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Archiv "Systemische Chemotherapie beim Urothelkarzinom" (30.05.1997)

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Academic year: 2022

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Zu dem im Kapitel Ursachenana- lyse geschilderten Vorgehen bei lokal ausgedehntem Urothelkarzinom wei- se ich ergänzend auf die Möglichkeit einer Radiatio alleine oder in Ver- knüpfung mit einer Chemotherapie hin. Bei den überwiegend älteren Patienten ist teilweise eine radikale Zystektomie aufgrund des Risikopro- files nicht möglich. Ebenso ist auf- grund von Begleiterkrankungen häu- fig eine Mono- oder Polychemothera- pie nicht durchführbar.

In dieser Situation kann eine alleinige Radiatio mit Dosen zwischen 56 und 70 Gy nach einer TUR-B Fünf- Jahresüberlebenszeiten beim Stadi- um cT3 von 20 bis 43 und beim Stadium cT4 von 6 bis 18 Prozent er- zielen, wie einer Literaturübersicht von n = 1 372 behandelten Patienten zu entnehmen ist. Eine zusätzlich zur Radiatio durchgeführte Chemothera- pie erhöht gegenüber einer alleinigen Radiatio die Rate an kompletten Re- missionen auf 48 bis 76 Prozent, wobei das Fünf-Jahresüberleben bisher bei den deutschen Studien nicht verbes- sert werden konnte. Bei Shipley wird eine Vier-Jahresüberlebensrate von 24 Prozent berichtet bei Patienten, die ungeeignet für eine Zystektomie wa- ren. Die Ergebnisse müssen auch un- ter dem Blickwinkel betrachtet wer- den, daß häufig in der Gruppe der Pa- tienten mit Radiatio oder kombinier- ter Radiochemotherapie besonders ungünstige Bedingungen gegeben sind.

Die kombinierte Radiochemo- therapie besteht aus meistens zwei Zyklen Chemotherapie und simulta- ner Radiatio. In Erlangen werden zwei Kurse Cisplatin 25 mg/m2 an fünf Tagen mit einer Radiatio von 50 bis 59,4 Gy eingesetzt. Der Vorteil ge- genüber einer Polychemotherapie be- steht in der Dosisreduktion und der Absenkung der Morbidität. Ebenso kann auch die Dosis der Radiatio ab- gesenkt werden.

Eine kombinierte prä- und post- operative Radiatio bei Zystektomie ohne Zusatz von Chemotherapie zeigt in einer kleinen Studie eine deutliche Überlebensverbesserung gegenüber einer alleinigen Operati- on: Fünf-Jahresüberleben bei Stadi- um pT3a von 56, pT3b von 39 und pT4 von 50 Prozent, n=29 Patienten. Er- wartungsgemäß ist die Rate an Spät- nebenwirkungen am Darm mit 37 Prozent durch die Radiatio deutlich erhöht.

Zusammenfassend kann die Ra- diatio alleine oder in Kombination mit Chemotherapie als eine Thera- piealternative zur radikalen Zystek-

tomie mit anschließender Chemothe- rapie angesehen werden.

Zusätzlich sollte der durch die Therapiealternative mögliche Organ- erhalt erwähnt werden, der in etwa drei Viertel der Fälle auch mit einer Funktionsfähigkeit der Blase verbun- den ist.

Literatur

1. Dunst J, Sauer R et al.: Organ-sparing treatment of advanced bladder cancer: a 10- year experience. Int J Radiat Oncol Biol Phys 1994; 30: 261–266.

2. Pearse Harper D: Urinary bladder in Moss’

radiation oncology: rationale, technique, results. 7th ed./ed by Jamed D. Cox, Mosby 1994; pp 518–555.

3. Reisinger SA, Mohiuddin M, Mulholland SG: Combined pre- and postoperative adju- vant radiation therapy for bladder cancer – a 10-year experience. Int J Radiat Oncol Bi- ol Phys 1992; 24: 463–468.

4. Shipley WU, Prout GR jr., Einstein AB et al.: Treatment of invasive bladder cancer by cisplatin and radiation in patients unsuited for surgery. JAMA 1987; 258: 931–935.

Dr. Michael Reible

Johanne-Kippenberg-Weg 14 28213 Bremen

Dem Autor muß zunächst Dank ausgesprochen werden für den wichti- gen Hinweis auf die Alternative einer Strahlentherapie bei inoperablen Pa- tienten mit infiltrierendem Harnbla- senkarzinom. In dieser Indikation stellt die Bestrahlung eine noch mög- liche Behandlungsform dar. Es ist je- doch darauf hinzuweisen, daß die Er- gebnisse nicht vergleichbar mit den Ergebnissen einer radikalen Zystek- tomie sind, so daß die Strahlenthera- pie für Patienten reserviert bleiben sollte, für die eine operative Therapie nicht in Frage kommt. Die durch die zusätzliche Chemotherapie auftreten- de Komorbidität schränkt jedoch die Indikation für die Radiochemothera- pie in dieser Patientengruppe noch weiter ein.

Aufgrund der im Kapitel „Ur- sachenanalyse“ genannten äußerst niedrigen Lokalrezidivrate beim Harnblasenkarzinom nach radikaler Zystektomie ist die zusätzliche prä- oder postoperative Radiatio ohne Sinn. Mögliche Überlebensverbesse- rungen, die sich in kleinen Studien ge- legentlich erkennen lassen, konnten in großen Studien nicht nachvollzogen werden, so daß dieser Weg heutzutage kein Behandlungsstandard mehr ist.

Zusammengefaßt ist aufgrund der derzeit vorliegenden Datenlage die Radiatio allein oder in Kombina- tion mit Chemotherapie keine Thera- piealternative zur radikalen Zystek- tomie mit anschließender adjuvanter Chemotherapie. Die in einzelnen ran- domisierten Studien nachweisbaren eindrucksvollen Verbesserungen der Überlebenszeiten adjuvant chemo- therapeutisch behandelter Patienten lassen die Waage eindeutig zugunsten dieser Therapieform ausschlagen.

Priv.-Doz. Dr. med. Andreas Böhle Klinik für Urologie

Medizinische Universität zu Lübeck Ratzeburger Allee 160

23538 Lübeck

A-1504

M E D I Z I N

(52) Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 22, 30. Mai 1997

DISKUSSION

Systemische Chemotherapie beim Urothelkarzinom

Radiatio als Möglichkeit Schlußwort

Zu dem Beitrag von Priv.-Doz. Dr. med.

Andreas Böhle und

Prof. Dr. med. Dieter Jocham

in Heft 42/1996

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