A 464 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 11|
19. März 2010Zahl der Woche
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Todesfälle Berufserkrankter verzeichnete die Gesetzliche Unfallversicherung 2008. Allein 801 von ihnen litten an einem Mesotheliom (asbestassoziiert).
Die EU-Gesundheitsminister haben sich darauf geeinigt, den Schutz von Arbeitnehmern im Gesund- heitswesen vor Infektionen durch Verletzungen mit scharfen bezie- hungsweise spitzen medizinischen Instrumenten zu verbessern. Die Minister stimmten bei einem Tref- fen in Brüssel einer von der Euro- päischen Kommission vorgeleg- ten Richtlinie zu.
Die Behörde schätzt, dass es in europäischen Ge- sundheitseinrich- ARBEITSSCHUTZ
EU-Richtlinie zu Nadelstichverletzungen verabschiedet
tungen jährlich zu 1,2 Millionen Nadelstichverletzungen kommt. Da- bei könnten mehr als 20 lebensbe- drohliche Viren, einschließlich He- patitis B, C und HIV, übertragen werden. Die Richtlinie verpflichtet die Arbeitgeber dazu,
Maßnahmen zur Risiko- bewertung und -präven- tion zu ergreifen und die Mitarbeiter für einen sensi- blen Umgang mit scharfen und spitzen medizinischen Instru- menten zu schulen. Verbesse- Der Marburger Bund (MB) hat die
Ärztinnen und Ärzte in den kom- munalen Krankenhäusern dazu auf- gerufen, sich am 22. März an einem eintägigen Warnstreik zu beteiligen und zu einer zentralen Kundgebung nach Köln zu kommen. Dort startet die vierte Verhandlungsrunde zwi- schen der Ärztegewerkschaft und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über einen neuen Tarifvertrag für die circa 55 000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken.
„Unsere Geduld geht zu Ende“, erklärte der MB-Vorsitzende, Ru- dolf Henke, „die Arbeitgeber hatten genug Zeit, uns ein ernst gemeintes Angebot vorzulegen, das die arzt- spezifischen Besonderheiten be- rücksichtigt.“ Stattdessen habe die VKA zur dritten Verhandlungsrun- de am 8. März ein paar dürre Zeilen präsentiert, in denen der MB auf - gefordert werde, die Tarifeinigung KOMMUNALE KRANKENHÄUSER
Aufruf zum Warnstreik am 22. März
im öffentlichen Dienst zu übernehmen. Für die rund 350 000 nichtärztlichen Beschäftigten in den kom- munalen Krankenhäusern hatten sich VKA und Ver- di am 27. Februar auf eine Anhebung der Gehälter um 2,3 Prozent bei einer Laufzeit von 26 Monaten geeinigt.
Henke betonte, die Ta- rifeinigung im öffentli- chen Dienst sei für die Tarifverhandlungen der Ärzte kein Maßstab: „Im Ärztlichen Dienst gibt es ganz andere Rahmenbe-
dingungen. 5 000 Arztstellen kön- nen derzeit nicht besetzt werden, weil die schlechten Arbeitsbedin- gungen junge Ärzte abschrecken und den Rückzug aus der kurativen Medizin provozieren.“ Die VKA müsse sich endlich bewegen, um
dem Ärztemangel zu be- gegnen. „Die Arbeitgeber glauben immer noch, man könne so weitermachen wie bisher“, ergänzte MB- Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag. Deshalb habe die Große Tarifkom- mission entschieden, den Warnstreik auszurufen und so den Druck auf die Ar- beitgeber zu erhöhen. Die Ärztegehälter könnten nicht stärker steigen als die der nichtärztlichen Beschäf- tigten in den Krankenhäu- sern, argumentierte hinge- gen VKA-Verhandlungs- führer Joachim Finklenburg: „Nach- dem die Ärztegehälter bereits in den letzten Jahren überproportional gestiegen sind, gibt es keine zu - sätzlichen Verteilungsspielräume für einzelne Berufsgruppen im Kran-
kenhaus.“ JF
rungen soll es darüber hinaus bei der Informationsvermittlung, Über- wachung und Reaktion auf Nadel- stichverletzungen geben.
Die Richtlinie beruht auf einer Vereinbarung zwischen der Euro- päischen Arbeitgebervereinigung für Kliniken und Gesundheitswesen und des Europäischen Gewerk- schaftsverbandes für den öffentli- chen Dienst. Das Europäische Par- lament hatte den Vorschriften be- reits vor einigen Wochen zuge-
stimmt. ps
Der Marburger Bund veranstaltet eine zentrale Kund- gebung in Köln.
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