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Archiv "Universitäre Ausbildungskapazitäten für den Studiengang Medizin unter Qualitätsgesichtspunkten" (14.12.1989)

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(1)

Fritz Beske, Frank-Michael Niemann

Universitäre Ausbildungskapazitäten für den Studiengang Medizin

unter Qualitätsgesichtspunkten

Gemeinsame Auswertung von drei Gutachten soll

unangreifbare Beurteilungsgrundlage für die erforderliche Reduzierung der Zulassungszahlen schaffen

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

I--

D

ie gesundheitspolitische Diskussion über den Studiengang Medizin nimmt an Intensität zu. Anlaß zur Kritik geben in erster Linie die durch die ho- hen Studentenzahlen hervorgerufenen Aus- bildungsmängel. Hierfür muß vorrangig die Berechnung der Zulassungszahlen zum Me- dizinstudium gemäß Kapazitätsverordnung verantwortlich gemacht werden. Das Insti- tut für Gesundheits-System-Forschung Kiel hat auf der Basis der empirischen „Untersu- chung über die Anforderungen an eine ord- nungsgemäße ärztliche Ausbildung und über die tatsächliche Situation in der ärzt- lichen Ausbildung" von Infratest Gesund- heitsforschung (1987) geprüft, welche An- passsung der Zahl der Medizinstudierenden an die vorhandenen universitären Ausbil- dungskapazitäten unter Qualitätsgesichts- punkten notwendig erscheint. Danach sind im vorklinischen Studienabschnitt Reduzie- rungen in der Größenordnung von 31 bis 55 Prozent und im klinischen Studienabschnitt in der Größenordnung von 18 bis 70 Pro- zent erforderlich, um eine den Mindestan- forderungen entsprechende Ausbildung zu gewährleisten.

Die Ergebnisse basieren allerdings auf Kennwerten, die selbst zum Teil erheb- lichen Streuungen unterliegen. Dennoch sind die in dieser Untersuchung ermittelten Resultate insbesondere im Hinblick auf die jährlichen personellen und patientenbezo- genen Aufnahmekapazitäten eine Orientie- rung für das Untersuchungsziel „Reduzie- rung der Zahl der Medizinstudierenden zur Gewährleistung einer ordnungsgemäßen Ausbildung".

Das Ergebnis dieser Untersuchung des Gutachtens von Infratest-Gesundheitsfor- schung ist in einer vom Institut für Gesund- heits-System-Forschung Kiel durchgeführ- ten Tagung diskutiert worden. Alle Teilneh- mer waren der Meinung, daß wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduzierung der Zahl der Studienanfänger erforderlich sind. Um je- doch eine unangreifbare Beurteilungsgrund- lage für die sich aus Kapazitätsgründen er- gebende Reduzierung der Zulassungszah- len zum Medizinstudium zur Verfügung zu haben, wird eine erneute, im Ergebnis wi- derspruchsfreie gemeinsame Auswertung des Gutachtens von Infratest Gesundheits- forschung und der beiden Gutachten zur Überprüfung der Kapazitätsverordnung des Instituts für Funktionsanalyse im Gesund- heitswesen (1987, 1988) empfohlen.

Ausgangslage

Kaum ein anderer Studiengang wird so stark diskutiert wie der Stu- diengang Medizin. Insbesondere die Qualität der Ausbildung unterliegt wachsender Kritik. Es wird beklagt, daß der neu approbierte Arzt beson- ders in seinen praktischen Fähig- keiten ein erhebliches Ausbildungs- defizit aufweist.

Anlaß zu dieser Kritik ist neben der Approbationsordnung für Ärzte (AAppO) in erster Linie die Berech- nung der Zulassungszahlen gemäß der Kapazitätsverordnung (KapVO).

Im Auftrag des Bundesministe- riums für Jugend, Familie und Ge- sundheit hat Infratest Gesundheits- forschung eine empirische „Untersu- chung über die Anforderungen an ei- ne ordnungsgemäße ärztliche Aus- bildung und über die tatsächliche Si-

Untersuchungsansatz und Methoden

Das Institut für Gesundheits-Sy- stem-Forschung Kiel hat den Ver- such unternommen, auf der Grund- lage der Resultate des Gutachtens von Infratest die Zahl der Medizin- studierenden (Studienanfänger) zu bestimmen, die unter den tatsäch- lichen Gegebenheiten ordnungsge- mäß im Sinne der Mindestanforde- rungen an eine ordnungsgemäße Ausbildung ausgebildet werden kön- nen.

