D
ie aktuelle Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) weist für 2002 etwa 424 000 Krebsneuerkrankungen aus – 218 000 bei Männern und 206 000 bei Frauen. Gegen- über der vorangegangenen Schätzung für das Jahr 2000 sind das etwa 29 000 Neuer- krankungen mehr. Grundlage für die Schätzung sind die Daten der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland, die alle Krebserkrankungenin ihrer Region erfassen. Ver- öffentlicht sind die Zahlen zu Krebsneuerkrankungen in der aktualisierten Neuauflage
„Krebs in Deutschland“, die erstmals von der Gesellschaft der epidemiologischen Krebs- register in Deutschland in Zusammenarbeit mit der Dachdokumentation Krebs beim RKI herausgege- ben wurde.
Die erhöhten Erkran- kungszahlen in der aktu- ellen Prognose sind un- ter anderem auf den größeren Anteil älterer Menschen und eine bes- sere Früherkennung zu- rückzuführen. Allein die Früherkennungen bei Prostata- und Brustkrebs machen einen Großteil dieser Zunahme aus. Die Zahl der Sterbefälle hat sich dage- gen kaum verändert. Ein Blick auf die Entwicklung der al- tersstandardisierten Raten für Krebs zeigt den Anstieg der Inzidenzraten bei kontinuier- lichem Rückgang der Mor- talitätsraten. Die Broschüre
„Krebs in Deutschland“ ist un- ter www.rki.de abrufbar. Sie kann bei den Landeskrebsre- gistern kostenfrei angefordert
werden. TG
Gesundheitsgespräche
Warnung vor Defensivmedizin
Diskussion über Patientensicherheit
B
ürokratisierung, Überregu- lierung und Entsolidarisie- rungstendenzen im Gesund- heitswesen kritisierte der Präsident der Österreichi- schen Ärztekammer, Dr. med.Reiner Brettenthaler, bei den 12. Europäischen Gesund- heitsgesprächen in Mondsee am 2. und 3. Juli. Bei der Ver- anstaltung ging es unter ande- rem um das Thema Patienten- sicherheit. In einer gesund- heitspolitischen Matinee dis- kutierten Heinz-Dieter Laum, Vorsitzender der Gutachter- kommission für ärztliche Be- handlungsfehler, die Leiterin des Universitätsspitals Basel, Rita Ziegler, und die ehemali- ge Patientenanwältin von Kärnten, Doris Lakomy, den Umgang mit „Fehlern“ im Ge- sundheitswesen.
Im Zusammenhang mit
„Standards im Gesundheits-
wesen“ warnte Klaus Ulsen- heimer, Spezialist für Haf- tungsfragen und Risiko-Ma- nagement, vor einer Defen- sivmedizin, die er vor allem durch eine Abwehrhaltung von Ärzten gegenüber risi- koreichen, aber notwendigen Eingriffen charakterisierte.
Der Ergebnisband über die 11. Europäischen Gesund- heitsgespräche ist vor kurzem im Universitätsverlag Trau- ner als Band 1 der von Peter Atteslander, Elmar Doppel- feld, Johannes Gostomzyk und Klaus Zapotoczky heraus- gegebenen Reihe „Europäi- sche Gesundheitsgespräche“
erschienen. Die 13. Europäi- schen Gesundheitsgespräche finden am 1. und 2. Juli 2007 in
Mondsee statt. EB
Referendum
Infas befragt 20 000 Ärzte
KBV startet Miglieder- befragung im Oktober und November.
D
as Institut für angewandte Sozialwissenschaften, In- fas, wird für die Kassenärztli- che Bundesvereinigung (KBV) das vertragsärztliche Refe- rendum durchführen, das die Vertreterversammlung am 24.März beschlossen hat. Wie die KBV mitteilt, wird Infas im Oktober und November 20 000 Vertragsärzte und -psy- chotherapeuten telefonisch befragen. Ziel ist es herauszu- finden, ob die Niedergelasse- nen hinter ihren Körperschaf- ten stehen, welchen Wert sie dem Kollektivvertrag beimes- sen und wo die Grenzen der Belastbarkeit liegen. Noch in diesem Jahr will die KBV die Ergebnisse präsentieren. „Ich glaube fest an ein Votum für die Körperschaften, verbun- den mit für uns wichtigen Hin- weisen, wo wir uns noch ver- bessern können“, sagte der KBV-Vorsitzende, Dr. med.
Andreas Köhler. EB A K T U E L L
A
A2002 Deutsches ÄrzteblattJg. 103Heft 3028. Juli 2006
Krebshäufigkeit
Neue Schätzung
Neuauflage von „Krebs in Deutschland“ basiert auf den Daten der epidemio- logischen Krebsregister.
Ambulante Geburten
Möglicherweise mehr Zuschüsse
Änderung bei den Betriebskosten angestrebt
D
ie Bundesregierung will Krankenkassen durch eine gesetzliche Regelung die Mög- lichkeit einräumen, bei Ent- bindungen in Geburtshäusern einen Zuschuss zu den Be- triebskosten zu zahlen. Das geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage der Linksfrak- tion im Bundestag hervor. Bis- lang müssen Schwangere diese Kosten meist selbst überneh- men, weil kein Anspruch auf eine Erstattung besteht.Derzeit kommen jährlich 1,5 Prozent aller Kinder in
Deutschland außerhalb eines Krankenhauses zur Welt. Aus dem Qualitätsbericht von 2003 geht nach Angaben der Bundesregierung hervor, dass 74 Prozent der Frauen als Motiv angaben, dann von der vertrauten Hebamme unter- stützt zu werden. 68 Prozent nannten als Grund Selbstbe- stimmung, 29 Prozent vorher- gehende Geburtserfahrungen in der Klinik.Offizielle Anga-
ben über Hausgeburten oder ambulante Geburten in Klini- ken liegen für die Länder der Europäischen Union nicht vor. Im Internet ist aber ein
„Birth Center Network of Europe“ im Aufbau. Aus den Niederlanden ist bekannt, dass dort rund ein Drittel der Geburten außerklinisch statt- findet. Informationen: www.
bundestag.de/Dokumente/Dr ucksachen 16/1794. Rie Künftig soll es bei Entbindun- gen in Ge- burtshäusern Zuschüsse von den Kassen geben.
Foto:JOKER Foto:Peter Wirtz