• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Patienten nach Krebstherapie: Ziel ist, mehr Rezidive zu verhindern" (07.11.2014)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Patienten nach Krebstherapie: Ziel ist, mehr Rezidive zu verhindern" (07.11.2014)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

A 1942 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 45

|

7. November 2014

PATIENTEN NACH KREBSTHERAPIE

Ziel ist, mehr Rezidive zu verhindern

Um die Langzeitfolgen chronischer Tumorerkrankungen zu mindern, das Gesundheitsverhalten der Patienten zu stärken und damit auch das Risiko für Rückfälle zu senken, muss die

Tertiärprävention verbessert werden. Ein konkretisiertes Nachsorgekonzept

K

rebs wird zunehmend zur chronischen Erkrankung. Ne- ben Patienten mit Brust- und Pros- tatakrebs stellen Menschen mit Darmkrebs die drittgrößte Gruppe unter den Langzeitüberlebenden.

Nun will eine Initiative von Krebs- forschern und -medizinern mehr Aufmerksamkeit auf den speziellen Versorgungs- und Unterstützungs- bedarf dieser „Cancersurvivors“ in

der Nachsorge und Rezidivprophy- laxe lenken. Es gebe zwar einzelne Programme, hieß es bei einem An- schubtreffen kürzlich in Heidel- berg, doch sei die Tertiärprävention bislang wissenschaftlich, klinisch, gesundheitspolitisch und in der öf- fentlichen Wahrnehmung unterre- präsentiert.

Der chronische Verlauf wird häufiger, das ist eine Chance

Das wollen die Initiatoren um den Vorsitzenden der Stiftung Lebens- Blicke e.V., Prof. Dr. med. Jürgen F. Riemann, Ludwigshafen, ändern.

Mit der „Heidelberger Erklärung“

wollen die Stiftung und ihre Part- ner, das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Hei- delberg, die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und die Klinik für Tumorbiologie in Freiburg, den Fokus auf die „dritte Dimension der Prävention“ bei Ärzten, in der Öf- fentlichkeit und bei den Entschei- dungsträgern im Gesundheitswesen

stärker ins Blickfeld rücken und Defizite aufzeigen: „Eine erfolgrei- che und umfassende Präventions- strategie beinhaltet auch die Tertiär- prävention, die besonders auf das Leben nach und mit einer gut kontrollierten ‚chronischen‘ Krebs- erkrankung abzielt“, heißt es in der Präambel.

65 Prozent der Frauen und 64 Prozent der Männer mit einem

kolorektalen Karzinom leben laut Statistik des Robert-Koch-Instituts (2013) heute länger als fünf Jahre.

Dazu addiert sich eine immer grö- ßere Zahl von Patienten in metasta- sierter Situation mit chronischem Krankheitsverlauf oder sogar po- tenziell kurativem Ansatz. Bei bis zu 30 Prozent dieser Patienten sei mit multimodalen Behandlungs- strategien ein Langzeitüberleben zu erreichen, heißt es in der Erklärung.

Zwar sei die strukturierte Nach- sorge in den Stadien II und III durch die S3-Leitlinien der Fachge- sellschaften für die ersten fünf Jah- re genau festgelegt und werde im Kontext existierender sinnvoller Therapieoptionen bei Rezidivnach- weis empfohlen – und häufig in An- spruch genommen. Doch gelte es zu definieren, welche Therapieop- tionen in der Rezidivsituation sinn- voll seien. So müsse vor allem die Evidenz einer risikostratifizierten zielgruppenspezifischen Nachsorge in Studien überprüft werden: Wer

profitiert in welchem Stadium und bei welchem Risiko von welcher Therapie?

Für Patienten mit kurativ inten- dierter Therapie sei die Nachsorge so zu erweitern, dass auch andere Belastungen erfasst würden, etwa Langzeitfolgen multimodaler The- rapien, Komorbiditäten, das Ge- sundheitsverhalten der Patienten und psychosoziale Belastungen.

Über die medizinische gesetzliche Nachsorge gebe es hierfür keine de- finierten Nachsorgepläne, so die Kritik. Nachsorge sei mehr als nur Rezidiverkennung.

Man wolle kein erweitertes Disease-Management-System, auch wolle man die Patienten nicht „me- dikalisieren“, sondern geeignete In- formationen und Empfehlungen er- arbeiten und evaluieren, die sich am Interventionsbedarf und -wunsch der Patienten orientieren.

