des W an d erers oder an den S trah len des einsickernden L ichtes. D ie U hr der städ tisch en H etze ist steh en g eb lie­ ben . . .“ (F ra n k T h i e s s ü ber das A usseerland, 1958.) A uch d er B ereich der Gosau ist durch S traß en u n d d urch die neuerdings erb a u te Zw ieselalm seilbahn „erschlossen“ w orden. „Das G osautal ist die einzige T iefen fu rch e, die w eiter in das D achsteingebirge ein ­ sch n eid et . . . Es b irg t eine F ülle von N atursch ö n h eiten , d eren R u f w eit v e rb re ite t ist . . . D er obere Teil des Tales veren g t sich und b irg t in seinem Schoß die h e rrlic h e n Gosauseen. Seine südliche B egrenzung b ild e t d er hohe Z ackenkam m des G osauer Steins; im H in te rg ru n d aber th ro n t, um geben von m ächtigen B erggestalten, das eisum lagerte Felsenschloß des T orsteins.“ (A lfred R a d i o - R a d i i s , 1932.). 204.

(5) www.biologiezentrum.at Das D achsteingebirge,©Naturschutzbund w enn auchÖsterreich, in H download in sich unter t auf den hö ch sten P u n k t vom P a rse ie r­ spitz in den L ech taler A lpen um ca. 40 M eter ü b errag t, ist die m ächtigste G esam t­ erh eb u n g der ö sterreichischen N ordalpen. Sollten n ic h t die d rei L än d er, die in d er D ach steingruppe zusam m enstoßen, S teierm ark, O berö sterreich und Salzburg, im ü b er­ g eo rd n eten öffentlichen Interesse gem einsam dieses w ertvolle G ebiet schützen? D er D achstein, dieses vielfältige B ild von Fels, Eis u n d W asser, ist ein er der h e rrlic h ste n B erge der A lpen. V on seinem gegen 3000 M eter hohen G ipfel sieht m an im S üden die N ied eren und H ohen T au ern , im Südosten ist die H ochw ildstelle u n d d er H ochgolling erk en n b ar. D ie G letscher der V enediger und G lock n erg ru p p e sind sich tb ar u n d die m ach tv o llen K alkstöcke der Ü bergossenen Alm, die noch von Simony als „E w iger Schneeberg“ bezeichnet w urde. M ehr als 1500 M eter b e trä g t der S teilabfall vom G ipfel des H ohen D achsteins zur M aaralm . In d er E n tfern u n g von zwei K ilo m etern vom D ach­ steingipfel gibt es an der N ordseite k ein en P u n k t u n te r 2200 M eter, an der S üdseite dagegen b e trä g t die H öhe 1420 M eter.. D ie D achstein-Südw ände sind eines der b erü h m teste n S chaustücke u n d K letterg eb iete Ö sterreichs. Das G ebirge ist ein S tud ien feld ersten Ranges. Die N a tu r b ra u c h t aber R u h e u n d Stille, w enn sie ein B ild des Lebens der Tier- u n d P flanzenw elt geben soll. D ie B erg freu n d e M itteleuropas haben im D achstein ein bevorzugtes W anderziel g efun­ den. Die S ch ifah rer bevölkern im S pätw in ter u n d F rü h ja h r seine G letscher. In dieser U rsp rü n g lich k e it der D achsteinlandschaft ru h t die W irkung auf die Seele. D er M ensch w ird in der Enge der S tädte und dem L ärm der T ech n ik zur S tum m heit v erdam m t. In d er W eite der B erge findet er w ieder W orte der E h