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Archiv "Sparpläne: Wehe, wenn der Fiskus kommt" (19.11.1986)

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Sparpläne

Wehe, wenn der Fiskus kommt

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Leserdienst

977. 1 155 5

G

ewogen und zu leicht befunden" kritisiert die Stiftung Warentest,

„Endlich Bewegung in der Branche" frohlocken Bankmanager. Die Rede ist von langfristigen Sparplä- nen, wie sie jetzt seit über einem Jahr von nahezu je- der Bank oder Sparkasse angeboten werden. Das of- fenkundige Ziel der Bank- Attacke: Sie sollen den Le- bensversicherungen Kon- kurrenz bieten und den Kunden besser an seine Hausbank binden.

Lebensversicherungen können in den letzten Jah- ren mit ihren Ergebnissen zufrieden sein: Noch nie zuvor erzielten sie so hohe Zuwachsraten, ihr Anteil an der Vermögensbildung der privaten Haushalte wuchs allein zwischen 1984 bis 1985 von 21,2 Prozent auf 29,5 Prozent. Die Banken mußten hingegen bei ihren kurzfristigen Einlagen im gleichen Zeitraum einen Rückgang von 21,7 auf 7,8 Prozent verzeichnen. Noch dazu drangen die Asseku- ranzen in zunehmendem Maße auch in die traditio- nellen Bank-Dienstleistun- gen vor, etwa bei der Aufle- gung von Investmentfonds.

Banken und Sparkassen wollten dem Treiben je- doch nicht mehr länger zu- sehen und schufen ihrer- seits die sogenannten

„Sparpläne mit Versiche- rungsschutz".

Die Konstruktion ist dabei recht einfach: Über einen Zeitraum von mindestens acht Jahren spart der Kun- de in monatlichen Raten, die Einlage wird jährlich verzinst (derzeit meist 5,5 bis 6 Prozent) und bei Fäl- ligkeit gibt's noch einen stolzen Bonus, der je nach Laufzeit zwischen 2 und 40

Prozent beträgt. Per Risi- ko-Lebensversicherung wird das „Sparziel" — also die Summe der Sparraten — auf Wunsch gleichzeitig versichert.

Daraus ergeben sich ge- genüber der Lebensversi- cherung eine ganze Reihe geldwerter Vorteile: Da das Geld auf einem Sparbuch angesammelt wird, hat der Sparer jederzeit einen Überblick über sein Vermö- gen. Andererseits ist ein vorzeitiger Ausstieg auch kein Beinbruch: Wer bei-

Geldvermögen der privaten Haushalte

in der Bundesrepublik Deutschland

Bestand jeweils am Jahres- ende in Mrd DM

1971 586,7

spielsweise nach einem Jahr kündigt, verliert zwar Bonus, Versicherungsbei- trag und einen Großteil der Zinsen, sein angespartes Kapital bleibt jedoch weit- gehend erhalten. Bei einer Lebensversicherung ist nach den jetzigen Bedin- gungen jedoch nach einem Jahr kaum noch etwas zu holen, gehen doch die vol- len Beiträge für Vertreter- Provision und Risiko-Vor- sorge verloren.

Auch bei der Verzinsung rentieren die Sparpläne

1983 1 876,6 1982: 1 747,6 981 1 603,5 1980: 1 480,8 979: 1 367,0

Sparbriefe Sonstige Anlagen bei Banken

Bausparen Versicherungssparen

Anlage des Geldvermögens 19851

besser und — vor allem — zuverlässiger als die Ver- träge der Assekuranzen:

während die Bank effektiv rund 7 Prozent zahlt, hängt der Ertrag einer Lebensver- sicherung ausschließlich von der Geschicklichkeit der Gesellschaft ab. Regel- mäßige Vergleiche in Fi- nanzzeitschriften zeigen aber, daß hier die Gewinne bei den einzelnen Gesell- schaften sehr unterschied- lich sind.

Die Vorteile der Bank-Spar- pläne schwinden jedoch sofort, sobald ein weiterer Beteiligter ins Spiel kommt: Vater Staat. Denn hier haben die Versicherer zwei bedeutende Vorteile:

Einmal können die Beiträ- ge zur Lebensversicherung im Rahmen der Höchstbe- träge von der Steuer abge- setzt werden, zum anderen sind aber auch alle Erträge aus der Lebensversiche- rung steuerfrei — zwölf Jah- re Mindestlaufzeit voraus- gesetzt.

