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Archiv "Patientin wurde unvollständig aufgeklärt" (15.06.2007)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 24⏐⏐15. Juni 2007 A1779

S T A T U S

D

ie Tür zum Sprechzimmer von Prof. Dr. Angel Ernesto Castro Mestre öffnet sich. Eine junge Mexi- kanerin verabschiedet sich von ihm.

Der nächste Patient hatte eine kürzere Anreise in die Augenklinik „Camilo Cienfuegos“ in Havanna. Von Ma- tanzas sind es für den 44-jährigen Ar- mando Brito knapp 100 Kilometer in die Hauptstadt. „Unser Patient hat ein eingeschränktes Blickfeld“, erläutert Castro bei der Untersuchung. Die Kli- nik hat sich international im Kampf gegen Retinitis pigmentosa einen Na- men gemacht.

Dr. Castro weiß, dass viele Kolle- gen in Europa Kubas Erfolgsmel- dungen in Sachen Retinitis pigmen- tosa skeptisch sehen. So bezeichnet Prof. Dr. Karl-Ulrich Bartz-Schmidt, Präsident der Retinologischen Ge- sellschaft, die kubanische Methode

zu Retinitis pigmentosa als „sehr umstritten“. Dr. Castro nahm 2006 an der Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft in Kiel teil. Die Kollegen seien aufge- schlossen gewesen. Er betont: „Un- ser Team macht keine falschen Ver- sprechungen. Wir konnten schon Pa- tienten aus etlichen Ländern helfen, die in ihrer Heimat keine Hoffnung mehr auf Besserung hatten.“

Kubas Kliniken für Ausländer sind unter Obhut von „Turismo y Sa- lud“. Das ist ein Unternehmen der staatlichen Gruppe „Cubanacan“.

Zum Gesundheitszweig zählen Not- fall-, Spa- und Anti-Aging-Einrich- tungen an Touristenorten wie Vara- dero, Santiago, Cayo Coco und Ha- vanna. Dazu kommen das „Centro de Histoterapia Placentaria“, das auf Vitiligo spezialisiert ist, sowie Zen-

tren, die sich um Schönheitschirur- gie, Rehabilitation, neurologische Er- krankungen, Herz- und Kreislauf- beschwerden kümmern. Auch für Drogenabhängige aus dem Ausland werden Entziehungskuren offeriert.

Der Gesundheitstourismus ist eine immer wichtigere Sparte im Frem- denverkehr Kubas, das dringend auf Devisen angewiesen ist.

Antonio Barciela Peña, Auslands- experte von „Turismo y Salud“, kennt Fälle, in denen Patienten ihre erfolg- reiche Kuba-Behandlung in der Hei- mat als Wunderheilung preisen. Bar- ciela: „Solche Äußerungen bringen mehr Schaden als Nutzen, weil sie falsche Erwartungen wecken kön- KUBA

Die Medizin bringt Devisen ins Land

Der Gesundheitstourismus ist eine immer wichtigere Sparte im Fremdenverkehr der Karibikinsel.

RECHTSREPORT

Patientin wurde unvollständig aufgeklärt

Minderjährigen Patienten kann bei einem nur relativ indizierten Eingriff, der erhebliche Folgen für ihre künftige Lebensgestaltung haben könn- te, ein Vetorecht gegen die Fremdbestimmung durch die gesetzlichen Vertreter zuzubilligen sein. Das gilt zumindest, wenn sie ausreichend urteilsfähig sind. In diesem Fall sind sie vom Arzt aufzuklären. Das hat der Bundesgerichts- hof (BGH) entschieden. Allerdings könne ein Arzt im Allgemeinen darauf vertrauen, dass die Aufklärung und Einwilligung der Eltern genüge.

Im entschiedenen Fall verlangte eine Pati- entin Schmerzensgeld mit der Begründung, sie sei unzureichend über die Risiken einer Operation aufgeklärt worden, in deren Folge sie querschnittsgelähmt ist. Die Klägerin litt

vom 13. Lebensjahr an an einer Adoleszenz- skoliose. Der beklagte Arzt hatte den Eltern ei- ne Operation vorgeschlagen. Ein Aufklärungs- gespräch führte er mit den Eltern der Klägerin in deren Beisein.

