Deutsches Ärzteblatt
|
Jg. 109|
Heft 20|
18. Mai 2012 A 1043 BÖRSEBIUSTrau, schau, wem
D
rei Topthemen gab es im Wonnemonat Mai in der Bör- sebius-Telefonberatung „rund ums Geld“, die bekanntlich jeden ersten Samstag im Monat für die Leser des Deutschen Ärzteblattes stattfindet.Da waren erst einmal die bevorste - henden Wahlen in Frankreich und Griechenland, deren Ausgang mit großer Sorge gesehen wurde.
Wir wissen mittlerweile, dass die Befürchtungen zumindest in Grie- chenland durchaus real geworden sind, zu schlimm wirkt hier der Sieg der maßlosen Kräfte und Spar- hasser auf Europas Zukunft. Der Sieg des Sozialisten François Hol- lande dürfte, für sich alleine be- trachtet, dagegen vergleichsweise wenig Turbulenzen in die Finanz- märkte bringen. Dazu ist der neue Staatspräsident viel zu sehr in Sach- zwänge eingebunden und in Sachen
„erst denken, dann tönen“ gegen- über seinem Amtsvorgänger eh pri- vilegiert.
Ebenso viele Anrufer plagte die Frage, wie sie es denn in Sachen SEB-Immoinvest halten sollten.
Der eingefrorene Immobilienfonds sollte an nur einem einzigen Tag, dem 7. Mai, für die Anleger geöff- net werden, und die Anleger muss- ten dem Fondsmanagement ihre Entscheidung, raus aus dem Immo - invest oder eben drinbleiben, mit - teilen (siehe Börsebius, DÄ, Heft 19/2012). Es kam natürlich so, wie es kommen musste: Die Rückgabe- wünsche sprengten alle verfügba- ren Geldbestände des Fonds, und so geht das Dickschiff der Branche nun doch in die erwartete Abwick- lung. Ein richtig gruseliges Kapitel findet sein Ende mit Schrecken.
Thema Nummer drei, aber ge- nauso top, waren die aktuellen Ta- ges- und Festgeldangebote. Hier fragten die Anrufer immer wieder nach der VTB-Direktbank. In letz- ter Zeit hat sich diese Bank mit Kampfzinsen von 2,7 Prozent für
Tagesgeld sehr publikumswirksam ins Gespräch gebracht und bietet mittlerweile 2,5 Prozent an, was immer noch für die Spitzengruppe der Branche neben ING-Diba, Bank of Scotland und Santander reicht.
Wer oder was ist die VTB-Di- rektbank? Es handelt sich hier um eine Tochter der österreichischen VTB-Bank, die wiederum zur zweitgrößten russischen Banken- gruppe gehört. Deutschland-Chef der VTB-Direktbank ist Michael Kramer, der schon bei der islän - dischen Pleitebank Kaupthing die Anleger mit fetten Superzinsen lockte. Eben so lange, bis die Bank mit großem Getöse zusammenbrach.
Die Bank zu wechseln, mag ja ein gangbarer Weg sein, der Mann muss ja auch irgendwie seine Bröt- chen verdienen. Es gibt ja auch Geldinstitute, die sogar ihren Na- men geändert haben, um sich ir- gendwie ein besseres Image zu be- schaffen, erinnert sei an die wun- dersame Wandlung der Citibank in Targobank. Merke aber: Rattenfän- ger bleibt Rattenfänger. Wer hohe Zinsen bezahlt, ist noch lange kein Wohltäter. Erwiesenermaßen. Trau,
schau, wem.