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Archiv "KATASTROPHENSCHUTZ: Aus der Sicht des öffentlichen Gesundheitsdienstes" (29.11.1979)

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen Berichte über die Lage der Familien

letzten Zitat — allerdings schon wie- der durch das Wörtchen „auch" re- lativiert wird, wird nicht konsequent weiterverfolgt.

So ist es nicht verwunderlich, daß der Bericht trotz hervorragender Ausgangsanalysen letzten Endes mit seinen Schlußfolgerungen in unver- bindlichen Allgemeinplätzen stek- kenbleibt.

So heißt es etwa: „Die Gesellschaft sollte ein allgemeines Interesse an der Erhaltung der Zahl ihrer Bürger haben. Sie hat sich deshalb zu be- völkerungspolitischen Zielsetzun- gen zu bekennen, welche die Fami- lien ermutigen, ihre Kinderwünsche zu realisieren." Zu solchen Zielvor- stellungen zählt die Kommission

„neben den zu verbessernden fami- lienpolitischen Leistungen wie Kin- dergeld, Wohngeld und Ausbil- dungsförderung das Erziehungs- geld und die eigenständige soziale Sicherung der Frau."

Um die Erfolgsaussichten eines sol- chen Konzeptes beurteilen zu kön- nen, muß man sich schon die Mühe machen, den Aufwendungen der El- tern für den Lebensunterhalt ihrer Kinder das gegenüberzustellen, was der Staat hierzu beisteuert.

Die hierzu erforderlichen Zahlenan- gaben finden sich an verstreuten Stellen des Familienberichtes. Der besseren Anschaulichkeit halber sind sie in der Tabelle auf Seite 3212 zusammengefaßt. Alle Zahlen bezie- hen sich auf das Jahr 1975.

Inzwischen sind zwar die Kindergel- der zweimal erhöht worden, aber an der Relation zwischen Kindergel- dern und Gesamtbelastung der Fa- milien hat sich dadurch kaum etwas geändert, denn im wesentlichen hat es sich jeweils nur um ein Anglei- chen an gesunkene Kaufkraft/ge- stiegenes allgemeines Wohlstands- niveau gehandelt. Sollte nach dem Vorschlag der Kommission ein Er- ziehungsgeld eingeführt werden, so würde sich der Anteil des Fiskus um allenfalls 6 Milliarden DM erhöhen.

Die gesamte Entlastung der Fami- lien würde auch dann nicht einmal

ein Zehntel dessen betragen, was sie als Eigenleistung aufzubringen haben.

Es erscheint völlig ausgeschlossen, daß es auf diese Weise zu einer nen- nenswerten Anhebung der Gebur- tenzahl kommen kann. Man muß sich deshalb fragen, was die Forde- rung nach Etablierung einer spezifi- schen Bevölkerungspolitik eigent- lich für einen Sinn haben soll. Ge- lingt es nämlich, durch zielgerichte- te Maßnahmen, das heißt aber durch einen wirklich zu Buche schlagen- den Ausgleich der Familienlasten, einen gravierenden sozialen Absturz der Familien zu kompensieren und dadurch eigene Kinder wieder sozial sinnvoll erscheinen zu lassen, dann braucht man keine Bevölkerungspo- litik mehr.

Schließt man sich demgegenüber der vor allem im Bundeskanzleramt vertretenen Auffassung an, daß Be- völkerungsrückgang ausschließlich positiv zu bewerten sei, so kann man die Dinge wie bisher weiter treiben lassen und braucht sich keine weite- ren Gedanken darüber zu machen.

Auf jeden Fall bleibt festzuhalten:

Das Kardinalproblem, das es zu lö- sen gilt, ist nicht der Geburtenrück- gang, wie man auch immer darüber denken mag, sondern das krasse Wohlstandsgefälle zwischen Kinder- losen und Familien mit Kindern, das sich mittlerweile zu einer Kultur- schande auszuwachsen beginnt.

Wird dieses Problem gelöst, so wird sich auch das Problem des Gebur- tenrückganges automatisch ent- schärfen — und das gleiche wird sich wahrscheinlich auch noch bei zahl- reichen anderen Sozialproblemen zeigen.

