• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Pilzerkrankungen: Primäre und sekundäre Systemmykosen" (01.06.1984)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Pilzerkrankungen: Primäre und sekundäre Systemmykosen" (01.06.1984)"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

KONGRESSBERICHT

Einige, meist weniger gefährliche Hautmykosen sind so gut wie ver- schwunden (Favus, die früher meldepflichtige Mikrosporie), an- dere scheinen trotz immer besse- rer Antimykotika unausrottbar zu sein wie z. B. die Tinea pedis (Fuß- mykose) und die Vaginalmykosen.

Bedrohliche Mykosen innerer Or- gane dagegen sind auf dem Vor- marsch und fordern neue Wege in Diagnostik und Therapie.

Systemmykosen

Bei den sogenannten Systemmy- kosen (das sind Mykosen der in- neren Organe, Pilzsepsis, oft Kombinationen mit einer Gefähr- dung des ganzen inneren „Sy- stems") muß nach T. Wegmann/

St. Gallen streng unterschieden werden zwischen den übersee- ischen (primären) und den einhei- mischen (sekundären) Mykosen.

Die erstgenannten sind an ganz bestimmte geographische (oft tro- pische) Regionen gebunden. Sie werden von Reisenden mitge- bracht, breiten sich aber in Euro- pa nicht aus. Zur Diagnose gehört an erster Stelle die Kenntnis von der geographischen Verbreitung.

Gesichert wird die Diagnose durch den exakten Erregernach- weis in der Pilzkultur, durch sero- logische und histologische Befun- de. Manche dieser Erreger führen leicht zu Laborinfektionen, so z.

B. Coccidioides immitis (Cocci- dioidomykose), Histoplasma cap- sulatum (Histoplasmose) u. a. Die Diagnostik in unseren Breiten krankt oft daran, daß zu wenige Spezialisten zur Verfügung ste-

hen, die die überseeischen Myko- sen und ihre Erreger gut kennen.

Die spezifischen Antigene für die Serologie sind kaum erhältlich und für die Hauttestung nicht zu- gelassen.

Fortschritte

in der Serologie der Mykosen

Bei den einheimischen (sekundä- ren) Systemmykosen liegen die Verhältnisse grundsätzlich an- ders; die Erreger sind gut be- kannt: Candida albicans und an- dere Candida-Arten sowie Toru- lopsis-Arten bei den Hefemyko- sen, Aspergillus- und Mucor-Arten bei den Schimmelmykosen, Cryp- tococcus neoformans als Erreger der Kryptokokkose, einer speziel- len Hefemykose. Da Pilze auch auf gesunder Schleimhaut (Candi- da albicans) oder als Anflugkeime (Aspergillus fumigatus) vorkom- men, ist ihr Nachweis oft trüge- risch. Die genaue Korrelation zwi- schen dem Ort der Isolierung und dem Krankheitsherd ist wün- schenswert, aber nicht leicht zu verwirklichen. So werden exakte serologische Methoden immer wichtiger für die Diagnose der heimischen Systemmykosen. Am weitesten ist sie auf dem Gebiet der Candidamykosen entwickelt.

Hanne-Lene Müller, Basel, stellte die heute bestehenden Möglich- keiten der serologischen Candi- da-Diagnostik ausführlich dar.

Diese Methoden werden in stei- gendem Maße genutzt. In der As- pergillose-Serologie findet neben dem Hämagglutinations-Test vor allem die Immunelektrophorese

Verwendung. Bei der Kryptokok- kose treten Antikörper oft nicht in nachweisbaren Mengen auf, da- gegen lassen sich antigene Sub- stanzen des Erregers im Serum nachweisen. Die Methoden des Antigennachweises werden zur Zeit ständig weiterentwickelt. Der Nachweis der Erregerantigene hat den großen Vorteil, daß er — an- ders als die Bestimmung von Anti- körpertitern — nicht durch Immun- suppression beeinträchtigt wird.

Therapie innerer Mykosen:

Nur wenige

Medikamente vorhanden

Für die Therapie der Systemmy- kosen stehen zur Zeit nur wenige Substanzen zur Verfügung. Einige sind altbewährt und noch immer sehr brauchbar, andere neueren Datums geben berechtigte Hoff- nung auf fortschrittliche Weiter- entwicklung. Bei systemischen Mykosen durch Candida albicans:

Amphotericin-B-Infusionen oder orales 5-Fluorcytosin (Ancotil®), beide werden heute meist kombi- niert angewendet, da sie sich syn- ergistisch ergänzen, Ketoconazol wird oral verabreicht und zeigt beispielsweise auch bei den Can- dida-Granulomen der Haut her- vorragende Wirkung. Die Diskus- sion um den Nutzen einer prophy- laktischen Therapie mit Ketocona- zol bei besonders gefährdeten Patienten (z. B. bei Leukämie- behandlung, Organtransplantatio- nen) wird zur Zeit noch kontrovers geführt. Bei den Schimmelpilzmy- kosen ist die Wirkung von Ketoco- nazol nicht so eindeutig wie bei den Hefe-Mykosen, so daß auch hier Amphotericin B, z. T. auch in Kombination mit 5-Fluorcytosin eingesetzt wird.

