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Archiv "Stationäre Entwöhnungsbehandlung von Fixern" (30.01.1975)

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DEUTSCHES

ÄRZTEBLATT Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

THEMEN DER ZEIT:

Stationäre Entwöhnungs- behandlung von Fixern AMA, Deutsches Ärzteblatt, der Spiegel

und der Alkohol

AUS DER FRAGESTUNDE DES BUNDESTAGES:

„Kindersichere"

Arzneimittelpackungen Rauchen

und Verkehrsgefährdung

BRIEF

AN DIE REDAKTION

FEUILLETON:

Rückkehr

vom Ende der Welt

KUNSTMARKT:

Ikonen:

Zertifikat empfohlen

Herrmannsdörfer (1) hat 1972 er- klärt: „Es ist anzunehmen, daß die derzeitige Rauschgiftwelle keines- wegs mehr eine vorübergehende Modelaune der Jugend ist ... Es werden deshalb in der Zukunft vie- le lernen müssen, nicht nur mit den bisherigen Gesellschaftsgiften Al- kohol und Nikotin, sondern auch mit wesentlich gefährlicheren Va- riationen von Rauschgift zu leben."

Die Bundesregierung (2) hat An- fang Juni 1973 die Zahl der in der Bundesrepublik lebenden Fixer mit 10 000 angegeben.

Es besteht für Sachkenner kein Zweifel, daß diese Fixer, ob es sich um Jugendliche, Heranwachsende oder junge Erwachsene handelt, im psychiatrisch-klinischen Sinne Suchtkranke sind, auch wenn sie noch von einem Großteil der Be- völkerung als schuldhafte Negativ- erscheinungen der menschlichen Gesellschaft angesehen werden.

Die klinische Psychiatrie wird von dieser Gruppe junger Suchtkranker

(polytoxikomaner Fixer) vor die für sie neue Aufgabe gestellt, geeig- nete Behandlungsmethoden zu ent- wickeln.

„Bei diesen suchtkranken jungen Patienten besteht eine Fehlhaltung bzw. Fehlentwicklung ihrer Persön- lichkeit, die meistens bis in die frü- he Kindheit zurückzuverfolgen ist.

Drogenmißbrauch, Drogenabhän- gigkeit und schließlich Suchtkrank- heit stellen Kompensationsversu- che dar, mit diesen persönlichen Schwierigkeiten fertig zu werden."

(Wolf) (3)

Ein doppeltes Kranksein

Fixer sind in doppelter Weise psy- chisch krank: sie sind infolge ge- störter Persönlichkeitsreifung un- terschiedlicher Genese abnorme Persönlichkeiten, die zusätzlich

*) Herrn Professor Dr. W. Th. Winkler, Gütersloh, zum 60. Geburtstag

Stationäre

Entwöhnungsbehandlung von Fixern

Erfahrungen mit der Drogenabteilung im Landeskrankenhaus Warstein

Nikolaus Wolf")

Das Landeskrankenhaus Warstein bietet als Kernstück im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplanes eine stationäre Entwöhnungsbe- handlung polytoxikomaner Fixer. Über das Therapieangebot, die Organisation der Drogenabteilung und auch deren personelle Pro- bleme wird berichtet. Eingegangen wird weiter auf die Prognose bei 30 Patienten.

DEUTSCHES ÄRZTE BLATT Heft 5 vom 30. Januar 1975 277

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Entwöhnungsbehandlung von Fixern

süchtig sind. Eine sinnvolle und er- folgversprechende Therapie muß auf dieses doppelte Kranksein ge- richtet sein. Eine Therapie, die auf verschiedene Weise nur versucht, die Symptome süchtigen Verhal- tens zu beeinflussen, kann auf die Dauer nicht erfolgreich sein, da die der Süchtigkeit vorausgegangerie Persönlichkeitsfehlentwicklung von ihr nicht erreicht wird und unbe- handelt bleibt. Entsprechend die- ser Fixer-Pathogenese muß die Therapie zweigleisig sein: sie muß durch Bewußtmachung die Per- sönlichkeitsfehlentwicklung und gleichzeitig die Symptome süchti- gen Verhaltens therapeutisch zu beeinflussen versuchen.

Dem Behandlungskonzept der sta- tionären Entwöhnungsbehandlung von Fixern in der Drogenabteilung des Landeskrankenhauses War- stein liegt diese Fixer-Pathogenese zugrunde.

Im Rahmen eines Gesamtbehand- lungsplanes stellt — nach klini- scher Entgiftung — eine stationäre Entwöhnungsbehandlung das dann wesentliche Kernstück der Be- handlung polytoxikomaner Fixer dar, der sich Rehabilitationsmaß- nahmen und Nachsorge anschlie- ßen müssen.

