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Archiv "Arzneimittel: Irritierend" (04.02.2011)

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A 222 Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 5

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4. Februar 2011

MEDIZIN S TUDIERENDE

Nie war die Stellen- situation für junge Mediziner so günstig wie heute (DÄ 43/

2010: „Rosige Zeiten für Berufseinsteiger“

von Marc Meißner).

Schlecht nachvollziehbar

Ich bin seit einem Jahrzehnt haus- ärztlich niedergelassener Internist im ländlichen Bereich. Die vorge- brachten Argumente, dass dies eine gute berufliche Alternative sei, kann ich schlecht nachvollziehen, im Gegenteil:

1. Die Abrechnung per elektroni- scher Datenübermittlung ist keine Vereinfachung, sondern de facto ein Zwang, sich online anzubinden . . . Hier werden Einsparungen im Ver-

waltungsbereich auf die Ärzte um- gelegt und dies als Erfolg gefeiert.

Toll!

2. Arzneimittelregresse sind Ver- gangenheit? Muss an mir vorbeige- gangen sein. Nach Jahren von DDD, Leitsubstanzen, Praxen- durchschnitt und seitenlangen

„Früh“informationen (eine Lach- nummer) glaube ich das erst, wenn ich es schwarz auf weiß habe. Bis- her wurde noch immer ein Budget durch das nächste abgelöst, nur trug es einen anderen Namen. Und was ist mit den Heilmittelregressen, auch abgeschafft?

3. Herr Köhler meint, der Landarzt gehört zum sozialen Umfeld und sieht dies als Vorteil. Für die Patien- ten sicher, wenn sie den Arzt beim Einkaufen mal eben ansprechen und so das volle Wartezimmer umgehen können. Für den Landarzt ist dies

zwar nicht immer lästig, aber sicher kein Vorteil.

4. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist besser geworden, zu- gegeben. Allerdings kümmert sich keine KV darum, die Notdienste können Sie sich selbst organisieren.

Unsere KV schludert und verzögert, wo es geht, nur um nach Monaten mit Haftungsdrohungen zu kom- men. Fachärzte machen ihren Laden zu und verweisen im Notfall auf die lieben (doofen) Hausärzte . . . Jeder Mensch in Deutschland, auch jeder junge, war schon einmal bei ei- nem Hausarzt und kann sich ein Bild der Stimmung, der Ausstattung und der Einrichtung machen. Dann mar- schiert er vielleicht zum Facharzt und schaut sich da um. Und dann entscheidet er sich. Gegen die Tätig- keit als Hausarzt. Warum wohl?

Dr. Joachim Schnell, 61273 Wehrheim

S U

N s M w 2 f v

A RZNEIMITTEL

Das BfArM sieht sich im Wettbewerb mit anderen Zulas- sungsbehörden (DÄ 1–2/2011: „Inter- view mit Walter Schwerdtfeger, Lei- ter des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte: ,Wir wollen ganz vorne mitspielen‘“ von Heike Korzilius und Falk Osterloh).

Irritierend

Die Aussagen des neuen BfArM- Präsidenten empfinde ich als irritie- rend in mehrfacher Hinsicht.

– Die Triebkraft seiner künftigen Aktivitäten scheint primär der Wunsch nach „Exzellenz“ im Ver- gleich mit anderen Zulassungsbehör- den zu sein – als ob die europä ischen und andere Behörden wesentlich nur für sich selbst arbeiten – oder primär als Dienstleister für die pharmazeuti- sche Industrie? Ein expliziter Bezug zu den Interessen von Patienten und Ärzten kommt im ganzen Interview praktisch nicht vor, das heißt, doch, an einer Stelle erwähnt er die Ärzte als diejenigen, die der Industrie (nicht etwa der AKdÄ!) Nebenwir- kungsmeldungen liefern.

– Die Umwandlung des BfArM in eine Agentur hat der neue Präsident immer favorisiert, weil dann die Behörde ein eigenes Budget aus den Gebühren der Industrie erhalten hätte. Die implizite Gefahr zu gro- ßer Industrienähe sieht er nicht. Die AKdÄ und andere Kritiker dieser Idee haben dagegen immer argu- mentiert, dass die Arzneimittelsi- cherheit (Pharmakovigilanz) als öf- fentliche Aufgabe anzusehen und deshalb auch primär öffentlich zu finanzieren ist – glücklicherweise scheint diese Ansicht doch auch weitere Befürworter in der Politik gefunden zu haben.

– Bei der Zulassung soll es weiter- hin nur um „Wirksamkeit“ gehen;

ein obligater Vergleich mit existie- renden Standardtherapien ist sei- tens der Behörde auch in Zukunft wohl nicht vorgesehen. Und was soll heißen, dass ein Medikament, das im Vergleich die beste Nutzen- bewertung durch den G-BA erhal- ten hat, nicht „immer angewandt“

werden müsse? Dies deutet meines Erachtens an, wie fern die Betrach- tungsweise des BfArM auch in Zu- kunft von den tatsächlichen Be- dürfnissen der Hausärzteschaft sein wird, die nämlich nichts so drin- gend benötigt als klare, wissen-

schaftlich belegte Empfehlungen, welches Medikament denn nun Mittel der ersten Wahl sein soll und welches nicht. In anderen Worten, sie wünscht sich Empfehlungen, wie sie zum Beispiel die AKdÄ in ihrem Buch „Arzneiverordnungen“

zu den meisten Wirkstoffgruppen gibt.

Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Kooperation von BfArM und anderen Institutionen im Bereich der Pharmakotherapie in Zukunft entwickeln wird und inwieweit auch die Behörde genötigt sein wird, die tatsächlichen Bedürfnisse der Patienten und Ärzte stärker als bisher zu berücksichtigen.

Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, o. Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, 10557 Berlin D

i a s 1 v S terdesBundesinstit

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