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Archiv "Passivrauchen und Krebsrisiko — Gefährdung „mitrauchender“ Ehefrauen statistisch nachweisbar" (12.02.1982)

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Zur Fortbildung Aktuelle Medizin

Therapiestudien

nisgewinnung beigetragen, weil durch sie nur die vorher an Einzelfäl- len gemachten Beobachtungen be- stätigt würden. Dem wurden jedoch viele andere kontrollierte Studien entgegengehalten, nach denen eine ungesicherte Therapiemeinung ver- worfen werden mußte. Der genannte Redner ist seit drei Jahren aufgefor- dert, eine Alternative mit annähernd vergleichbarer Aussagekraft zum kontrollierten, randomisierten Ver- such vorzustellen — die Ärzteschaft wartet noch immer.

Einer der Vortragenden (Schneider) befaßte sich mit den Problemen der Aussage über Gemeinsamkeiten mehrerer Arzneimittelstudien. In der Arzneimittelwerbung werden zum Beispiel oft nur verbal und somit qualitativ und unscharf Vorzüge ei- nes neuen Produkts durch Zusam- menfassung der Ergebnisse mehre- rer Studien mitgeteilt. Hier wurden Bedingungen aufgezeigt, unter de- nen eine numerische in ihrer Aussa- ge deutlichere Zusammenfassung möglich erscheint.

Bei allen Divergenzen im Detail stimmte man fast ausnahmslos darin überein, daß der kontrollierte, ran- domisierte Versuch unter Einhal- tung der im Arzneimittelgesetz auf- geführten ethischen und rechtlichen Normen vertretbar ist, zumal nur durch ihn anhand der kleinstmögli- chen Anzahl von Patienten die größtmögliche Aussagekraft erlangt werden kann. Demgegenüber sind historische Vergleiche (verschiede- ne Zeitperioden) oder Einzelfallstu- dien unter ethischen Aspekten zwar manchmal unumgänglich, jedoch meist nur zur Formulierung von Hy- pothesen befähigt. In diesem Zu- sammenhang (Byar) wurden Hoff- nungen bezüglich des Nutzens von Datenbanken in Krankenanstalten erheblich eingeschränkt.

Professor Dr. med.

Hermann Kampffmeyer Institut für Pharmakologie und Toxikologie

Medizinische Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität Nußbaumstraße 26

8000 München 2

FÜR SIE GELESEN

Problemstellung und Basis der Studien

Nach den heute gültigen Vorstellun- gen korreliert das Risiko, an Lun- genkrebs zu erkranken, mit der Zahl der gerauchten Zigaretten, der Inha- lationstiefe und der Dauer der Ziga- rettenexposition in Jahren (1). Bis heute ist jedoch nicht klar, ob die Dosis-Wirkungs-Kurve im unteren Bereich bis zu einer kritischen Schwellendosis flach verläuft. Steigt sie auch dort schon, dann bedeutet das, daß schon im bisher weitge- hend für unschädlich gehaltenen Bereich der Tabakexposition, etwa beim Passivrauchen, das Risiko ei- ner Tumorentwicklung spürbar an- steigt.

Zu diesem Problem wurden kürzlich die Ergebnisse zweier Studien aus Japan und Griechenland vorgelegt.

In beiden Ländern leben verheirate- te Frauen traditionell auf den häusli- chen Bereich beschränkt, so daß die Tabakexposition bei nichtrauchen- den, mit einem Raucher verheirate- ten Frauen fast ausschließlich durch den Ehemann erfolgt.

Mit der Zigarettenzahl des rauchenden Ehemannes wächst das Risiko der mitrauchenden Ehefrau

T. Hirayama (2) untersuchte 91 940 Nichtraucherinnen und 17 366 Rau- cherinnen im Alter über 40 Jahren.

Von den Nichtraucherinnen erkrank- ten 174 in einem Zeitraum von 14 Jahren an Lungenkrebs; sie wurden nach den Rauchgewohnheiten der Ehemänner klassifiziert. Das relative Karzinomrisiko wurde durch Divi- sion der jeweiligen Mortalitätsrate durch diejenige der nichtrauchen- den Ehefrauen von Nichtrauchern errechnet. Für die letztere Gruppe ergab sich dementsprechend ein Ri- siko von 1, während es bei Nichtrau- cherinnen, deren Ehemann Ex-Rau- cher war oder bis zu 20 Zigaretten

täglich geraucht hatte, bereits 1,61 betrug. Hatte der Ehemann täglich über 20 Zigaretten geraucht, stieg das relative Risiko auf 2,1 an. Rau- cherinnen hatten mit 3,77 ein noch höheres Erkrankungsrisiko. Die Er- gebnisse waren statistisch signifi- kant.

Die von Trichopoulos durchgeführte Studie (3) umfaßte 51 kaukasische Patientinnen mit finalem Bronchial- karzinom, wobei alveoläre und Ade- nokarzinome größtenteils histolo- gisch ausgeschlossen wurden. Als Kontrollgruppe dienten 152 Patien- tinnen, die sich wegen orthopädi- scher Leiden in stationärer Behand- lung befanden.

Die Einteilung erfolgte wiederum nach den Rauchgewohnheiten der Ehemänner. Auch hierbei zeigte sich, daß mit dem Ausmaß des Pas- sivrauchens das Risiko, an Lungen- krebs zu erkranken, stetig anstieg.

Fallzahlen zu niedrig — kontrollierte Studien unbedingt erforderlich

Zusammenfassend ergeben sich aus beiden Studien Verdachtsmomente dafür, daß Raucher nicht nur ihr ei- genes Lungenkrebs-Risiko erhöhen, sondern auch das ihrer Mitbürger und insbesondere das ihrer Fami- lienmitglieder. Wegen der geringen Fallzahl und möglicher methodi- scher Einwände können aus beiden Untersuchungen jedoch keine ver- bindlichen Schlüsse gezogen wer- den, so daß es weiterer kontrollierter Studien bedarf, den pathogenen Stellenwert des Passivrauchens ex- akt zu definieren. Sha

(1) Hammond, E. C.: Smoking in relation to death rates of 1 000 000 men and women, Natl.

Cancer Inst. Mono. 19 (1966) — (2) Hirayama, T.:

Non-smoking wives of heavy smokers have a higher risk of lung cancer: A study from Japan, Brit. Med. J. 282 (1981) — (3) Trichopoulos, D.;

Kalandidi, A.; Sparros, L., and MacMahon, B.:

Lung cancer and passive smoking, Int. J.

Cancer 27 (1981)

Passivrauchen und Krebsrisiko — Gefährdung

„mitrauchender" Ehefrauen statistisch nachweisbar

72 Heft 6 vom 12. Februar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ARZTEBLATT Ausgabe A/B

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