Die Drogenabteilung des Landes- krankenhauses Warstein ist eine geschlossene, gemischte Abteilung (männliche und weibliche Patien- ten), die nach dem Prinzip einer

therapeutischen Gemeinschaft ge- führt wird. Es werden nur Fixer (Dauer des Drogenkonsums ein bis fünf Jahre) aus den Aufnahmebe- zirken des Landeskrankenhauses Warstein (1,2 Millionen Menschen) aufgenommen, die therapiewillig sind; der Rechtsgrundlage des Auf- enthaltes kommt dann keine gra- vierende Bedeutung zu. Die Abtei- lung hat 15 Betten; sie ist im Jah- resdurchschnitt 1973 mit 17 Patien- ten belegt gewesen.

Personelle Besetzung der Abteilung — Hohe Fluktuation

Dem Behandlungsteam gehören ein Arzt, eine Sozialarbeiterin und 15 Krankenschwestern bzw. Kran- kenpfleger an (Verhältnis Personal/

Patienten: 1 : 1). Das Behandlungs- team trägt keine Dienstkleidung und nimmt die Mahlzeiten gemein- sam mit den Patienten ein. Der Dienst erfolgt nach dem Schicht- dienstsystem, die zweite Schicht endet um 20 Uhr; für den Nacht- dienst stehen eine Nachtwache und zwei Bereitschaften zur Verfü- gung. Die Schwere des Dienstes für das Behandlungsteam auf der Drogenabteilung kommt in dem Personaldurchgang innerhalb des zweijährigen Bestehens der Dro- genabteilung zum Ausdruck. Von den ursprünglich 15 Teammitglie- dern sind (außer dem Arzt und der Sozialarbeiterin) nach Ablauf von zwei Jahren noch sechs Kranken- schwestern bzw. Krankenpfleger auf der Drogenabteilung tätig, von den zwischenzeitlich dazugekom- menen Teammitgliedern haben vier Krankenschwestern bzw. Kranken- pfleger ihre Tätigkeit auf der Dro- genabteilung wieder aufgegeben.

Der Wechsel des Personals erfolg- te zum Teil auch aus Gründen, die mit der Arbeit auf der Drogenabtei- lung nicht in Zusammenhang ste- hen. Die Tätigkeit auf der Drogen- abteilung erfordert von den Team- mitgliedern selbständiges, eigen- verantwortliches, teilweise rasches Handeln bei unerwartet auftreten- den Schwierigkeiten und Verhal- tensstörungen seitens der Patien-

ten, was häufig der Fall ist, und setzt Wachheit, intuitive Fähigkei- ten und Wendigkeit voraus.

Die Konfrontation mit der unhei- len Welt der Fixer stellt eine erheb- liche persönliche Belastung dar, mit der sich jedes Teammitglied auseinandersetzen muß; die inten- sive menschliche Zuwendung bei gleichzeitiger Wahrung notwendi- ger Distanz verlangt menschliche Reife und persönliche Einsatzbe- reitschaft des einzelnen Teammit- gliedes. Die zweijährige Erfahrung lehrt jedoch gleichzeitig, daß die Tätigkeit zu einem starken inneren Zusammengehörigkeitsgefühl der Teammitglieder untereinander führt und viele von ihnen diese Art des Tätigseins, da sie menschlich sehr erfüllend ist, nicht mehr aufgeben möchten. Aber zweifellos ist der normierter ablaufende Dienst auf anderen psychiatrischen Kranken- abteilungen leichter und angeneh- mer.

Wegen dieser psychischen Bela- stung der Tätigkeit des Behand- lungsteams auf einer Drogenabtei- lung ist zu fordern, daß die Team- mitglieder eine Erschwerniszulage erhalten, die derjenigen des Kran- kenpflegepersonals auf Intensivab- teilungen in Krankenhäusern ent- spricht.

Nach verschiedenen Versuchen hat sich als zweckmäßig bewährt, daß jeweils ein Teammitglied als Grup- penleiter eine nach freier Wahl und Wechselmöglichkeit der Patienten zusammengesetzte kleine Patien- tengruppe ständig, d. h. bei der Be- schäftigungstherapie, in der Frei- zeitgestaltung und in Einzelgesprä- chen betreut, da sich auf diese Weise für die Patienten eine stär- kere Orientierungshilfe und er- leichterte Kontaktaufnahme erge- ben und das Tätigsein des einzel- nen Teammitgliedes produktiver wird. Die Zimmer der Patienten (Zwei- bis Vierbettzimmer) können in Grenzen des Möglichen und Ver- tretbaren frei gestaltet werden (je- doch keine Bodenbetten), da das Zimmer für die Patienten der Le- bensraum für viele Monate ist.