Und genau darin liegt der Hauptunterschied zu den Bank-Sparplänen. Denn hier sind weder die Einzah- lungen steuerfrei, noch können gar die Erträge brutto wie netto verein- nahmt werden. Zwar sind Bestrebungen der Kreditin- stitute im Gange, hier eine Änderung zu erreichen, momentan gilt jedoch noch das alte Recht. Und danach müssen die Zinseinnahmen jährlich versteuert werden, der Bonus gar in einer Summe am Ende der Lauf- zeit.

Wer aber nun 25 Jahre lang spart und so beispielswei- se 50 000 DM zusammen- bekommen hat, muß sich auf eine erhebliche Steuer- nachzahlung gefaßt ma-

1976 1 045,0

1 ZAHLENB DER

Er h Scnn,01 Vene° G,c V N ass 630

Über ein Geldvermögen von 2186 Milliarden DM verfügten die Privathaushalte der Bundesrepublik Ende 1985. Das entsprach einem Durchschnittsvermögen von knapp 90 000 DM je Haus- halt. Nur noch 28 Prozent des gesamten Geldvermögens waren Ende 1985 auf Sparkonten angelegt (1970: 40 Prozent). Immer größere Teile des Ersparten flossen statt dessen in höherver- zinsliche Anlageformen. So entfielen allein 19 Prozent des ge- samten Geldvermögens auf das Versicherungssparen, 15 Pro- zent auf festverzinsliche Wertpapiere und 7 Prozent auf Spar- briefe. Dem Geldvermögen standen Verpflichtungen der Privat- haushalte in Höhe von 187 Milliarden DM gegenüber

1970: 517,1

1978 1 260,7

Sonstiges

Aktien

Ausgabe A 83. Jahrgang Heft 47 vom 19. November 1986 (77) 3309

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

WIRTSCHAFT

chen. Schon bei einem Spitzensteuersatz von 40 Prozent verlangt Vater Staat von ihm stolze 8000 DM Einkommensteuer.

Und noch einige „Kleinig- keiten" verschweigen die Banken meist, wenn sie ih- re Sparpläne empfehlen:

Stirbt nämlich der Kunde während der Laufzeit sei- nes Vertrages, erhalten die Erben bei der Lebensversi- cherung umgehend die vol- le Versicherungssumme zuzüglich der bis dahin an- gesammelten Gewinnantei- le. Bei den meisten Bank- sparplänen werden aus der Versicherung lediglich die noch ausstehenden Raten auf das Sparkonto über- wiesen. Die Erben haben jetzt mehrere Möglich- keiten: Sie warten das En- de der Laufzeit ab und be- kommen die Summe zu- züglich Zinsen und Bonus ausgezahlt oder aber sie unterbrechen den Vertrag.

In diesem Fall erhalten sie die Versicherungsleistung zwar ausbezahlt, die bishe- rigen Raten verbleiben je- doch bis zur Fälligkeit auf dem Bank-Sparbuch. Soll der Vertrag jedoch gänz- lich aufgehoben werden, verlieren die Erben nicht nur den Bonus, sondern müssen sich unter Umstän- den auch Vorschußzinsen berechnen lassen. Im To- desfall schneiden die Bank-Pläne also deutlich schlechter ab.

Fazit: Wer steuerlich keine Probleme hat — und dazu können beipielsweise auch die noch minderjährigen Kinder zählen — sollte den Bank-Sparplan wählen und ihn je nach persönlichen Erfordernissen mit der an- gebotenen Risikoversiche- rung absichern. Wer je- doch einer hohen Steuer- progression unterliegt, ist selbst bei der schlech- testen Lebensversicherung besser aufgehoben als beim besten Banksparplan

— so zumindest die Stiftung Warentest wörtlich. pj

Unternehmensberichte

Rhöne-Poulenc kaufte Nattermann — Das größte französische Pharmaunter- nehmen, Rhöne-Poulenc, hat 75 Prozent der Anteile von Nattermann erworben, auf die restlichen 25 Pro- zent besteht eine Option.

Schon seit längerem habe sich Rhöne-Poulenc auf dem Pharmasektor in der Bundesrepublik stärker er- gagieren wollen, der Kauf von Nattermann sei der er-

Igor Landau von Rhöne-Pou- Ienc Foto: Nattermann ste Schritt, erklärte Igor Landau, Chef der Gesund- heitssparte und Vorstands- mitglied von Rhöne-Pou- lenc S.A., Paris. Das an sich exportintensive Unterneh- men war in der Bundesre- publik bislang nur relativ schwach vertreten.

