A 1188 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 108|
Heft 21|
27. Mai 2011INFRASTRUKTURPROJEKT FÜR DIE BIOWISSENSCHAFTEN
Freier Zugang zu bildgebenden Verfahren
Im April 2010 ist die europäische Infrastrukturmaßnahme „Euro-Bio- Imaging“ gestartet (European Re- search Infrastructure for Imaging Technologies in Biological and Biomedical Sciences, www.eurobio imaging.eu). Dabei handelt es sich um eines von vier biowissenschaft- lichen Projekten des European Strategy Forum on Research Infra- structures, die den Ausbau der wis- senschaftlichen Integration Europas voranbringen sollen. Das Ziel der Maßnahme ist die harmonisierte Errichtung einer Infrastruktur für bildgebende Verfahren in den Bio-
wissenschaften. Durch den Aufbau von Infra struk tur einheiten an aus- gesuchten Zentren in Europa sollen moderne bildgebende Technologien flächendeckend für Wissenschaftler verfügbar gemacht werden. Außer- dem will man die praktische Aus- bildung und die Vernetzung der Wissenschaftler unterstützen. Bis zum Jahr 2017 soll die Infrastruktur aufgebaut werden.
Die Europäische Union fördert die Planungsphase. 13 Arbeitsgrup- pen und mehr als 80 assoziierte Part- ner aus 23 Ländern beteiligen sich am Aufbau der Infrastruktur. Unter
anderem gibt es Arbeitsgruppen zur Lichtmikroskopie, zur radiologi- schen und nuklearmedizinischen Bildgebung und zur Kombination beider Bereiche. Mehrere technische Arbeitsgruppen erarbeiten europa- weite Trainings-, Zugangs- und Bilddatenkonzepte.
Koordiniert wird das Projekt von Prof. Dr. Stefan Schönberg vom Institut für Klinische Radio- logie und Nuklearmedizin an der Universitätsmedizin Mannheim und Dr. Jan Ellenberg vom European Molecular Biology Laboratory in
Heidelberg. EB
MITTELSTANDS-FÖRDERPROGRAMM
Viele medizintechnische Innovationen
Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des Bundesminis- teriums für Wirtschaft und Techno- logie, ein Förderinstrument für mit- telständische Kooperationsforschung, einzelbetriebliche Projekte und Un- ternehmensnetzwerke, verzeichnet seit seinem Start im Juli 2008 weit mehr als 18 000 Anträge. Für fast 13 000 Projekte hat das Ministerium bisher circa 1,6 Milliarden Euro in Form nicht rückzahlbarer Zuschüsse zugesagt. 2010 wurden etwa 6 500 Innovationsprojekte mit 800 Millio- nen Euro bewilligten Fördermitteln angeschoben. Darunter sind auch viele medizintechnische Innovatio- nen, wie etwa ein vollautomatisiertes Tumordiagnosesystem auf Basis von Daten der Kernspintomographie.
Ziele des gemeinsam von der Cad- mei GmbH Software-Entwicklung für Medizinsysteme, Bingen, und dem Center for Parallel Computing der Universität Paderborn entwickel- ten Systems sind eine standardisier- te Auswertung der bei der Unter - suchung gewonnenen MRT-Daten und eine raschere ärztliche Diagno- se. Die Sicherheit der Diagnose soll zudem erhöht und die Wartezeit der
Patientinnen auf den Befund ver- kürzt werden. Bei der Software setzt das Entwicklerteam dazu auf neu - artige schnellere Algorithmen, hard- wareseitig kommen Multicore-Pro- zessoren und Hochleistungsgrafik- karten zum Einsatz. Der Radiologe erhält eine computergestützte Zweit- meinung, die ihn bei der Beurteilung insbesondere nicht eindeutiger Be- funde unterstützt. Derzeit liegt die Vorhersageleistung laut Entwickler mit 90 Prozent knapp unter dem Ni- veau eines erfahrenen Radiologen.
Ein ZIM-gefördertes Projekt ist auch das Atemunterstützungssystem für Neu- und Frühgeborene der Fritz Stephan GmbH, Gackenbach. Das System synchronisiert den Atem- wunsch des Babys mit dem Angebot des Beatmungsgeräts. Am Körper angebrachte Sensoren erkennen den Willen des Kindes zu atmen; das Ge- rät schaltet sich ein und stellt ent- sprechend Atemluft zur Verfügung.
Laseroperationen am mensch - lichen Auge sollen durch die Ver- wendung eines Nanosekundenlasers zum Schneiden von Hornhautflaps künftig wesentlich kostengünstiger werden. Ein entsprechendes System hat das Medizinische Laserzentrum Lübeck entwickelt. Gemeinsam mit Schwind-Eye-Tech-Solutions, Klein - ostheim, hat das Unternehmen die Möglichkeit geschaffen, Horn - hautklappen zur Vorbereitung der eigentlichen Lasikbehandlung nicht länger mit einem Skalpell oder Femtosekundenlaser zu schneiden.
Der eingesetzte Nanosekundenlaser ist im Vergleich kompakter, kosten- günstiger und wartungsärmer.
Diese und weitere Innovationen werden beim Innovationstag Mit- telstand am 30. Juni in Berlin vor- gestellt. Innovationen unter www.
zim-bmwi.de/veranstaltungen/inno vationstag/18.-innovationstag-mittel
stand-des-bmwi. EB
Die im Rahmen von ZIM entwi- ckelte Software der Firma Cadwei unterstützt Radio - logen bei unklaren Befunden.
Foto: Cadmei GmbH