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Archiv "Der Aufschwung hält an . . . aber ohne eine stärkere Dynamik: Die neue Konjunkturprognose liegt vor" (22.05.1985)

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Die sieben Großen des Westens

Wirtschaftsleistung' 1984 in Milliarden Dollar

Kanada Italien England Frankreich Bundesrepublik Deutschland

Oseile OECD 'Bruttoinlandsprodukt ciocss 5532

Die auf dem „Wirtschaftsgipfel" repräsentierten Großen des Westens — gemessen an ihrem Bruttoinlandsprodukt

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Leserdienst

D

as wirtschaftliche Wachstum wird sowohl im laufenden Jahr als auch 1986 anhalten. Das ist die Kernthese des Früh- jahrsgutachtens der füh- renden Wirtschaftsfor- schungsinstitute. Sie ent- spricht den eher etwas günstigeren Erwartungen der Bundesregierung und der Bundesbank. Auch die Hannover-Messe hat den Eindruck verstärkt, daß es weiter aufwärts gehen wird. Der Verlauf des jüngst durchgeführten Bonner „Weltwirtschafts- gipfels" könnte zu einer Stabilisierung des Welt- handels beitragen. Bei al- ler Skepsis gegenüber sol- chen Veranstaltungen dürften die positiven Im- pulse, die von dem Treffen der Staats- und Regie- rungschefs der sieben wichtigsten westlichen In- dustrienationen ausgehen, die politischen und wirt- schaftlichen Risiken, die die Weltwirtschaft bela- sten, doch überwiegen.

Nach der Frühjahrspro- gnose der Konjunkturfor- scher ist im laufenden Jahr mit einem realen Wirt- schaftswachstum von 2,5 Prozent zu rechnen. Das entspräche der Wachs- tumsrate des letzten Jah- res. Der Preisanstieg dür 4 - te sich allenfalls geringfü- gig beschleunigen. Das wirtschaftliche Wachstum wird auch weiterhin vom Export und von den Inve- stitionen gestützt. Wenn die Forschungsinstitute heute ein Wachstumstem- po von 2,5 Prozent für das laufende Jahr voraussa- gen, so bedeutet dies, daß sie ihre Prognose vom letz- ten Herbst nachgebessert haben.

Die Prognose, und darin liegt ihr Wert, wirkt pessi- mistischeren Erwartungen, die sich in den Wintermo- naten ausgebreitet hatten, entgegen. Dennoch darf die Bedeutung einer Wachstumsrate von 2,5 Prozent nicht überschätzt werden. Jedenfalls gibt die Prognose keinen An- laß, von einem dynami- schen, sich selbsttragen- den Wachstumsprozeß zu sprechen. Das wäre erst dann möglich, wenn sich das Wachstumstempo wei- ter beschleunigen würde, so zum Beispiel auf 3,5 bis vier Prozent. An sich hätte man bei der starken Ex- portkonjunktur erwarten können, daß auch die Bin- nenkonjunktur sich kräfti- gen würde. Das ist bis heu- te nicht der Fall.

Dafür gibt es eine Reihe von Erklärungen. So hat die Katalysator-Diskussion die Automobilnachfrage gedämpft. Die Bautätigkeit schrumpft. Auch meldet der Handel nur eine verhal- tene Kaufneigung. Der An- stieg der Arbeitslosenzah- len im Winter hat zum Aus- fall an Kaufkraft geführt.

Die Arbeitnehmer, die um ihre Arbeitsplätze fürch- ten, disponieren vorsichti- ger. Ein Anstieg der Spar- quote war die Folge. Der verhältnismäßig geringe Zuwachs bei den verfügba- ren Einkommen ist durch den Anstieg der Heizko- sten in den kalten Winter- monaten ausgeglichen worden. Die öffentliche Hand hat ihre Finanzie- rungsdefizite weiter verrin- gert, was zwar den Kapital-

markt entlastet und die Zinsen drückt, zugleich aber die Nachfrage schwächt.

Dennoch überwiegen die konjunkturellen Impulse.

So wird bei der Ausfuhr ein reales Plus von 8,5 Prozent erwartet. Der Handelsbi- lanzüberschuß würde dann um 21 auf 75 Milliar- den Mark steigen; der

Leistungsbilanzüberschuß würde sich von 17,7 auf rund 35 Milliarden Mark verdoppeln. Das ist auch auf den hohen Dollarkurs zurückzuführen. Aber dar- in liegen Gefahren. Unse- rem Leistungsbilanzüber- schuß steht ein gewaltiges Defizit der Amerikaner ge- genüber, das durch Kapi- taleinfuhr ausgeglichen werden muß, das die Zin- sen in die Höhe treibt — und das die Forderungen nach protektionistischen Maßnahmen in Amerika immer lauter werden läßt.

