A K T U E L L
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A1584 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 98½½½½Heft 24½½½½15. Juni 2001
Geburtshilfe
Schluss mit der Technisierung
Hebammen fordern mehr Mitsprache.
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ie Geburtsmedizin in Deutschland ist übertech- nisiert, medikalisiert und pa- thologisiert. Das hat der Bund Deutscher Hebammen im Vorfeld seines IX. Fortbil- dungskongresses Ende Mai in Dresden kritisiert. Die Kai- serschnittrate liege im Durch- schnitt bei 20 Prozent, die Dammschnittrate in Kliniken bei 60 Prozent. 15 Prozent der Geburten würden eingeleitet, sagte Magdalene Weiß, Präsi- dentin des Bundes Deutscher Hebammen. Sie warf der Mehrheit der Geburtsmedizi- ner vor, durch ihr Vorgehen die Komplikationsrate zu steigern, statt die Kompetenz der Frauen bei einem natürli-chen Lebensvorgang zu stär- ken. Weiß sagte, bei normalen Verläufen seien die 15 000 Hebammen die geeignetste Berufsgruppe zur Betreuung Schwangerer und Gebären- der. Aus der Begleitung so ge- nannter Risikoschwangeren sollten sie sich nicht heraus- halten, sondern diese Aufga- ben zusammen mit Gynäkolo- gen übernehmen. Sie verwies
auf Bremen, wo es erstmals einen von Hebammen geleite- ten Kreißsaal geben wird.
Weiß verlangte, Hebam- men stärker in die Gremien einzubeziehen. Sie sollten sich an der Erarbeitung der Mut- terschafts-Richtlinien ebenso beteiligen wie an der von Diagnosis Related Groups in der Geburtshilfe und an Aus- bildungsfragen.
Pharmaverband
Mehr Spielraum
Arzneimittelbudget- Ablösegesetz begrüßt
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as Arzneimittelbudget soll abgelöst werden. Das Bun- deskabinett beschloss dazu am 30. Mai ein Budget-Ablö- segesetz. Der Bundesfachver- band der Arzneimittel-Her- steller e.V. (BAH) begrüßte dieses Gesetz, dasden Kollektivregress rückwirkend besei- tigt, der Selbstver- waltung mehr Ge- staltungsspielraum gibt und Maßnah- men bei Über- oder Unterschreitung des vereinbarten Ausga- bevolumens regelt.
Er merkte dabei an, dass eine Bonusge- währung für ein un- terschrittenes Aus- gabevolumen nicht zu einem höheren
Arzthonorar führen, sondern der ärztlichen Praxis zugute kommen sollte, zum Beispiel über die Finanzierung von Beratungsprogrammen.
Zur bevorstehenden Ver- abschiedung des Festbetrags- Anpassungsgesetzes äußerte Dr. Mark Seidscheck, Haupt- geschäftsführer des BAH, dass es Aufgabe seines Ver- bandes sei, für die Streichung des „nicht mehr zeitgemäßen Instrumentes der Festbeträ- ge“ Sorge zu tragen.
Broschüre
„Aufatmen in Hessen“
Pulmologisches Versor- gungsangebot analysiert
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bgesehen von regionalen Defiziten ist die pulmolo- gische Versorgung in Hessen im stationären Bereich gut, in der Ambulanz zufrieden-stellend. Dieses Ergebnis könne sich sehen lassen, sei aber kein „Polster zum Ausruhen“, sagte Sozialministerin Mar- lies Mosiek-Urbahn (CDU) bei der Vorstellung der Resul- tate in Wiesbaden. Lücken gebe es bei der Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Vorbildlich vertreten sei die Pneumologie im universitären Bereich: In Frankfurt, Gießen und Marburg gibt es je einen pneumologischen Lehrstuhl.
Die Ergebnisse der Analyse sind in der Broschüre „Aufat- men in Hessen“ dokumentiert. Der Wegweiser soll die Suche nach Fachärzten und Kliniken erleichtern. Er kann für 4 DM (in Briefmarken) beim Projektbüro „Aufatmen in Hessen“
des Deutschen Allergie- und Asthmabundes e.V. und der Pa- tientenliga Atemwegserkrankungen e.V., c/o PCM, Wormser Straße 81, 55276 Oppenheim, angefordert werden.
Foto: dpa
´ TabelleC´
Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenkassen (in Milliarden DM)
Jahr westliche östliche Zuzah-
Bundesländer Bundesländer lungen
1993 21,8 5,7 2,4
1994 22,9 6,3 2,9
1995 25,0 6,4 3,0
1996 26,8 6,7 3,0
1997 25,8 6,2 4,4
1998 27,3 6,3 5,5
1999 29,5 6,7 4,0
2000 30,7 7,3 3,6
Quelle: BMG und BKK
Spendenbitten
Das einzige Ultraschallgerät des
„Khartum Teaching Hospital“ in Khartum, Sudan, hat nur einen 3,5- Megahertz-Schallkopf und ist so- mit in der Anwendung beschränkt.
Benötigt wird ein Ultraschallgerät mit mehreren Schallköpfen. Infor- mationen: Luitgard Näkel, Bon- nerstraße 1, 53507 Dernau, Tele- fon: 0 26 43/22 51.
Dem Therapiezentrum für Fol- teropfer in Köln fehlen alleine 70 000 DM, um die therapeutische Arbeit mit traumatisierten Kin- dern und Jugendlichen fortsetzen zu können, und bittet deshalb um Spenden. Informationen: The- rapiezentrum für Folteropfer, Köln, Telefon: 0221/16 07 40, Bankverbindung: Stadtsparkasse Köln, Konto 28 802 957, BLZ
370 501 98. EB
Die Redaktion des Deutschen Ärzte- blattes kann wie immer keine Verantwortung für diese Angaben übernehmen, da sie auf Informatio- nen der genannten Organisationen beruhen.
Die Kaiserschnittrate liege in Deutschland im Durchschnitt bei 20 Prozent, kritisierte der Bund Deutscher Hebammen.