völlige Losgelöstheit von der Basis ärztlichen Tuns. Die Regierung will (muß?) uns gegenseitig eine Berichts- pflicht aufoktroyieren und
„unsere Verwaltung“ macht uns selbst die Kommunikati- on im kleinsten Rahmen un- möglich.
Die neuen Überweisungs- scheine lassen für Mitteilun- gen inklusive der Leerzeichen ganze 54 Zeichen (Buchsta- ben) zu. Die Aufforderung lautet aber: „Auftrag (bitte auch wichtige Befunde/Medi- kation angeben) / Diagnose und Verdacht“. Sollen hier- mit Doppeluntersuchungen vermieden werden? Oder sollen ungebildete Hausärz- te mit ihren Gedanken die Fachärzte nicht verwir- ren? . . .
Dr. med. Carsten Gieseking, Weidenweg 16, 38539 Mü- den/Aller
Psychisch Kranke
Zu dem Medizinreport „Von Gesun- den stigmatisiert – von Ärzten zum Teil vernachlässigt“ von Gabriele Blae- ser-Kiel in Heft 33/1999:
Vorurteile irrelevant
Vorurteile der Patienten und Wissensdefizite der Ärz- te sind völlig irrelevant, so- lange schon die behandlungs- willigen Patienten sechs bis acht Wochen auf einen Ter- min beim Nervenarzt warten müssen, weil nicht genug Nervenärzte zugelassen und die zugelassenen auf 600 bis 700 Scheine pro Quartal gedeckelt sind, und solange neue nebenwirkungsarme Antidepressiva und Neuro- leptika wegen der lächerlich niedrigen Richtgröße von 50 bis 60 DM pro Quartal nur in Ausnahmefällen verordnet werden können.
Auch die Hausärzte wer- den sich bedanken, wenn man sie über weitere aufwendige und kostenträchtige Thera- piemöglichkeiten fortbilden will.
Joachim F. Grüner, Ecken- heimer Landstraße 46–48, 60318 Frankfurt
PSA
Zu dem Beitrag „Medikamentöse BPH-Therapie: Der PSA-Wert ist ein guter Prädiktor“ von Alexander Wehr in Heft 27/1999:
Diskussionspunkt
Sicherlich wäre der PSA- Wert – nicht nur für Urologen – ein Diskussionspunkt für die durchzuführenden Krebs- Früherkennungsuntersuchun- gen (Screening) und deren Bezahlbarkeit angesichts der Finanzmisere der GKV und der nunmehr in Kraft getrete- nen Laborreform.
Ich bin mit meiner Praxis selbst an einer prospektiven multizentrischen Studie zur Früherkennung des Prosta- takarzinoms beteiligt, in de- ren Rahmen 12 542 Männer rektal-palpatorisch unter- sucht worden sind und der PSA-Wert bestimmt wurde.
Bei 20 Prozent lag ein tumor- verdächtiger Palpations- oder PSA-Befund vor, bei 6,4 Pro- zent der Studienteilnehmer wurde daher eine Prosta- tabiopsie durchgeführt und bei 1,35 Prozent wurde ein Prostatakarzinom anschlie- ßend gefunden. Der positi- ve prädiktive Wert für die Kombination PSA und di- gitale rektale Untersuchung (DRU) lag mit 50 Prozent deutlich höher als für die nur allein durchgeführte PSA- Bestimmung (14 Prozent, DRU 19 Prozent). Diese Da- ten zeigen somit, daß PSA- Bestimmung und DRU in Kombination das beste Ver- fahren zur Früherkennung ei- nes Prostatakarzinoms dar- stellen, allerdings bleibt im Rahmen von Leitlinien zu klären, ob die PSA-Bestim- mung somit zum Scree- ning des Prostatakarzinoms (Krebs-Früherkennungsun- tersuchung, Vorsorge) obligat durchzuführen ist und auch die GKV für diese Untersu- chung im Rahmen des Scree- nings die Untersuchungsko- sten vollständig übernimmt.
Dr. med. Wilhelm Dierkopf, Max-Zimmermann-Straße 11, 82319 Starnberg
A-2324 (12) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 38, 24. September 1999
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