rfu rc h t u n d A ndacht. M an fü h lt w ie d er altgew ordene P rofessor Simony bei seiner w ehm ütigen E rin n eru n g an seine E rsteigung des D achsteins: „ F a s t ein halbes Ja h rh u n d e rt tre n n t m ich je tzt, wo m ein letztes W erk vo llen d et ist, von je n e r W eihestunde, w elche m ir die R undschau vom G ipfel des H ohen D achstein an einem h errlic h en W intertag, dem 14. Jä n n e r 1847, gew ährt h at. E ine u n n en n b are E rh a b en h e it lag in dieser w in terlich en M onotonie, eine fü h lb are G o ttesm ajestät, die m ich gew altiger e rfa ß te als alle frü h e re n E indrück e, die ich bei m einen m eh rfach w ied erh o lten A u fe n th a lten auf dieser Z inne erle b t h a tte .“ (G eschrieben in St. G allen in S teierm ark im O ktober 1895.) Es ist ein schreckliches M ißverstehen d er W erte der B e rg n atu r, w enn die T ech n ik , die M enge, die Enge und die Eile d urch die m echanische „E rsch ließ u n g “ in die B erg­ h eilig tü m er getragen w erden. Es e n tste h t ein te ch n isch er Käfig, aus dem auszubrechen d er n ächsten G eneration kaum m ehr gelingen w ird. Die V erstä d teru n g des B erglandes lä ß t dem S täd te r kein en P latz zur E n tspannung, k ein K o n traste rleb n is u n d b ie te t d ad u rch auch im m er w eniger echte E rholungsm öglichkeiten. D ries van L o i 11 i e, P rie ste r der K ongregation von unbefleckten H erzen M ariens in Brüssel, w urde als M issionar in China im Ja h re 1951 v erh a fte t. E r w ar u n te r Mao Tse-tung drei Ja h re in P eking im K erk er. E r kam 1954 n ach vielen Ja h re n A bw esenheit in seine H eim at E uropa zurück: „Ic h bin zu rü ck g ek eh rt in die L änder der w estlichen Z ivilisation. D o rt h abe ich, im G egensatz zum O sten, eine W elt voller W ohlstand u n d G enuß gefunden. E ine W elt, so e rfü llt von R eichtum , W issenschaft u n d G enußsucht, daß sie sich sta rk genug fü h lt, G ott en tb eh ren zu können. E ine W elt, zerrissen durch den S tre it um noch m eh r G eld, noch m ehr M acht, noch m ehr Luxus, noch m ehr V ergnügen. E ine W elt, die in ih rem Ü berfluß ze rb ric h t u n d zerbröckelt durch allgem eine U n zu fried en h eit. D er O sten schafft die F re ih e it ab. D er W esten m iß b rau ch t seine F re ih e it.“ S tra ß en b a u ten in die S an k tu arien d er N atu r, w ie es der D achstein u n d auch d er Loser bei A ltaussee sind, sind n ic h t notw endig.. 205.

(6) M ahatm a G a n d h i. ©Naturschutzbund download unter „D iebstahlÖsterreich, ist das N ehm enwww.biologiezentrum.at des N ich tn o tw en d ig en !