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Archiv "Numerus clausus: Sinkende Erwartungen" (24.09.1987)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

W

enn Ärzte Fehler ma- chen, greift das meist tief in das Leben hilf- loser Menschen ein: chronische Schmerzen, Verstümmelung oder sogar der Tod können die Folgen sein." Dieser Aussage, mit der das Bayerische Fernse- hen eine Sendung über ärztliche Fehlleistungen und deren recht- liches Umfeld ankündigte, wird kein vernünftiger Mensch wi- dersprechen wollen. Aber schon der Titel dieser Sendung —

„Ärztliche Kunst — ärztlicher Pfusch?" muß mit Entschieden- heit beanstandet werden.

Ist es mit dem ausdrücklich bekundeten Anliegen objekti- ver Aufklärung vereinbar, wenn hier die Begriffe „Kunst" und

„Pfusch" so gleichrangig ne- beneinander gestellt werden, als müsse der Kranke bei den Arz- ten mit ebensoviel Fähigkeit wie Unfähigkeit rechnen? Zumin- dest haben die Ärzte ein An- recht darauf, daß dabei von der Regel und nicht von der Aus- nahme ausgegangen wird. Die Regel: das ist ohne jeden Zwei- fel der in Diagnostik und Thera- pie erfolgreiche ärztliche Ein- satz zum Wohl der Patienten.

Die Ausnahme: das ist die ärzt- liche Fehlleistung zu seinem Schaden.

Von diesem Anrecht der Ärzte war im Verlauf der Fern- sehsendung nichts zu spüren.

Fernsehen

Kunst und Pfusch?

Fünf Geschädigte, deren Ankla- gen sogar in dieser Runde nicht unterschiedslos berechtigt er- schienen, konnten bei den Gä- sten im Studio und den Zu- schauern am Fernsehschirm den Eindruck verbreiten, als unter- werfe sich der Kranke dem Zu- fall oder gar der Willkür, wenn er sich einem Krankenhaus

„ausliefert". Daß ihre Vorwür- fe — es handelte sich tatsächlich um Extremfälle an Vernachläs- sigung und Schlamperei — auch auf Organisations- und Perso- nalmängeln beruhen mochten, beispielsweise im Pflegebereich, klang zwar an, ging aber ebenso schnell auch wieder unter.

Zielscheibe blieben die Ärz- te, auf die sich überdies ein gut- achtender Arztkollege (Emeri- tus) und ein auf „Patienten- schutz" spezialisierter Rechts- anwalt so einschossen, daß ein Sprecher der Landesärztekam- mer Mühe hatte, auch nur die anerkannt unparteiisch funktio- nierende bayerische Schlich-

tungsstelle ins Gespräch zu brin- gen. Auch der Behauptung, die Ärzte seien an der Aufklärung von Irrtümern und Fehlleistun- gen überhaupt nicht interessiert, konnte er sich nur schwer er- wehren.

Diese Fernsehsendung aus München hat erneut erkennen lassen, wie dubios das Unterfan- gen ist, ärztliches Verhalten bzw. Fehlverhalten aus der Sicht einzelner Laien abgrenzen und beurteilen zu wollen. Sie hat aber auch aufgezeigt, was ge- schehen kann, wenn „Kunst"

und „Pfusch" im gleichen Atemzug und undifferenziert als quasi normale Möglichkeiten ärztlichen Handelns hingestellt werden: Erschwerung oder gar Zusammenbruch der Kommuni- kation zwischen dem Hilfsbe- dürftigen und dem Helfer!

Es hat eine Zeit gegeben, in der die Kranken sich vor dem Medizinischen und zumal vor dem Krankenhaus fürchteten, weil sie meinten, sie kämen dort nur zum Sterben hin. Darf man zulassen, daß diese längst über- wundenen Ängste neu belebt werden? Auf die Titelfrage der Serie, in deren Rahmen die

„Kunst-Pfusch"-Sendung lief —

„Wie hammas denn?" —, kann es aus ärztlicher Sicht nur eine Antwort geben: „So wie in die- ser Sendung hammas jedenfalls nicht!" KG

Z

um Wintersemester 87/88 haben sich 16 400 Abitu- rienten für einen Medizin- Studienplatz beworben. 7300 Plätze stehen zur Verfügung.

Auf 2,2 Bewerber entfällt somit ein Medizin-Studienplatz. Vor zehn Jahren lag die Relation noch bei fast 7:1, und viele Jah- re oszillierte sie um 4:1. Das In- teresse am Medizinstudium hat somit rapide abgenommen. In diesem Wintersemester um ex- akt 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Zahnmedizin ist es mit minus 28 Prozent ähnlich.

Das bedeutet freilich nicht, daß die Zahl der Medizinstu-

Numerus clausus

Sinkende

Erwartungen

denten und damit auch die Zahl der approbierten Ärzte zurück- geht. Die Arztezahlen werden vielmehr einstweilen, den Pro- gnosen entsprechend, weiterhin ansteigen. Es dürfte noch eine Weile vergehen, bis die Rela-

tion Bewerber zu Studienplatz auf 1:1 absinkt oder bis viel- leicht einmal mehr Studienplät- ze als Bewerber da sein sollten.

Die Entwicklung könnte aber schneller als erwartet ein- treten. Das Medizinstudium ist ins Gerede gekommen, nach- dem sich herumgesprochen hat, daß die Berufs- und damit auch die Einkommensaussichten für Ärzte nicht mehr golden sind.

Und mit den sinkenden Erwar- tungen sinken auch die Bewer- berzahlen. Es war wohl nicht al- lein die reine Menschenliebe, die so viele zum Studium der Humanmedizin trieb. NJ

Dt. Ärztebl. 84, Heft 39, 24. September 1987 (1) A-2505

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