DEUTSCHES
ÄRZTEBLATT
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läsfWas leistet die noch
junge konservative Lasertherapie?
Mehr als 350 Ärzte hatten sich für den im Kongreßzen- trum Würzburg 1986 veran- stalteten II. Deutschen Kon- greß für konservative Laser- therapie eingeschrieben, der mit einer medizinischen La- ser-Fachausstellung verbun- den war. In seinem Grußwort sprach Z. Simunovic, Locar- no, Generalsekretär der Eu- ropäischen Lasergesellschaft EMLA (European Medical Laser Association) von einer vielversprechenden Zukunft der Laser. Die junge Europä- ische Gesellschaft EMLA mit Sitz in Locarno wurde 1983 gegründet, um die Forschung und Entwicklung der Laser- medizintechnik international besser zu koordinieren.
Das wissenschaftliche Programm teilte sich in zwei Hauptthemen, nämlich Grundlagenforschung und klinische Forschung. Die Zu- hörer beschäftigten insbeson- dere die Fragen: Welcher Stellenwert kommt der kon- servativen Laser-Therapie zu? Handelt es sich bei der Infrarot-Laser-Bestrahlung ausschließlich um eine Schmerz-Therapie? Welche Wirk-Mechanismen liegen der Infrarot-Laser-Therapie (Laser-Photo-Therapie) zu- grunde?
Bekanntlich handelt es sich beim Laserlicht um mo- nochromatisches, kohärentes und (fast) parallel ausgerich- tetes Licht hoher Energie- dichte. Die photobiologi- schen Wirkungen des Laser- lichtes sind nach U. Warnke, Saarbrücken, darauf zurück- zuführen, daß auch noch in einer Weichteiltiefe von 20 mm oder 30 mm die notwen- dige Photoenergie für den Elektronensprung erreicht wird. Bei 904 nm besteht für das Infrarot-Laser-Licht ein Absorptionsminimum der Haut, das die Laserwirkung begünstigt. Hefezellsuspen- sionen wiesen unter einer IR- Laser-Photo-Therapie bei 904 nm eine signifikante Zu-
nahme der ATP-Bildung auf.
Neben der Elektronenpumpe und ATP-Pumpe stellt sich die Laser-Photo-Therapie als dritte Möglichkeit der Zell- Energiegewinnung dar.
In vivo wurde die photo- biologische Wirksamkeit des Lasers durch H. Prehn, Gie- ßen, nachgewiesen. Als pho- tosensibel erwiesen sich das periphere Nervensystem und das Muskelsystem. Bei einer IR-Laser-Bestrahlung des Musculus gastrocnemius wur- den längere Relaxations-Zei- ten der Achillessehne sowie eine Beschleunigung der Kontraktionsphase gemes- sen. Bei einer Bestrahlungs- zeit von 40 s (Scanning-Laser MR 3/Cadena Space) wurde ein Klonus bei spastischer Pa- rese temporär in nahezu hun- dert Prozent unterdrückt. H.
Prehn forderte dazu auf, kli- nisch-relevante Wirksam- keitskriterien und photome- dizinische Dosiswirksam- keitslinien zu erstellen.
L. Maturo, Mailand, be- richtete über photo-biologi- sche Effekte des CO 2Lasers, der nach einem völlig ande- ren Wirkprinzip arbeitet. Bei 10 600 nm besteht ein Laser- absorptions-Maximum der Haut. Die biologischen Ef-
Die Bestrahlung der Gonarthrose mit Laser lindert Schmerzen und verhilft so zur bes- seren Beweglich- keit des Kniege- lenkes.
Foto: Cadena Medical Laser
fekte sind im Gegensatz zu IR-Laser in einer Wärmeap- plikation zu suchen. Es rea- gieren die Haut-Rezeptoren, die an der Oberfläche liegen und Leiter der Schmerzsensi- bilität sind. Die Applika- tionszeit beträgt nur wenige Sekunden und die Eindring- tiefe nur wenige Millimeter.
Weitere Grundlagenar- beiten wurden von H. Klima, Wien, und P. Lievens, Brüs- sel, vorgestellt, die die Wir- kung von Laser-Therapien auf die Immunabwehr und auf das lymphatische System untersuchten. H. Klima be- richtete über eine Stimula- tion der Phagozytose und P.
Lievens über eine schnellere Wundheilung unter Laser- Behandlung.
Einsatz bei
aktivierter Arthrose Das zweite Hauptthema war der klinischen Forschung gewidmet. Hier wurden zahl- reiche Studien vorgestellt, unter anderem über den Ein- satz der konservativen Laser- therapie bei therapieresisten- ten Insertionstendopathien, bei Enthesiopathien und Dorsalgien durch seronegati- ve Spondarthritiden, bei sto- matologischen und maxillofa- cialen Krankheiten. G. Lo- nauer, Lippstadt, berichtete über eine klinische Doppel- blind-Studie bei der Behand-
lung der aktivierten Interpha- langealarthrose. Unter La- ser-Behandlung besserten sich die Parameter Griffstär- ke, Ruheschmerz als auch ein Bewegungsschmerz gegen Widerstand signifikant ge- genüber einer Placebo- gruppe.
Die wichtigsten Ergebnis- se des II. Deutschen Kon- gresses für konservative La- ser-Therapie kurz zusam- mengefaßt:
• Zahlreiche photo-bio- logische Effekte belegen die klinische Wirksamkeit der In- frarot-Laser-Bestrahlung.
• Schwellenwert und (oberer) Grenzwert bzw.
Umkehrpunkt begrenzen ne- ben individuellen Faktoren (Gewebedichte, Hautfarbe u. a.) den optimalen Thera- pie-Bereich.
• Entscheidende Fakto- ren für die photo-biologische Wirksamkeit sind Applika- tionszeit, Impuls-Form, Lei- stungsdichte und Frequenz des Lasers.
• Die Laser-Geräte wei- sen in diesen Punkten eine unterschiedliche Technik auf.
Klinische Studienergebnisse sind von daher nicht auf La- ser anderer Bauart übertrag- bar. Optimale Therapiesche- mata müssen noch erarbeitet werden.
Die Laser-Technik befin- det sich derzeit in einer enor- men Entwicklung, die große organisatorische und finan- zielle Anstrengungen erfor- dert. Wäre es da nicht sinn- voll, anstelle zur Zeit meh- rerer Deutscher Gesellschaf- ten für die Laser-Therapie konzentrierter vorzugehen in einer Vereinigten Gesell- schaft für Laser-Therapie, die neben einer Sektion für chirurgische Laser (soge- nannte Power-Laser) eine Sektion für photo-biologisch wirksamer Laser (sogenannte MID-Laser) unterhält?
Dr. med.
B. Krohn-Grimberghe Ltd. Arzt der Fachklinik für Rheumatische Krankheiten der LVA Oldenburg/Bremen Am Katzenstein 2 3590 Bad Wildungen A-518 (82) Dt. Ärztebl. 84, Heft 9, 26. Februar 1987