“. Die „g e p lan te“ S traße auf den Loser w ü rde ebenso w ertvollste E rh o lu n g slan d sch aft en tw erten , wie eine A uto straß e das G ebiet des E chern tales, den T ierg arten , die Wiesberghöhe, die W ildgrube, die S p eikleiten zerstören w ürde. „E ine an das U nbegrenzte reichende M annigfaltigkeit d er äu ß eren G estaltung ist der h erv o rrag en d ste orographische C harakterzug der K alk alp en “ (Sim ony). Die N atu r will keine gerade Linie. D er N atu re in d ru c k w ird durch die h a rte n L inien der T ech n ik ge­ stö rt. Die M enschheit b rau c h t, w enn sie ü berleben soll, biologisches D enken. Zum gesunden D asein b rau c h t der M ensch der B allungsräum e F lu ch tg eb iete aus der V er­ m assung. Die Masse darf n ic h t in die le tzten B ergräum e ein dringen. N ur der F ußgeher, d er erlebt, ohne zu v erän d ern , h a t das R ech t der „N utzung“ . W ir ru fen die V eran t­ w ortlichen zur F re ih e it der Berge. Sie m üssen den großen A tem der W ildnis spüren. N atu rschutz m uß B undessache w erden. N ur dann kön n en egoistische K lein g ru p p en ­ in teressen ausgeschaltet w erden. „A uch die B erge H allsta tts sind die alten geblieben. Wie oft schon h a t der M ensch sie ihres grünen W aldm antels berau b t! Im m er w ieder k le tte rn die ta p fe re n F ich ten und T an n en an Steilhängen bis zu den G raten h in au f . . . H ier oben, auf so n n en d u rch flu teter H öhe, um geben von h arz d u fte n d en L atschen und glühenden A lpenrosen, w ird uns noch eine an dere G nade zuteil! Die G nade des G laubens an das Schöne, U nvergängliche und Ewige in unserem D asein, das w eder durch K riege noch durch irgendw elche andere Einflüsse ze rstö rt w erden k a n n .“ (F ried ric h M o r t o n , 1958.) Von jedem P u n k t der E rde ist der B lick zu den S tern en gleich w eit. N ur von den B ergen sehen w ir sie klarer. Als ob in T rüm m er gespalten ein g ö ttlich er W ohnsitz w ar’, fielen B erggestalten w ahllos um her.. zu seiner F ern e w endet er sich ab vom Tal. D er w eiße M antel b len d et m anchesm al.. Jede m it einsam en h agern F lan k en m it sich allein; wie sich R a u b tie re lagern im Sonnenschein.. U nd m anchm al tief m it Schleiern h ü llt er sich ein. Sich selbst geheim zu feiern b leibt er allein.. W ächter fü r einen K önig, sch läfern d im Licht. Doch wie er selber wenig zu D ienern spricht,. U nd etwas d rin beim Schim m er begibt sich dort. ■—Als sänk’ es noch m eh r in T rüm m er, trä u m t alles fo rt. („D achstein bei A ussee“ von Max Mell). Die gigantische F riedlosstellung des m odernen M enschen d urch die A npassung der Berge u nd T äler an die M aschinen e rfo rd e rt den Schutz h o ch w ertig er G ebiete. Dies liegt im In teresse der B ew ahrung des E rholungsw ertes d er L andschaft. N atu rsch u tz ist zum M enschenschutz gew orden. N atu rsch u tz ist ein dringendes E rfo rd ern is u n serer Zeit. S t a t t e i n e m N a c h w o r t ein B e rich t ü ber „W asserreserven in den G letsch ern “ . D ie bange F rage, w ie lange den M enschen noch gutes T rinkw asser zur V erfügung steh t. B ild rech ts: H o h er D a ch stein und H a llstä tter G letsch er. 206. Foto: K a rl. K olar.

(7) ©Naturschutzbund Österreich, download unter www.biologiezentrum.at.

