Barmer-Hausarztvertrag
Große Nachfrage
15 000 Einschreibungen pro Woche
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ie Barmer hat ihr erstes Teilziel erreicht, möglichst viele Teilnehmer für ihren Hausarzt- und Hausapothe- kenvertrag zu gewinnen. En- de September hatten sich 17,5 Prozent der Barmer-Versi- cherten (etwa eine Million), 61 Prozent aller Hausärzte (36 000) und 73 Prozent aller Apotheken (17 650) in den Vertrag eingeschrieben. „Je Woche verzeichnen wir 15 000 Einschreibungen“, be- richtete Dierk Neugebauer, Landesgeschäftsführer der Barmer Bayern, beim Eu- ropäischen Gesundheitskon- gress Mitte Oktober in Mün- chen. Der Barmer-Vertrag mit dem Deutschen Hausärz- teverband und dem Deut-schen Apothekerverband ist zum 1. Januar 2005 in Kraft getreten. Mit neun Arzneimit- telherstellern gibt es inzwi- schen Kooperationsvereinba- rungen. Es sei offensichtlich, dass der Vertrag strukturver- ändernde Wirkung habe, sagte Neugebauer: „Die Barmer hat das Vertragswesen in Deutsch- land revolutioniert.“ JF
Kinderarzneimittel
Zwei Packungen, ein Wirkstoff
EU will Arzneimittelsicher- heit für Kinder verbessern.
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oraussichtlich ab Ende 2006 müssen alle neu auf den Markt kommenden Arz- neimittel auch an Kindern ge- testet werden. Das sieht eine Verordnung der Europäi- schen Union (EU) zur Ver- besserung der Arzneimittelsi- cherheit für Kinder vor, die Ende 2006 verabschiedet wer- den soll. Das EU-Parlament stimmte der Verordnung in erster Lesung zu, die zweite Lesung ist im Frühjahr 2006 geplant.Gefeilt wird noch an den Details. Voraussichtlich ge- kennzeichnet werden sollen die an Kindern geprüften Arzneimittel mit einem blau- en Stern und einem „P“ für
Pädiatrie. Die Arzneimittel- firmen müssen dann zwei ver- schiedene Packungen auf den Markt bringen: eine für Kin- der und eine für Erwachsene.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie begrüßte den Vorstoß des EU-Parlaments. Deutsche Firmen warteten bereits län- ger auf eine einheitliche Re- gelung. Da die zusätzlichen klinischen Studien für Kinder die Unternehmen jedoch zwi- schen 250 000 und einer Milli- on Euro kosteten, müssten Anreize gesetzt werden.
Der Entwurf der EU sieht dazu für neue Wirkstoffe eine Verlängerung der Patentlauf- zeit um sechs Monate vor. Be- kannte Wirkstoffe sollen ei- nen zehnjährigen Unterla- genschutz für die neuen Kin- derstudien erhalten, die zu ei- ner Zulassung in der Pädia- trie geführt haben. Arznei- mittel, die wahrscheinlich nicht für Kinder geeignet sind, sollen von der Pflicht der pädiatrischen Prüfung ausge-
nommen werden. ER
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crylamid, Dioxin, BSE:Die meisten Verbraucher reagieren sensibel auf mögli- che Gefahren durch Lebens- mittel und Chemikalien. Risi- ken im gesundheitlichen Ver- braucherschutz müssen daher offen kommuniziert werden, so der Tenor der Status-Kon- ferenz „Was kostet eine Kri- se?“, die das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
kürzlich in Berlin veranstal- tete. Für BfR-Präsident Prof.
Dr. Dr. vet. med. Andreas Hensel spielt die subjektive Wahrnehmung des Verbrau- chers eine große Rolle. Oft schätzten Laien und Exper- ten Gefahren völlig unter- schiedlich ein. Als Beispiel nannte er die Hormonbela- stung von Fleisch. Die Verbraucher stuften die Gefährdung viel höher ein als Wissenschaftler.
Subjektive Krisen könn- ten jedoch den gleichen wirtschaftlichen Scha- den anrichten wie ob- jektive.
Alexander Müller, Staatssekretär im Bun- desministerium für Ver- braucherschutz, Ernäh- rung und Landwirt- schaft, warnte davor, die subjektive Risikowahr- nehmung zu unterschät- zen. Wichtig sei eine klare Kommunikation der verantwortlichen Behör- den. „Es ist besser, eine offe- ne Situation auszuhalten, als zu früh Entwarnung zu ge- ben“, sagte Müller. Nur so könne Vertrauen entstehen.
Die BfR-Status-Konferenz stellt den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe zu Risi- ko-Nutzen-Analysen beim ge- sundheitlichen Verbraucher-
schutz dar. BH
A K T U E L L
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A2982 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 44⏐⏐4. November 2005
Verbraucherschutz
Vertrauen durch Offenheit
Laien und Experten schätzen Gefahren unter- schiedlich ein.
G-BA
Ergänzung der OTC-Übersicht
Mehr Spielraum bei Begleitmedikationen
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er Gemeinsame Bundes- ausschuss (G-BA) hat die Möglichkeiten erweitert, nicht verschreibungspflichti- ge Arzneimittel zulasten der Gesetzlichen Krankenversi- cherung zu verordnen. Die gültige OTC-Übersicht ent- hält bereits entsprechende Wirkstoffe, die als zwingendnotwendige Begleitmedikati- on oder zum Nebenwir- kungsmanagement verschrie- ben werden können: Ab- führmittel in Zusammen- hang mit Opioiden oder Ny- statin-Präparate zur Be- handlung von Pilzinfektio- nen bei Menschen nach ei- ner Transplantation. Die Er- gänzungen zu diesen beiden Bereichen sind als General- klausel formuliert. Es wer- den keine konkreten Sub- stanzen aufgeführt (www.g- ba. de/Aktuelles).
Der Beschluss liegt dem Bundesgesundheitsministe- rium vor. Wird er nicht be- anstandet, tritt die Ergän- zung in Kraft. Rie Die Angst vor Acrylamid-Belastung
nahm vielen die Lust auf Pommes frites.
Integrierte Versorgung: Erstmals sind Apotheken Vertragspartner.
Foto:Johannes Aevermann
Foto:ddp