Zwar hat Präsident Reagan in Bonn zugesagt, sich ge- gen die protektionisti- schen Strömungen in sei- nem Land zu stemmen.

Der Präsident ist mächtig, aber eben nicht allmäch- tig. Das könnte sich zei- gen, wenn es um die Be- herrschung des Protektio- nismus und den zugesag- ten Abbau der Haushalts- defizite geht. Die Ankündi- gung einer neuen GATT- Runde, die auf Öffnung der Märkte zielt, wird jedoch die Stellung des amerika- nischen Präsidenten in dieser für den deutschen Export lebenswichtigen Auseinandersetzung stär- ken.

Das zweite Standbein der Konjunktur sind die Ausrü- stungsinvestitionen; hier

Der Aufschwung hält an

. aber ohne eine stärkere Dynamik Die neue Konjunkturprognose liegt vor

Ausgabe A 82. Jahrgang Heft 21 vom 22. Mai 1985 (99) 1635

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

WIRTSCHAFT

wird ein Plus von sieben Prozent erwartet, dem al- lerdings ein Minus bei den Bauten von drei Prozent gegenübersteht.

Kostendämpfung im Gesundheitswesen Für die Entwicklung der Sozialfinanzen ist nicht nur die Wachstumsrate ent- scheidend, sondern auch die Zahl der Beschäftigten und die Zahl der Arbeitslo- sen sowie die Entwicklung der Löhne und Gehälter.

Nach der Erwartung der Konjunkturforschär wird die Zahl der Beschäftigten in der zweiten Jahreshälfte leicht ansteigen, und zwar um etwa 50 000. Das reicht aber nicht aus, um die Ar- beitslosigkeit zu verrin- gern; vielmehr erwarten die Institute einen gerin- gen Anstieg der Arbeitslo- senzahl gegenüber dem Vorjahr, und zwar weil ein weiterer starker Jahrgang ins Berufsleben drängt.

Die jahresdurchschnitt- liche Arbeitslosenzahl dürfte, auch vom harten Winter beeinflußt, auf dem hohen Stand von 2,2 bis 2,3 Millionen verharren. Der Anstieg der Bruttolohn- und Gehaltssumme wird auf vier Prozent, der Brut- tolohn- und Gehaltssumme je Beschäftigten auf 3,5 Prozent geschätzt. Damit ist auch ein Anhalt für die Entwicklung der Grund- lohnsumme gegeben.

Die Institute sehen zur Ver- stärkung des Wachstums einen zusätzlichen wirt- schaftspolitischen Hand- lungsbedarf. So wird eine nach Branchen und Regio- nen differenzierte Lohnpo- litik verlangt. Sorge berei- tet der Anstieg der Lohn- nebenkosten. Die Institute befürworten die Eindäm- mung des Kostenanstiegs im Gesundheitswesen. Zu- dem sollten die Beitrags- zahler der Rentenversiche- rung weniger als bisher zur Finanzierung versiche- rungsfremder Leistungen herangezogen werden, un-

ter anderem dadurch, daß diese vermindert würden, heißt es in dem Gutachten.

Nachdrücklich plädieren die Konjunkturforscher je- doch dafür, die für 1986 und 1988 geplante Steuer- entlastung in einem Zug schon 1986 zu verwirkli- chen. Gleichzeitig sollten Subventionen abgebaut werden, und zwar nicht nur als Beitrag zur Haus- haltskonsolidierung, son- dern auch in der Absicht, die marktwirtschaftliche Steuerung zu verstärken.

Tatsächlich kommen wie- der nachdrücklich die For- derungen, das für 1986 vorgesehene Steuerentla- stungspaket zu ergänzen.

Bislang sieht es jedoch nicht danach aus, als wenn es dafür Chancen gebe.

Der Widerstand Stolten- bergs und der Länder, die die Haushaltskonsolidie- rung gefährdet sehen, dürfte nicht zu überwinden sein. Auch der Weltwirt- schaftsgipfel hat Bonn nicht unter Druck gesetzt, eine expansivere Finanz- politik zu betreiben.