Im Mittelpunkt des Gutachtens von Infratest Gesundheitsforschung stehen Vergleiche zwischen der IST-

tuation in der ärztlichen Ausbil- dung" im Wintersemester 1985/86 durchgeführt. Zwar heißt es in der Zusammenfassung des Gutachtens, daß durch eine deutliche Reduktion die Zahl der Studenten den Ausbil- dungsmöglichkeiten angepaßt wer- den soll, solange nicht mehr Patien- ten in die Ausbildung einbezogen werden können, doch fehlt in diesem Gutachten die hierfür erforderliche Quantifizierung mit Begründung.

Die von Infratest empfohlenen Maß- nahmen zur Behebung der mittels ei- nes Vergleichs der Mindestanforde- rungen an eine ordnungsgemäße Ausbildung mit den tatsächlichen Gegebenheiten festgestellten Män- gel stellen dann aber primär auf ei- nen Ausbau der Ressourcen ab (Lehrpersonal, studentische Arbeits- plätze und besonders Zahl der Pa- tienten).

Situation und den Mindestanforde- rungen an eine ordnungsgemäße Ausbildung, wobei in Anlehnung an die Approbationsordnung für Ärzte die Vergleiche gesondert für den vorklinischen Studienabschnitt, den ersten und zweiten klinischen Stu- dienabschnitt sowie für das prakti- sche Jahr vorgenommen worden sind. Ziel dieser Gegenüberstellung von IST-Werten und Mindestanfor- derungen ist die Bestimmung von Bereichen, in denen Ausbildungs- engpässe bestehen und damit eine ordnungsgemäße Ausbildung im Sin- ne der AAppO nicht gewährleistet ist. — Die Gegenüberstellung von IST-Werten und Mindestanforde- Dt. Ärztebl. 86, Heft 50, 14. Dezember 1989 (21) A-3853

(2)

rungen im vorklinischen Studienab- schnitt anhand der Indikatoren

—Gesamtstundenzahl

—Betreuungsrelation und Grup- pengröße

—personelle Ausstattung

—räumliche und apparative Ausstattung

—praktische Anschauung konzentriert sich in der Untersu- chung von Infratest Gesundheitsfor- schung auf die praktischen Übungen in den Kernfächern Anatomie, Phy- siologie und Physiologische Chemie.

Im ersten und zweiten klini- schen Studienabschnitt erfolgte in insgesamt 11 der 24 nach AAppO vorgeschriebenen Übungen ein Ver- gleich der IST-Situation mit den Mindestanforderungen anhand der Indikatoren

—Gesamtstundenzahl

—Betreuungsrelation

—Lehrpersonal

—Gruppengröße

—Anzahl der zu untersuchen den Patienten und Untersu- chungsdauer

—Belastbarkeit der Patienten.

Für das Praktische Jahr wurden die Engpässe hinsichtlich einer ord- nungsgemäßen Ausbildung von In- fratest anhand der folgenden Indika- toren bestimmt

—Ausbildungszeit der Studen- ten im praktischen Jahr

—geübte/zu selten geübte Tätig- keiten im praktischen Jahr

—Ausbildung am Patienten.

Die von Infratest Gesundheits- forschung mittels der oben beschrie- benen Indikatoren aufgezeigten Ausbildungsengpässe können in zwei Richtungen behoben werden. Bei Aufrechterhaltung der gegenwärti- gen Studentenzahlen ist einmal eine Erhöhung beziehungsweise Verbes- serung der entsprechenden Indikato- ren angezeigt, in der Regel um einen Prozentsatz, der sich als Quotient aus dem SOLL- und IST-Wert er- gibt.

Ist eine Erhöhung beziehungs- weise Verbesserung der Indikatoren nicht möglich, muß zum anderen die Studentenzahl entsprechend verrin- gert werden.

In verallgemeinerter Form wird die erforderliche Verringerung der Studentenzahlen im folgenden mit

Hilfe der Reduktionsformel ermit- telt:

R = 1 — (IST-Wert/SOLL-Wert) mit 0 < R < 1

Multipliziert mit dem Faktor 100 ergibt R also —in Abhängigkeitvom be- trachteten Indikator — die notwendige prozentuale Reduzierung der Studen- tenzahl im betrachteten Ausbildungs- teil. Die so bestimmten Reduzierun- gen der Studentenzahl unterliegen in natürlicher Weise im jeweiligen Stu- dienabschnitt intra- und inner-indika- torabhängigen Streuungen.