278 Heft 5 vom 30. Januar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

(3)

Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen

Entwöhnungsbehandlung von Fixern

Der Tagesablauf ist bezüglich Auf- stehen, Mahlzeiten, Therapiezeiten und Freizeit geregelt; Nachtruhe ab 23 Uhr. Dreimal/Woche findet ein Gruppengespräch (einmal als gemeinsames Team-Gruppenge- spräch) statt; mindestens einmal/

Woche ist eine Teambesprechung.

Vielfältiges Therapieangebot Das Therapieangebot ist vielfältig.

Die Therapie hat zum Ziel, mit ein- fachen Mitteln in verhältnismäßig kurzer Zeit bei produktiver Tätig- keit Erfolgserlebnisse aus eigener Aktivität und mit menschlichem Be- zug zu vermitteln. Es werden unter anderem folgende Möglichkeiten angeboten: Fertigung von Toner- zeugnissen durch Tongießen (Tee- service, Schalen pp.), Herrichten alter Möbel und Geräte zu benutz- baren Gebrauchsgegenständen, Herstellung von Kinderspielzeug (für die Kinderbetreuungsstätte des Landeskrankenhauses u. a. eine Robinsonhütte), Photoarbeiten und Filmen; bisher sind zwei Filme in eigener Regie der Patienten (Mate- rialkosten je Film ca. 150 DM) her- gestellt worden. Durch den teilwei- sen Verkauf dieser Erzeugnisse (Vermittlung durch die Aktionsge- meinschaft zur Förderung psy- chisch Behinderter e. V. Warstein) in einer Apotheke in der Stadt (nach dem Motto: wenn Fixer aus Apotheken etwas herausholen, bringen sie auch etwas in eine Apotheke hinein) haben die Patien- ten eine Selbstbestätigung durch ihr Tätigsein erhalten. Es ist dabei ein Umsatz von ca. 1 000 DM erzielt worden.

An weiteren Therapieangeboten werden gemacht: Autogenes Trai- ning, Schwimmen, Kegeln, Reiten, Gymnastik, Tagesausflüge, ein Er- ste-Hilfe-Kurs pp. Aus der Eigenin- itiative einiger Patienten (ein Pa- tient hat einige Jahre als Koch ge- arbeitet) hat sich eine Koch-Ar- beitsgemeinschaft gebildet, die zweimal/Woche das Kochen des Mittagessens übernimmt. Die Natu- ralien werden anstatt des sonst vom Krankenhaus gelieferten Es-

sens zur Verfügung gestellt.

Gleichfalls aus Eigeninitiative ha- ben einige Patienten ein Kasperle- Theaterstück geschrieben und ein- geübt. In der Weihnachtszeit 1973 wurde es in 22 Aufführungen vor über 1 800 Kindern in Kindergärten, Tagesstätten, Grund- und Sonder- schulen und in einem Waisenhaus in der Umgebung aufgeführt. Die unbefangene Resonanz, die die Pa- tienten bei den Kindern mit der Darstellung einer — ihrem Wesen durchaus entsprechenden — mär- chenhaften Welt erfahren haben, hat ihnen wieder einen ersten Zu- gang zur menschlichen Gesell- schaft eröffnet und die Aufnahme sozialen Kontaktes erleichtert. Er- folgserlebnisse, die durch eine der- artige Therapie vermittelt werden, haben bei unseren Patienten zu ei- ner fundierten Motivation, ohne Droge zu leben, geführt.

Neben diesem vielfältigen Thera- pieangebot kommt den Einzelge- sprächen — sowohl den ärztlichen als auch dem ständigen Im-Ge- spräch-Sein mit den Teammitglie- dern — große Bedeutung zu. Mehr- fach — zum Teil auf Anregung der Patienten — haben gemeinsame Elterngespräche (Eltern, Patienten, Teammitglieder) stattgefunden, die allmählich zu einem besseren wechselseitigen Verständnis führen und die Vorbereitung für die Ent- lassung fördern.

Patientendurchgang

Innerhalb der zwei Jahre sind 74 Patienten (zwischen 16 und 25 Jah- ren) aufgenommen worden. 53 Pa- tienten sind bisher entlassen. Zur Zeit befinden sich 21 Patienten in stationärer Behandlung. 32 dieser entlassenen Patienten (25 männli- che, 7 weibliche) sind als therapie- unfähig entlassen worden, 3 von diesen an einer Überdosis bzw.

durch Selbstmord gestorben. 17 Patienten sitzen in Gefängnissen bzw. haben anschließend in Ge- fängnissen gesessen.

