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Archiv "Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung: Stärkere Einbindung der Ärzte in die Schule" (26.06.1995)

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erfahrungsgemäß erst nach einer län- geren Beobachtung und Unterwei- sung der Medizinstudenten durch ih- re akademischen Lehrer und die sie ausbildenden Ärzte beurteilt werden.

Dies sei bisher in der Phase des Arz- tes im Praktikum bewerkstelligt wor- den oder während der Weiterbil- dungszeit angehender Fachärzte.

Kritisch wurde bei der Frankfur- ter Tagung auch hervorgehoben, daß der wichtige Bereich der Diagnostik im Verhältnis zu der stark gewichte- ten Pharmakotherapie zu wenig berücksichtigt wird. Auch in der The- rapie, so der Wunsch der AWMF, soll- te die Pharmakotherapie nicht iso- liert und herausgehoben betrachtet werden.

Im übrigen wird vorgeschlagen, bei den haus- und allgemeinärztli- chen Funktionen und Lehrinhalten

POLITIK AKTUELL

präziser zu definieren, was unter den entsprechenden Lehrinhalten zu ver- stehen sei.

Gegen die Gliederung in zweiein- halb Jahre bis zur ärztlichen Prüfung und weitere zweieinhalb Jahre bis zur zweiten ärztlichen Prüfung wendet die AWMF ein, daß diese — im Gegen- satz zu einer Aufteilung etwa in drei plus zwei Jahre oder zwei plus drei Jahre — keine Strukturierung in Studi- enjahre zulasse.

Autonomie

der Universitäten

Die Universitätslehrer und die Fachgesellschaften legen unisono Wert darauf, daß die Autonomie der medizinischen Fakultäten und Uni- versitäten erweitert wird. Ein Lö-

sungsansatz wäre dazu, beim ersten Teil der ärztlichen Prüfung ein Ver- hältnis von 50 : 50 bei den schriftli- chen zu den mündlichen Prüfungen vorzuschreiben oder sogar 40 : 60 zu- gunsten der einzelnen Fakultät zu ge- wichten und eventuell auch den schriftlichen Teil so aufzuteilen, daß die Hälfte der schriftlichen Fragen wiederum von der einzelnen Fakultät von einem zentral formulierten Fra- genpool ausgewählt werden kann.

Um den Praxisbezug zu überprü- fen, soll der schriftliche Teil zur Hälf- te aus zwei Fallstudien bestehen. Es ist noch offen, ob über diese Ein- flußmöglichkeiten der einzelnen Me- dizinischen Fakultät hinausgehend noch weitere Experimentiermöglich- keiten für die Autonomie der Hoch- schulen gewährleistet werden kön- nen. Dr. Harald Clade

Gesundheitserziehung und Gesundheitsförderung

Stärkere Einbindung der Ärzte in die Schule

Innerhalb der Ärzteschaft hat die Streichung der schulärztlichen Eingangsuntersu- chung in Bayern heftige Kritik und Diskussionen ausgelöst. Viele befürchten, daß im Zuge weitreichender Sparmaßnahmen der Schulärztliche Dienst nicht nur in diesem Bundesland zur Disposition gestellt wird.

bau des kinder- und jugendärztlichen Dienstes an den Gesundheitsämtern aus. Als Begründung führten sie un- ter anderem an, daß mehr als 20 Pro- zent der Kinder eines Jahrgangs nicht oder nur teilweise an den kostenlosen U3- bis U9-Untersuchungen teilnäh- men. Mehr als 25 Prozent der unter- suchten Kinder bedürften der Nach- kontrolle und -betreuung durch Haus- und Fachärzte. Außerdem steige die Zahl der beruflichen Um- schüler aus gesundheitlichen Grün- den, weil die Untersuchungen nach dem Jugendarbeitsschutzgesetz zu spät angesetzt seien.

