D
as Land Baden-Württem- berg hat Ende Mai dem Bundesverfassungsgericht die Begründung für das Normen- kontrollverfahren zum Bei- tragssicherungsgesetz vorge- legt. Darin werde belegt, dass das Gesetz in die Kompetenz der Länder eingreife und somit zustimmungspflichtig sei, erläuterte der baden- württembergische Sozialmi- nister Dr. Friedhelm Repnik (CDU). Da die Mehrheit der Länder gegen das Gesetz ge- stimmt habe, sei es verfas- sungswidrig zustande ge- kommen.Das Beitragssatzsiche- rungsgesetz trat Anfang des Jahres in Kraft. Damit war unter anderem die „Nullrun- de“ für niedergelassene Ärz- te und Krankenhäuser be- schlossene Sache. Zwar hatte
Bundesgesundheitsministe- rin Ulla Schmidt (SPD) Ende 2002 in letzter Minute noch jenen Kliniken eine Ausnah- me von der sonst geltenden Nullrunde zugestanden, die sich rasch für die Abrech- nung nach diagnosebezoge- nen Fallpauschalen entschie- den.
Doch diese Option musste in den zweiten, zustimmungs- pflichtigen Teil ihres Geset- zespakets geschrieben wer-
den, in die 12. SGB-V-Novel- le. Sie konnte erst nach zähen Verhandlungen und Kom- promissen im Vermittlungs- ausschuss Mitte April in Kraft treten.
Krankenhäuser
Fördermittel nicht gekürzt
Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen mel- det Zusatzbedarf an.
D
as Land Nordrhein-West- falen hat für 2003 Mittel in Höhe von 729,4 Millionen Euro im Rahmen des Jahres- investitionsförderprogramms der Krankenhäuser bereitge- stellt. Damit ließen sich die geplanten Krankenhausinve- stitionen und Erneuerungen im Land finanzieren, erklärte Richard Zimmer, Geschäfts- führer der Landeskranken- hausgesellschaft, das Pro- gramm der Landesregierung.Allerdings sei der Moderni- sierungs- und Investitionsbe- darf der 460 nordrhein-westfä-
lischen Krankenhäuser weit- aus höher. Mit dem Investiti- onsvolumen von 2003 kämen nur 16 Prozent der angemel- deten Maßnahmen zum Zuge.
Zudem liege Nordrhein-West- falen beim Vergleich der be- reitgestellten Fördermittel für die Krankenhäuser je Bett/je Heimplatz im Zeitraum von 1991 bis 2002 in allen Bundes- ländern mit 51 015 Euro je Bett/Heimplatz am Ende der Vergleichsskala.
Die Krankenhausgesell- schaft befürchtet, dass der Leistungsdruck und die Lei- stungsverdichtung in den Krankenhäusern ebenso wie der Leistungs- und Qualitäts- wettbewerb zunehmen wer- den, wenn die diagnoseba- sierten Fallpauschalen volle Wirkung zeigen. Die Kran- kenhäuser müssten deshalb so ausgestattet werden, dass die stationäre Behandlung ef- fizient und kostengünstig er- folgen kann.
A K T U E L L
Deutsches ÄrzteblattJg. 100Heft 2627. Juni 2003 AA1773
Streptokokken-Infektion
Immunreaktion führt zu Kollagen-Abbau
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arum das Bakterium Streptococ- cus pyogenes lebensbedrohliche Herzkrankheiten auslösen kann, war in der Wissenschaft lange umstritten. Wis- senschaftler der Gesellschaft für Bio- technologische Forschung (GBF) in Braunschweig bieten in der Fachzeit- schrift „The Journal of Clinical Investi- gation“ [2003; 111 (12): 1905–1912] eine Erklärung: Beim Eindringen in den menschlichen Körper heften sich man- che Typen des Erregers an das allgegen- wärtige Stütz- und Verknüpfungsmo- lekül Kollagen. Durch diese Bindung verändert Streptococcus pyogenes die Struktur des Kollagens, sodass es vom menschlichen Immunsystem als Fremd- material erachtet wird. Die Folge: DasImmunsystem produziert Antikörper gegen einen der wichtigsten Bestand- teile des eigenen Körpers und zerstört ihn. In diesem Mechanismus vermuten Dr. Susanne Talay, Dr. Katrin Dinkla und Dr. Manfred Rohde die Ursache der akuten rheumatischen Herzer- krankung. „Gerade die aggressiven Streptokokken-Stämme, die solche Herzschäden auslösen können, heften sich an das Kollagen Typ IV“, erklärt Talay. Das Kollagen Typ IV, das zu den nichtfibrillären Kollagenen gehört, zeichnet sich durch die Bildung von Netzwerken aus (Lamina densa der Ba- salmembran).
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treptokokken-Infektionen sind ein unterschätztes Gesundheitsproblem“, erklärt Prof. Singh Chhatwal, Leiter der Abteilung Pathogenität und Impfstoff- forschung an der GBF. Jedes Jahr infi- zieren sich weltweit rund 40 Millionen Menschen mit dem Keim. Häufige Krankheitsbilder sind Scharlach, Hals-und Mandelentzündungen sowie – be- sonders gefährlich – das akute rheuma- tische Fieber, das zu schweren Entzün- dungen in Herz, Gelenken, Haut und Nervengewebe führt.
W
ährend solche Infektionen in Indu- strienationen meist rechtzeitig und gründlich behandelt werden, enden sie in Entwicklungsländern mangels medi- zinischer Versorgung oft tödlich. „Es ist allgemein wenig bekannt, aber das aku- te rheumatische Fieber ist bei Men- schen unter 50 Jahren weltweit die häu- figste Ursache für tödliche Herzer- krankungen“, erklärt Chhatwal. Mit ihren Untersuchungen hoffen die GBF- Wissenschaftler, die Basis für die Ent- wicklung eines Schnelltests geliefert zu haben. Bei Streptokokken-infizierten Kindern müsse man dann nur prüfen, ob der Erreger Kollagen binden kann.Im positiven Fall könnten zur Vermei- dung von Spätschäden sofort Antibioti- ka eingesetzt werden. EB Akut
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Klage
Repnik: Weiter gegen Spargesetz
Baden-Württemberg ist überzeugt, dass Länder zustimmen mussten.
Friedhelm Repnik Foto: ddp