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Archiv "Modelle einer wohnortnahen Versorgung Rheumakranker" (10.11.1988)

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Modelle einer wohnortnahen Versorgung Rheumakranker

Die medizinische Versorgung der Rheumakranken in der Bundes- republik ist noch verbesserungswür- dig. Es mangele gegenwärtig sowohl an einer an den Bedürfnissen der Pa- tienten orientierten Infrastruktur als auch an einer ausreichenden Zahl qualifizierter Ärzte und anderer Fachkräfte, wurde auf einem Sym- posium über die wohnortnahe Ver- sorgung Rheumakranker (in Kiel) festgestellt. Ein weiteres Problem liege in der Zusammenarbeit der an der Behandlung beteiligten Berufs- gruppen. Aus Sicht vieler Rheuma- tologen und ihrer Patienten wäre es daher wünschenswert, die medizini- sche, physio- und ergotherapeuti- sche Betreuung in Rheumazentren zu integrieren, die flächendeckend eine Region versorgen.

Ein Modell zur Verbesserung der wohnortnahen Versorgung Rheumakranker, das in der Bundes- republik bereits an einigen Kliniken verwirklicht wurde, ist das „Regio- nale Integrierte Rheumazentrum".

Wie Prof. Dr. med. Fritz Schilling, Vizepräsident der Deutschen Ge- sellschaft für Rheumatologie, Mainz, erläuterte, sind hier eine rheumatologische und eine orthopä- dische Abteilung unter einem Dach zusammengefaßt. Weiter gehören Abteilungen für Diagnostik mit kli- nischen und immunologischen La- bors, eine röntgenologische und eine nuklearmedizinische, eine große physikalisch-therapeutische Abtei- lung mit Ergotherapie sowie eine psychotherapeutische Abteilung da- zu. In diesem Modell obliegt dem Hausarzt die Rolle des Koordina- tors, der die langfristige Betreuung übernimmt und der Patienten an die entsprechenden Fachärzte oder The- rapeuten überweist.

über dieses Modell hinaus gibt es gegenwärtig noch eine Reihe wei- terer regional begrenzter Modellver- suche. Ein Beispiel ist die „Mobile Rheumahilfe Hannover" (MRH) der dortigen Medizinischen Hoch- schule. Die MRH ist Teil der Abtei- lung Rheumatologie im Zentrum In-

nere Medizin und Dermatologie. Sie beteiligt sich als Überweisungs- sprechstunde direkt an der kassen- ärztlichen Versorgung. Hierzu ist sie von der Kassenärztlichen Vereini- gung Niedersachsen ermächtigt. Die MRH wird allein auf haus-, gebiets- oder krankenhausärztliche Überwei- sungen hin tätig und hat dann auch die Möglichkeit, Haus- und Arbeits- platzbesuche durchzuführen. Die Akzeptanz bei den Ärzten ist hoch:

Seit 1985 überwiesen 62 Prozent al- ler Internisten und 79 Prozent aller Orthopäden aus dem Stadtgebiet Hannover Patienten an die MRH.

1987 wurden bei 2171 ärztlichen Konsultationen 995 Patienten durch die MRH mitbehandelt.

Arzt als Koordinator

Die MRH ist ein ärztlich-koor- diniertes Modell. Jeder Patient wird von einem Arzt untersucht und an weitere Teammitglieder zu Behand- lungsmaßnahmen überwiesen. Dazu gehören ergotherapeutische Be- handlungen, sozialrechtliche Bera- tungen, psychologische Gespräche sowie Hausbesuche durch eine Krankenschwester. Weitere Be- handlungsverfahren werden vermit- telt.

• Trotz dieses umfassenden Angebotes und der Akzeptanz durch die niedergelassenen Ärzte er- reicht die MRH nur einen geringen Teil vor allem der schwerer erkrank- ten Patienten. Ein weiteres Problem ist die geringe und nur auf den soma- tischen Bereich begrenzte Wirksam- keit der Mitbehandlung. Die Ursa- chen hierfür werden in der geringen Kontaktdichte zwischen Arzt und Patient sowie der Diskontinuität der Therapiemaßnahmen gesehen. Aus diesem Grund erwägt man einen in- tensiveren Kontakt zu den Hausärz- ten und eine Verstärkung der Eigen- initiative der Patienten.

Ähnliche Erfahrungen wurden auch in Emmerich gemacht. Das Modell Emmerich ist an einem

Akutkrankenhaus mit Schwerpunkt Rheumatologie angesiedelt und um- faßt eine ländliche Region in einem Umkreis von 60 Kilometern. In die- sem Modellversuch lagen die Schwerpunkte zum einen auf der Verbesserung der Frühdiagnose und medizinischen Therapie, zum ande- ren auf der Förderung der Selbsthil- feaktivitäten vor allem von Patien- ten mit chronischer Polyarthritis.

Günstig entwickelte sich die Zusam- menarbeit mit den Ärzten, die Pa- tientenzahlen blieben jedoch gering.

Die Ursachen hierfür sind vor allem in der geringen Beteiligung der Pa- tienten an Selbsthilfegruppen und der geringen Motivation zur Eigen- therapie zu suchen.

Weitere Versorgungsdefizite konnte das „Modell Rosenheim"

aufdecken. Im Mittelpunkt dieses Modelles steht die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten der Region. Der Hausarzt ist bei der Be- handlung nicht nur der erste An- sprechpartner des Patienten, son- dern er entscheidet auch über die Anwendung komplementärer Lei- stungen im Rahmen der Gesamtthe- rapie. Es stellte sich heraus, daß Hausärzte und Sozialarbeiter im all- gemeinen zu wenig über die tatsäch- lichen Therapiemöglichkeiten infor- miert sind.

Faßt man die auf dem Symposi- um zusammengetragenen Fakten und Meinungen zusammen, so er- gibt sich folgendes Gesamtbild: Die Therapie chronischer rheumatischer Erkrankungen bedarf einer Opti- mierung. Gerade in ländlichen Be- zirken fehlt es an einer flächendek- kenden Versorgung.

Überdies mangelt es sowohl im Wissensstand als auch bei der Zusam- menarbeit der einzelnen Ärzte und Therapeuten. Dort, wo das Angebot modellhaft erweitert ist, läßt sich je- doch nur eine geringe Akzeptanz bei den Patienten feststellen. Die Patien- ten sind nur schwer zur Eigeninitiati- ve zu motivieren. Für die Zukunft ist daraus abzuleiten, daß zur Verbesse- rung der Rheumatherapie zweigleisig verfahren werden muß: Die Aufklä- rung von Arzt und Patient sollte in- tensiviert und die integrierte wohn- ortnahe Versorgung verbessert wer- den. JO (ptv) A-3150 (42) Dt. Ärztebl. 85, Heft 45, 10. November 1988

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