Seeds in den USA entwickelt. Parallel dazu hatte die ehemalige Konkur- renzfirma und der heutige Fusions- partner von Novartis, Sandoz-Seeds, einen insektenresistenten Mais ohne Ampicillingen hergestellt. Nach An- gaben von Seiter wird in Europa ausschließlich der Mais mit der Anti- biotikaresistenz vertrieben, weil nur hierfür momentan die Sortenzulas- sung genehmigt wurde.
Neben dem Ausschluß von mög- lichen ökologischen Folgen ist der Nachweis der Unbedenklichkeit von gentechnisch veränderten Pflanzen für den Konsum von entscheidender Bedeutung: Geht ein Risiko vom gentechnischen Produkt aus? Green- peace und der Präsident der Berliner Ärztekammer, Dr. Ellis Huber, vertre- ten hierzu die Auffassung, daß von dem Mais ein geringes, aber vermeid- bares Risiko ausgeht. Es bestehe die Möglichkeit der Übertragung der Antibiotikaresistenz auf Bakterien.
Zu dieser Problematik hat Greenpeace eine Studie beim Frei- burger Ökoinstitut in Auftrag gege- ben. In der 60seitigen Studie kommen die Autoren zu dem Schluß, daß
„jede mittelbare oder unmittelbare Erhöhung der Frequenz von Anti- biotikaresistenzgenen in Mikroorga- nismen [...] vermieden werden muß, wenn sie Resistenzen gegen [...] ge- nutzte oder nutzbare Antibiotika ver- mitteln“. Für den Fall, daß das Ampi- cillinresistenzgen aus den transgenen Pflanzen auf Bakterien übertragen wird, besteht die Gefahr, daß sich auch Resistenzen gegen weitere β- Lactamase-empfindliche Antibiotika wie Amoxicillin, Propicillin, Penicil- lin V und Penicillin G herausbilden könnten. Bedenken äußerte auch das Umweltbundesamt, daß aufgrund der möglichen Resistenzverbreitung
„von einem Verzehr und einer Verfüt- terung roher, bla-Gen [Ampicillin- gen] enthaltender Produkte“ abrät.
So lautet das Fazit von Jan van Aken, Greenpeace: „Der gesundheitsge- fährdende Genmais gehört weder auf den Acker noch auf den Teller.“ Da- gegen vertritt Seiter die Auffassung, daß es sich hierbei um ein zu vernach- lässigendes geringes Risiko handelt.
Außerdem gelange der Mais ohnehin aus den USA zum europäischen Ver- braucher. Dr. Stephan Mertens
A-2745
P O L I T I K AKTUELL
Deutsches Ärzteblatt 95,Heft 44, 30. Oktober 1998 (25)
Pharmaverband
Mehr Wettbewerb – das neue alte Motto
ir haben keinerlei Anlaß, von unserer Politik des kon- struktiven Dialogs abzu- rücken“, sagte Dr. rer. nat. Horst Freisler, Vorstandsvorsitzender des Verbandes forschender Arzneimittel- hersteller e.V. (VFA), mit Blick auf den Regierungswechsel in Bonn.
Freisler sprach anläßlich eines Presse- seminars des Verbandes Anfang Ok- tober in Windhagen. Zwar rechnet er damit, daß die Diskussionen mit einer rot-grünen Koalition kontroverser werden. Im Bekenntnis der Sozialde- mokraten zur Gen- und Biotechnolo- gie sieht der VFA-Vorsitzende jedoch Ansätze, Forschung, Produktion und Beschäftigung in der pharmazeuti- schen Industrie am Standort Deutsch- land zu sichern.
Engpässe bleiben
Aber: „Das Gesundheitswesen wird sich weiterhin im Spannungsfeld zwischen Wirtschafts- und Kostenfak- tor bewegen“, ist sich Freisler sicher.
Die Finanzierungsengpässe blieben mittelfristig bestehen. Von den rot- grünen Lösungsansätzen für dieses Problem hält der VFA wenig. Er lehnt eine Global-Budgetierung der Ausga- ben der Gesetzlichen Krankenversi- cherung (GKV) ab. Kombiniert mit einer Rückführung der Patienten-Zu- zahlungen, gefährde dies die Wachs- tumsdynamik und führe langfristig zur Rationierung medizinischer Lei- stungen. Den einzigen Vorteil gegen- über den geltenden sektoralen Bud- gets sieht Freisler darin, daß die Vernetzungsmöglichkeiten der ver- schiedenen Leistungsbereiche erwei- tert werden. Das volkswirtschaftlich gewünschte Wachstum des Gesund- heitswesens lasse sich ohnehin nicht dauerhaft auf der Grundlage kollekti- ver Sicherungssysteme finanzieren.
Generell plädiert der VFA-Vorsitzen-
de dafür, den Wettbewerb im Gesund- heitswesen auszubauen. Nicht zuletzt durch die erweiterten Handlungs- möglichkeiten der Krankenkassen sei einiges in Bewegung geraten. „Die Krankenkassen“, so Freisler, „schei- nen in diesem Punkt in ihren struktu- rellen Überlegungen weiter zu sein als die gesundheitspolitischen Program- me von SPD und Bündnisgrünen.“
Grundsätzlich positiv steht der Verband auch einer Neubestimmung von Solidarität und Individualität in- nerhalb der GKV gegenüber, etwa bei der Strukturierung des Arzneimittel- marktes. „Wir verweigern uns nicht grundsätzlich der zweifellos ins Haus stehenden Diskussion um die Ein- führung einer Positivliste“, sagte Freisler. Der Verband stehe für eine Strukturierung, die sich an der Schwe- re der Erkrankung orientiere. Es dür- fe jedoch nicht zu einer Zweitzulas- sung durch das Gremium kommen, das die Positivliste erstelle. Arznei- mittelforschung werde unter solchen Umständen zum Lotteriespiel.
Recht optimistisch, was die künf- tige Gesundheitspolitik einer rot-grü- nen Regierung angeht, ist Dr. jur.
Hans Jürgen Ahrens. Der Vorstands- vorsitzende des AOK-Bundesverban- des glaubt, daß viele Vorstellungen der Krankenkassen mit der neuen Ko- alition realisierbar sein dürften. Er hält ein Globalbudget für „einen ganz vernünftigen Vorschlag“, zu dem es derzeit keine Alternative gebe. Das- selbe gelte für eine Arzneimittel-Posi- tivliste. Eine Dreiteilung des Arznei- mittelmarktes in unverzichtbare, um- strittene und sonstige Arzneimittel entlaste die chronisch Kranken, wirke qualitätssteuernd und spare Kosten.
Die Kassen müßten ohnehin bei der Arzneimittelverordnung stärker steu- ernd eingreifen. Ahrens: „Die Zeiten, da die Krankenkassen finanzamts- ähnliche Einrichtungen waren, sind vorbei.“ Heike Korzilius