A-299 Deutsches Ärzteblatt 96, Heft 5, 5. Februar 1999 (63)
V A R I A
Nur etwa die Hälfte aller koronaren Herzkrankheits- fälle (KHK) läßt sich durch die üblichen kardiovasku- lären Risikofaktoren erklä- ren. In letzter Zeit verdichte sich der Verdacht, so Dr. Sun- deep Gupta (London), daß chronische Infektionen, insbe- sondere mit Chlamydia pneu- moniae (C. p.), in der Ätiolo- gie und Progression einer koronaren Arteriosklerose eine kausale Rolle spielen könnten. Diese Vermutung untermauern mehr als 20 seroepidemiologische Studi- en, die einen Zusammenhang zwischen C.-p.-Antikörperti- tern im Blut und den verschie- denen Stadien einer KHK na-
helegen. Inzwischen ist es auch gelungen, direkt C.-p.- Protein, -DNA und Bruch- stücke des Erregers in athe- romatösen koronaren Plaques nachzuweisen.
Zwei Pilotstudien konn- ten jetzt belegen, daß eine an- tibiotische Therapie bei Post- infarktpatienten die Inzidenz erneuter kardiovaskulärer Er- eignisse reduziert. Eine von Gupta durchgeführte Unter- suchung schloß 213 männli- che Patienten nach Infarkt ein. 59 von ihnen wiesen kei- ne C.-p.-Antikörper auf, 74 zeigten mäßig erhöhte und 80 hohe Titer. Letztere Studien- teilnehmer mit persistierend hoher Seropositivität erhiel-
ten entweder oral das Ma- krolid Azithromycin (Zithro- max®, Mack Nachf. und Pfi- zer GmbH) für drei bezie- hungsweise sechs Tage oder Plazebo.
Nach 18 Monaten hatten sieben Prozent in der Gruppe mit fehlendem Antikörper- nachweis einen Reinfarkt oder andere koronare Kom- plikationen entwickelt, 15 Pro- zent der Patienten mit mittle- rem und 30 Prozent mit stän- dig hohem Titer ohne antibio- tische Therapie. Azithromy- cin – gleichgültig ob für drei oder sechs Tage gegeben – vermochte das kardiovas- kuläre Risiko bei den Patien- ten mit hohen Werten auf sie- ben Prozent zu senken, das heißt auf das Niveau von Pa- tienten ohne C.-p.-Nachweis.
Ständig erhöhte C.-p.-Anti- körpertiter könnten bei Post- infarktpatienten als Marker für weitere kardiovaskuläre Ereignisse dienen, interpre- tierte Gupta seine Ergebnisse.
Als Mechanismen, durch die C. p. bei der Entwicklung einer Arteriosklerose beteiligt sein könnte, wird eine Akti- vierung von Monozyten und Serummediatoren diskutiert.
Durch die chronische Infekti- on von Makrophagen werden die entzündlichen Prozesse unterhalten und ein prokoagu- latorischer Zustand getriggert.
Von Azithromycin ist be- kannt, daß es sich vor allem in polymorphkernigen Leuko- zyten und alveolären Makro- phagen anreichert und nur langsam aus den Zellen wie- der freigesetzt wird. Eine an- tibiotische Therapie – wie die nur kurzzeitige Gabe von Azi- thromycin – wäre eine elegan- te Methode, weitere kardio- vaskuläre Ereignisse zu ver- hindern. Ob die Befunde der von Gupta vorgestellten Stu- die Konsequenzen für die Se- kundärprävention einer KHK haben, sollen zwei große Er- hebungen abklären.
Dr. med. Karin Kreutzberg AUS UNTERNEHMEN
K U R Z I N F O R M I E R T
Irbesartan kombiniert – Der Angiotensin-Blocker Ir- besartan (KarveaTM, Apro- velTM, Bristol-Myers Squibb/
Sanofi) steht jetzt auch in fi- xer Kombination mit niedrig dosiertem Hydrochlorothia- zid zur Verfügung (Karvezi- deTM, CoAprovelTM). Die An- sprechrate auf Irbesartan/
HCT innerhalb von zwölf Mo- naten liegt nach Angaben der
Unternehmen bei 90 Prozent.
Der Zielblutdruck (< 140/< 90 mm Hg) wurde, wie eine Un- tersuchung an fast 1 100 Pati- enten belegt, bis zu 75 Prozent
erreicht. EB
Neue Darreichungsform – Das Unternehmen Novartis Pharma bietet mit Sandim- mun Optoral® als Kapseln mit 10 mg Ciclosporin eine neue Darreichungsform an, die sich besonders zur Be-
handlung von Kindern und zur Feindosierung bei Er- wachsenen eignet. pe
Buserelin–Monatsdepot –Ab 15. Februar 1999 steht für die Behandlung des hor- monempfindlichen, fortge- schrittenen Prostatakarzi- noms zusätzlich zu dem Zweimonatsdepot von Pro- fact®jetzt auch das GnRH- Analogon Buserelin als Dreimonatsdepot zur Verfü-
gung. Eine Wirkstoffreserve gewährt darüber hinaus ei- ne dreiwöchige Sicherheits- reserve, so daß bei Bedarf das Therapieintervall ohne Wirkungsverlust um bis zu drei Wochen verlängert wer- den kann. Das Profact®- Depot Dreimonatsimplantat (Hoechst Marion Roussel) besteht aus dünnen Stäb- chen, die mittels einer Fer- tigspritze subkutan appli- ziert werden können. EB