Die Operation musste dann mehrfach ver- schoben werden. Nach jedem neuen Auf- klärungsgespräch unterschrieben die Eltern wieder eine Einwilligungserklärung. Die Kläge- rin ist allerdings der Auffassung, diese sei schon deshalb unwirksam, weil nicht sie als Fünfzehnjährige Adressatin der Information gewesen sei. Außerdem sei sie zu spät aufge- klärt worden.

Diesen Argumenten ist der BGH nicht ge- folgt. Die Klägerin sei bei den einzelnen Auf- klärungsgesprächen anwesend gewesen und habe durch ihre Einwilligung bekundet, dass sie mit dem Eingriff einverstanden sei.

Auch waren die Aufklärungsgespräche rechtzeitig angesetzt. Allerdings beurteilte der BGH die Aufklärung als unvollständig. Denn sie müsse alle behandlungstypischen Risiken umfassen, die für die Zustimmung eines Lai- en in eine Behandlung ernsthaft ins Gewicht fallen. Der Hinweis auf das Risiko einer Quer- schnittslähmung, das von den beteiligten Ärz- ten als äußerst gering dargestellt worden war, vermochte kein realistisches Bild davon zu vermitteln, welche Folgen die Verwirklichung weiterer Risiken der Operation für die Le- bensgestaltung der Klägerin mit sich bringen könnte.

Bei dieser Sachlage führte die fehlerhafte Aufklärung zur Haftung des beklagten Arztes für die Folgen des Eingriffs, der damit ohne wirksa- me Einwilligung stattfand. (Urteil vom 10. Okto- ber 2006, Az.: VI ZR 74/05) RA Barbara Berner

Keine besonderen Vorbehalte hat das Zentrum für Reise- medizin in Düssel- dorf gegenüber der Gesundheitsversor- gung in Kuba. Angel Ernesto Castro Mestre untersucht einen Patienten.

Fotos:Bernd Kubisch

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A1780 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 24⏐⏐15. Juni 2007

S T A T U S

nen.“ Er und die Ärztin Iliana Reyes Alvarez bauen für „Turismo y Salud“

ein Büro in Deutschland auf. Stei- gendes Interesse erhoffen sich die Verantwortlichen in Kuba von dem neuen Dialyseangebot für Urlauber, dass in den nächsten Monaten wohl zunächst in Varadero startet.

Die Kubaner wissen, dass sie bei Patienten aus Lateinamerika wegen ihrer Leistungen und Anreisekosten

einen „Heimvorteil“ haben. Mittel- schicht, Reiche, Stars und Sternchen aus der Region, aber auch aus den USA, die zum Beispiel über Mexiko einreisen, nutzen die Angebote der Karibikinsel, vor allem bei Aller- gien, Hauterkrankungen, Augenlei- den, Brust- oder Nasenkorrektur und Rehabilitation. „Besonders vie- le Patienten kommen aus Florida“, sagt Dr. Jesús Burgué Cedeño, Spe- zialist für Schönheitschirurgie und Verbrennungen in der „Clínica Cen- tral Cira García“ in Havanna. Und warum? „Wir sind gut, schnell, preiswert, sicher und diskret.“

Ein Arzt mit längerer Berufser- fahrung verdient in Kuba 800 bis 1 000 „MN“. Hinzu kommen jeweils 10 CUC. „MN“ steht für „Moneda Na- cional“, die einheimische Währung.

CUC-Pesos sind konvertibel. Für ei- nen Euro gibt es etwa 1,20 CUC-Pe- sos, für einen CUC-Peso dann 24 MN-Pesos. Umgerechnet bekommt ein Arzt also monatlich bis zu 43 Euro.

Ein Kellner in einem Touristenres- taurant verdient wegen der Trinkgel-

der mehr als ein Arzt. Es sei denn, die- ser erhält von einem zufriedenen Pa- tienten aus dem Ausland als Danke- schön einen Umschlag zugesteckt . . .

