Aus Bund und Ländern
Neue Tarifverträge für Arzthelferinnen vereinbart
FRANKFURT. In der vierten Verhandlungsrunde haben sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf neue Tarif- verträge für die rund 500 000 Arzthelferinnen geeinigt.
Nach Angaben der Arbeits- gemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen, die die nie- dergelassenen Ärzte vertritt, werden die Gehälter von No- vember 1997 an linear um 2,4 Prozent erhöht. Ein Aus- gleich für den Zeitraum von Juli 1996 bis zum Inkrafttre- ten des neuen Tarifvertrages ist nicht vorgesehen. In den neuen Bundesländern betra- gen die Gehälter weiterhin 80 Prozent der Westvergütung;
die Arbeitszeit wird auf West- niveau gesenkt (38,5 Stun- den). Beibehalten wird die hundertprozentige Entgelt- fortzahlung im Krankheits- fall.
Die Arbeitgeber betonen, daß zahlreiche Bestimmun- gen des Manteltarifvertrages an die geänderten ökonomi- schen Verhältnisse angepaßt worden sind: Das Urlaubs- geld wird von 1998 an ersatz- los gestrichen, die Kündi- gungsfrist beträgt demnächst vier Wochen. Auszubildende können auch an Samstagen und täglich bis zu neun Stun- den eingesetzt werden.
Die neuen Tarifverträge sollen zum 1. November in Kraft treten. Der Gehaltsta- rifvertrag hat eine Laufzeit von einem Jahr, der Mantel- tarifvertrag von vier Jahren.
Die Einspruchsfrist läuft bis zum 15. Oktober 1997. SG
Kinderärzte fürchten Zunahme von Allergien
BONN. Jedes fünfte Kind wird wegen einer Allergie vom Kinderarzt behandelt.
Dies geht aus einer repräsen- tativen Emnid-Umfrage un- ter 100 niedergelassenen Kin- derärzten im Auftrag des
BKK-Bundesverbandes her- vor. Pro Quartal sind danach bei diesen Ärzten durch- schnittlich je 250 Kinder we- gen Allergien in Behandlung – hochgerechnet auf die ins- gesamt 6 000 niedergelasse- nen Kinderärzte, läßt dies auf eine Gesamtzahl von rund 1,5 Millionen Kindern schließen.
Wie der Bundesverband der Betriebskrankenkassen mitteilt, befürchten die befrag-
ten Kinderärzte eine weitere Zunahme der Allergien bei Kindern in den nächsten zehn Jahren. Zurückzuführen seien die allergischen Erkrankungen bei den unter 13jährigen nach Auffassung der Kinderärzte auf Umwelteinflüsse (71 Pro- zent), Vererbung (44 Prozent), ungesunde Ernährung (29 Pro- zent) und auf die „ständige Überreizung mit einer Sub- stanz“ (18 Prozent). JM
A-2463 Deutsches Ärzteblatt 94, Heft 39, 26. September 1997 (19)
P O L I T I K NACHRICHTEN
KV Pfalz fordert mehr ambulante Operationen
LUDWIGSHAFEN. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Pfalz hat Krankenkas- sen und Politik aufgefordert, das ambulante Operieren zu unterstützen. Nach Angaben der KV entstehen in Rhein- land-Pfalz jährlich bis zu 100 Millionen DM an unnötigen Kosten, weil Krankenhäuser Operationen vornehmen, die auch ambulant erbracht wer- den könnten. Diese Wirt- schaftlichkeitsreserven seien nur realisierbar, wenn über- flüssige Krankenhausbetten abgebaut würden.
Die KV-Vorsitzende, Dr.
Gudrun Blaul, kritisierte, daß trotz einer Zunahme ambu- lanter Operationen um 120
Prozent seit 1991 bisher keine nennenswerten Leistungsre- duzierungen im Krankenhaus spürbar seien. Die KV-Pfalz fördere seit Jahren das ambu- lante Operieren in Operati- onszentren niedergelassener Vertragsärzte. Dort würden jährlich rund 15 000 Opera- tionen erbracht. SG
Malaria: Hohe Rate an Neuinfektionen
HYDERABAD. Zwei Milliarden Menschen, rund 40 Prozent der Weltbevölke- rung, sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von Malaria bedroht.
Wie der Regionaldirektor der WHO für Südostasien, Uton Rafei, auf einer Expertenta- gung in der südindischen Stadt Hyderabad mitteilte, erkranken jährlich zwischen 300 und 500 Millionen Men- schen an Malaria, davon seien rund 120 Millionen Neuinfek- tionen. Rund 90 Prozent der Erkrankungen träten auf dem afrikanischen Kontinent auf.
Laut Rafei sterben jähr- lich rund drei Millionen Men- schen an den Folgen einer Malaria, ein Drittel von ihnen Kinder. Die gängigen Pro- phylaxe-Mittel verlören in immer kürzeren Abständen ihre Wirksamkeit, da die Er- reger resistent würden. Nach Schätzung der WHO stiegen die volkswirtschaftlichen Ko- sten der Malaria zwischen 1987 und 1995 weltweit von umgerechnet 1,4 auf 3,2 Milli- arden DM.
Anlaß der Tagung in Hy- derabad war der hundertste Jahrestag der Entdeckung des Malaria-Erregers. Der britische Arzt Ronald Ross hatte dort 1897 festgestellt, daß der Erreger von Stech- mücken übertragen wird. afp
Indien: Frauen werden weiterhin diskriminiert
GENF. Die Vereinten Na- tionen haben die fortgesetzte Diskriminierung von Frauen in Indien kritisiert. Frauen seien häufig Opfer von Ge- walt und Unterdrückung, heißt es in einem Anfang Au- gust in Genf veröffentlichten Bericht des UN-Menschen- rechtskomitees. Jedes Jahr würden 4 000 Inderinnen we- gen ihrer Mitgift getötet. An- geprangert wurden auch die verbreitete Abtreibung weib- licher Föten, die Tötung von Mädchen, die Schließung von Kinderehen, Witwenverbren- nungen sowie die Verstüm- melung von Frauen. Die bis- her getroffenen Maßnahmen zum Schutz von Frauen seien völlig unzureichend. Oft sei- en religiöse Vorschriften die Grundlage für Diskriminie- rungen, heißt es in dem Be-
richt. afp
Ausland
Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel, sogenanntes Novel-Food, sind keine Zu- kunftsvision mehr. Nutzpflanzen wie Zuckerrüben, Kartoffeln oder Raps sollen durch Eingriffe in ihr Erbgut widerstandsfähig gegen Viren, Unkrautvernichtungsmittel oder Schadinsekten gemacht werden. In Freilandversuchen soll überprüft werden, ob die neuen Zuchtformen die gewünschten Eigenschaften besitzen, ob sie sich unkontrolliert in der Natur ausbreiten und ob mit ihnen ausreichende Erträge erzielt werden können.
127 Freilandversuche werden derzeit in Deutschland durchgeführt oder sind beantragt.