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Ferdinand Oeter Rösrather Straße 692 5000 Köln 91 (Rath)

BRIEFE AN DIE REDAKTION

KATASTROPHENSCHUTZ

Zur öffentlichen Kritik an der staatlichen Vorsorge für Katastrophen:

Aus der Sicht des öffentli- chen Gesundheitsdienstes

Wir müssen zwischen Strategie und Taktik, Gesamtschau und Detailwis- sen, Stab und Front, Planung, Orga- nisation und Ausführung unter- scheiden. Jeweils das erstere ist Aufgabe der leitenden Ärzte des öf- fentlichen Gesundheitsdienstes, zu- friedenstellend geregelt und ausrei- chend geübt. Zu jedem großen NA- TO-Manöver gehört auf ziviler Seite eine Stabsübung mit oder ohne Be- teiligung örtlicher ziviler Einheiten.

Seit „Fallex" 1962 habe ich alle Übungen im hiesigen Raum mitge- macht und die sanitätsdienstliche Versorgung im zivilen Sektor, wenn auch nur theoretisch, geleitet. Die gleiche Aufgabe erfüllt der Amtsarzt auf der Ebene der Landkreise und kreisfreien Städte. Unser Verhältnis zu den Verwaltungschefs ist das des leitenden Sanitätsoffiziers zum Kommandeur im militärischen Be- reich. Daß die baulichen Vorausset- zungen unzureichend sind, ist je- dem Einsichtigen klar. Was mir im ärztlichen Bereich Sorgen macht, ist die Erfahrungstatsache, daß die Ärz- teschaft auf die Versorgung einer großen Zahl von Verletzten nicht vorbereitet ist. Ich habe als Feldun- terarzt auf einem Hauptverbandplatz gearbeitet, die Problematik nicht vergessen und die Wahrheit des Dichterwortes erfahren: In der Be- schränkung zeigt sich erst der Meister.

Diese Erfahrung hat die junge und zum Teil auch die mittlere Ärztege- neration nicht machen können. Sie hat statt dessen aus dem vollen ge- wirtschaftet und als selbstverständ- lich angesehen, daß sich die Res- sourcen nach dem Stand der Medi- zin zu richten haben. Daß die Ent- wicklung sich jetzt allmählich um- kehrt, ändert nichts an meinem Zweifel an der Fähigkeit jüngerer Fachärzte, eine große Zahl von Ver- letzten mit einfachen Mitteln „aus-

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 48 vom 29. November 1979 3213

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

BRIEFE AN DIE REDAKTION

reichend" versorgen zu können, eben weil sie nur gelernt haben, we- nige Patienten „gut" oder „sehr' gut" zu behandeln.

Eine weitere Ursache sehe ich im System. Von zehn chirurgischen As- sistenten kann einer Chefarzt wer- den. Soweit die anderen die Weiter- bildung abschließen, haben sie ge- lernt, Mägen zu resezieren und schneiden später in der freien Praxis Panaritien auf. Abgesehen von der Frustration ist das eine gesundheits- politische Fehlleistung. Ein Wirt- schaftsunternehmen würde mit die- ser Planung bankrott gehen. Kommt eine Katastrophe, haben die nieder- gelassenen Fachärzte die mittlere und große dringliche Chirurgie ver- lernt und die Krankenhäuser quellen über. Belegbetten können ihrer Na- tur nach das Defizit mindern, aber nicht beheben. Im Rahmen der Übungen habe ich sichergestellt, daß die erfahrensten Chirurgen und Anästhesisten jeweils sichten und sortieren, d. h., nicht 'am Opera- tionstisch blockiert werden. Im übri- gen kann ich die Problematik bekla- gen, schildern, aber nicht lösen.

Deshalb wünsche ich den Bemü- hungen der Ärzteschaft auf diesem Gebiet Erfolg und unterstütze sie nach Kräften.

Ltd. Medizinaldirektor Dr. Kahnt Dezernatsleiter Gesundheitswesen Bezirksregierung Braunschweig Postfach 32 47

3300 Braunschweig

STELLENPLÄNE

Zu dem Leserbrief: Ausbildung — „Stel- lenpläne verbessern" von Prof. Dr. med.