Hautmykosen:

Der klinische Blick kann trügen

Obwohl die Dermatomykosen ei- ner externen Behandlung gut zu- gänglich erscheinen, ist ihre The- rapie immer noch nicht problem- los. Das zeigt sich besonders bei

Pilzerkrankungen:

Primäre und sekundäre Systemmykosen

Bericht über das 6. Hauptthema des

VIII. Interdisziplinären Forums der Bundesärztekammer

„Fortschritt und Fortbildung in der Medizin"

1792 (70) Heft 22 vom 1. Juni 1984 81. Jahrgang Ausgabe A

(2)

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

FÜR SIE GELESEN Pilzerkrankungen

den Nagelmykosen. In der Dia- gnostik der Hautmykosen wie auch der Vaginalmykosen spielt der mykologische Erregernach- weis die entscheidende Rolle. C.

Scherwitz, Tübingen, verdeutlich- te, daß der klinische Blick allein leicht zu Fehldiagnosen führt. So haben Patienten mit chronisch- venöser Insuffizienz sehr oft Ony- chodystrophien, die klinisch als Nagelmykose imponieren und doch nur zum kleinen Teil tatsäch- lich Mykosen sind. Bei den Haut- mykosen wird eine korrekte Dia- gnose durch die Kombination von mikroskopischem Direktpräparat und Pilzkultur am ehesten garan- tiert. Bei den Vaginalmykosen ist die kulturelle Diagnostik der mi- kroskopischen Untersuchung ein- deutig überlegen. Ein ungelöstes Problem in der Gynäkologie ist immer noch die chronisch rezidi- vierende Candida-Kolpitis und in Zusammenhang damit die Frage:

soll man und wie soll man das Darmreservoir von Hefen befrei- en, und ist dieses Ziel überhaupt erreichbar? Auf viele Fragen kön- nen heute noch keine befriedi- genden Antworten gegeben wer- den. Das wurde aus der lebhaften Diskussion deutlich, die von gela- denen Gästen (K. Norpoth/Essen:

Allgemeinmedizin, G. Heimann/

Köln: Pädiatrie, S. Granitzka/

Frankfurt und E. R. Weissenba- cher/München: Gynäkologie) und von zahlreichen Diskutanten aus dem Publikum geführt wurde. Die rege Beteiligung an diesem The- ma ließ erkennen: die medizini- sche Mykologie ist keine Liebha- berwissenschaft mit geringen An- wendungsmöglichkeiten am Pa- tienten, sondern ein aktuelles Thema der Allgemeinmedizin in Klinik und Praxis. Die Nachfrage an Fortbildung ist hier unverkenn- bar.

Professor Dr. med. Wolf Meinhof Vorstand der Abteilung

Dermatologie der Medizinischen Fakultät, Klinikum der RWTH Pauwelsstraße, 5100 Aachen

(Der Kongreß fand vom 11. bis zum 14. Januar 1984 in Köln statt.)

Schwere Neugeborenen- erkrankungen stören die Entwicklung

der Eltern-Kind-Beziehung

Die Entwicklungsprognose Früh- geborener und in der Neugebore- nenperiode erkrankter Kinder hängt nicht allein von Umfang und Lokalisation einer eventuell ein- getretenen Hirnschädigung, son- dern wesentlich auch von der För- derung des Kindes im familiären und außerfamiliären Rahmen ab.

Welchen Einfluß hat eine kompli- zierte Neonatalperiode auf die Entwicklung der Mutter-Kind-Be- ziehung und damit auf eine we- sentliche Voraussetzung der spä- teren Rehabilitation?

In einer Intensivstation für Früh- geborene wurden Schweregrad und Dauer neonataler Komplika- tionen, das motorische Verhalten der Kinder, die jeweilige mütter- liche Zuwendung (während des Krankenhausaufenthaltes und nach der Entlassung bis zum Alter von 3 Monaten), und die psycho- soziale Vorgeschichte der Eltern erfaßt und miteinander in Bezie- hung gesetzt.