Die nachfolgend zusammenge- faßten Ergebnisse dienen insbeson- dere im Hinblick auf die jährlichen Aufnahmekapazitäten im vorklini- schen und klinischen Studienab- schnitt einer ersten Orientierung mit richtungsweisendem Charakter im Sinne des Untersuchungszieles „Re- duzierung der Medizinstudentenzah- len zur Gewährleistung einer ord- nungsgemäßen Ausbildung".

Ergebnisse

0 Bezogen auf die vorklinischen Ausbildungskapazitäten in den von In-

fratest Gesundheitsforschung unter- suchten praktischen Übungen läßt sich zusammenfassend feststellen, daß für diese Übungen die Studen- tenzahlen um 31 bis 55 Prozent redu- ziert werden müßten, damit eine ordnungsgemäße Ausbildung im Sin- ne der Mindestanforderungen ge- währleistet werden kann. In wel- chem Umfang schließlich die jähr-

Diskussion

Die Ergebnisse der Stellungnah- me des Instituts für Gesundheits-Sy- stem-Forschung Kiel zum Infratest- Gutachten wurden am 16. Februar 1989 in einem sachverständigen Gre- mium diskutiert.

Die Tagungsteilnehmer waren einhellig der Meinung, daß durch das Mißverhältnis von Studentenzahl und Ausbildungskapazität die durch die Approbationsordnung für Ärzte geforderte Ausbildungsqualität nicht gewährleistet ist. Es sind daher wir- kungsvolle Maßnahmen zur Redu-

liche Aufnahmekapazität an Medi- zinstudenten für den vorklinischen Studienabschnitt zu reduzieren ist, kann allerdings nicht abschließend quantifiziert werden.

O Im klinischen Studienabschnitt werden in Abhängigkeit von den be- trachteten Indikatoren, Ausbil- dungsteilen und Unterrichtsformen Reduzierungen der Zahl der Medi- zinstudenten in einer Spannweite von 18 bis 70 Prozent für erforderlich gehalten. Besonderes Gewicht hat in diesem Zusammenhang die Redu- zierung der Zulassungszahlen um knapp 60 Prozent bei Anwendung der patientenbezogenen jährlichen Aufnahmekapazität. Allerdings kann das Ausmaß der Reduzierung der Zahl der klinischen Studienanfänger nicht abschließend quantifiziert wer- den, da nicht alle nach AAppO vor- geschriebenen Ausbildungsteile ge- prüft worden sind.

0 Das Praktische Jahr hat inso- fern Bedeutung für die Berechnung von Aufnahmekapazitäten, als der Lehraufwand für das praktische Jahr durch einen pauschalen Vorwegab- zug vom Lehrangebot der Medizin berücksichtigt wird. Die bei der Ge- genüberstellung von IST-Situation und Mindestanforderungen gewon- nenen Erkenntnisse können im Hin- blick auf ihre Auswirkungen auf die jährliche Aufnahmekapazität nicht unmittelbar quantifiziert werden.

Dennoch unterstreichen sie die im klinischen Studienabschnitt aufge- zeigten Ausbildungsengpässe hin- sichtlich einer patientennahen Aus- bildung.

zierung der Zahl der Studienanfän- ger erforderlich, um eine ordnungs- gemäße Ausbildung zu gewährlei- sten. Vor diesem Hintergrund wur- den das im Auftrage des Bundesmi- nisteriums für Jugend, Familie und Gesundheit (BMJFG) von Infratest Gesundheitsforschung 1987 erstellte Gutachten „Untersuchung über die Anforderungen an eine ordnungsge- mäße ärztliche Ausbildung und über die tatsächliche Situation in der ärzt- lichen Ausbildung" und die Stellung- nahme des Instituts für Gesundheits- System-Forschung Kiel zu diesem Gutachten zur Kenntnis genommen A-3854 (22) Dt. Ärztebl. 86, Heft 50, 14. Dezember 1989

(3)

Das Gutachten von Infratest Ge- sundheitsforschung bestätigt in Ver- bindung mit den im Auftrage der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) 1987 und 1988 erstellten Gutachten des Instituts für Funktionsanalyse im Gesundheits- wesen die Auffassung, daß bei den heutigen Zahlen von Medizinstudie- renden eine ordnungsgemäße Aus- bildung im Medizinstudium nicht ge- währleistet ist.