Dass es erhebliche Belastungen über die Fünf-Jahres-Überlebens - rate hinaus bei Menschen mit Darmkrebs gibt, zeigt eine amerika- nische Untersuchung, wie beim Anschubtreffen in Heidelberg auf- gezeigt wurde. Danach leiden 26 bis 44 Prozent unter Rezidivangst, 24 Prozent erreichen hohe Depres- sions-Scores, die Mehrheit leidet unter mindestens einem Tumor- oder therapieassoziierten Symp- tom, 70 Prozent haben Komorbidi- täten und 40 Prozent berichten eine Fatigue.

Verhalten des Kranken und Tumorbiologie sind relevant

Das Gesundheitsverhalten der Er- krankten könne ebenso bedeutsam für die Prognose sein wie verschie- dene (molekular-)biologische Ei- genschaften des Tumors. Man brau- che deshalb einen integrativen und interdisziplinären Forschungsan- satz, um alle Faktoren zu berück-

Generierung von Daten zur Tertiärprävention, Rezidiverfassung und Dokumentation moleku- larer Profile in Tumorregistern

Aufforderung an die Kostenträger, Interventi- onsstudien und -programme finanziell zu un- terstützen

Kontaktaufnahme mit dem G-BA bezüglich Förderung der Versorgungsforschung

Stärkere interdisziplinäre Forschungsförderung durch alle Finanzträger

Stärkere Einbeziehung der Selbsthilfegruppen in der Tertiärprävention

POSITIONSPAPIER ZUR TERTIÄRPRÄVENTION

P O L I T I K

(2)

A 1944 Deutsches Ärzteblatt

|

Jg. 111

|

Heft 45

|

7. November 2014

J

eder Arzt kennt Beispiele: Da werden in den Medien Riesen- beträge von Honorarsteigerungen he- rausgestellt, ohne zu erwähnen, was der tatsächliche oder erst prognosti- zierte Zuwachs prozentual oder für eine Praxis bedeutet. Das Fernsehen hat, was tendenziöse Berichterstat- tung angeht, besondere Möglichkei- ten. Wenn ein Beitrag über eine ärztli- che Versammlung damit beginnt, dass ein Teilnehmer beim Einparken seines teuren Sportwagens gezeigt wird, dürften die meisten Zuschauer schon ihre Meinung gebildet haben, egal, welche Inhalte noch folgen. Das Bei-

spiel ist nicht erfunden. Über Jahre fühlten sich Ärzte von den Medien missverstanden, ja oft genug sogar bewusst herabgesetzt. Umso bemer- kenswerter ist die Versöhnung in die- ser Problembeziehung. In vielen Fern- seh-Magazinen, -Reportagen und -Dokumentationen über Medizin und das Gesundheitswesen ist Wohlwollen gegenüber Ärzten an die Stelle frühe- ren Misstrauens getreten, Verständnis für die alltäglichen Belastungen des Berufs hat das Schüren von Neidkom- plexen abgelöst. Auf jeden Fall trifft dies zu auf TV-Beiträge, die Autoren, Regisseure und Programmverantwort- liche selbst für relevant halten.

Den Beleg liefern die Einreichun- gen zum Film- und Fernsehpreis des Hartmannbundes (dessen Jury der Au- tor angehört). Zweck des seit 1967 jährlich vergebenen Preises ist „die Förderung wertvoller Filme und Fern- sehsendungen über Probleme der Pa- tienten und der Ärzte.“ Preiswürdige Filme hat es in fast jedem Jahr gege- ben, einfühlsame Reportagen, die die Zuschauer mit Patienten leiden und hoffen lassen, Beiträge, die spektaku- läre Fortschritte der Medizin ins Bild setzen und solche, die Fehlentwick-

lungen im Gesundheitswesen anpran- gern. Dabei sind die vorherrschenden Themen keinesfalls immer die glei- chen: Parallel zur gesellschaftlichen Diskussion über die Behandlung und Betreuung Sterbender liefen in jüngs- ter Vergangenheit gute Fernsehsen- dungen über Palliativmedizin und auch über Sterbehilfe. Schon früher haben die Redaktionen eine Frage aufgegrif- fen, die viele Familien belastet: Wie verändert sich das Leben nach der Dia - gnose Demenz? Wenn das Team in ei- ner Langzeitreportage Patienten und ihre Angehörigen begleitet, um dem Thema gerecht zu werden, dürften nur

wenige Fernsehzuschauer den dazu notwendigen Aufwand erahnen.

Die gute Nachricht aus ärztlicher Sicht: Zahlreiche Fernsehfilme, vom kurzen Magazinbeitrag bis zur 90-Mi- nuten-Dokumentation, haben den Berufsalltag von Ärztinnen und Ärz- ten sowie den Ärztemangel zum The- ma. Fast jeder fünfte 2013 und 2014 zum Fernsehpreis eingereichte Film stammte aus diesen Themenfeldern.

Das Problem Ärztemangel ist im Me - dium Fernsehen angekommen – ein Faktum von politischer Bedeutung.