Die in der Bundesrepublik vergebenen Lizenzen (zum Beispiel vertreibt Bayer Le- verkusen verschiedene Me- dikamente von Rhöne-Pou- lenc) bestehen weiter, auch wenn jetzt die eige- nen Aktivitäten verstärkt werden. Der Firmenname Nattermann wird übernom- men und steht ab sofort in der Bundesrepublik für Rhöne-Poulenc. Der Fir- mensitz Köln wurde gleich- zeitig zur Zentrale von Rhö- ne-Poulenc Pharma in Eu-

ropa außerhalb Frank- reichs gemacht.

Dr. Rolf Lappe bleibt Vor- sitzender des Aufsichts- rats, dem zusätzlich zwei Vertreter von Rhöne-Pou- lenc angehören werden.

Auch die Geschäftsführung soll „unangetastet" blei- ben. Geschäftsführer bleibt Dipl.-Kfm. Detlef Fels. Neu- er zweiter Geschäftsführer wird Dr. Jean-Marcel Zaga- mö, bisher in der Zentrale in Paris.

In Forschung will Rhöne- Poulenc Pharma bis 1989 weltweit 230 Millionen DM investieren, bei deren Ver- gabe die Firmenniederlas- sungen — auch Nattermann

— untereinander im Wettbe- werb stehen. vi Dräger — Auf ein erfolgrei- ches Jahr 1985 blickt die Dräger AG zurück, bedingt vor allem auch durch den hohen technologischen Standard der Produkte. Auf einer sich verbreiternden Absatzbasis für Produkte der Atemtechnologie zum Beispiel, die ihre Anwen- dung vor allem im Bereich der Medizintechnik, Atem- schutztechnik, Tauchtech- nik, Luftfahrttechnik, Druckgastechnik, Filter- technik, Gasmeßtechnik und Druckkammertechnik finden, ist Dräger in der La- ge, noch intensiver zu for- schen, Geräte mit neuen Technologien schneller zu entwickeln und stärker zu investieren.

Im Geschäftsjahr 1985 wur- de ein Konzernumsatz von 825 Millionen DM (Vorjahr 760 Millionen DM) erzielt.

Der Anteil der Auslandsum- sätze am Konzernumsatz erhöhte sich 1985 auf mehr als 459 Millionen DM (56 Prozent). Ende 1984 schloß Dräger einen Koopera- tionsvertrag mit der „China National Medicine and Health Products Import and Export Corporation". Drä- ger liefert größere Stück- zahlen von Bausätzen für Narkose- und Beatmungs-

geräte, die in Shanghai montiert werden. Über- durchschnittliche Zu- wachsraten in der Medizin- technik wurden in Übersee und in Westeuropa erzielt.

Auf dem Inlandsmarkt wa- ren die Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen spürbar, auch die Vorberei- tungen auf die ab 1. Januar 1986 wirksam gewordene Medizingeräteverordnung wirkten sich aus. Beson- ders erfolgreich waren im abgelaufenen Geschäfts- jahr das Narkosegerät Sul- la 808, das Sauerstoffmeß- gerät Oxydig sowie das Permox, der Sauerstoff- konzentrator für den Heim- therapiemarkt. Wie aus dem Geschäftsbericht her- vorgeht, kann das Unter- nehmen jetzt durch den er- folgten Ausbau des Modu- med-Systems klinisch nutz- bare Räume in über 60 Va- rianten anbieten.

Ende 1985 waren bei der Drägerwerk AG 5140 (Ende 1984: 4887) Mitarbeiter be- schäftigt. EB

Versicherungen

Rentenfonds — Einen neu- en Rentenfonds hat Adig für die DBV+ Partner-Versi- cherungen aufgelegt. Min- destens 75 Prozent der in dem Fonds enthaltenen Wertpapiere müssen laut Adig festverzinsliche Wert- papiere, Wandelschuldver- schreibungen und Opi- tionsanleihen sein. Die wei- teren 25 Prozent können auf Aktien entfallen. Die Wertpapiere müssen über- wiegend auf Deutsche Mark lauten und von deut- schen Ausstellern begeben sein. Der nicht in Wertpa- pieren angelegte Teil des Fonds (Bankguthaben) darf 50 Prozent des Inven- tarwertes nicht überschrei- ten. DBV+Partner-Adig wird erstmals am 1. August 1987 seine Erträge aus- schütten. EB 3310 (78) Heft 47 vom 19. November 1986 83. Jahrgang Ausgabe A

Referenzen

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