Im Zuge der Ausgabenbegren- zung im Gesundheitswesen hat die bayerische Staatsregierung den Rot- stift bei den schulärztlichen Ein- gangsuntersuchungen angesetzt. Ihre Absicht, in diesem Jahr erstmals auf die Untersuchung der Erstkläßler zu verzichten, stieß beim Berufsverband der Ärzte für Kinder- und Jugendme- dizin Deutschlands e.V. auf heftige Kritik. Der Verband befürchtet, daß die Sparmaßnahme ein erster Schritt zur Abschaffung des Schulärztlichen Dienstes in Bayern ist. Die Mitglie- der forderten die bayerische Staatsre- gierung deshalb auf, ihren Beschluß zurückzunehmen und sich statt des- sen darum zu bemühen, die Effizienz und Qualität des Schulärztlichen

Dienstes zu verbessern. Eine Privati- sierung des Schulärztlichen Dienstes wird im bayerischen Gesundheitsmi- nisterium bereits seit dem letzten Jahr geprüft. Die Sparpläne stießen jedoch schon beim 47. Bayerischen Ärztetag 1994 in Rosenheim auf Ab- lehnung. Die Ärzte befürchten für den Fall einer Streichung der amtli- chen Schulgesundheitspflege einen medizinischen Rückschritt. Es werde dann weder einheitliche und aussage- fähige Statistiken über den Gesund- heitszustand der Kinder noch lücken- lose Durchimpfungen geben.

Auch beim diesjährigen 98.

Deutschen Ärztetag in Stuttgart spra- chen sich die Vertreter der Ärzte- schaft entschieden gegen einen Ab-

Schulärzte sind keine Aufsichtsbeamten

Prof. Dr. phil. Klaus Hurrel- mann, Gesundheitswissenschaftler an der Universität Bielefeld, betont in einer Stellungnahme vom April 1995 ebenfalls die Notwendigkeit des Schulärztlichen Dienstes. Er fordert jedoch eine grundsätzliche Reform.

„Dem Schulärztlichen Dienst ist es in den letzten Jahren nicht gelungen, seine Notwendigkeit und Leistungs- fähigkeit wirksam unter Beweis zu stellen", kritisiert Hurrelmann. Schu- leingangsuntersuchungen würden von Eltern immer noch als eine A-1824 (22) Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 25/26, 26. Juni 1995

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esundheitsförderung Gesundheitserziehung in der Schule

Unterrichtsmaterial zum Projekt „Gesundheitserziehung in der Schule", erstellt vom Gesundheitsberatungsausschuß der Ärztekammer Nordrhein

POLITIK

Schulreifeprüfung gesehen und als staatliche Aufsichts- und Kontroll- maßnahme mißverstanden. Eine gut gestaltete Schuleingangsuntersu- chung sei jedoch eine wichtige Quelle für flächendeckend erhobene Ge- sundheitsdaten. Eine systematische Dokumentation sei um so bedeutsa- mer, als sich das Krankheitsgesche- hen bei Kindern und Jugendlicher verändert habe. An die Stelle der

„klassischen" infektiösen Kinder- krankheiten träten immer häufiger chronische Krankheiten, Allergien sowie psychovegetative und psycho- somatische Störungen. Nervosität, Hyperaktivität, Unruhe, Schlaflosig- keit, Konzentrationsschwierigkeiten und auch Depressionen und Aggressionen breiteten sich bei mindestens 20 Prozent der Kinder aus. Hinzu kämen Haltungsschäden und Ernäh- rungsdefizite.

Das eigentliche Ziel der Schuleingangsuntersuchun- gen kann es nach Ansicht von Hurrelmann nicht sein, Kin- der vom Schulbesuch zurück- zustellen. Sie sollten vielmehr dazu dienen, Entwicklungs- beeinträchtigungen und Er- krankungen möglichst früh zu erkennen. Im Grundschulbe- reich könnten dann geeignete medizinische, psychologi- sche, pädagogische und fami- lienbezogene Fördermaßnah- men eingeleitet werden.

Zu diesem Zweck müß- ten jedoch Ärzte und Psycho- logen enger als bisher in die schulischen Aktivitäten ein-

gebunden werden. Hurrelmann denkt an eine Art Schulbetriebsarzt, der auch regelmäßig Sprechstunden für Kinder und Eltern in der Schule abhält. Auf diese Weise könne den etwa 15 bis 20 Prozent der sozial, psy- chisch und gesundheitlich besonders benachteiligten Kinder mehr Auf- merksamkeit gewidmet werden. Die- se finden erfahrungsgemäß meist nicht den Weg in die Kinderarztpra- xen.

