• Keine Ergebnisse gefunden

vom 06.09.2021 "Admit that the waters around you have grown” Die aktuelle Kolumne Nach der Bundestagswahl ist vor der Klimakonferenz

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "vom 06.09.2021 "Admit that the waters around you have grown” Die aktuelle Kolumne Nach der Bundestagswahl ist vor der Klimakonferenz"

Copied!
2
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

"Admit that the waters around you have grown”

Nach der Bundestagswahl ist vor der Klimakonferenz

von Steffen Bauer

Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

Die aktuelle Kolumne

vom 06.09.2021

(2)

“Admit that the waters around you have grown”

Nach der Bundestagswahl ist vor der Klimakonferenz

Als im November 2017 die UN-Klimakonferenz COP23 in Bonn tagte, verpasste Deutschland die Gelegenheit, sich als Gastgeberstaat auch als klimapolitischer Vorreiter zu profilie- ren: infolge der zähen Koalitionsverhandlungen war die Bun- desregierung nur eingeschränkt sprechfähig. Ähnliches ist zu befürchten, wenn in diesem November die COP26 in Glasgow zusammentritt, um die multilaterale Klimapolitik nach den Corona-bedingten Verzögerungen wieder zu beschleunigen.

Dies ist umso misslicher, als es sich um die wichtigste Klima- konferenz seit der Verabschiedung des Pariser Abkommens im Dezember 2015 handelt. Kurz- und langfristige Ziele und Maßnahmen sollen dort in Einklang gebracht werden, in dem unter anderem die verbleibenden Verhandlungsfragen um kli- mapolitische Marktmechanismen gelöst werden.

Als 2018 in Berlin endlich wieder regiert wurde, bekannte die damals neue Bundesumweltministerin in ihrer Antrittsrede vor dem Bundestag, dass die deutsche Klimapolitik „wieder- belebt“ werden müsse. Tatsächlich kam aber die Große Koali- tion klimapolitisch kaum auf die Sprünge bis das Bundesver- fassungsgericht im April 2021 qua höchstrichterlichem Urteil den Defibrillator ansetzte. Es zeugt also von einem hohen Maß an Chuzpe, wenn sich die amtierenden Regierungspar- teien im laufenden Bundestagswahlkampf ungeniert als Kli- maschutzparteien präsentieren.

Der Kanzlerkandidat der Unionsparteien hat als Ministerpräsi- dent des Braunkohlelandes Nordrhein-Westfalen zugegebe- nermaßen einen schwierigen Balanceakt zu leisten. Die Selbstzuschreibung eines klimapolitischen „Machers“ wirkt dennoch sehr bemüht. Der Kanzlerkandidat der Sozialdemo- kraten wiederum kann zwar für sich in Anspruch nehmen, als Bundesfinanzminister die Schatulle für einen erheblichen Zu- wachs internationaler Klimafinanzierung geöffnet zu haben.

Seine Partei wird aber ebenfalls bislang weder im Bund noch in den Ländern mit entschlossener Klimapolitik assoziiert.

Der Aufwuchs des deutschen Beitrags zur internationalen Kli- mafinanzierung ist dennoch nicht geringzuschätzen. Wieder- holt konnte Deutschland dadurch in der multilateralen Klimapolitik das Gesicht wahren. Zugleich unterfüttert er den entwicklungspolitischen Anspruch deutscher Klimapolitik, fließen doch mehr als 80% der öffentlichen deutschen Klima- finanzierung direkt oder indirekt in die Partnerländer und -re- gionen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. So wer- den diese mithilfe des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dessen kon- textspezifischer Erfahrung darin unterstützt, ihre Entwick- lungspfade klimagerecht und im Einklang mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung zu gestalten.

Dies ist schon deshalb bedeutsam und konsequent, weil die Treibhausgasemissionen auch kleiner und armer Entwick- lungsländer infolge deren wachsenden Energiebedarfs und gekoppelt mit einer rasanten Urbanisierung absehbar weiter steigen werden. Nach gegenwärtigen Schätzungen werden

allein die bilateralen Partnerländer der Bundesregierung in spätestens zehn Jahren in der Summe mehr Treibhausgase ausstoßen als die Europäische Union. Die klimapolitischen Anstrengungen dieser Länder hängen entscheidend von einer großzügigen und glaubwürdigen Unterstützung der Indust- rieländer ab, deren Wohlstand maßgeblich auf der fortwäh- renden Ausbeutung und Verbrennung fossiler Energieträger basiert.