H. J. Maurer, Heidelberg in Heft 31/1979:

Zu teuer

Die Zuschrift bedarf einer Klärung:

1. Die Behauptung, daß das Mini- sterium für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg

„sehr darauf achtet, daß die Stellen- pläne der akademischen Lehrkran- kenhäuser nicht erweitert werden", ist eine Unterstellung, die jeder rea-

len Grundlage entbehrt. Bundesein- heitlich ist geregelt, daß für je acht Auszubildende im Praktischen Jahr zusätzlich eine Assistenzarztstelle für ein akad. Lehrkrankenhaus be- reitgestellt und vom jeweiligen Bun- desland finanziert wird — dies zur Entlastung des Leiters der entspre- chenden medizinischen Fachabtei- lung, der als Lehrbeauftragter oder Ausbilder fungiert.

2. Daß eine solche zusätzliche Assistentenstelle in größeren Kran- kenhäusern bei einem den heuti- gen Verhältnissen unangemessenen Personal- speziell Arzt/Patienten- Schlüssel keine wesentliche allge- meine Entlastung der ärztlichen Krankenversorgung darstellt, ist ei- ne andere Frage. Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Sozial- ordnung Baden-Württemberg hat sich in der Gesundheitsministerkon- ferenz (GMK) eindeutig für eine Ver- besserung der Personalschlüssel im Krankenhaus ausgesprochen und zu der Erklärung der GMK vom 3. 11. 1978 ( . , daß vorläufig bis zur erforderlichen Vorlage von neueren und mit dem aktuellen me- dizinischen Entwicklungsstand bes- ser übereinstimmenden Werten des Personalbedarfs in Krankenhäusern bei der Prüfung des ärztlichen und pflegerischen Dienstes im Rahmen der Pflegesatzfestsetzung die An- haltszahlen der Deutschen Kranken- hausgesellschaft von 1969 — fortge- schrieben auf die 40-Stunden-Wo- che — nur als Näherungswerte und Orientierungshilfen anzusehen und die durch die medizinische Entwick- lung bedingten Änderungen des Personalbedarfs bei den Einzelprü- fungen zu berücksichtigen sind.) wesentlich beigetragen.

3. Es müssen jedoch auch die Fol- gen klar sein: Je besser die Perso- nalschlüssel, desto höher die Pfle- gesätze, desto höher die Kranken- kassenbeiträge! Die Pflegesätze werden zwischen den Krankenkas- sen und den einzelnen Krankenhäu- sern unter Beteiligung einer staatli- chen Stelle „ausgehandelt", d. h.

vereinbart und von den Krankenkas- sen bezahlt. Oberste Pflegesatzbe- hörde ist in Baden-Württemberg das

Wirtschaftsministerium; das Mini- sterium für Arbeit, Gesundheit und Sozialordnung Baden-Württemberg hat auf die Pflegesatzgestaltung kei- nen Einfluß und genehmigt keine Stellenpläne.

4. Verbesserte Stellenschlüssel in den Krankenhäusern werden zu ei- ner Erhöhung der Krankenhauspfle- gesätze und damit zu einer Erhö- hung der Kosten im Gesundheitswe- sen führen. Das ist bei einem Anteil von 70 Prozent des Pflegesatzes für Personalkosten im Krankenhaus un- vermeidlich. Die Kostenerhöhung wird bei den jetzt gültigen gesetzli- chen Regelungen zu Lasten der Krankenversicherung, sprich Versi- cherten, gehen. Oder sollte der

„Staat", sprich Steuerzahler, sub- ventionieren? — Dies ist bei der Dis- kussion „Kostensteigerung — Ko- stendämpfung im Gesundheitswe- sen" von allen Beteiligten zu be- denken.

Professor Dr. med. Göttsching Ministerium für Arbeit

Gesundheit und Sozialordnung Rotebühlplatz 30

7000 Stuttgart 1

SPRÜCHE

Informativ

„Informativ, etwa im Sinne eines Adreßbuches oder Ärz- teverzeichnisses, braucht ein AFeB nicht zu sein."

Aus der Antwort des Berliner Senats auf die Anfrage eines Abgeordneten, warum im Amtlichen Fernsprechbuch (AFeB) für Berlin (West) nicht alle Ärzte unter einer Rubrik zusammengefaßt werden; der Senat erinnert in dieser Antwort an die zehn Jahre alte Entscheidung des Deutschen Bundestages, im normalen Telefonbuch auf das Stichwort „Ärzte" zu verzichten .. .

3214 Heft 48 vom 29. November 1979 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Referenzen

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