Es zeigt sich, daß sich die Eltern erkrankter Frühgeborener viel weniger mit ihren Kindern be- schäftigen als die gesunder Früh- geborener. Und dies nicht nur während der akuten Krankheits- phase, sondern auch noch nach der Genesung und der Entlassung nach Hause. Mütter, deren Kinder weniger als 17 Tage lang krank waren, zeigten wesentlich mehr Zuwendung als Mütter, deren Kin- der mehr als 35 Tage krank waren.

Bei den Müttern mit relativ gesun- den und nur kurzzeitig erkrankten Kindern konnte aus der mütter- lichen Vorgeschichte auf den Grad der Fürsorge geschlossen werden. Dies war nicht mehr mög- lich bei Müttern mit schwer und lange erkrankten Frühgeborenen.

Das Ergebnis dieser Studie unter- streicht die Notwendigkeit der

psychosozialen Führung sowie der Unterstützung von Eltern schwerkranker Neugeborener auf den Intensivstationen für Neuge- borene. krn

Minde, K.; Whitelaw, A.; Brown, J.; Fitzhardin- ge, P.: Effect of neonatal complications in pre- mature infants an early parentinfant interac- tions. Dev Med Child Neurol 25 (1983) 763-777, The Hospital for Sick Children, University of Toronto, 555 University Avenue, Toronto, On- tario M5G 1X8, Canada

Gallium-Scan bei pseudomembranöser Kolitis

Die pseudomembranöse Kolitis gehört zu den gefürchteten Kom- plikationen einer Antibiotikathera- pie, wobei bei einem Teil der Pa- tienten sich wegen des schlech- ten Allgemeinzustandes eine inva- sive Diagnostik verbietet, so daß ex juvantibus therapiert werden muß, bis eine bakteriologische oder serologische Bestätigung ei- ner Clostridium difficile-Infektion bzw. der entsprechende Toxin- nachweis vorliegen. Entzün- dungsprozesse im Körper lassen sich jedoch mit Gallium-67-Zitrat problemlos nachweisen, so daß bei einem entsprechenden Ver- dacht eine nuklearmedizinische Untersuchung indiziert erscheint, wenn z. B. eine Koloskopie dem Patienten nicht zugemutet wer- den kann. In dem von den Autoren vorgestellten Fall war das Galli- umszintigramm 96 Stunden vor Auftreten einer Durchfallsympto- matik bereits positiv, so daß diese Art der Darstellung insbesondere zur Therapiekontrolle und zur Dia- gnostik eines Rezidivs geeignet erscheint. Da Gallium im Darm ausgeschieden wird und im Kolon akkumuliert, muß zuvor eine Darmreinigung erfolgen, die je- doch bei den profusen Durchfäl- len einer pseudomembranösen Kolitis nicht erforderlich ist. W

Kramer, E. L.; Charap, M.; Sanger, J. J.; Tiu, S.

S.: Pseudomembranous colitis: a possible role for gallium scanning. Am. J. Gastroent. 78 (1983) 632-633, Division of Nuclear Medicine and Department of Medicine, NYU Medical Center, Bellevue Hospital Center, New York, NY, USA

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 22 vom 1. Juni 1984 (75) 1793

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Zudem sollte sie mindestens drei Tage lang zwei- bis drei- mal täglich eine Clotrimazol-haltige Creme auf den äußeren Scheidenbereich auftragen, da sich auch dort häufig Pilze

Lokale Basistherapie Während bei der lokalen Behandlung eines Fußpilzes unter einer Vielzahl an antimykotischen Substanzen und Darreichungsformen gewählt werden kann, sind

Fußpilz findet sich vor allem auch bei äl- teren Menschen, da bei ihnen physiologischerweise die körpereigene Abwehr nachlässt oder häufig durch im- munsupprimierende Medikamente

Zu den unerwünschten Nebenwir- kungen einer medikamentösen Behandlung gehört das Auftreten blutig-schleimiger Durchfälle, wie sie insbesondere nach einer län-

Die Anwendung oraler Kontrazep- tiva erhöht das Risiko für Hyperto- nie, apoplektischen Insult und Myokardinfarkt. Insbesondere bei älteren Patientinnen und bei Rau- cherinnen

Die pseudomembranöse Kolitis gehört zu den gefürchteten Kom- plikationen einer Antibiotikathera- pie, wobei bei einem Teil der Pa- tienten sich wegen des schlech-

Einer der wichtigsten Gründe ist sicherlich, daß die Mög- lichkeiten der neuen bildgebenden Verfahren noch nicht ausreichend bekannt sind.. Dem Senat für ärztli- che Fortbildung

Noch wenig bekannt ist dabei die kollagene Kolitis, die erst 1976 von Lindström (15) beschrieben wurde und die klinisch durch auf- fällig häufige, wäßrige Diarrhöen