„Unsere Mitarbeiter haben viel Zeit für ihre Patienten, egal ob Ku- baner oder Ausländer“, wirbt Dr.

Pedro Llerena Fernández für das Centro Internacional de Salud „La Pradera“. Hier hat der Klinikchef vor sieben Jahren den Fußballstar

Diego Maradona empfangen. Dann lässt sich der Arzt in seinem Büro vor einem Foto ablichten, auf dem Venezuelas Präsident Hugo Chávez und Fidel Castro in schwachem Sonnenlicht zu erkennen sind. Ein paar Klinikgebäude weiter spaziert der 14 Jahre alte Kevin aus Cara- cas/Venezuela auf Krücken durch den Garten. Er unterzog sich einer komplizierten Knie- und Menis- kusoperation. „In Venezuela könn- ten wir das nicht bezahlen.“ Be- handlung und Reise sind für beide gratis.

Anders als Maradona werden ausländische Drogenpatienten sonst meist in Kubas Osten behandelt. Die gut 50 Plätze der Clínica Antidroga in Holguín, zu der die beiden Kom- plexe Quinque und Cocal gehören,

„sind meist ausgebucht. Oft haben wir eine Warteliste“, sagt Fachärztin Natalia Friman Rodríguez. Kom- fortable Zimmer, blühende Gärten, Swimmingpools, Strand- und Kul- turausflüge gehören zum Aufenthalt.

Hinzu kommen pro Patient im

Schnitt zwei Mitarbeiter, einschließ- lich Arzt und Gärtner. Auch Süchtige aus Deutschland waren in den letz- ten Jahren hier zur Therapie. Ein Tag in der Klinik kostet den Patienten al- les inklusive etwa 120 Euro.

Einige Tausend Ärzte und Kran- kenschwestern der Insel arbeiten heute in knapp 60 Ländern, meist im Rahmen eines Programms zu Ko- operation und Entwicklungshilfe.

Diese Ärzte und Schwestern seien vor allem bei den Armen im Aus- land „Sympathieträger“, sagt eine Krankenschwester. Sie würden „nicht den Sozialismus bejubeln, sondern zupacken und helfen“. Und Zehn- tausende Patienten einkommens- schwacher Familien in Bolivien, Kolumbien, Venezuela, El Salvador und anderen Ländern werden im Rahmen des zwischenstaatlichen Pro- gramms „Misión Milagros“ (Mission Wunder) nach Kuba geflogen, dort behandelt und operiert.

Schon vor dem Zerfall der So- wjetunion und vor der Anerkennung des US-Dollars als Zahlungsmittel hat Kuba in einigen Medizinsparten Patienten aus anderen Ländern an- gelockt. „Die konnten damals viele Jahre in kubanischen Pesos bezah- len. Das war besonders günstig für die Ausländer“, erinnert sich Dr. Carlos M. Miyares Cao, Direk- tor der Hautklinik „Centro de Histo- terapia Placentaria“ in Havanna. Vor allem mit der erfolgreichen Behand- lung von Vitiligo hat er sich interna- tional einen Namen gemacht.

„Prinzipiell hat Kuba ein gutes Gesundheitswesen“, bestätigt Pro- fessor Erich Kröger, Leiter des Zen- trums für Reisemedizin in Düssel- dorf. „Vom medizinischen Stand- punkt aus gibt es da keine besonderen Vorbehalte. Vieles hängt jedoch sehr von der technischen Ausstattung des Krankenhauses ab, die sehr unter- schiedlich sein kann.“ Ob eine deut- sche Krankenversicherung die Kos- ten für eine geplante Behandlung auf Kuba übernimmt, müsse vor Abrei- se geklärt werden. Versicherte der gesetzlichen Krankenkassen hätten darauf keinen Anspruch. I Bernd Kubisch

www.cubanacan.cu/espanol/turismo/

salud/webs/servicios.htm;

www.sld.cu

@

Propaganda, wo- hin man blickt:

Pedro F. Llerena Fernández vor einer Aufnahme von Fidel Castro und Hugo Chávez

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