Im Ergebnis der beiden erwähn- ten Gutachten des Instituts für Funktionsanalyse im Gesundheits- wesen wird vorgeschlagen, die Zahl der Studienanfänger in der Medizin in erster Linie an der Zahl der für die Ausbildung der Studierenden zur Verfügung stehenden Patienten zu orientieren.

Die Zentralstelle für die Verga- be von Studienplätzen hat auf der Grundlage dieser beiden Gutachten der Kultusministerkonferenz und nachrichtlich der Gemeinsamen Ar- beitsgruppe der Gesundheits- und Kultusministerkonferenz einen Vor- schlag zur Änderung der Kapazitäts- verordnung zugeleitet und empfoh- len, die Zulassungszahlen für das Medizinstudium ausschließlich pa- tientenbezogen festzusetzen und mit Beginn des Wintersemesters 1989/90 um 22 Prozent und damit von rund 11 600 Zulassungen jährlich auf rund 9100 jährlich zu reduzieren.

e

Ein Vergleich der beiden Gutachten des Instituts für Punk- tionsanalyse im Gesundheitswesen mit der Untersuchung von Infratest Gesundheitsforschung weist trotz der Einigkeit im Aussagetrend "Re- duzierung der Zulassungszahlen zum Medizinstudium" Unterschiede auf, die auch zu unterschiedlichen Aussa- gen über die Höhe der für notwendig gehaltenen Reduzierung der Zulas- sungszahlen führen. Um jedoch eine im Prinzip unangreifbare Beurtei- lungsgrundlage für die sich aus Ka- pazitätsgründen ergebende Reduzie- rung der Zulassungszahlen zum Me- dizinstudium zur Verfügung zu ha- ben, wird eine erneute, im Ergebnis widerspruchsfreie Auswertung der drei Gutachten empfohlen. Dies ist auch darum erforderlich, weil die Unstimmigkeiten der Gutachten An-

griffspunkte für Verwaltungsgerichte ergeben können mit dem Ergebnis, daß sich die Verwaltungsgerichte im Zweifelsfall für eine Zulassung aus- sprechen.

Die gemeinsame Auswertung der drei Gutachten sollte im wesent- lichen enthalten:

~ Darstellung der Unterschie- de zwischen den drei Gutachten;

~ Erläuterung dieser Unter- schiede;

~ Bereinigung von Fehlerri in der Methodik und von Aussagefeh- lern;

~ Vergleich der Ergebnisse dieser drei Gutachten mit der von der ZVS vorgeschlagenen Reduzie- rung der Zulassungszahlen.

Die Auswertung sollte anband des Urmaterials erfolgen. Dabei sind sowohl die patientenbezogenen Pa- rameter als auch die personalbezo- genen vorklinischen und klinischen Parameter zu untersuchen.

Bei der Abfassung dieses neuen Gutachtens sind darüber hinaus un- ter anderem folgende Themen zu be- rücksichtigen:

e

Was ist eine erschöpfende Nutzung der Ausbildungskapazität?

Dieser Grundsatz der Kapazitäts- ermittlung ist unter Einbeziehung neuerer Erkenntnisse zu qualifizie- ren und zu quantifizieren.

e

Insbesondere bei einer pa- tientenbezogenen Berechnungs- grundlage für die Zulassungszahl zum Medizinstudium ist ein Konsens darüber zu finden, was unter der Würde des Patienten sowie seiner Belastbarkeit und Eignung für Lehr- zwecke zu verstehen ist.

e

Modelle für die ärztliche Ausbildung, beispielsweise kleine Universitätskliniken mit einer größe- ren Zahl von Lehrkrankenhäusern, die kapazitätsunwirksam für die Ausbildung mit herangezogen wer- den (USA), oder auch die Bestim- mung der Zulassungszahlen anband der Betreuungsrelation Dozent/Stu-

dent (Holland) sollten einbezogen werden.

e

Sonstige Aufgaben der Hoch- schule und des Hochschullehrers, zum Beispiel mündliche Prüfungen, Teilnahme an der universitären Selbstverwaltung oder Übernahme öffentlicher Dienstaufgaben.

e

Das neue Gutachten sollte auch die Quantifizierung und Quali- fizierung der Normwerte behandeln, die den Kapazitätsberechnungen zu- grunde liegen. So hat sich gezeigt, daß es für bestimmte Parameter wie die notwendige Zahl der Patienten- untersuchungen, die ein Studieren- der durchzuführen hat, oder die Zahl der Studierenden, die am Pa- tienten unterrichtet werden sollen, fächerspezifische Unterschiede gibt.

