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ft werden Mammakar- zinom-verdächtige Be- funde biopsiert.Von die- sen Gewebeentnahmen erwei- sen sich aber mehr als 80 Pro- zent als unnötig. Daran erin- nerte Dr. Ralph Sinkus (Phi- lips-Forschungslabor, Ham- burg). Der Frühdiagnose die- nen bisher neben dem manuel- len Abtasten die Röntgen- mammographie und der Ultra- schall. Zusätzlich sind jedoch zuverlässigere Methoden zur Befundbeurteilung und vor al- lem zur Verringerung der unnötigen Gewebeentnahmen nötig. Die neu entwickelte MR-Elastographie, eine Art elektronischen Abtastens in- nerhalb des Gewebes, ergän- zend zur Röntgen-Mammo-graphie und kombiniert mit der Magnet-Resonanz-Tomo- graphie, könnte nach bisheri- gen Daten ein solches Verfah- ren sein. Dies war Fazit einer Pressekonferenz der Firma Philips in Hamburg. Mit die- ser Methode ließe sich die Frage der Gut- oder Bösartig- keit ohne Biopsie und zusätz- liche Röntgenbelastung bes- ser klären. Durch Einbringen von Schallwellen ins Gewebe, Messung der Wellenmuster und entsprechend integrierte Berechnung, umgesetzt in ei-
ne Farbskala, lassen sich Schicht um Schicht Elastizität und Härte verdächtiger Be- funde beurteilen. Gut- und bösartige Tumoren zeigten sich unterschiedlich elastisch, ebenso etwa sklerosierende gutartige Tumoren, normales Gewebe und Fett, alle mit ei- genem Muster. Neu ist, dass auch die Achselhöhlen er- fasst werden. Die Elastogra- phie entdecke auch manuell schwer tastbare Tumoren von nur 4 mm Größe tief im Zen- trum der Brust und in Rip- pennähe, berichtete Sinkus.
Nach weiterer klinischer Erprobung für zwei Jahre ist die Produkteinführung ge- plant. Das Gerät kann bei vorhandenem Magnet-Reso- nanz-Scanner integriert werden. Die Untersu- chung nimmt zehn Mi- nuten in Anspruch.
Absolute Eindeutigkeit bei der Einschätzung von Bösartigkeit sei auch mit diesem bild- gebenden Verfahren nicht möglich, da es auch gutartige Tumo- ren von vergleichbar harter Konsistenz gebe, räumte Sinkus ein. Die Treffsicherheit könne dann durch „Symbio- se“ mit dem MR-Scan- ning erheblich erhöht werden. In entsprechen- den Tests waren außerdem aufgrund radiär aufgebauter, schwammartiger Tumorstruk- turen zwei von 70 Beurteilun- gen falschnegativ. Bisher kön- ne kein bildgebendes Verfah- ren alle Graubereiche sauber trennen. In der Diskussion wies Sinkus darauf hin, dass die MR-Elastographie auch zur Untersuchung anderer Krebsarten dienen könne, und zum Beispiel bei der Prostata
„sofort applikabel“ sei, ohne dass bisher aber Daten dazu vorlägen. Wolfgang Sass V A R I A
Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 4325. Oktober 2002 AA2875
Mammadiagnostik
Präziser „tasten“ durch MR-Elastographie
Technik
Die MR-Elastographie könnte, ergän- zend zur Röntgen-Mammographie und kombiniert mit der MRT, ein Verfah- ren sein, um Gewebeentnahmen zu ver-
ringern. Werkfoto