Dagegen gibt es wohl An- zeichen dafür, daß die Be- mühungen der Bundesre- gierung um eine größere Flexibilität bei den Arbeits- verhältnissen mit der Ver- abschiedung des Beschäf- tigungsförderungsgeset- zes noch nicht abgeschlos- sen sind. Die wichtigste Bestimmung dieses um- strittenen Gesetzes läuft darauf hinaus, daß Arbeit- geber bis Ende 1989 befri- stete Arbeitsverträge bei der Einstellung von Ar- beitslosen oder bei der Übernahme von Lehrlin- gen nach Abschluß der Be- rufsausbildung abschlie- ßen können. Die Frist kann bis zu 18 Monate, bei Un- ternehmensneugründun- gen bis zu zwei Jahre be- tragen, wenn der Betrieb nicht mehr als 20 Arbeit- nehmer beschäftigt. Diese Auflockerung der Arbeits- verhältnisse könnte auch für die ärztliche Praxis von Bedeutung sein. wst

Kapitalmarkt

Sammlermünzen — Eine leichte Umsatzbelebung bei Sammlermünzen, vor allem ein verstärktes Kauf- interesse für französische und kanadische Goldmün- zen, verzeichnet die Dresdner Bank AG. Auch im Silbermünzenbereich erfreuten sich die kanadi- schen Münzen großer Be- liebtheit. Das Sammelin- teresse für deutsche Mün- zen der Weimarer Repu- blik und der Kaiserzeit so- wie der Zeit vor der Grün- dung des zweiten Kaiser- reiches sei stetig, teilte die Bank anläßlich der Früh- jahrs-Ausgabe ihrer Gold- und Silbermünzenbro- schüre mit. Die Broschü- ren, die neben allgemei- nen Ausführungen über den Münzhandel und ei- nem Angebot über rund 4500 Münzen aus 150 Län- dern auch ein umfangrei- ches Angebot in deut-

Ökonomie im Buch

Multinationale Unterneh- men gründen Finanzge- sellschaften auf Curacao oder den Caiman-Inseln.

Normale Sterbliche mit ein bißchen Geld zuviel gehen nach Luxemburg oder auf die Züricher Bahnhofstra- ße. Gemeinsam ist ihnen allen, daß sie ihr Geld vor dem Zugriff des Fiskus in ihrem Heimatland in Si- cherheit bringen wollen, manchmal mit legalen Tricks, nicht selten etwas außerhalb der Legalität.

Feyerabend beschreibt journalistisch flott und oh- ne Rücksicht auf Stilblü- ten, wo überall was ge- macht wird. Doch überall versucht der Fiskus seine Greifer auszustrecken. Ta- bellarisch listet der Autor auf, wo das Risiko mehr oder weniger groß ist.

schen Prägungen enthal- ten, können bei allen Dresdner-Bank-Geschäfts- stellen und in Berlin bei der Bank für Handel und Industrie AG (BHI) kosten- los bezogen werden. EB Anlageschwerpunkte

„Die Gebiete der Postleit- zahlen 7000 und 8000 ge- hören zur Zeit eindeutig zu den Anlageschwerpunkten für Großimmobilien in der Bundesrepublik." Diese Feststellung trifft die Ge- sellschaft für Unterneh- mens- und Vermögensbe- ratung AG (Basel) in einer jetzt veröffentlichten Mit- teilung. Nicht nur die soge- nannten „Oberzentren"

wie die Großräume Mün- chen oder Nürnberg gehör- ten zu den bevorzugten An- lagegebieten, zunehmend seien auch immer mehr die sogenannten „Hauptzen- tren" gefragt. Zu diesen ge- hören die Städte Freiburg, Karlsruhe, Mannheim, Reutlingen, Konstanz und Tübingen. EB

Wer tatsächlich sein Geld ins Ausland bringen will, wird zusätzliche Literatur und vor allem persön- lichen Rat benötigen. Fey- erabend zeichnet nur die große Linie. Vor allem aber vermittelt er dem wohlha- benden Leser das Gefühl, mit Recht dem heimischen Fiskus auszuweichen.

Denn der ist, laut Feyer- abend, inzwischen so ra- biat geworden, daß gar nichts anderes übrig bleibt, als zu fliehen. Und zudem verplempert Vater Staat das Geld, das er sei- nen wohlhabenden Bür- gern aus der Tasche zieht, auch noch für allerlei Un- fug. Ist man da nicht be- rechtigt, ihm eins auszuwi- schen? NJ Joachim Feyerabend: Flucht- burgen des Geldes, Wo die Reichen sich verstecken, Econ Verlag, Düsseldorf/Wien, 1985, 239 Seiten, 48 Abbildun- gen, gebunden, 36 DM 1636 (100) Heft 21 vom 22. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A

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