Von den verbleibenden 21 Patien- ten ist das Schicksal von 4 Patien-

ten unbekannt. 17 Patienten sind seit ihrer Entlassung drogenfrei ge- blieben, arbeiten regelmäßig oder setzen ihre schulische Ausbildung fort; 8 Patienten sind über 12 Mo- nate, 5 Patienten 6 bis 12 Monate und 4 Patienten noch nicht 6 Mo- nate seit ihrer Entlassung drogen- frei geblieben. Zu sämtlichen 17 Patienten besteht persönlicher Kontakt.

In der zweijährigen Tätigkeit sind auf der Drogenabteilung 20 Ent- giftungsbehandlungen durchgeführt worden, und 26 Patienten (über ein Drittel) sind innerhalb ihres Auf- enthaltes auf der Drogenabteilung an Virus-Hepatitis B erkrankt und mußten für die Zeitdauer der Be- handlung isoliert werden (13 von ihnen auf der Drogenabteilung).

Therapiewilligkeit

Von besonderer Bedeutung für eine erfolgversprechende Entwöh- nungsbehandlung ist die Frage der Beurteilung der Therapiewillig- keit von Fixern bei vorhandener (oder vorgegebener) Therapiebe- reitschaft. Diese Frage ist durch Beobachtung einer Gruppe von 20 Patienten über einen Zeitraum von 9 Monaten untersucht worden. Für die Beurteilung der Therapiewillig- keit sind folgende Kriterien zugrun- de gelegt worden:

Beteiligung und Durchhaltever- mögen bei den angebotenen Therapiemöglichkeiten; zwischen- menschliche Beziehungen und der Kontakt zur Gruppe und zum Team; Verhaltensweisen: persönli- che Pflege, Drogenrückfall bei Be- urlaubung, Entweichungen, Verlan- gen nach Medikamenten bei Vor- täuschung von Schmerzen, Verlan- gen von Schlafmitteln.

Dabei hat sich ergeben, daß von diesen 20 Patienten 5 Patienten von Anfang an eine positive Ten- denz — bei Vorkommen leichterer Schwankungen — in ihrer Thera- piewilligkeit gezeigt haben; bei 6 Patienten hat sich innerhalb eines Zeitraumes von vier bis sechs Mo- 280 Heft 5 vom 30. Januar 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Entwöhnungsbehandlung von Fixern

naten eine positive Entwicklung hinsichtlich der Therapiewilligkeit gezeigt, bei den übrigen 9 Pa- tienten ist die Therapiewilligkeit schwankend und noch nicht sicher positiv zu beurteilen.

~ Daraus ergibt sich wenn die Zahl der unter diesen Gesichts- punkten beobachteten Patienten auch klein ist - für die Beurtei- lung der Therapiewilligkeit, daß für die Hälfte der Patienten ein Zeit- raum bis zu sechs Monaten anzu- setzen ist.

Es interessierte des weiteren, ob sich unter Berücksichtigung der Persönlichkeit aus dem Gesamt- verhalten eines Patienten während der stationären Entwöhnungsbe- handlung Aussagen bezüglich der Prognose eines Behandlungserfol- ges ergeben. Zu diesem Zweck ist eine Gruppe von 30 Patienten über 12 Monate beobachtet worden, und innerhalb dieses Zeitraumes sind in Abständen von ca. drei Monaten (also viermal) Bemerkungen über die voraussichtliche Prognose schriftlich fixiert worden. Dabei hat sich folgendes Resultat ergeben:

Von diesen 30 Patienten war die ge- stellte Prognose bei neun Patien- ten (ca. ein Drittel) im positiven wie im negativen Sinne zutreffend;

bei sechs Patienten (ein Fünftel) ist das Ergebnis der stationären Behandlung bei positiv gestellter Prognose negativ gewesen (Rück- fälle nach Entlassung); bei einer Patientin (es dürfte sich hier wohl um eine Ausnahme handeln) ist eine negative Prognose gestellt worden, die Patientin ist bis jetzt (zehn Monate nach der Entlassung) drogenfrei geblieben; bei 14 Pa- tienten ist die prognostische Beur- teilung unsicher geblieben; fünf von ihnen zeigen eine positive Ten- denz in der Entwicklung ihrer The- rapiewilligkeit

Diese Unsicherheit in der progno- stischen Beurteilung des Einzelfal- les während einer stationären Ent- wöhnungsbehandlung ist wohl auf die Psycholabilität der Fixer zu- rückzuführen.