Im Rahmen einer unter Umständen notwendigen Nacherhebung wäre als Alternative zu der nicht kritikfreien Meinungsumfrage die Befragung ei- nes Sachverständigengremiums vor- zusehen mit dem Ziel, Übereinstim- mung über die Normwerte herbeizu- führen.

Da sich die bisherigen Gutachten an der ordnungsgemäßen Ausbildung orientieren, sollte bereits bei der Aus- wertung der Gutachten berücksich- tigt werden, daß auch bei einer Redu- zierung der Zahlen der Studienanfän- ger der Personalbestand dermedizini- schen Fakultäten gehalten werden kann, da dies zur Verbesserung bezie- hungsweise zur Normalisierung der Ausbildung erforderlich ist. Im übri- gen müssen die Zulassungszahlen auch für die theoretischen Fächer an die insgesamt vorhandenen, patien- tenbezogenen Ausbildungskapazitä- ten angepaßt werden.

J?.ies müßte gegebenenfalls durch eine AndeEung der Approbationsord- nung für Arzte abgesichert werden.

Die erneute und zusammenge- faßte Auswertung der Gutachten schafft ungeachtet der zur Zeit poli- tischen Durchsetzbarkeit der Ergeb- nisse eine Grundlage für künftige Entscheidungen. Die Auswertung hätte zudem den Vorteil, daß Aussa- gen zur Ausbildungskapazität wis- senschaftlich so abgesichert sind, daß sie schon vor der Änderung der Zulassungszahlen in gerichtliche Dt. Ärztebl. 86, Heft 50, 14. Dezember 1989 (25) A-3857

(4)

Medizin mal anders

Der Autor unternahm nach seinem dritten vorklinischen Semester eine dreimonatige Reise auf die Philippinen - als Famulant in der Chirurgie und Geburtshilfe eines staat- lichen Krankenhauses auf der Insel Negros.

Auseinandersetzungen eingebracht werden können.

Die Zielrichtung der auch als Synopse der drei bisherigen Gutach- ten anzusehenden Arbeit ist die Ein- flußnahme auf die Kapazitätsverord- nung.

Bei einer Änderung der Kapazi- tätsverordnung wären Teilzulassun- gen für den vorklinischen Studienab- schnitt zu vermeiden. Die Ambulan- zen müßten kapazitätsneutral in den praktischen Unterricht einbezogen werden, eine Forderung, die für die Qualität der Ausbildung unerläßlich ist.

Literatur

Beske, F. und F.-M. Niemann: Universitä- re Ausbildungskapazitäten unter Qualitätsge- sichtspunkten unter besonderer Berücksichti- gung des Gutachtens von Infratest Gesund- heitsforschung „Untersuchung über die An- forderungen an eine ordnungsgemäße ärzt- liche Ausbildung und über die tatsächliche Si- tuation in der ärztlichen Ausbildung". Institut für Gesundheits-System-Forschung (Hrsg.).

Schmidt & Klaunig, Kiel 1989.

Bundesminister für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit: Bekanntmachung der Neufassung der Approbationsordnung für Ärzte vom 14. Juli 1987. Bundesgesetz- blatt, Jahrgang 1987 Teil 1, Nr. 36 — Tag der Ausgabe: Bonn, den 21. Juli 1987.

Infratest Gesundheitsforschung: Untersu- chung über die Anforderungen an eine ord- nungsgemäße ärztliche Ausbildung und über die tatsächliche Situation in der ärztlichen Ausbildung. München, September 1987.

Lohfert, C. et al.: Überprüfung der Para- meter der Kapazitätsverordnung zur Ermitt- lung der patientenbezogenen Aufnahmeka- pazität im stationären und ambulanten Be- reich. Institut für Funktionsanalyse im Ge- sundheitswesen GmbH, Hamburg, Februar 1987.

