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Archiv "Ein schöner Traum" (01.10.1993)

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THEMEN DER ZEIT

dann kann die Parole nur „Null- wachstum" heißen, und zwar auf al- len Gebieten; wer Wachstum vor- schlägt, muß als Verbrecher betrach- tet werden. Wir müssen den verhäng- nisvollen Senkrechtstart der Wirt- schaftswunderjahre in sanftem Gleit-, nicht Sturzflug in einen Hori- zontalflug überführen, wobei schwer zu sagen ist, welche Höhe dieser Ho- rizontalflug beibehalten wird. Sicher ist jedoch, daß dazu der Gürtel der Wohlstandsbürger um ein paar Lö- cher enger geschnallt werden muß, und noch sicherer ist, daß mit sol- chen Verheißungen schlecht Wahlen zu gewinnen sind.

Global gesehen ist es so: Die Be- wohner dieser so klein gewordenen

Trotz der „idealen" Arbeitsbe- dingungen, wie sie an deutschen Krankenhäusern üblich und typisch sind, hat sich die Hoffnung nicht er- füllt, daß sich bei den gegebenen fi- nanziellen Möglichkeiten ausrei- chend ehrenamtliche Mitarbeiter fin- den, die den bisherigen Standard un- serer Krankenhausmedizin aufrecht- erhalten. Die Krankenhäuser und Kostenträger müssen deshalb zur Kenntnis nehmen, daß qualifizierte Arbeit bezahlt werden muß. Deshalb wird auch da, wo es geht, und meist da, wo es nicht geht, die Anzahl der zu bezahlenden Mitarbeiter mög- lichst klein gehalten. Dies geschieht aber nicht mit der gebotenen Konse- quenz, so daß das Krankenhauswe- sen kaum finanzierbar bleibt.

Es sollte ein Konzept gefunden werden, das die geringen finanziellen Möglichkeiten bei sozialer Verträg- lichkeit berücksichtigt. Das bisherige Sparkonzept, einen Funktionsbe- reich im Krankenhaus mit zwei bis drei Mitarbeitern zu besetzen, die sich im Bereitschaftsdienst abwech- seln, ist nicht vertretbar. Bei einer solchen Regelung verbringt der ein- zelne immerhin ein Viertel bis ein Drittel, ja sogar manchmal die Hälfte seiner Lebenszeit außerhalb des Krankenhauses. Dies demotiviert und reduziert auf Dauer Leistungs- bereitschaft, wenn er ab und zu stun-

DER KOMMENTAR

Erde sitzen alle im gleichen Boot und könnten das sichere Ufer erreichen.

Dürfen sie da dulden, daß einige In- sassen das Bötchen anbohren? Wir werden uns dieser Frage stellen müs- sen, je früher, um so besser für Boot und Besatzung. Sorgen wir dafür, daß das bereits entstandene Leck noch zugestopft werden kann, ehe al- le untergehen.

Anschrift des Verfassers:

E. W. Diehl, M. D., Surgeon,

Medical Director

Rumah Sakit „Manuela", Permatang Siantar, North Sumatra/Indonesia

denweise familiäres und soziales Le- ben mitbekommt und so sieht, was ihm entgeht. Um dem Betreffenden diese immer wiederkehrende psychi- sche Belastung zu ersparen, würde es sich — besonders in strukturschwa- chen Regionen — anbieten, für jeden Funktionsbereich nur einen Mitar- beiter einzustellen, der im Kranken- haus wohnt und ständig Bereit- schaftsdienst leistet.

Die soziale Verträglichkeit die- ses Konzeptes ist nach einer Einge- wöhnungszeit von drei bis 12 Mona- ten gegeben, übrigens eine neue Auf- gabe für die zahlreichen Institutio- nen, die sich an unsern Krankenhäu- sern einer optimalen Personalfüh- rung und -motivation widmen. Diese Zeitspanne, deren Dehnbarkeit um- gekehrt proportional zur Einfluß- möglichkeit der Personalvertretung ist, gilt auch in der Realität als nor- mal, wenn es heißt, daß mit Hilfe übermäßig hoher Bereitschafts- dienstfrequenzen Personalengpässe abgefangen werden sollen, deren Be- seitigung auch nun mal Geld kostet.

Nach einer Eingewöhnungszeit verliert der Betreffende sein Interes- se an sozialen Kontakten außerhalb des Krankenhauses, so daß er seine frühere Freiheit nicht mehr vermißt.

Die Gewährung von Urlaub zum Bei- spiel wäre höchst unsozial, da „nor- male" soziale Kontakte diesen Men-

schen nur verunsichern, und lebens- gefährlich, weil er sich im Straßen- verkehr nicht mehr zurechtfinden würde. Der Schutz von Ehe und Fa- milie, den manche krankenhaustra- genden Institutionen auf ihre Fahnen geschrieben haben, wäre gesichert, da infolge seltener persönlicher Kon- takte keine Reibungen entstehen können und die Ehe auch nicht in der Alltagsroutine ersticken wird. Es wä- re dann auch endlich der Begriff

„Dienstgemeinschaft" mit Leben er- füllt, weil dann wirklich jedes Mit- glied ständig Dienst macht.

Die finanziellen Vorteile für alle Beteiligten sind eklatant und nicht zu verachten. Da teure Urlaubsreisen, Auto, eigene Wohnung und andere unnütze Dinge entfallen, benötigt der Krankenhausmitarbeiter wesent- lich weniger Geld, als ihm tarifver- traglich bzw. richtlinienmäßig zu- steht. Er kann in der Cafeteria essen, ein angemietetes Dienstzimmer be- wohnen und seine Dienstkleidung im Versandhaus kaufen. Alle seine Le- bensbedürfnisse werden befriedigt, und mehr braucht er nicht.

Aber ein solches Modell tätiger Nächstenliebe ist bei uns — zumin- dest offiziell — gar nicht möglich.

Allzu viele Gesetze, Verordnungen, das Grundrecht der Freizügigkeit, Tarifverträge sowie Gewerkschaften, Betriebsräte usw. gibt es, die eine sol- che Initiative geradezu abwürgen, höchstens im Richtlinienbereich lie- ße sich etwas machen.

Aus einem anderen Grund ist das Einpersonenmodell nicht mög- lich: Es gibt Arbeit, die von einer Person in 24 Stunden nicht zu schaf- fen ist, weil danach die nächsten 24 Stunden anfangen. Man ist also ge- zwungen, das bisherige System mit mehreren, aber zu wenigen Mitarbei- tern beizubehalten, und Kranken- hausverwalter, -träger, Sozialversi- cherungs-, Krankenhausdachver- bands- und sonstige Vertreter und Verantwortliche, Gesundheitsmini- sterialen und -minister müssen wei- terhin Gewissensqualen durchleiden wegen der Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter im Zielbereich des Kran- kenhauses.

Aber war es nicht trotzdem ein schöner Traum?

Georg Osmialowski, Goch

Ein schöner Traum

Deutsches Ärzteblatt 90 , Heft 39, 1. Oktober 1993 (23) A1-2523

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