Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 107|
Heft 37|
17. September 2010 A 1735 Vor diesem Hintergrund hält dieKBV eine einheitliche und verbind- liche Archivierungsschnittstelle zur (Langzeit-)Datensicherung und zur strukturierten Speicherung von Pa- tientendaten für unerlässlich, damit die Vertragsärzte ihrer Dokumenta- tionspflicht nachkommen können und im Streitfall rechtlich abgesi- chert sind. „Einheitliche Standards dafür sowie für eine funktionieren- de sichere Kommunikation zwi- schen Ärzten, Kassenärztlichen Ver- einigungen, Krankenhäusern und Krankenkassen sind zwingend er- forderlich“, betonte Müller.
KV-Online-Initiative soll Ärzte unterstützen
Um die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten bei der sicheren Online-Anbindung zu unterstützen und ihnen den Weg in einen elektro- nischen Arbeitsalltag durch Praxis- service- und Managementdienste zu ebnen, haben KBV und Kassen- ärztliche Vereinigungen (KVen) im Jahr 2008 die Online-Initiative ge- startet. Ein Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung KV-übergreifen- der Anwendungen, wie etwa elek- tronischen Fallakten oder dem E-Mail-Dienst, über den ange- schlossene Praxen bundesweit Da- ten austauschen und beispielsweise Arztbriefe und Befunde verschlüs- selt und signiert versenden und empfangen können. Ab 2011 wird der Dienst zudem in die Praxis - verwaltungssysteme integriert, so dass Ärzte dann direkt aus ihrer ge- wohnten Softwareoberfläche her - aus E-Mails übermitteln können.
Hierfür haben KVen und KBV eine spezielle Online-Infrastruktur aufgebaut, die den hohen Anforde- rungen an Datenschutz und Daten- sicherheit Rechnung trägt und die für die Übermittlung sensibler Da- ten geeignet ist: KV-SafeNet, das
„sichere Netz der KVen“. Dabei handelt es sich um ein geschütztes, vom Internet getrenntes Netzwerk, das die Teilnehmer untereinander und mit den KVen vernetzt. Der- zeit seien bereits circa 61 300 Ärz- te online aktiv, darunter circa 13 470 KV-SafeNet-Nutzer, berich-
tete Müller. ■
Heike E. Krüger-Brand
GESUNDHEITSTELEMATIK
Ein lernendes System
Beim Ausbau der Telematikinfrastruktur soll sich künftig alles um Akzeptanz und Nutzen drehen.
D
ie sogenannte K-Frage – nämlich „Wann kommt die Karte?“ – wurde auch beim 6. Fach- kongress IT-Trends Medizin in Es- sen nicht beantwortet. Nach der Neuausrichtung des Telematikpro- jekts elektronische Gesundheitskar- te (eGK) gehen die Arbeiten inzwi- schen zwar weiter: Seit Anfang Juli haben die installierten Projektgrup- pen (Kasten) ihre Arbeit aufgenom- men. Doch zu Zeitplänen etwa zur Fortsetzung des Ba sis roll outs oder weiterer Testmaßnahmen will sich derzeit keiner der beteiligten Ge- sellschafter der Gematik konkret äußern, bevor nicht auf Bundes - ebene die Finanzierungsvereinba- rung für die Kartenlesegeräte steht.Bis Ende Oktober 2010 erwarten die Experten hier eine Einigung der Selbstverwaltung. Sollte diese nicht zustande kommen, wird ein Schiedsverfahren eingeleitet.
Bedeckt hielt sich auch die Vor- standsvorsitzende der Barmer/GEK, Birgit Fischer, zur weiteren Ausga- be der Karten: Viele Fragen seien noch nicht geklärt. „Die Akzeptanz- probleme werden durch eine Karte ohne weitere Funktionen nur ver- schärft. Ich möchte keine virtuelle
Karte, sondern eine echte“, sagte Fischer.
„Wir haben alle gelernt in den vergangenen fünf Jahren, wie man es besser machen kann“, betonte Dr.
Jürgen Faltin, Gesundheitsministe- rium Rheinland-Pfalz, in einer Dis- kussionsrunde. „Vor allem haben wir gelernt, dass es nicht ohne die Ärzte geht.“ Für eine stärkere Nutzerori- entierung hatte sich zuvor auch die neue nordrhein-westfälische Ge- sundheitsministerin Barbara Steffens starkgemacht. „Bei der Telematik - infrastruktur im Gesundheitswesen reden wir zu viel über Technik und zu wenig über die Nutzerinnen und Nutzer.“ Zunächst sei zu fragen, was die Patienten und Ärzte wirklich für eine qualitativ hochwertige medizi- nische Versorgung benötigten.
Beirat bringt die ärztliche Sichtweise ein
Die Ministerin begrüßte in diesem Zusammenhang die Etablierung des ärztlichen Beirats, der in Nordrhein- Westfalen (NRW) die Praxistaug- lichkeit der eGK prüfen soll und in die Planung der Tests in Essen und Bochum einbezogen wird. Er will in Kürze Empfehlungen für den elektronischen Arztbrief vorstellen.
NRW werde auch unabhängig vom eGK-Projekt weiterhin eine Vorreiterrolle bei der Telematik im Gesundheitswesen einnehmen, be- kräftigte Steffens und verwies auf die zahlreichen Förderprojekte im Land.
Die derzeitige Verwaltung und Kom- munikation im Gesundheitswesen seien „größtenteils antiquiert“. Beim Aufbau der Telema tik infrastruktur gehe es darum, den Nutzern die Sorge zu nehmen, ihr Aufwand beim Einsatz neuer Techniken sei höher als der Mehrwert. Große Chancen sieht Steffens neben der elektronischen Patientenakte vor allem im Arztbrief und in der Pflegedokumentation. ■
Heike E. Krüger-Brand Die Kostenträger übernehmen Verantwortung für
die administrativen Anwendungen, die Orga ni - sationen der Leistungserbringer sind zuständig für die medizinischen Anwendungen:
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Versichertenstammdatendienst (verantwortlich:GKV-Spitzenverband)