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Archiv "Erfolgreiche primäre und sekundäre Prävention von kardiovaskulären Erkrankungen" (27.03.1980)

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Aktuelle Medizin

FÜR SIE GELESEN

Erfolgreiche primäre und sekundäre Prävention von kardiovaskulären

Erkrankungen

Zahlreiche epidemiologische Stu- dien haben das sprunghafte Anstei- gen der Inzidenz der arteriosklero- tisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen und ihrer Untergrup- pen, des Schlaganfalls und des aku- ten Herzinfarkts, in zahlreichen hochindustrialisierten Nationen be- stätigt. Auf der anderen Seite ist das Absinken der lnzidenz der kardio- vaskulären Erkrankungen um über 20 Prozent in den Vereinigten Staa- ten (1968 bis 1976) in Zusammen- hang mit ersten sichtbaren Erfolgen von national durchgeführten Inter- ventionsmaßnahmen gebracht wor- den. Die beiden hier vorgestellten Studien unterstreichen eindrücklich die Richtigkeit früher gemachter, zum Teil jedoch umstrittener Beob- achtungen. Bisher festgestellte Trends werden bestätigt ,und in er- freulicher Weise wird die Möglich- keit dokumentiert, solche Studien in größeren Gruppen über längere Zeitläufe und mit eindeutigen Aussa- gen durchzuführen. Die erhobenen Befunde stellen darüber hinaus eine indirekte Bestätigung der sogenann- ten Lipidhypothese dar. Daß beide Studien aus Finnland kommen, ist kein Zufall, sondern hängt mit der extrem hohen Morbidität und Morta- lität an kardiovaskulären Erkrankun- gen in diesem Lande zusammen. Da- bei sind noch erhebliche regionale Unterschiede innerhalb des Landes registriert worden, wobei Nordkare- lien den Teil Finnlands mit der abso- lut höchsten Morbiditäts- und Mor- talitätsrate an kardiovaskulären Er- krankungen darstellt.

Bereits 1971 wurde auf ein Volksbe- gehren hin das sogenannte Nordka- relien-Projekt geplant, das als inte- griertes, gemeindebezogenes Fünf- jahresprogramm zur Reduzierung der bekannten koronaren Risikofak- toren — Rauchen, Hypertonie und Hypercholesterinämie — konzipiert wurde. Die Studie lief von 1972 bis 1977; jeweils über 10 000 Probanden

im Alter von 25 bis 59 Jahren, zur Hälfte aus Nordkarelien, zur Hälfte als Kontrollkollektiv aus einem be- nachbarten, demographisch ver- gleichbaren Bezirk, wurden zu bei- den Zeitpunkten untersucht. Interve- niert wurde mittels intensiver öffent- licher und individueller Aufklärung und Beratung (Diät, Empfehlung ei- nes Rauchverbots, usw.), primär je- doch nicht medikamentös. Inner- halb der fünf Jahre gelang, bezogen auf das Kontrollkollektiv, eine Redu- zierung des rein rechnerischen ko-

ronaren Risikos um 17 Prozent für Männer und 12 Prozent für Frauen (Rauchen —9,8 Prozent; Blutdruck

—4,2 Prozent; Cholesterin —2,6 Pro- zent mit beträchtlichen Unterschie- den zwischen den Geschlechtern).

Diesen errechneten Sollwerten ent- sprachen die im Beobachtungszeit- raum tatsächlich ermittelten Inzi- denzraten an kardiovaskulären Er- krankungen. Die Gesamtsterblich- keit in Nordkarelien sank um 5 Pro- zent, die Mortalität an kardiovasku- lären Erkrankungen nahm bei Män- nern um 13 Prozent und bei Frauen um 31 Prozent ab. Die Inzidenz des akuten Herzinfarkts sank bei Män- nern um 16 Prozent und bei Frauen um 5 Prozent, während die lnzidenz von Schlaganfällen bei Männern um 38 Prozent und bei Frauen um 50 Prozent abnahm. Bei Vergleich die- ser Morbiditäts- und Mortalitätsda- ten mit denen des Kontrollkollektivs fanden sich allerdings keine signifi- kanten Unterschiede. Auch wenn diese und viele andere Fragen unge- klärt bleiben und von den Autoren offen diskutiert werden, so bleibt doch das erfreuliche Ergebnis, daß die Mortalität an kardiovaskulären Erkrankungen und die Inzidenz des akuten Herzinfarkts und des Schlag- anfalls in den fünf Jahren der Studie deutlich sanken, parallel mit der im Effekt positiven Beeinflussung der bekannten Risikofaktoren.

Die zweite Studie, Teil eines von der WHO koordinierten Großprojekts, beschreibt die Ergebnisse einer se- kundären Präventionsstudie, durch- geführt an Patienten mit nachgewie- senem Herzinfarkt. 375 Patienten im Alter unter 65 Jahren wurden in die randomisierte Studie aufgenom-

men; gewählt wurde ein Zeitraum von drei Jahren; bestimmt wurden die Morbidität an Reinfarkten, die Gesamt- und kardiovaskuläre Morta- lität, der Rehabilitationserfolg und andere Parameter. Die Intervention war multifaktoriell und umfaßte re- gelmäßige klinische Untersuchun- gen, Beratungen, Beeinflussung des Hypertonus sowie der Rauchge- wohnheiten, diätetische Maßnah- men und andere. In den drei Beob- achtungsjahren war die kumulative koronare Mortalität in der Interven- tionsgruppe signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (18,6 Prozent gegenüber 29,4 Prozent). Dieser Un- terschied lag hauptsächlich an der Reduzierung der Anzahl von plötzli- chen Todesfällen (sudden death) in der sogenannten Interventionsgrup- pe (5,8 Prozent gegenüber 14,4 Pro- zent). Die Reduzierung war in den ersten sechs Monaten nach dem akuten Herzinfarkt am ausgeprägte- sten. Auf der anderen Seite wiesen 18,1 Prozent in der Interventions- gruppe und 11,2 Prozent in der Kon- trollgruppe einen nichttödlichen Reinfarkt in den ersten sechs Mona- ten auf, ein Unterschied, der nach drei Jahren nicht mehr nachweisbar war. Diese Befunde deuten darauf hin, daß eine organisierte, intensive Herzinfarktnachsorge in den ersten sechs Monaten mit klinischen Kon- trolluntersuchungen und einer ad- äquaten Gesundheitserziehung zu einer deutlichen Senkung des Risi- kos eines plötzlichen Herztodes füh- ren kann. Sie stellen eine Ermuti- gung und sogar eine Aufforderung dar, auch die sekundäre Prävention ernst zu nehmen; praktische, ge- sundheitspolitische Konsequenzen ergeben sich dabei zwangsläufig. Ei- ne Beschneidung dieser Maßnah- men durch die sicherlich nicht uner- heblichen Kosten kann nicht akzep- tiert werden. Mde

Puska, P.,et al.: Changes in coronary risk fac- tors during comprehensive five-year communi- ty programme to control cardiovascular dis- eases (North Karelia project), British Medical Journal 2 (1979) 1173-1178 — Salonen, J. T.,et al.: Changes in morbidity and mortality during comprehensive community programme to con- trol cardiovascular diseases during 1972-1977 in North Karelia, British Medical Journal 2 (1979) 1178-1183 — Kallio, V.,et al.: Reduction in sudden deaths by a multifactorial interven- tion programme after acute myocardial infarc- tion, The Lancet II (1979) 1091-1094

828 Heft 13 vom 27. März 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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