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Archiv "Medizinische Versorgung: Demografisches Dilemma" (04.08.2008)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 105⏐⏐Heft 31–32⏐⏐4. August 2008 A1637

S E I T E E I N S

W

enn es stimmt, was die Demografen und Epide- miologen aus Rostock und Greifswald ausge- rechnet haben, dann wird bis 2020 der Bedarf an me- dizinischen Leistungen zunehmen, obwohl die Bevöl- kerungszahl sinkt (vgl. dazu „Paradoxe Entwicklung“, Heft 30/2008). Eine schöne Bescherung, die der demo- grafische Wandel uns da bereitet: Weniger Einwohner bedeuten demnach nicht weniger Betten oder weniger Personal in Klinik und Praxis, sondern eher mehr. Das widerspricht den langjährigen Krankenhaus- und Be- darfsplanungen, die sich relativ statisch an Einwohner- zahlen orientieren. Sie müssten demnach um einen demografischen Faktor korrigiert werden.

Woher aber das Personal nehmen, wenn schon heute vielerorts die Hausärzte, zunehmend aber auch nieder- gelassene Fachärzte fehlen, wenn Krankenhäuser an der Peripherie schon jetzt endlos lange nach Spezialisten suchen oder leitende Positionen nicht besetzen können?

Und wie den wachsenden Bedarf finanzieren, wenn die Steuer- und Beitragszahler weniger werden, wenn sich die Länder aus der Krankenhausfinanzierung verab- schieden, Kommunen und Kreise ihre Krankenhäuser verscherbeln, die Krankenkassen die ihnen zugedach- ten neuen Lasten scheuen und die Politiker bei Bei- tragserhöhungen zusammenzucken?

Nun mögen die Berechnungen aus dem Nordosten auch ihre politischen Hintergründe haben: Ein wenig Dramatik kann nicht schaden, um auf eklatante Versor- gungslücken beizeiten hinzuweisen. Doch die Rostock- Greifswalder Analyse ist insgesamt wohl begründet.

Die Methode, alterstypische Erkrankungen ins Verhält- nis zur künftigen Altersstruktur zu setzen und so den Versorgungsbedarf zu errechnen, überzeugt. Die Ergeb- nisse, die zunächst Ostdeutschland betreffen, sind daher auch für andere Regionen relevant.

Knappe Finanzen und Personalressourcen werden deshalb allenthalben zur Sparversorgung verleiten; an- satzweise ist sie bereits erkennbar. Das demografische Dilemma kann aber auch als Herausforderung begriffen werden und zu neuen Organisationsformen führen, um dem drohenden Mangel zu begegnen. Zum Beispiel können

>qualifizierte nicht ärztliche Fachkräfte („Schwes- ter Agnes“) Hausärzte entlasten, zunächst „in der Fläche“, vielleicht aber auch in der durchrationalisier- ten Praxis oder im Medizinischen Versorgungszentrum

>medizinische Assistenten im Krankenhaus Aufga- ben, die nicht unbedingt ärztlich sind, wahrnehmen und damit Ärzte wie auch Budgets entlasten

>Verbünde aus Akutkrankenhäusern, preiswerteren Krankenpflegehäusern und Praxen ein abgestuftes Ver- sorgungskonzept realisieren

>sich so neue Nutzungen für alte Kreiskrankenhäu- ser und Marienhospitale ergeben

>neue Aufgaben auch für eine ärztliche Selbstver- waltung entstehen, die sich als Management im Ge- sundheitswesen neu erfindet und das Feld nicht privaten Ketten allein überlässt.

Doch niemand sollte sich etwas vormachen. Steigen- de medizinische Bedürfnisse bei abnehmender Zahl der Zahlungsfähigen und -willigen können nicht vollstän- dig durch Erfindungsreichtum aufgefangen werden. Ein Rest unbefriedigter Bedürfnisse wird bleiben, jeden- falls bei den weniger Gutgestellten, den weniger Gut- informierten. Die demografische Entwicklung dürfte daher zu einer stetig breiter werdenden sozialen Kluft beitragen. Auch das ist ansatzweise bereits erkennbar.

Bei einem Workshop in Greifswald referierte Prof.

Dr. med. Peter Schuff-Werner, der Vorstandsvorsitzen- de des Universitätsklinikums Rostock, über den demo- grafischen Wandel. Er schloss mit „Sgt. Pepper’s Lone- ly Hearts Club Band“. Will you still need me, will you still feed me, when I´m sixty-four, fragten die Beatles.

Als Paul McCartney 1966 When I´m sixty-four schrieb, war er 24 und sixty-four noch many years from now, aber er hatte seine Ahnungen. Was wird in 40 Jahren erst mit denen sein, die heute 24 sind?

Norbert Jachertz freier Journalist

MEDIZINISCHE VERSORGUNG

Demografisches Dilemma

Norbert Jachertz

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