Fassen wir zusammen: Es erlaubt sich, auf Grund zweijähriger Erfah- rung stationärer Entwöhnungsbe- handlung auf der Drogenabteilung des Landeskrankenhauses War- stein folgende Aussagen zu ma- chen:

<D

Es darf al.s erwiesen angesehen

werden, daß eine stationäre Ent- wöhnungsbehandlung von Fixern auf einer Drogenabteilung inner- halb eines psychiatrischen Fach- krankenhauses möglich ist.

@ Das Therapieangebot muß viel- gestaltig sein, um die Motivation der Patienten anzuregen und ihnen Orientierungshilfen zu geben.

@ Die stationäre Entwöhnungsbe- handlung von Fixern erfordert vom Behandlungsteam ein hohes Maß an persönlichem Engagement.

@ Da es sich bei Fixern um abnor- me Persönlichkeiten handelt, die süchtig geworden sind, sollte die verantwortliche Leitung einer Dro- genabteilung zur stationären Ent- wöhnungsbehandlung in der Hand eines im Umgang mit abnormen Persönlichkeiten erfahrenen Psych- iaters liegen.

®

Eine der Fixer-Pathogenese ent- sprechende zielgerichtet durchge- führte stationäre Entwöhnungsbe- handlung hat auf Grund zweijäh- riger Erfahrung zu dem Ergebnis geführt, daß ein Drittel der entlas- senen Patienten drogenfrei geblie- ben ist, davon die Hälfte dieser Pa- tienten bereits über einen Zeitraum von zwölf Monaten.

Literatur

(1) Herrmannsdörfer, H.: Rauschgifte und Rauschersatzmittel aus der Sicht einer Ju- gendstrafanstalt, Mat. Med. Nordmark 24, 1-2 (1972); (2) Drogen-Report für NRW 3/

73; (3) Wolf, N.: Realisierung der Behand- lung junger Drogenabhängiger im psychia- trischen Großkrankenhaus, Nervenarzt 44, 207-209 (1973).

Anschrift des Verfassers:

Dr. med. Nikolaus Wolf

Westfälisches Landeskrankenhaus Fachkrankenhaus für Psychiatrie 4788 Warstein

Spektrum der Woche Aufsätze ·Notizen AUS DEM BUNDESTAG

"Kindersichere"

Arzneimittelpackungen

Das Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelrechts, das zur Zeit in den parlamentarischen Gremien beraten wird, soll darauf hinwirken, daß in Zukunft nur noch "kindersi- chere" Arzneimittelpackungen ver- wendet werden. Nach dem Gesetz- entwurf kann das Bundesgesund- heitsamt im Rahmen des Zulas- sungsverfahrens darauf hinwirken, daß Arzneimittel nur mit einem be- stimmten Verschluß oder sonstigen Sicherheitsvorkehrungen in den Verkehr gebracht werden dürfen, um die Gefahr des Mißbrauchs durch Kinder zu verhüten. Wie der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesministeriums für Ju- gend, Familie und Gesundheit, Karl Fred Zander, auf Grund einer An- frage des SPD-Bundestagsabge- ordneten Kurt Wüster mitteilte, hofft man durch diese Regelung das Risiko von Vergiftungsunfällen durch unkontrollierte Einnahme von Arzneimitteln durch Kinder zu

verringern. HC

Rauchen und

Verkehrsgefährdung

Das Bundesverkehrsministerium hat vorgeschlagen, im Unfallfor- schungsprogramm für ~975 die Frage der Verkehrsgefährdung durch Rauchen am Steuer zu un- tersuchen. Diese Auskunft erteilte der Parlamentarische Staatssekre- tär des Ministeriums, Kurt Jung, auf eine Anfrage des CDU-Abge- ordneten Hermann Biechele. Jung machte aber Bedenken gegen ein Verbot geltend. Er wies darauf hin, daß mit der gleichen Begründung dem Kraftfahrer auch eine Anzahl anderer Verhaltensweisen verboten werden wnnten, zum Beispiel die Unterhaltung mit Insassen, das Ab- hören einer spannenden Radiosen- dung. Ein Verbotskatalog wäre letzt- lich doch unvollständig. Das gene- relle Gebot, sich stets so zu verhal- ten, daß andere nicht geschädigt oder gefährdet werden, sollte ei- gentlich ausreichen. F

DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 5 vom 30. Januar 1975 281

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