Wer den Landarzt, der keinen Nachfol- ger findet, aus einer eindrucksvollen TV-Reportage vor Augen hat, weiß, dass Ärztemangel keine Erfindung irgendwelcher Funktionäre ist.

Fernsehen zielt auf ein Massenpu- blikum. TV-Schaffende haben norma- lerweise eher die Patienten als die Heilberufe im Blick. Daher ist es nicht selbstverständlich, wenn Ärzte im Fernsehen über ihr Selbstverständnis, ihre Sorgen, aber auch – ganz wichtig – über die Freude an ihrem Beruf sprechen können. Das ist authenti- scher als alle Heile-Welt-Arztserien zusammen. Und dürfte wirken. Wo- möglich stärker als Imagekampagnen.

KOMMENTAR

Heinz Stüwe, freier Journalist

ÄRZTE IN DEN MEDIEN

Neues Wohlwollen

sichtigen und daraus entsprechende evidenzbasierte Leitlinien zu ent - wickeln.

Die Motivation vieler Patienten, selbst etwas für ihre Gesundung zu tun, sei sehr hoch. Aus der Vielfalt der unterschiedlichsten Angebote gelte es deshalb wissenschaftlich fundierte, einheitliche, klar ver- ständliche und vor allem der indivi- duellen Situation und dem Risiko angepasste Informationen zu erar- beiten. Wirksamkeitsstudien seien erforderlich, um zu überprüfen, in- wieweit die Empfehlungen hin- sichtlich Umfang und Qualität um- gesetzt werden.

Nutzen von Bewegung für die Rückfallprävention ist belegt

Für die Tertiärprävention von Be- deutung sei zum Beispiel der Zu- sammenhang von Sport und Be - wegung auf das Rezidivrisiko bei Darmkrebs, heißt es konkret. Hier zeigten Beobachtungsstudien einen klaren Nutzen von Sport und Bewe- gung zur Prophylaxe. Auch für die medikamentöse Tertiärprävention – wie die Einnahme von ASS – gäbe es Hinweise auf eine Senkung des Rezidivrisikos. Ebenso sei der Stel- lenwert der Chemoprävention zu überprüfen. Die Daten seien hier widersprüchlich. Aktuelle Studien wiesen auf Subgruppen mit be- stimmtem molekularen Profil hin, die davon besonders profitieren könnten. All diese Zusammenhänge müssten in klinischen Studien wei- ter überprüft werden.

Schließlich: Wer übernimmt die Nachsorgebetreuung? Der Onkolo- ge? Der Hausarzt? Das Krebszen- trum? Und wer ist wann zuständig?

Dies sei häufig unklar. Hier halten es die Unterzeichnenden der „Hei- delberger Erklärung“ für erforder- lich, die Zuständigkeit exakt zu bestimmen. Detaillierte Nachsorge- pläne und spezielle Informations- veranstaltungen beziehungsweise -materialien sowie eine verbesserte Koordination der Nachsorge halten sie für geboten, um die Schnittstel- lenproblematik zu lösen.

Ingeborg Bördlein

@

Das Positionspapier im Internet unter:

www.aerzteblatt.de/141942

P O L I T I K

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Die Autoren folgern, daß das ge- netische Risiko von Kindern durch eine präkonzeptionelle Strahlen- oder Chemotherapie eines Eltern- teils dosisunabhängig im Rahmen des Risikos

Vor al- lem die dort erwähnten Schätzungen ( „rund 10 Prozent aller Umsteller nehmen die Hypoglykämie nicht mehr richtig wahr") sind in dieser Verallgemeinerung völlig

Die entscheidende Frage allerdings, ob bei Patienten nach überstandenem Myokardinfarkt eine antidepressive Therapie die kardiale Prognose bes- sert, ist derzeit Gegenstand

Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz fordert, dass die Zwecke, für die die Daten aufbereitet werden sollen, im Gesetz festgelegt werden.. Zwingend erforderlich sei

Werden dabei Morphine oder Analogika zum Einsatz gebracht, ist zu berücksichtigen, daß Morphium in Dosen von 5 bis 10 Milligramm analgetisch wirkt, darüber hinausge- hende

Freuen Sie sich auf ausreichend Raum für Diskussionen, Ideenaustausch und natürlich für Freundschaften.. Dis- kutieren und feiern Sie mit Ihren Kol- leginnen

• Technische Maßnahmen gegen die Versauerung, etwa eine großflächige Kalkung, sind im Meer nicht möglich. Es muss daher sichergestellt wer- den, dass die anthropogenen CO 2

• The primary task is to develop a multilateral agreement on designation of protected areas and corresponding systems in the high seas and append this to UNCLOS, either as an