Wer aber deshalb suggeriert, Deutschland und die Europäi- sche Union könnten sich ihrer klimapolitischen Pflichten vor- wiegend und vergleichsweise günstig im Ausland entledigen, der setzt die international so dringend benötigte Glaubwür- digkeit der deutschen und europäischen Klimapolitik leicht- fertig aufs Spiel. Internationale Zusammenarbeit ist zur Errei- chung der Ziele des Pariser Abkommens zwingend erforder- lich und auch ethisch geboten. Sie kann aber das sprichwörtli- che Kehren vor der eigenen Haustür niemals ersetzen.

Die Wahlchancen der Grünen profitieren davon, dass die Be- wältigung der Klimakrise zu einem zentralen Wahl- kampfthema avanciert ist. Ungeachtet dessen, ob das grüne Wahlprogramm den Anforderungen des Pariser Klimaabkom- mens gewachsen ist, kann die grüne Kanzlerkandidatin au- thentisch argumentieren, dass ihre Partei sich nicht erst seit gestern konsistent und glaubwürdig für erheblich mehr Kli- maschutz einsetzt und dabei auch die internationale Verant- wortung Deutschlands im Blick hat. Zugleich bleibt sie Ant- worten schuldig, wie die klimapolitischen Ansprüche ihrer Partei mit koalitionsfähigen Kompromisslinien und entwick- lungspolitischen Herausforderungen in Einklang gebracht werden könnten. Dass mögliche Koalitionspartner die Klimapolitik uneingeschränkt den Vorreiter*innen überlassen, ist nicht zu erwarten.

Wie auch immer die Wahlen und die nachfolgenden Koaliti- onsverhandlungen ausgehen werden: die neue Bundesregie- rung kann sich dabei auch auf die überparteilichen Empfeh- lungen des Bürgerrats Klima stützen, der zwischen April und Juni 2021 unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten a.D. Horst Köhler tagte. Jede Bundesregierung wäre gut bera- ten, die Leitsätze des Bürgerrats ernst zu nehmen und schon im November in Glasgow zu gewährleisten, dass Deutschland

„als globales Vorbild für klimaneutrales Leben und Wirtschaf- ten“ vorangeht. Eine erneute innenpolitisch begründete Sprachlosigkeit wäre das Gegenteil davon – ungeachtet des- sen, wer im Herbst Koalitionsverhandlungen und während der COP26 die Regierungsgeschäfte führen wird.

Klimapolitisch gibt es längst keine Zeit mehr zu verlieren: „You better start swimming or you’ll sink like a stone.“*

* Dieses Zitat sowie der Titel stammen aus „The times they are a- changin‘“von Bob Dylan, 1964.

Die aktuelle Kolumne von Steffen Bauer, 06.09.2021, ISSN 2512-9074

© German Development Institute / Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE)

www.die-gdi.de twitter.com/DIE_GDI facebook.com/DIE.Bonn youtube.com/DIEnewsflash

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

o bereit, per Überlassungsvertrag die Fläche für 3 Jahre für eine bereit, per Überlassungsvertrag die Fläche für 3 Jahre für eine bereit, per Überlassungsvertrag die Fläche für

Europas südliche Nachbarländer, die Region Naher Osten und Nordafrika (MENA), werden stärkere Unterstützung von Deutschland und der EU benötigen, um sich von der COVID-

5B Auf politischer Ebene entwickelten sich die Gesellschaftsverträge nach dem Arabischen Frühling in den drei genannten Ländern unterschiedlich.. In Ägypten hat der ohnehin

Die globale Architektur von Entwicklungsforschungsprojek- ten bewegt sich häufig auf drei Ebenen: Forscher im globalen Norden, Eliten im globalen Süden und lokale

Die internationale Gemeinschaft trägt in dieser Pandemie eine gemeinsame Verantwortung für die ärmsten Länder der Welt. Daher sind sowohl temporäre sofortige Liquiditätshilfen wie

Die Länder stehen zudem vor der Herausforderung, die zentrale Rolle der Wasserressource für die Umsetzung der von den Vereinten Nationen verabschie- deten

Drittens sollten sie auf Basis der vor wenigen Wochen beschlossenen Finanzierungs-"Roadmap" weiter kon- kretisieren, wie die gegenüber den Entwicklungslän- dern

Der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan zähl- te innerhalb der Vereinten Nationen mit zu den ers- ten, die die übergreifende Bedeutung des Klimawan- dels betonten. »Der