Lohfert, C. et al.: Überprüfung der statio- nären und ambulanten Krankenversorgungs- Parameter zur Ermittlung der personalbezo- genen Aufnahmekapazität von Hochschulkli- niken. Institut für Funktionsanalyse im Ge- sundheitswesen GmbH, Hamburg, Januar 1988.

Seeliger, B.: Leitfaden zur Anwendung der Kapazitätsverordnung. Westdeutsche Rektorenkonferenz Informationsdienst-Pres- sespiegel Nr. 38/1985 vom 3. Dezember 1985.

Anschrift der Verfasser:

Prof. Dr. med. Fritz Beske, Dipl.-Statistiker

Frank-Michael Niemann Institut für

Gesundheits-System-Forschung Kiel

Weimarer Straße 8 2300 Kiel-Wik

Unser Ziel: Das NOPH in Dumaguete City

Das Negros Oriental Provincial Hospital umfaßt ein Hauptgebäude und zwei Adnexe. In dem Hauptge- bäude sind der Operationstrakt und die Stationen der Chirurgie, Pädia- trie und Geburtshilfe mit einigen gy- näkologischen Patienten unterge- bracht. Der Operationstrakt war der einzige „air conditioned" Bereich, ansonsten herrschten überall die Au- ßentemperaturen! Die Innere Medi- zin war in eines der Nebengebäude ausgelagert. Auf der anderen Seite des Hauptgebäudes lag die einfach ausgestattete Ambulanz, an die sich auch das Labor, die Apotheke und ein Röntgenzimmer anschlossen.

Insgesamt verfügt das Krankenhaus über 250 Betten. Im Gegensatz zu dem anderen, privaten Krankenhaus in Dumaguete City konnte man nicht selten 400 Patienten zählen.

Das staatliche Gesundheitssy- stem der Philippinen stellt sowohl den Krankenhausaufenthalt als auch die operative Versorgung der Bevöl- kerung kostenlos zur Verfügung. Al- lerdings müssen die Medikamente, darunter vor allem die oft sehr teu- ren Antibiotika, von den Patienten selbst bezahlt werden. Nur für extre- me soziale Notfälle konnte der So- zialarbeiter des Krankenhauses klei- ne Unterstützungen gewähren.

Aber nicht immer ist der Mangel die Wurzel des Übels. In dem Hin- terzimmer der Apotheke stapelten sich Kisten von Medikamenten, die aus aller Welt und viele darunter aus Deutschland, als Spende gut ge- meint, hierher versandt worden wa- ren. Auf unsere erstaunte Frage, warum man diese denn nicht an die bedürftigen Patienten verteilte, ver-

wies man uns auf die für sie un- verständlichen Verpackungen und Waschzettel. Tatsächlich lagen den deutschen Präparaten keine engli- schen Übersetzungen bei, und so scheuten sich die philippinischen Ärzte davor, sie auszuteilen. Als wir anfingen, die Waschzettel mit den wichtigsten Informationen ins Engli- sche zu übersetzen, mußten wir lei- der feststellen, daß viele der Präpa- rate mittlerweile verfallen waren.

Gedankenvollerer Einsatz von seiten der Spender könnte die Absicht der Entwicklungshilfe für die Patienten sinnvoller erfüllen.

Handwerk und Verstand als wichtigste Pfeiler

Während der ersten fünf Wo- chen wurde ich der chirurgischen Station zugeteilt. Das Organisations- system der Krankenversorgung ha- ben die Philippinos von den Ameri- kanern übernommen, wie auch ihr gesamtes Medizinstudium nach ame- rikanischem Vorbild aufgebaut ist und fast ausschließlich mit englisch- sprachiger Literatur bestritten wer- den muß.

Das chirurgische Team setzte sich aus dem Chefarzt, fünf Assisten- ten, einem Intern (entspricht unse- rem heutigen AiP) und einem Famu- lus zusammen Die drei wesentlichen Aufgabenbereiche der chirurgischen Versorgung erstreckten sich auf die

„Out-Patient clinic", die Station und den Operationstrakt.

Die zentrale Anlaufstelle unse- rer Station war die „Nurses bar", wo wir durch einen Blick auf die große Tafel die anstehenden Tätigkeiten und den Operationsplan für den nächsten Tag erfassen konnten.

A-3858 (26) Dt. Ärztebl. 86, Heft 50, 14. Dezember 1989

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