(8) Österreich, download u n d w ieviel des k o stb ©Naturschutzbund aren Süßwassers von dunter er www.biologiezentrum.at In d u strie in riesigen M engen „ v e r­ b ra u c h t“ w erden darf, h a t die E x p erte n der UNESCO v eran laß t, die W issenschaftler d er ganzen W elt zu ein er In v e n tu r der W eltw asserreserven au fzu ru fen . W ie D iplom ­ in g en ieu r Ew ald B rückl von der Z e n tra la n sta lt fü r M eteorologie u n d G eodynam ik in W ien erk lä rte, w erden im R ahm en dieser W asserinven tu r in Ö sterreich d erzeit m eh rere G letsch er verm essen. 1966 der V e rn a g tfe rn e r in den Ö tztaler A lpen, 1967/1968 die d rei D a c h s t e i n g l e t s c h e r (Schladm inger-, H allstä tter- u n d G osaugletscher), 1969 der G efrorene-W and-F erner am O lperer in den Z illertaler A lpen. G letscher sind riesige W asserspeicher, in d eren Eism assen ca. 80 P ro z en t der gesam ten Süßw asser­ m enge der E rde in feste r F orm v o rh an d en sind. D ie gleichzeitig im m er m ehr um sich g reifen d e technisch-w irtschaftliche „E rschließung“ u n d „N utzung“ der h o ch alp in en G ebiete bis zu den G letscherzonen, wie es das B eispiel d er von der G em einde H allsta tt gep lan ten D achstein straß e zeigt, b ed ro h en die R e in h e it der lebensw ichtigen eisigen T rinkw asserspeicher. S eilbahnen, H otels auf B ergg raten , H o ch alp en straß en b ringen unw eigerlich eine V erunreinigung und V erseuchung der W asserqualität m it sich. Die im gesam ten D achsteinbereich zu beo b ach ten d e k reb sartig w u ch ern d e L an d sch afts­ zerstö ru ng findet im östlichen Teil des G ebietes, im G röbm inger K am m , ih r Symbol. In den K aiserw änden, in der Südflanke des S toderzinkens (2047 m ), ließ R itte r von H orstig im Ja h re 1902 das h ölzerne F rie d en sk irc h lein am S to d erzin k en erbauen. P ete r Rosegger schrieb beim Besuch des K irchleins im Ja h re 1904, ergriffen vom h errlic h en T iefb lick auf das E nnstal u n d vom F i'ieden in der L an d sch aft:. „W as soll ich schreiben, m ir fä llt nich ts ein in diesen B ergen voll S onnenschein als schweigen und selig sein!“ In u n seren Tagen findet die G ründung einer „W eggenossenschaft S to d erzin k en “ sta tt, die eine öffentliche M autstraß e du rch die schöne K aiserw and des S toderzinkens sp ren ­ gen läß t. Im L ärm der M otoren der zahlreichen K raftfah rzeu g e, denen die Z u fa h rt erm öglicht w ird, verschw indet d er F rie d en beim F ried en sk irch lein . Die L an d sch aft ist friedlos gew orden. D ie notw endige in Ö sterreich. So geliefert. L etzten Denn die O r d heit!. R aum ordnung, die w ertvolle B erggebiete schützen m üßte, feh lt noch sind u nersetzliche L an d sch aften schutzlos der K u rzsich tig k eit aus­ Endes e n tste h t d adurch ein V erlu st der F re ih e it des M enschen. n u n g ist die M u t t e r und n i c h t das Ki n d der F r e i ­. Dachstein-Südwand V on P aul A nton K e l l e r Schreckliche S tirn des Steins, wie drohst du gottgleich d em Grün der stilleren Täler! Herrlich, heidnisch rein, bezwungen, doch ungebeugt in der K rönung des Firns! B u ch ten des Grüns, verlorner K a m p f des Hochwalds: v e rh ö h n t vo n mächtiger S chuttbank. Zagend d u c k t sich D orf u n d K irche der steinernen Macht. Und G ott ist erahnt.. 208. Stilles Geläute, küh le Frühe; Tiere in W eiden saftigen Grüns voll. Zierlich steigt der R auch des Hirtfeuers, zarter noch, wie verträum t, m a h n t die Uhr. Falten des Grams. Die N o t des Stolzen, göttliche R un en, Duldern zu eigen — Dies auch: starrer T rotz, das Taglied des Einsamsten, es ertaubt m ir den Sinn. Stille. Es h ö h n t das W o rt den Reinsten. Eisiger A t e m läutert das Lachen. R ic h ten d starrt der Blick seit Anbeginn. Feierlich und erhöht schweigt dies Herz..

(9) ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Natur und Land (vormals Blätter für Naturkunde und Naturschutz) Jahr/Year: 1969 Band/Volume: 1969_6 Autor(en)/Author(s): Kolar Karl Artikel/Article: Rund um den König Dachstein. 201-208.

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