Auch die niedergelassenen Ärz- te will Hurrelmann an dem neuen Modell, das eine pädagogische und medizinische Betreuung miteinander verbindet, beteiligen. Sie sollten

AKTUELL

ebenfalls als Gesundheitserzieher in Schulklassen und auf Elternabenden aktiv werden. „Was wir dringend brauchen, sind angesichts des prekären Gesundheitszustandes vie- ler Kinder mehr und nicht weniger Ärzte in der Schule", faßt der Biele- felder Wissenschaftler zusammen.

Abkehr von reiner Krankheitslehre

Unabhängig von den Vorschlä- gen Hurrelmanns hat die Ärztekam- mer Nordrhein (Düsseldorf) Ende Mai 1995 ein Gemeinschaftsprojekt von Ärzten und Pädagogen auf den

Weg gebracht, das den Gesundheits- unterricht in der Grundschule veran- kern soll. „Das Kindes- und Jugend- alter besitzt die Schlüsselfunktion für die Gesundheit im Erwachsenenal- ter", stellt Dr. med. Arnold Schüller, Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, fest. Ziel des Projekts ist nicht, ein eigenes Fach „Gesundheits- erziehung" zu schaffen. Das Thema soll vielmehr fächerübergreifend in den Unterricht einfließen. Nach Dar- stellung von Dr. med. Beate Bialas, Mitglied des Gesundheitsberatungs- ausschusses der Ärztekammer Nord- rhein, wollen Ärzte und Lehrer bei den Kindern ein „Wertebewußtsein

für Gesundheit" schaffen und ge- sundheitsb ewußte Verhaltensmuster fördern. In der Grundschule anzuset- zen mache deshalb Sinn, weil man auf diese Weise alle Kinder erfassen kön- ne.

Der interdisziplinär zusammen- gesetzte Gesundheitsberatungsaus- schuß der Ärztekammer Nordrhein hat Unterrichtsbausteine erarbeitet, die nicht nur thematische Vorschläge enthalten, sondern auch Anregungen zu Bewegungspausen während des Unterrichts, zu Interaktionsspielen und Entspannungsübungen geben.

Gesundheitserziehung als durchgän- giges Unterrichtsprinzip solle Kör- perbewußtsein schaffen und den

Wert von Gesundheitserhal- tung betonen. Eine stärkere schulische Einbindung der Ärzte, zum Beispiel durch Besuche von praktizierenden Ärzten in der Klasse oder den Klassenausflug in eine Kin- derarztpraxis, kann nach An- sicht von Schüller ein natürli- ches Verhältnis zum Arzt för- dern und einen wichtigen Grundstein für die Bereit- schaft zur regelmäßigen Vor- sorge und gesundheitsbewuß- ter Lebensweise legen. Auch Bialas, die in ihrer klinischen Praxis sehr häufig mit verhal- tensbedingten Krankheiten konfrontiert ist, betont die Notwendigkeit und Sinnhaf- tigkeit gezielter Vorsorge- maßnahmen: „Es macht ei- nen mürbe, immer nur hinten anzufangen."

• In Fortbildungsveranstal- tungen, an denen jeweils 15 Ärzte und Lehrer teilnehmen, sollen der medizinisch-pädagogische Austausch gewährleistet und persönliche Struk- turen der Zusammenarbeit geschaf- fen werden. Von dem Projekt unter- richtet wurden alle Ärzte einschließ- lich der des Schulärztlichen Dienstes im Bezirk der Ärztekammer Nord- rhein sowie über 1 000 Grundschulen der Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf. Etwa 100 Schulen haben bisher ihr Interesse an den Fortbil- dungsveranstaltungen signalisiert.

200 weitere Schulen haben Unter- richtsmaterial angefordert.

Heike Korzilius Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 25/26, 26. Juni 1995 (23) A-1825

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